Tag Archiv für London

Notting Hill, britische Akzente und Air Canada

Notting Hill

Notting Hill Film Locations – Self-Guided Walking Tour

Sobald das Wetter es erlaubt, mache ich die „Notting Hill“-Tour. Ich liebe den Film und muss schon immer schmunzeln, wenn ich am Hotel „Ritz“ vorbeikomme…

Akzente

A tour of the British Isles in accents – YouTube
Wer dachte, nur in Deutschland würde überall anders gesprochen. Von wegen…

Air Canada

Air Canada apologizes after staff abandoned disabled violinist Itzhak Perlman at Pearson airport | National Post
Air Canada apologizes to Itzhak Perlman | Toronto Star

Dass Airlines behinderte Passagiere nicht immer fürstlich behandeln, ist bekannt. Ist der Fluggast aber behindert und prominent, kann das sehr unangenehm werden, rein pr-technisch.

Dann mach ich’s eben selber

UpDownLondonAls ich vor einiger Zeit in Wien war, zeigte mir Martin Updownvienna.com. Das ist eine Webseite, mit der man auf einen Blick sehen kann, welche Fahrstühle im Wiener U-Bahn-Netz kaputt sind.

Ich wollte so etwas auch für London haben und fing an, Transport for London damit zu nerven. Ich weiß, dass TfL alle seine Lifts überwacht und die Informationen vorliegen hat. Sie lassen sie sogar auf ihre Webseite fließen, aber versteckt in viel Text und schon gar nicht so, dass man es auf einen Blick sieht. Zudem twittert TfL wenn ein Lift außer Betrieb ist, allerdings auch nur versteckt zwischen anderen Tweets. Aus Gründen, die mir bislang verborgen geblieben sind, twittern sie sogar mehr Liftstörungen als sie auf ihrer Webseite erwähnen.

Zu wissen, welche Lifts nicht gehen, ist als Rollstuhlfahrer oder gehbehinderter Passagier bei der Routenplanung extrem wichtig, sonst bleibt man irgendwo vor einem defekten Lift stehen statt einfach eine andere Route nehmen zu können. In London muss TfL zudem ein Taxi zahlen, wenn es keine direkte Buslinie zur Station mit dem defekten Lift gibt. Wenn man also weiß, wo ein Lift kaputt ist, kann man das mit dem Taxi schon gleich an der ersten Station organisieren.

Ein Jahr lang bat ich immer wieder darum, diese Informationen auf der Webseite doch übersichtlicher zugänglich zu machen. Ich sprach mit Managern, Direktoren und alle lächelten mich immer freundlich an „Jaja, machen wir“. Irgendwann lud man mich zu einem Termin ein, die Beta-Version ihrer neuen Webseite anzuschauen. Voller Vorfreude suchte ich nach Liftinformationen und sie waren noch bescheuerter zu finden als zuvor. Wer es mal ausprobieren möchte: Hier klicken und dann jede einzelne Stationsinformation durchlesen. „Auf einen Blick“ geht anders.

Nach einer abendlichen Facebook-Diskussion zu dem Thema dachte ich mir „Dann mach ich’s halt selber“. Ich fing erst an, mit Yahoo Pipes rumzuspielen. Es musste doch möglich sein, die Daten zusammenfließen zu lassen. Das ging auch, aber TfL hat auch einen Open Data-Feed. Nur ich hatte keine Ahnung davon, wie man auf die Daten zugreift und sie auswertet.

Aber ich bin gut vernetzt in London, kenne sehr viele Menschen im Bereich Verkehr, darunter auch ein paar richtige Geeks. Ich mailte meine Transport-Geek-Freunde an und fragte, ob jemand jemanden kennt, der sich damit auskennt. Es dauerte nur wenige Stunden, da meldete sich Kirk bei mir, ein Transport- und Open-Data-Entwickler, der sofort bereit war, mir zu helfen.

Innerhalb von 24 Stunden setzten wir die Webseite UpDownLondon.com auf – in Ahnlehnung und mit freundlicher Genehmigung von UpDownVienna. Er schrieb ein Programm, um die offiziellen Daten auszuwerten und zusätzlich überwacht das Programm die Twitter-Accounts von Transport for London. Uns entgeht so also nichts.

Nach zwei Wochen Probelauf waren wir sicher, dass die Software ordentlich läuft und ich fing an, die Seite zu bewerben. Unser Glück war, dass Londonist die Geschichte aufgriff, ein sehr beliebtes Nachrichtenportal für London. So war es einfach, ganz schnell viele Leute zu erreichen. UpDownLondon läuft jetzt seit ein paar Wochen einwandfrei und die Reaktionen waren ganz toll. Wir bekommen E-Mails von Rollstuhlfahrern, die uns für den Service danken und ich bin zur Stammnutzerin meiner eigenen Seite geworden und stehe seitdem vor keinem defekten Lift mehr. Man muss Dinge einfach manchmal selber machen statt darauf zu warten, dass sie passieren.

