Hat Euch schon mal jemand gebeten, einen Nachweis zu erbringen, dass Ihr noch lebt? Ich habe heute ein Schreiben bekommen, in dem mich die Allianz-Versicherung auffordert, einen solchen Nachweis zu erbringen. So schreiben die das natürlich nicht, sondern bitten um die Rücksendung eines Formulars, in dem eine offizielle Behörde oder die Hausbank bestätigt, dass man dort persönlich war. Hintergrund sind Leistungen, die ich bekomme, weil ich ja durch den Fehler eines Arztes querschnittgelähmt bin. Der Arzt ist bei der Allianz berufshaftpflichtversichert.
Die legitimierten Behörden befinden sich natürlich alle in Deutschland, wo ich erstmal nicht bin. Nun nehme ich an, dass mir die Deutsche Botschaft in London auch bestätigen würde, dass ich am Leben bin. Aber soweit ich weiß, ist die Deutsche Botschaft in London nicht barrierefrei. Die Allianz will also, dass ich einen Nachweis erbringe, den ich aber nur mit viel Umstand erbringen kann, weil die Ursache, für die sie selber zahlen, mich daran hindert, in die Behörde zu gehen. Das ist ein wenig zynisch und grotesk, aber meine Realität.
Und dann stellt sich die Frage, warum die Allianz auf die Idee kommt, dass ich tot sei. Ich bin 30! Aber vielleicht ist das ja auch versicherungsmathematisches Wunschdenken. Und wo kommen dann die Rollstuhl-Reparaturrechnungen her, die ich Ihnen regelmässig schicke?
Aber wenigstens weiß ich jetzt, wie der Slogan „Eine Allianz fürs Leben“ gemeint ist.
> Und dann stellt sich die Frage, warum die Allianz
> auf die Idee kommt, dass ich tot sei. Ich bin 30!
Es gibt immer wieder Fälle, daß Renten oder Zahlungen aus Haftpflichtfällen wie bei Dir einfach weiterkassiert werden, obwohl der Bezugsberechtigte schon längst tot ist.
Ich kann schon verstehen, daß die Allianz da ab und zu mal sicherstellen möchte, daß es Dich überhaupt noch gibt. Die Haftpflichtversicherung ist zwar dafür da, zu zahlen, wenn ein Arzt Mist gebaut hat, aber das heißt ja nicht, daß sie es gerne tut – und schonmal gar nicht, wenn es dann auch noch unberechtigt ist.
> Und wo kommen dann die Rollstuhl-Reparaturrechnungen
> her, die ich Ihnen regelmässig schicke?
Ich glaube, regelmäßig Rollstuhl-Reparaturrechnungen an die Versicherung zu schicken, lernt man in der Versicherungsbetrüger-Grundausbildung im Fach „Kunstfehler-Ärztehaftpflicht“…
…hast Du denn mal bei der Allianz angefragt, ob Du Dir Dein Leben nicht auch von einer englischen Behörde bestätigen lassen kannst?
Lol. Der letzte Satz war gut. :-)
@Thomas
Ich wehre mich dagegen, dass jedem Bürger grundsätzlich erstmal unterstellt wird, er würde betrügen. Und dann auch noch bei so komplizierten Fällen wie Arzthaftungsrecht. Da sucht man sich doch ein weniger kompliziertes Betätigungsfeld wie Hausratversicherung oder sowas.
Ich stehe in regelmässigem Kontakt mit der Allianz und Rollstuhlrechnungen fallen nicht vom Himmel. Und dann kommt noch die Sache mit meinem Alter hinzu. Wie wahrscheinlich ist es also, dass ich mit 30 1. tot bin und 2. umringt von betrügerischen Angehörigen, die Gott und der Welt vorgaukeln, dass ich noch lebe?
Und was die Behörden angeht: Selbst wenn die Allianz eine Bestätigung einer britischen Behörde akzeptieren würde (von welcher überhaupt, hier gibt es kein Einwohnermeldeamt?), dann wird die britische Behörde kaum gewillt sein, ein deutsches Formular auszufüllen.
Behörden und Versicherungen können… eigen sein. Neulich habe ich von der Rentenversicherung eine Aufforderung erhalten, ich solle eine Kopie meiner Geburtsurkunde schicken.
Strange.
Das riecht mir sehr nach der Denke, dass sogenannte „Behinderte“ alle siech und sterbenskrank sind – also mehr dem Tode zugehörig als dem Leben, in immerwährendem Leiden verfangen und aufs Sterben wartend.
Da ist doch klar, dass „30“ nicht heisst: mitten im Leben, sondern: vielleicht ja schon dem Elend erlegen.
Fordere doch von der Allianz einen – natürlich von einer englischen Behörde ausgestellten – die Existenz der Allianz bestätigenden Nachweis an.
Ich nehme an dass das weniger eine Frage ob behindert oder nicht ist, sondern tatsächlich grundsätzlich Betrügerei unterstellt wird. Und ich denke das geht auch gefühlvoller als mit einem Lebendnachweis.
[…] Heute war ich bei der Deutschen Botschaft, um mir bestätigen lasse, dass ich noch lebe. Ich hatte durch eine Stichprobe im Freundeskreis schon rausgefunden, dass die Botschaft wahrscheinlich nicht barrierefrei ist – mehr als fünf Leute haben übereinstimmende Angaben gemacht. Ich war dann doch sehr überrascht, dass ich dann ein Rollstuhleingangsschild samt Klingel sah und habe geklingelt. Es meldete sich eine Stimme, die mir sagte, dass der Eingang mir nichts nutze, der führe nur in den nicht-öffentlichen Bereich, der mit dem öffentlichen Bereich, also der Konsularabteilung, nicht stufenlos verbunden sei. Ein Schäuble-Eingang also, falls er mal nach London kommt, aber kein Eingang für mich. […]