Was derzeit in Großbritannien los ist, lässt hier niemanden kalt. Und dennoch musste ich am Wochenende chronisch den Kopf schütteln als ich die London-Korrespondenten der deutschen Fernsehsender sah. Die Stadt sei in heller Aufregung, Menschen hätten Angst mit der U-Bahn zu fahren. Nicht davon stimmte. Ich bin noch am gleichen Tag U-Bahn gefahren. Die war so voll wie immer – mit Londonern und Nicht-Londonern.
Die Menschen reden natürlich über die Anschläge und es gibt erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in der ganzen Stadt. Aber viele sind sich einig, dass man jetzt gerade weitermachen muss und sich niemand Angst einjagen lassen soll. Dafür müsse man um so aufmerksamer sein. Und ich glaube, das sind die Leute auch. In meinem Bus hing heute morgen schon ein neuer Hinweis, herrenlose Gepäckstücke zu melden. Auch den Humor haben die Briten nicht verloren. Ein Kollege meinte als er die Bilder vom Picadilly Circus sah: „Also klar ist ja wohl eines: Briten wollten die nicht treffen. Am Picadilly Circus trifft man jeden, aber keine Briten.“
Ich möchte an dieser Stelle mal Konstantin zitieren:
„Dies ist London. Wir haben Erfahrung mit Bomben. Schon vergessen? Und wie jedesmal werden wir damit umgehen, wie es zivilisierte Menschen tun. Wir werden uns um die Verletzten kümmern und um die Toten trauern und die Schuldigen suchen. Und mit jeder neuen verdammten Bombe werden wir uns daran erinnern, dass Toleranz und Offenheit zu den wichtigsten Tugenden gehören. Wir sind stolz darauf Londoner zu sein. Wir werden zusammenhalten.“ Recht hat er!
Von einer angeblichen Hysterie habe ich hier in Deutschland aber auch nix mitbekommen. Hängt vielleicht davon ab, woher man seine Informationen bekommt; ob aus der Boulevardpresse und ähnlichen Fernsehsendern oder eben über seriösere Wege.
Von welchem Sender waren denn die Korrespondenten? Das finde ich nicht ganz unerheblich.
Von ARD und ZDF. Kann mich nicht mehr an die Ausgaben erinnern. Aber das ZDF sprach von „Schockzustand“, wenn ich mich recht erinnere. Davon kann wahrlich nicht die Rede sein.
Ui, das hätte ich jetzt nicht erwartet!
Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass Großbritannien „Erfahrung“ mit langjährigem und großflächigem Terror hat (IRA) und deshalb etwas lockerer auf solche Ereignisse reagiert? Keine Ahnung, ob da was dran ist, war nur so ein Gedanke, der mir kam.
Schreien hätte ich können als sie einen Deutschen zeigten der meinte er würde jetzt immer einen Bogen um parkende Autos machen. Haja, genau. Macht nen Unterschied ob man einen Meter weg ist oder auf der anderen Straßenseite geht.
Panik ohne jede Logik.
Meine Worte!
Ich werde nächste Woche auch einen Tag in London sein. Angst? Wovor? Dass ich auf der Fahrt zum Flughafen einen Verkehrsunfall habe, ja. Angst vor ner Bombe in London? Nein!
Schockzustand? Klar redet jeder drüber, aber weniger Leute hab ich am Sonntag in der City nicht gesehen. Die Underground is crowded as f‘ äh – usual…
Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass britische „Gelassenheit“ hier sehr gut rüber kommt. Das große Echo hier geht von „nicht unterkriegen lassen“ bis „wir brechen nicht in Hysterie aus“. Von Massenpanik habe ich in hiesigen Medien nichts vernommen. Ein Kommentar sprach lediglich davon, dass der neue Premier eine „unglückliche Figur“ mache.
Also, der Kollege scheint wohl auch kein Brite (oder zumindest kein Londoner) zu sein: Auch am Picadilly Circus trifft man Briten (Engländer!) :-)
Beste Grüße übrigens, liebe Kollegin, ich war am Wochenende bei meiner „Family“ in London :-)
Und ich schüttle überhaupt nur den Kopf über diesen ganzen Anti-Terror-Kram. Haben die Briten ihrem Ex-PM, Mr B(L)iar, zu verdanken, jetzt müssen sie halt damit leben – und das tun sie ja auch – auf britische (englische!) Art – ganz gut, oder?