Gestern bin ich das erste Mal nicht als Letzte aus dem Flugzeug. Normalerweise müssen Rollstuhlfahrer immer warten, bis alle anderen aus dem Flugzeug sind. Diesmal musste ich nicht warten, und das kam so: Wir sind ja über Manchester nach Philadelphia geflogen. Als ich den Eingangsbereich der Maschine (Airbus 330 von US Airways) sah, ahnte ich schon, dass das Flugzeug relativ großzügig geschnitten ist. Und ich hatte Glück, da ich einen Platz in der Nähe des Eingangs hatte, konnte ich mit meinem Rollstuhl bis hinter meinen Sitz fahren, mich auf die Armlehne des Sitzes setzen und einfach rüberrutschen. Dann entdeckte ich noch einen relativ großzügigen Schrank, in den mein Rollstuhl passte. Die Crew schaute zwar etwas ungläubig („Wheelchairs don’t fit in here„), aber wir belehrten sie eines besseren. Ohne Hinterräder passte der Rollstuhl in den Schrank. So konnte ich sogar meinen eigenen Rollstuhl nutzen, um zur Toilette zu gehen. Im Flugzeug! Die Toilette lag direkt hinter unseren Sitzen.
Als wir dann in Philadelphia ankamen, haben wir den Rollstuhl aus dem Schrank genommen, ich habe mich rein gesetzt und bin relativ früh an der Immigration gewesen und das völlig ohne Assistenz. Das hat uns zwar nichts genutzt, weil wir dann noch rund eine Stunde auf unser Gepäck warten mussten. Aber die Geschichte zeigt, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, Flugzeuge barrierefreier zu machen als sie es heute sind: Man gibt Rollstuhlfahrern Sitze in der Nähe der Tür, schafft einen Schrank, in den zumindest klappbare oder Rollstühle mit abnehmbaren Hinterrädern passen. Dann hat diese Bordrollstuhl-Prozedur mal ein Ende.
Von Philadelphia habe ich bislang noch nicht viel gesehen. Aber ich ahne, was ich mir unter den „Streets of Philadelphia“ vorzustellen habe. Ich dachte schon mehrfach seit der Ankunft, dass Kärcher mit seinen Hochdruckreinigern hier ein Vermögen verdienen könnte, wenn nur mal jemand den Bedarf deren Nutzung erkennen würde.
Ich wünschte, es wäre so einfach, wie Sie es schreiben: keine Bordrollstühle, sondern Stauschränke und breitere Gänge. Glauben Sie mir, ich als gehendes Kabinenpersonal finde es selbst unzumutbar für Rollstuhlfahrer, so lange zu warten, bis endlich der permanent überlastete Betreuungsdienst auftaucht. Am liebsten würde ich mich andauernd für die Warterei bei den entsprechenden Passagieren entschuldigen. Hilft aber nix. Die Airlines denken nur vom wirtschaftlichen Aspekt aus. Sitzladefaktor heißt das Zauberwort. Maschinen werden immer enger bestuhlt, sodass selbst unsere schmalen Wägen nicht mehr problemlos durch die Gänge zu schieben sind, ohne an den Sitzen hängenzubleiben.
Worauf ich neugierig wäre: ein paar Tipps für mich als Personal, wie ich es Ihnen als Rollstuhlfahrer leichter machen könnte. Ich bin da meist unbeholfen und frage entsprechend nach. Und den Eintrag mit dem verklemmten Bordrollstuhl habe ich mit Interesse gelesen.