Wer einen Krankenwagen ruft, geht davon aus, dass die Sanitäter alles tun werden, um das Leben des Menschen zu retten. In England gibt es gerade Entsetzen darüber, dass eine Krankenwagenbesatzung bei Ankunft wohl entschieden hat, der Mann sei nicht wert, gerettet zu werden. Der Mann war behindert, sein Haus in ungepflegtem Zustand. Er hatte noch selber 999 angerufen, weil er glaubte einen Herzinfarkt zu haben. Der Mensch in der Leitzentrale unterhielt sich mit ihm bis zum Eintreffen der Sanitäter. Inzwischen war der Mann ohnmächtig geworden, aber die Telefonverbindung stand noch. Und so konnte die Zentrale mit anhören, wie die Sanitäter sich über den Zustand des Hauses unterhielten und den Mann sterben ließen anstatt ihm zu helfen. Sie sollen auch gesagt haben, man werde später angeben, der Mann sei bei Eintreffen schon tot gewesen. Da es sich um einen Anruf bei 999 handelte, ist das Gespräch aufgezeichnet worden. Nun ermittelt die Polizei.
Seit Monaten kann man keine Zeitung aufschlagen ohne irgendetwas pro aktive Sterbehilfe bei behinderten und kranken Menschen zu lesen. Radiomoderatoren verkünden, sie wollten lieber sterben als behindert zu sein. In solch einem Klima glaubt vielleicht der ein oder andere, er sei auf der richtigen Seite, wenn er einem „sowieso schon behinderten und alten Mann“ nicht mehr hilft. Liz Carr hat einen sehr guten Artikel im Guardian dazu geschrieben, wie behinderte Menschen derzeit in den Medien dargestellt werden – als Superhelden bei den Paralympics oder als lebensmüde Sterbehilfeaktivisten.
[…] Nicht wert, gerettet zu werden Christiane Link über einen Fall in England, bei dem zwei Rettungssanitäter entschieden haben, ein alter, behindertet Mann sei es nicht wert, gerettet zu werden, und über die diskursiven Hintergründe. (tags: behinderung england uk krankheit alter skandal medizin sterbehilfe körper) […]
in Doofland hörte ich davon noch nicht, was nicht heisst, dass ich es mir nicht vorstellen könnte.
Allerdings sind RollstuhlfahrerInnen es hier nicht „wert“, im Bus, der Ubahn, der Sbahn etc. mitgenommen zu werden. Die wenigsten Öffis sind barrierefrei – immer noch, trotz aller Wirhabenbehindisdochlieb-Äußerungen.
Das ist echt schon ein dicker Ding… in diesem Fall werden vll wenigstens die richtigen zur Rechenschaft gezogen. Ich glaube da gibt es genügend Fälle in denen so etwas nie rauskommt…
In der Mopo stand in einer kleinen Box was ueber den Fall. Allerdings wurde dort seine Behinderung nicht angefuehrt, sondern dass sich die Sanitaeter beim Betreten der Wohnung ueber die Unordnung unterhalten hatten.
Das Rollstuhlproblem im Hamburger Verkehrsnetz ist leider ziemlich übel ich habe noch nirgends einen Plan gefunden, an dem die Haltestellen mit Fahrstuhl angezeigt werden, was ich ziemlich schwach finde.
Dieser Vorfall in England ist einfach kras, dazu gibt es keine Worte…
[…] Nicht wert, gerettet zu werden Christiane Link über einen Fall in England, bei dem zwei Rettungssanitäter entschieden haben, ein alter, behindertet Mann sei es nicht wert, gerettet zu werden, und über die diskursiven Hintergründe. (tags: behinderung england uk krankheit alter skandal medizin sterbehilfe körper) […]
Ich denke mal Behinderte sind doch genauso Menschen wie andere auch, warum werden immer nur solche Unterschiede gemacht? Eine Behinderung kann jeden von uns treffen, genauso die zwei Sanitäter aus England, dann würde mich mal interessieren wie sie das finden würden, wenn sie so behandelt werden. Solche Menschen sind es nicht wert den Beruf des Sanitäters auszuüben.