Der Countdown läuft

Im Sommer 2012 finden in London die Olympischen und paralympischen Spiele statt. In der Stadt läuft der Countdown. Das Foreign Office, also das britische Außenministerium hat aus diesem Anlass gerade einen Image-Film mit Tanni Grey-Thompson produziert, der derzeit auf den Webseiten der britischen Botschaften zu sehen ist. Darin berichtet die rollstuhlfahrende Sportlerin über das Vereinigte Königreich und wie sich die Einstellung zu behinderten Menschen verändert hat – und natürlich über ihren Sport.

Anmerkung: Da der automatisch generierte Untertitel von YouTube offensichtlich kein britisches Englisch mag und völlig unverständlich ist, habe ich den Text transkribiert (unter dem Video) und das Außenministerium gebeten, ihn ins Video einzubinden.

Text des Videos:

Britain is a pretty good place to be if you are a disabled person in terms of sport where the envy of the world in terms of our support structures, our media coverage, the games that we’re going to be hosting, we’re using as a platform to show the world what we can achieve.

And actually, you know, in the outside world, away from sport, it’s still one of the best countries to be in. Racing is amazing because it’s speed, it’s fair, if you are on a road race you can be going downhill at 50mph, 2ft from the ground. And your breaks don’t really work. It’s exhaustion, it’s elation, so many different things all wrapped up together. And if you’re competing on the track that can happen in 20 seconds. It’s the most amazing thing. But the outside world is so different from that.

My family was so supportive of me during the thing I wanted to do. And they brought me up to believe if somebody had an issue with my impairment it was their problem not mine.

When I was young, literally I couldn’t go out because there weren’t accessible toilets.

Cinemas didn’t allow disabled people in on their own without adults with them. And you look back now and it’s actually quite scary: That was only 30, 35 years ago. And at the time when disability was thought about very differently, they encouraged me to explore and to leave home and to travel, believing that the world would have to change, that it wasn’t me. There was nothing wrong – me being in a wheelchair.

I never set out to try to change the world. I set out to become the best athlete I possibly could. Realisation that I can actually become Number 1 in the world I think took quite a long time to come to me because it was always looking at steps, it was about improve my world ranking, it was making about the next games. When I got older it was when I recognised I had certain strength and been able to trying encourage people to change their attitudes towards disability.

Britain has so much to be proud of in terms of its understanding disabled people. But also in terms of putting disability sport on the map, because it was in Britain that the Paralympic Games began. And sport has really led the way – underpinned by an awful lot of disabled people who’ve helped make it happen. It’s led the way in terms of showing what’s an inclusive world can look on.

The opportunity to host the Olympics and Paralympics in London was one that anybody involved in sport wanted to be part of, because it was about showing the world how good we are organising things. We’re are passionate about sport. We’re passionate about doing things properly, about building lovely venues. But it’s not just that. It’s about how we change the City of London, how we change the rest of the UK.

London – in fact any old city – is huge challenge to adapt and to modernise because there is this sort of amalgamation of different historical and architectural designs. And we have a lot of rules what you can adapt and how you can adapt it. That can be really difficult.

But there has been kind of stat changes either through acts of parliament or just people’s understanding that have made people’s lives easier.

I think if you ask people from outside Britain what we’re like as a nation there might be a thought that we’re resistant to change. But acutually as a country I think we are very dynamic, we are very forward thinking, we are very inclusive, we try to make decisions that are the best for the most number of people. And that’s actually a very exciting country to be part of because we have this huge amount of history and culture. But actually we’re all looking forward to see what we can do in the future to make life better for everybody.

Sister Act barrierefrei

Wir haben Freunden von uns Karten zum MusicalSister Act“ geschenkt und uns für den gleichen Abend auch gleich welche gekauft.

Ich habe extra einen Termin ausgesucht, bei dem die Vorführung mit Audiodiskription läuft. Fast jedes Theaterstück oder Musical, das eine Saison lang in London läuft, wird pro Saison ein- bis zwei Mal mit Audiodiskription, also Beschreibung für blinde Zuschauer, mit Gebärdensprachdolmetscher oder Untertitel aufgeführt. Ein Newsletter und eine Webseite der Londoner Theater informiert regelmäßig, wann es diese Vorstellungen gibt.

