Tag Archiv für Technik

Motorantrieb für Aktiv-Rollstühle

Zumindest, was die manuellen Rollstühle angeht, gab es in den vergangenen Jahren keine wirklich bemerkenswerte Entwicklung mehr. Die Technik ist ziemlich ausgereift, mein Rollstuhl wiegt weniger 9 Kilo und ist dennoch gut belastbar. Die Farbpallette gleicht der von BMW oder Audi und ein Rollstuhlkauf läuft auch ähnlich ab wie ein Autokauf. Bereifung? Sitz? Metalliclackierung?

Nun habe ich aber bei Youtube eine Entdeckung gemacht, die doch so etwas wie eine kleine Revolution darstellt. Es ist der Zinger. Damit lässt sich einem Aktiv-Rollstuhl einen Motor zuschalten und dann geht es über Gras und Unebenheiten, bergauf und was weiß ich. Außerdem ist das Ding ziemlich schnell. Motorisierte Fahrhilfen (mir fällt kein besseres Wort ein) gab es zwar schon, aber die waren nicht abnehmbar und irre schwer und schon gar nicht schnell.

Gerettet von der Feuerwehr

Ich finde, man ist in einer Stadt erst zu Hause, wenn man mal Kontakt zu Polizei und Feuerwehr hatte. Polizei hatte ich ja nun schon, heute war dann die Feuerwehr dran. Ich war wie so oft in Canary Wharf und wollte Bettwäsche aus der Reinigung holen. Da ich keine Lust auf den weiten Weg hatte, wollte ich die DLR von Heron Quays nehmen. Das ist nur eine Station entfernt und die Reinigung ist direkt an der Station.

Ich war kurz vorher schon in Heron Quays angekommen und dachte noch „Boah, was für alte Fahrstühle. Die müssten die mal erneuern.“ Ich stieg also in Lift 2. Nach etwa genau der Hälfte der Strecke, blieb der Fahrstuhl stecken. Es war ein Metallfahrstuhl, der Gott sei Dank ein winziges Fenster hatte. Dieses Fenster sollte mir später noch helfen.

Ich betätigte den Notrufknopf, niemand antwortete. Ich versuchte es immer wieder, ohne Erfolg. Ich rief um Hilfe, aber niemand hörte mich. Die Bahnen waren viel zu laut, die Durchsagen auch. Ich bemerkte sogar, dass Leute versuchten, den Fahrstuhl anzufordern, aber auch die hörten meine Rufe nicht.

Alarm im Lift

Dann schaute ich nach, ob ich Handyempfang habe. Dem kleinen Fenster sei Dank, ich hatte Empfang. Der Rest des Fahrstuhls bestand nur aus Metall. Aber ich hatte nur noch wenig Akkupower. Ich rief also 999 an und eine Stimme fragte mich, mit welchem Dienst ich sprechen wolle. Auf die Frage war ich gar nicht vorbereitet. Und ich sagte nur „Ich stecke im Fahrstuhl und der Alarm geht nicht.“ „Ich verbinde sie zur Feuerwehr“, sagte der Mensch am anderen Ende. Eine Frau meldete sich. Ich sagte ihr, dass ich im Fahrstuhl stecke und der Alarm nicht funktioniere. Sie fragte nach der Adresse. „Die weiß ich nicht, aber es ist die DLR Station Heron Quays Lift 2.“ Sie wiederholte alles und versprach mir, dass die Feuerwehr sofort kommen werde.
Da Artur in der U-Bahn war (wir wollten uns treffen) schrieb ich ihm eine SMS, dass ich im Fahrstuhl stecke und wo ich zu finden bin. Auch für den Fall, dass die Feuerwehr nicht sofort kommt. Den Rest der Akkuleistung wollte ich mir aufheben.

Irgendwann meldete sich eine Stimme aus der Alarmanlage, aber sie hörte mich nicht. War mir dann aber auch egal. Dir Feuerwehr wusste ja schon bescheid.

Ich war nicht sehr optimistisch, was die Definitionder Feuerwehr von „sofort“ anging, aber nach weniger als 5 Minuten rief jemand was von „Fire Brigade“ in den Schacht rein. Dann sagte einer der Feuerwehrmänner, sie seien jetzt da, aber meine Bergung könne ein wenig dauern, weil der Fahrstuhl genau zwischen den Stationen hänge. Das hatte ich schon befürchtet. Er musste schreien, damit ich ihn verstehen konnte. Er fragte mich, wie viele Leute im Fahrstuhl sind und ich schrie wie verrückt, dass nur ich drin sei und dass ich Rollstuhlfahrerin bin.