Ich finde so eine Aussage, dass ein Mensch es nicht wert wäre, gerettet zu werden, absolut nicht in Ordnung. Denn jedes Leben ist es wert. Es ist egal, ob die Menschen an einer Behinderung leiden oder gesund sind. Es ist auch egal, in welchen Wohnungen oder Häusern sie leben. Ich finde so was wirklich schon sehr krass. Mir tut vor allem dieser Mann leid. Der kann doch nichts dafür. Ich hoffe, dass man solche Vorfälle in Zukunft minimiert und ganz streichen kann, weil sie nicht mehr vorkommen.
Da fehlen mir echt die Worte … unglaublich :-(
Die Aussage: „Man wolle liebe tot, als Behindert sein!“ Ist ja mal sowas von „nur“ daher gesagt! Sich an den letzte Strohhalm zu klammern ist der Überlebenstrieb jeden Menschen und gut so!!!
Auch wenn man sich das vorher nicht vorstellen kann – Life goes on (für die Briten unter uns)
Gruß Pierro
Bevor man über die in England vorhandene Diskussion über unwertes oder wertes Leben befindet, sollte man (und frau auch…) erst mal hier im eigenen Land die Selektion über wertes oder unwertes Leben -die hierzulande längst wie selbstverständlich über die pränatale Untersuchung vor der Geburt schon stattfindet- abstellen.
Dort regen wir uns auf über solche Vorfälle zweier wohl äußerst primitiv denkender Rettungssanitäter, hier wird schon lange wieder zwischem wertem und unwertem Leben unterschieden und entschieden!
Aufwachen, die Diskussion um notwendige Operationen bei alten Menschen ist auch in England entstanden und findet sicher auch den Weg zu uns !
Hallo User,
mir fehlen die Worte. Das will bei mir was heiße, ich werde das Thema bei uns in Forum mal richtig durchkauem, da wir bei uns in den Forum in der Regel alle eine Behinderung haben.
Das errinert mich an das 3 Reich, dort wurden Leute mit meiner Behinderung getötet ohne wenn und aber. Wir haben das also noch nicht so lange überwunden.
Aber das Sanis das duchziehen, schockt mich sehr.
Bis dann
LG von Richter169
Ich finde das unverschämt. Also da geht mir alles auf, wenn ich so etwas lesen muss. Wie können die Menschen denn nur so denken? Wie können die Menschen nur so handeln? Ich kann es echt nicht verstehen. Wir sind doch alle irgendwo gleich und wir sollten doch auch alle gleich behandelt werden und warum werden dann doch noch solche Unterschiede gemacht? Ich weiß nicht, aber da muss dringend was passieren, denn so kann es wirklich nicht weiter gehen auf diesem Planeten.
Eigentlich traurig, das es sowas heutzutage gibt und behinderte Menschen als Menschen dritter Klasse betrachtet werden. Das kann jeden treffen und daher sollte man solchen Leuten genau Respekt gegenüber bringen wie anderen Menschen.
@Andreas: Da hast du vollkommen recht. sehr krasse sache
Es wird auch immer mehr treffen, die pflegebedürftig sind (vielleicht nicht unbedingt klassisch „behindert“, aber die Konsequenzen sind sehr ähnlich). Es sagt eigentlich alles, dass es immer wieder medial den Vorschlag gibt, HartzIVer für den Pflegedienst einzusetzen, aber niemand käme auf die Idee, sie als Fluglotsen zu nutzen…
Die eigentliche Geschichte ist ein Skandal und führt hoffentlich zu Konsequenzen.
Dein Kommentar zu Radiomoderatoren und Co finde ich interessant. An sich ist der Standpunkt vertretbar, finde ich, auch wenn man selbst nicht der Meinung sein muss. Es kommt wie so oft darauf an, was im „Subtext“ steht: Was genau ist mit Behinderung gemeint etc.