Ich habe also im Theater angerufen, ihnen gesagt, dass ich Rollstuhlfahrerin bin und mein Freund blind und ich gerne vier Tickets kaufen möchte. Wir haben ziemlich gute Plätze bekommen. Ein paar Tage vor der Vorstellung bekamen wir einen Brief mit einer CD. Dort war die Beschreibung drauf – zum Vorhören. Im Theater selbst bekam mein Freund, sowie die etwa 15 anderen blinden Besucher einen kabellosen Kopfhörer über den während der Vorstellung die Beschreibungen übertragen wurden. Die Sprecherin beschrieb alles live – wer auf die Bühne kommt, wie das Bühnenbild aussieht etc. Sie kam später auch noch zu den blinden Besuchern und stellte sich vor.

Das Musical war übrigens erstklassig. Wer den Film „Sister Act“ mag, dem wird auch die Theaterversion gefallen. Außerdem ist das Theater, in dem das Musical aufgeführt wird, sehr hübsch.

Wo bin ich eigentlich?

Das ist wohl einer der meist gestellten Fragen von Fahrgästen in Londoner Bussen. Denn es gab bis vor kurzem weder Haltestellenanzeigen noch -ansagen. Man musste immer selber versuchen, einen Blick auf die Bushaltestelle zu erhaschen, um zu sehen, wo man gerade ist. Hatte man sich verirrt, waren die Busfahrer auch keine große Hilfe. Die kennen bei weitem nicht alle Haltestellen, sondern manche sind froh, wenn sie sich währen ihrer Tour durch die Stadt nicht verfahren.

Das hat jetzt ein Ende, denn seit heute haben alle 8000 Londoner Busse eine Haltestellenanzeige und -ansage. Blinden Menschen mussten in London bislang schon sehr abenteuerlustig sein, wenn sie in einen Londoner Bus gestiegen sind, um von A nach B zu kommen. Denn wie gesagt, die Busfahrer waren nicht immer eine Hilfe. Im Gegenteil. Sie gaben teilweise falsche Informationen und der blinde Fahrgast fand sich dann irgendwo wieder, wo er gar nicht hinwollte. Es gab seit ich hier bin diverse Zeitungsartikel mit solchen Geschichten.

Das System iBus funktioniert vollautomatisch und über Satellitenortung weiß das System, wo sich der Bus gerade befindet und wann die nächste Haltestelle angezeigt bzw. angesagt werden muss. Und auch die Leitstelle weiß jetzt wo ihre Busse sind. Es soll ja hier Busfahrer gegeben haben, die fuhren wie und wann sie wollten oder auch gar nicht. Es ist laut Transport for London das derzeit größte Ortungssystem für Fahrzeuge weltweit.

Das ist übrigens ein schönes Beispiel, wie Barrierefreiheit allen Menschen nutzt: Ob Touristen, Fahrgäste, die sich nicht auskennen, blinde oder gehörlose Menschen – alle brauchen Haltestellenanzeigen und / oder -ansagen. Und die Verkehrsbetriebe nutzen das System auch noch zur Ortung ihrer Busse. Damit ist allen gedient.

Google Streetview und die Barrierefreiheit

„Damit kann man doch nichts Sinnvolles machen, sondern nur Unfug“, war der Tenor im Radio hier als Google Streetview online ging. Und ich muss sagen, ich war auch ziemlich baff als ich die Qualität der Bilder gesehen habe. Ich glaube mich sogar auf einem Bild wieder erkannt zu haben. Komisches Gefühl.

Seit heute kann ich aber sagen: „Mir nutzt Google Streetview.“ Heute nachmittag bekam ich eine Einladung zu einer Verstaltung in einem Gebäude, das ich nicht kenne. Ich ging auf Google Maps und dann auf Streetview und konnte sehen, dass ich da höchstwahrscheinlich nicht reinkomme, weil es ein uraltes Gebäude mit Portaltreppe ist.

Heute abend hat mir Google Streetview dann wieder genutzt. Ich bin gerade dabei, die Gegend hier zu erkunden und wollte zum nächst gelegenen Pizza Express-Restaurant. Das ist eine Restaurantkette, die eigentlich ziemlich barrierefrei überall ist. Aber ich kannte das Lokal wie gesagt nicht und schaute mir auf Google Maps an, wo es genau liegt. Dann konnte ich mir mit Streetview den Eingang ansehen, ranzoomen und wusste, ich komme da rein. Ebenerdiger Eingang, mehr muss ich nicht wissen.