Nach einiger Zeit schafften sie es, den Lift sanft nach unten zu befördern und die Türen aufzumachen. Und was mich dann erwartete, damit hätte ich nicht gerechnet. Vor mir standen ein Löschzug mit Blaulicht, davor die Besatzung, die Polizei war unterdessen auch da sowie das Sicherheitspersonal von Canary Wharf und ein Verantwortlicher der DLR.

Feuerwehr

Ich war ein wenig überwältigt von dem Aufgebot, aber eigentlich gefasst. Einer der Feuerwehrmänner fragte mich, ob ich okay sei oder ob ich ärztliche Hilfe brauche. Aber ich war soweit okay, wenn auch ein wenig verärgert über den nicht funktionierenden Alarm.

Der Mann von der DLR fragte mich auch noch prompt, ob ich versucht habe, den Alarm zu drücken. Da bin ich dann doch ein wenig ungehalten geworden. Ich habe ihm gesagt, dass erst niemand geantwortet hat und sie mich dann nicht verstanden haben. Und dass er das System dringend in Ordnung bringen soll. Da haben die Feuerwehrmänner gesagt, dass es gut sei, dass die DLR das mal von ihren Kunden hört.

Und dann musste ich ja auch noch Artur abholen, unten in der U-Bahn. Das bedeutete, ich musste also eine Minute nachdem ich aus Lift Nummer 2 befreit wurde, in den Fahrstuhl gegenüber einsteigen. Erst habe ich noch gezögert und dann dachte ich, ich kann mir jetzt keine Fahrstuhlphobie erlauben. Also bin ich eingestiegen und bin auch danach noch ein paar Mal Fahrstuhl gefahren.

Telekomik

Ich bin auch in England nicht um das Magenta-T herum gekommen und nutze T-Mobile als Handyprovider. Der Grund ist, dass ich gerne mit meinem Handy surfe und T-Mobile mit einem Pfund am Tag für Prepaid-Kunden ziemlich preiswert ist.

Als ich vor mehr als einer Woche aus Deutschland zurückkam, konnte ich vor unserem Haus nicht mehr telefonieren. Ich bekam immer die Meldung „Verbindungsfehler“. Sonst konnte ich überall problemlos telefonieren. Ich rief bei T-Mobile an und dort lief schon ein Band, wenn man zu Hause sein Handy nutze (man kann seinen Postcode angeben und telefoniert dann billiger) käme es derzeit zu Störungen. Sie arbeiten an dem Problem.

Am nächsten Tag war das Problem behoben, aber tritt seitdem immer mal wieder auf. Heute habe ich also T-Mobile angerufen, nachdem ich den ganzen Tag zu Hause nicht erreichbar war und auch nicht telefonieren konnte. Der nette Schotte beim T-Mobile-Support hatte auch schon eine Lösung parat. Ihm war das Problem bekannt. Er ging mit mir durch die Menüs des Handys und ließ mich UMTS abschalten. Dann rief er mich an und siehe da, es funktionierte. Das präsentierte er mir dann sogleich als Lösung. Er dachte offensichtlich, ich habe gar nicht gerafft, was er mich da anweist zu tun. Ich sagte ihm, dass das keine Lösung ist, weil ich 1. UMTS nutze und 2. Web and Walk und dies auch zu Hause tun möchte und das auch die letzten 10 Monate wunderbar funktioniert hat. Da war er baff. Morgen soll ich nun seine Kollegen von der Technik anrufen. Er kenne nur diesen Weg der Problembehandlung. Na prima!

iTunes und meine Lebenswirklichkeit

Unternehmen wie Apple sind ja angeblich gewappnet für die Globalisierung. Ich möchte da Zweifel anmelden, denn Apple kommt im Fall von iTunes nicht einmal mit meiner bescheidenen Lebenssituation zurecht.

