Die Christoffel-Blindenmission (CBM) hat offensichtlich mehrere Jahre lang mit einer herabsetzenden Darstellung von blinden Menschen für Spenden geworben – ohne dass sich jemand darüber aufgeregt hätte. Auf den Plakaten der Kampagne ist ein blinder Afrikaner zu sehen, der Geldschlitze statt Augen hat.
Nach Protesten von blinden Menschen, hat die CBM die Kampagne nach eigenem Bekunden jetzt eingestellt.
Mir war die Werbung 2004 schon aus einem anderen Grund aufgefallen: Der Slogan „Blindheit ist heilbar“ neben einem Artikel über Peter Singer. Allerdings konnte ich online bei der kleinen Werbung nicht erkennen, dass es sich bei den Augen um Geldschlitze handelt (wahrscheinlich auch, weil ich es für völlig abwegig hielt). Ich dachte, es sei eine Brille.
Grundsätzlich stehe ich Spendenorganisationen, die mit Mitleid werben sehr kritisch gegenüber. Wie soll da Hilfe auf gleicher Augenhöhe möglich sein, wenn man die Hilfsempfänger als arme bemitleidenswerte Geschöpfe darstellt? Was die CBM allerdings gemacht hat, geht noch darüber hinaus. Sie setzt nicht nur auf Mitleid, sondern stellt blinde Menschen als Spardosen dar. Wer so ein Bild von blinden Menschen verbreitet, kann nicht erwarten, dass behinderte Menschen diese Organisation noch in irgendeiner Weise unterstützen – weder finanziell noch ideell.
Update: Bei BIZEPS-INFO gibt es noch weitere Hintergrundinformationen zu der Geschichte, samt Links zu Interviews von Jens Bertrams, unter anderem mit einem blinden Entwicklungshelfer. Die Pressemitteilung zum Start der Kampagne findet sich noch beim Presseportal. Dort ist zu lesen, dass die Kampagne aus dem Hause BBDO stammt. Und beim Gesamtverband Kommunikationsagenturen kann man nachlesen, dass BBDO für diese Kampagne einen Preis bekommen hat: Den Social Effie in Bronze. Die „Fallbeschreibung“ ist auch sehr lesenswert. Und auch, wer Mitglied der Jury 2005 war.