Dann habe ich mich gefragt, welcher Bus dort hin fährt und entdeckte vor dem Lokal eine Bushaltestelle. Ich zoomte wieder ran und sah das Schild der Buslinie 321. Die hält auch bei mir und so wusste ich, welchen Bus ich nehmen muss. Ich kannte mich schon aus, ohne da gewesen zu sein. Ich glaube, Streetview wird mir im Alltag wirklich helfen. Denn auf die Information von Leuten bezüglich Barrierefreiheit kann man sich überhaupt nicht verlassen, auch wenn man vorher anruft. Die Leute nehmen gar nicht wahr, dass sie Stufen vor der Tür haben und erzählen dann, sie hätten keine. Jetzt kann ich selber nachsehen…

Londons neuer U-Bahn-Plan

London hat einen neuen U-Bahn-Plan für behinderte Fahrgäste. Man kann jetzt sehen, wie groß die Höhendifferenz zwischen Bahnsteig und Zug ist. Das ist schon mal ein Anfang. Jetzt müssen sie die Differenz nur noch beseitigen.
Ganz einfach zu lesen, ist der Plan nicht. Es wird mit Buchstaben, Farben, Kreisen und Achsen gearbeitet. Kann keiner sagen, behinderte Menschen würden von Transport for London unterschätzt.

Mit dem Taxi auf Kosten der Bahn

Gestern war ich zum einem Abschiedsumtrunk in der Nähe von Kings Cross eingeladen. Hin fuhren wir bis Waterloo und dann mit dem Bus bis Russell Square. Es war relativ weit zu laufen und es regnete irgendwann auch, so dass wir beschlossen auf dem Rückweg mit dem Zug von Kings Cross St. Pancras nach London Bridge zu fahren. Kings Cross lag um die Ecke.

Als wir in St. Pancras ankamen, empfangen uns schon Schilder, dass der Zug am Wochenende wegen Bauarbeiten nicht fahre. Ich ging zu den zahlreich versammelten Mitarbeitern, die alle Leute auf die U-Bahn verwiesen. In die U-Bahn komme ich aber nicht rein, jedenfalls nicht um nach Hause zu fahren. Aber der Mitarbeiter sagte sofort, er werde mir ein Taxi rufen. Das werde First Capital Connect, die Zuggesellschaft, bezahlen. Ich hatte schon öfter in den „Disability Policies“ der Verkehrsgesellschaften gelesen, dass sie bei Bauarbeiten oder nicht barrierefreien Stationen das Taxi bis zum nächsten zugänglichen Haltepunkt zahlen müssen. Ich war relativ skeptisch, wie das in der Praxis funktionieren soll, aber gestern war es dann soweit: Ich fuhr tatsächlich mit dem Taxi nach London Bridge. Wir mussten auch nur 10 Minuten auf das Taxi warten, was für Londoner Verhältnisse sehr wenig ist. Ich konnte später auf dem Display des Fahrers lesen, dass das Taxiunternehmen einen „Urgent, Urgent“-Aufruf an alle Fahrer geschickt hatte. Ein Großkunde benötige dringend einen Wagen.

Super Service, finde ich, und es motiviert die Unternehmen, auf Barrierefreiheit zu achten. Ansonsten muss das Taxi bezahlt werden.

Das Beste (und Schlechteste) an London

Auf besonderen Wunsch veröffentliche ich hier mal meine Top 5, was ich an London liebe und was ich weniger mag.

Top 5 – Das Beste an London

1. Die Menschen – freundlich, hilfsbereit, aus aller Welt
2. Das kulturelle Angebot – ich könnte jeden Abend irgendwo anders hin gehen
3. Das kulinarische Angebot – vom nepalesischen Bringdienst bis zum äthiopischen Restaurant
4. Kent – ist um die Ecke und immer einen Ausflug am Wochenende wert
5. Sunday Roast – würde ich wirklich vermissen, wenn ich wieder weg müsste

Top 5 – Was an London nervt

1. Die öffentlichen Verkehrsmittel – unpünktlich, kalt, überfüllt, teilweise nicht barrierefrei
2. Die Mietpreise – und nicht nur das, Mieter haben hier relativ wenig Rechte
3. Handwerker – kommen nie, wenn man sie braucht
4. Die ständigen Probleme mit Heizungen, Wasserversorgung etc. und dazu noch zugige Fenster – ich bin eh so ne Frostbeule und sitze ständig in kalten Räumen (nicht bei mir zu Hause, aber sonst überall)
5. Die Alkoholkultur – ich finde Besoffene am Wochenende ziemlich anstrengend

Zwei Jahre London

Heute vor zwei Jahren bin ich in London angekommen und bin in meine erste Wohnung hier eingezogen. Zwei Jahre – meine Güte, wie die Zeit vergeht!
Ich kenne immer noch nicht alle Ecken der Stadt. Das wird wohl auch noch 10 Jahre dauern. Aber ich finde London immer noch so toll wie am Anfang.

Link: Wir sind Helden - Gekommen um zu bleiben