Ich habe vor ein paar Tagen Karten für das Herbert Grönemeyer-Konzert in London gekauft. Diese habe ich telefonisch bestellt und per Post erhalten. Bei den Tickets lag ein iTunes-Gutschein. Diesen wollte ich gerade einlösen und bekam den Hinweis, dass der Gutschein nur für den britischen iTunes-Store gültig ist (macht ja auch Sinn bei Herbert Grönemeyer – haha). Also bin ich in den britischen iTunes-Store, um den Gutschein einzulösen. Dort war zwar der Gutschein gültig, aber man sagte mir, mein Account sei nur für den deutschen Shop nutzbar. Soll ich mir jetzt für den britischen iTunes-Store einen neuen Account zulegen? Was sagt denn das DRM von iTunes dazu? Und warum muss man im Internet als internationales Unternehmen eigentlich ein Pass und ein Visum verlangen? So komme ich mir nämlich gerade vor. Die Barrieren beim internationalen Onlineeinkauf sind in dem Fall ja fast höher als bei Überqueren der Schengengrenze. Jedenfalls auf Kundenseite. Sonst hat Apple ja keine Probleme, was die Verfügbarkeit meiner Daten international angeht.

Das Geheimnis britischer Ampelanlagen

Ich habe mich in London schon länger gewundert, warum es nur so wenige akustische Ampeln gibt. Auf der einen Seite, sind überall Noppen auf dem Boden, damit sich blinde Menschen orientieren können. Nur über die Straße kommen sie nicht. Es passte irgendwie nicht ganz zusammen. Nun bin ich dahinter gekommen. Es gibt eine nicht hörbare Möglichkeit für blinde Menschen mitzukriegen, ob die Ampel rot oder grün ist.

Das hier ist ein normales Tableau, wie es an jeder Ampel in London zu finden ist. Fußgänger müssen das Signal so gut wie immer anfordern.

Ampel

Unter dem Tableau gibt es allerdings einen kleinen Kegel. Wenn es grün ist, dreht der sich. Blinde Menschen können also ertasten, ob es rot oder grün ist. Ich habe in den vergangenen Tagen Stichproben gemacht, den Kegel gibt es an jeder Ampel, wenn ihn nicht irgendwer abgerissen hat.

Kegel unter der Ampelschaltung

Gefahr für den öffentlichen Nahverkehr

Wenn das so weitergeht, dann bekomme ich demnächst fünf Taxicards geschenkt, um den reibungslosen öffentlichen Nahverkehr in dieser Stadt sicherzustellen. Ich komme mir manchmal vor, als sei ich alleine durch mein Begehren Bus und Bahn zu fahren, ein Risiko für den öffentlichen Personennahverkehr in dieser Stadt. Heute morgen habe ich mal wieder einen Bus außer Gefecht gesetzt. Und es ist nicht der Erste seit ich hier bin.

Die 266, mit der ich nach Willesden Junction fahre, kam ausnahmsweise mal pünktlich. Die Fahrerin fuhr die Rampe aus und ich sah schon, dass der Zustand der Rampe nicht der beste war. Es blieb nämlich eine kleine Stufe, aber das war für mich kein Problem. Ich fuhr also in den Bus, der zu dieser Zeit gut gefüllt war. Es fahren viele Leute diese Strecke, um dann den Zug in die Innenstadt zu nehmen. Als die Fahrerin die Rampe wieder einfahren wollte, ging das nicht komplett. Es blieb immer ein Teil der Rampe draußen. Sie startete den Bus neu, versuchte es manuell. Es war nichts zu machen. Die Rampe ließ sich zwar ausfahren, aber fuhr nicht wieder rein. Das heißt der Bus ist automatisch für die Weiterfahrt blockiert. Wenn die Rampe nur ein bisschen rausschaut, ist der Antrieb des Busses aus Sicherheitsgründen blockiert.

Defekte Rampe des Busses

In solchen Situationen liebe ich die Briten für ihre Geduld. Da meckert keiner. Da blafft Dich keiner an, wieso DU den Bus außer Gefecht gesetzt hast etc. Sie machen einfach nichts, lächeln freundlich und bedauern den Ärger mit der Rampe. Nachdem die Fahrerin ihre Zentrale angefunkt hat und die auch keinen Rat mehr wussten, wurde der Bus als defekt deklariert und alle mussten aussteigen. Damit war der Zug um 9.52Uhr flöten. Wir warteten also alle gemeinsam auf den nächsten Bus. Der wurde dann natürlich umso voller und es hatten sich an den Stationen wegen der langen Wartezeit noch mehr Leute angesammelt.

Eigentlich schreibt Transport for London auf ihrer Internetseite, dass kein Bus das Depot verlassen darf, wenn die Rampe nicht ordentlich funktioniert. Das werde täglich überprüft. Ich glaube an diese Aussage aber nicht so ganz. Manche Rampen sehen aus als seien sie schon Jahre nicht ausgefahren worden. Und das würde mich auch gar nicht wundern. Hier fahren so wenig Rollstuhlfahrer mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dass ich mir das durchaus vorstellen kann. Ich bin seit drei Monaten hier und habe erst ein einziges Mal einen anderen Rollstuhlfahrer im Bus getroffen. Der Nahverkehr käme zum Erliegen, wenn es noch mehr Verrückte wie mich geben würde, die meinen, im Rollstuhl mit Bus und Bahn fahren zu wollen.

Investigative Recherche

Anruf bei der Breitbandinternet-Hotline von Orange.

Ich: Guten Abend. Mein Name ist Christiane. Sie wollten am Dienstag oder Mittwoch meine Leitung testen. Wissen Sie, ich habe seit Wochen Leitungsunterbrechungen etwa alle 15 Minuten.

Orange: Nett, dass Sie anrufen, Christiane. Ich muss Ihnen leider sagen, dass ich leider nicht sehen kann, was der Leitungstest ergeben hat. Die Software ist derzeit defekt.

Ich stell mich dumm: Das ist aber bedauerlich. Wissen Sie, ich will ja auch sicher gehen, dass es nicht an mir liegt. Bin ich denn die einzige Kundin, die das Problem hat?

Orange: Nein. Da kann ich Sie beruhigen. Wir massenweise Kunden mit dem gleichen Problem.

Aber ich mache ja keine IT-Berichterstattung mehr…

Adrenalin

Ich habe bislang lauter Dinge bei BBC gemacht, die ich von der Pieke auf gelernt habe: Themen recherchieren, Leute finden, Sendung vorbereiten. Die Herausforderung ist nachwievor, dass ich das auf Englisch machen muss, aber das wird immer mehr normal. Heute hat mir der diensthabende Redakteur einen 60-minüten Adrenalinstoss verpasst. Ihm fiel 15 Minuten vor der Livesendung ein, dass ich in der Studioregie die Anrufer und Gäste per Telefon zuschalte. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich die Software nur rudimentär kenne, das heißt kannte. Jetzt bin ich fit. Denn das ist richtig Stress: Die Software kapieren, die Leute anrufen, auf die Leitungen verteilen, aufpassen, wann sie fertig sind, verabschieden, die nächsten anrufen. Und zwischendurch noch dem Toningenieur Anweisungen zurufen und Anweisungen vom Redakteur entgegennehmen und vor allem verstehen. Und immer aufpassen, dass keiner aus der Leitung fliegt und rechtzeitig angerufen wird. Und das bei Anrufern aus der ganzen Welt mit teilweise bescheidenen Telefonverbindungen. Es war wirklich Adrenalin pur, aber ich habe es ohne Panne geschafft. Ich hatte immer genug Leute in den Leitungen, die der Moderator ansprechen konnte und zudem auch noch die Richtigen. Livesendungen sind wirklich nichts für schwache Nerven.

Ich habe Internet

Juhu, ich habe Internet. Also, richtiges Internet. Breitband und nicht 56k. Ich hatte Orange am Wochenende ein Complaint geschrieben, bekam eine freundliche, wenig aussagekräftige Mail, sie arbeiten an dem Problem. Und tataaaaa, seit heute geht es endlich. Den Beschwerdebrief habe ich genauso geschrieben, wie ich ihn in Deutschland auch schreiben würde. Es musste ja schnell gehen. Aber vielleicht ist es ja manchmal ganz gut, die deutsche direkte Art zu wählen und dabei freundlich zu bleiben.

Ich wohne bei Starbucks

Ich glaube, ich werde mich in nächsten Wochen bei Starbucks häuslich einrichten, weil mich langsam echt annervt, dass ich keine Internetverbindung habe. Heute kam eine Mail von Orange. Sie bedauern…. Ihre Techniker würden hart an der Problembehebung arbeiten etc. Wie ich solche Schreiben hasse! Jetzt sitze ich bei Starbucks, um meine Mails zu lesen und ein Virenupdate zu installieren. Naja, wenigstens gibts Kakao und den Blick auf den Piccadilly Circus.