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Notting Hill, britische Akzente und Air Canada

Notting Hill

Notting Hill Film Locations – Self-Guided Walking Tour

Sobald das Wetter es erlaubt, mache ich die „Notting Hill“-Tour. Ich liebe den Film und muss schon immer schmunzeln, wenn ich am Hotel „Ritz“ vorbeikomme…

Akzente

A tour of the British Isles in accents – YouTube
Wer dachte, nur in Deutschland würde überall anders gesprochen. Von wegen…

Air Canada

Air Canada apologizes after staff abandoned disabled violinist Itzhak Perlman at Pearson airport | National Post
Air Canada apologizes to Itzhak Perlman | Toronto Star

Dass Airlines behinderte Passagiere nicht immer fürstlich behandeln, ist bekannt. Ist der Fluggast aber behindert und prominent, kann das sehr unangenehm werden, rein pr-technisch.

Reisen wie Gott in Frankreich

Ich gebe zu, mein Verhältnis zu Frankreich ist schon länger nachhaltig gestört. Nicht erst seit Sarkozy. Ich bin an der französischen Grenze aufgewachsen, meine Eltern hielten es für ne prima Idee, jedes Jahr nach Frankreich in Urlaub zu fahren, mich in einen Kindergarten mit Französischangebot zu schicken, gefolgt von einer Grundschule mit Französisch auf dem Lehrplan und einer Orientierungsstufe in der 5. und 6. Klasse mit 7 Stunden Französisch in der Woche. Es hat alles nichts genutzt, Frankreich und ich mögen uns nicht besonders. Und die französische Sprache spreche ich nur, wenn es sein muss und dann sehr schlecht.

Aber ich gebe dem Land immer mal wieder eine Chance. Und ich muss zugeben, gerade im Bezug auf Barrierefreiheit, hat sich in den letzten 20 Jahren echt was getan, wenn man bedenkt, dass es dort selbst in manchen Touristenzentren und an Raststätten lange nicht einmal Behindertenparkplätze gab. Das ist vorbei und man kann mit etwas Abenteuerlust durchaus auch als behinderter Mensch nach Frankreich fahren.

Vor kurzem war ich zum ersten Mal in meinem Leben in Lyon. Um es vorweg zu sagen, Lyon ist eine relativ barrierefreie Stadt, obwohl sie sehr alt und sogar UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die U-Bahn ist total barrierefrei, alle Busse, die ich genutzt habe auch. Es gibt überall öffentliche barrierefreie Toiletten und man findet auch zugängliche Restaurants etc. Das Hauptproblem dieser Reise war der Flughafen und sein Personal, was ich wirklich erstaunlich finde, denn immerhin sind die EU-Vorschriften für behinderte Reisende auch für Lyon gültig.

Ich kam mit British Airways in Lyon an und mein Rollstuhl war nicht da. Man hatte ihn statt an die Flugzeugtür zu bringen, aufs Gepäckband gelegt. Das ist kein Platz für einen Rollstuhl. Ich bat also die Mitarbeiter des Flughafens und die Rampenagentin von BA, mir meinen Rollstuhl zu holen. Als Antwort erhielt ich „Es gebe kein Personal.“ Das war umso erstaunlicher als dass nicht weniger als vier Leute gekommen waren, um mich aus dem Flugzeug zu holen. In Frankreich muss Vollbeschäftigung herrschen.

Sie brachten mich also auf dem Bordrollstuhl – weil ich mich weigerte mich in einen anderen Rollstuhl zu setzen – zum Gepäckband, das keine 200 Meter entfernt war. Auf meine Frage hin, warum niemand den Rollstuhl geholt hat, wenn die Wege doch so kurz sind, antwortete der Mensch vom Flughafen: „Das ist nicht mein Job!“ Reisen wie Gott in Frankreich.

Wir wollten mit der Bahn in die Stadt fahren und standen erst einmal vor einem leeren Fahrstuhlschacht. Da der Flughafenbahnhof einem Monumentalbau gleicht und die Wege entsprechend lang sind, hatten die Architekten zwei Fahrstühle vorgesehen. Jeweils einen an beiden Enden. Unserem Ende war wohl der Sparzwang zum Opfer gefallen und so mussten wir etwa 1500 Meter Umweg in Kauf nehmen.

Später traf ich dann einen ebenfalls rollstuhlfahrenden Freund, der mir sagte, er sei nach Genf geflogen. Französische Flughäfen meide er. Ich verstand sofort, warum.

Ich war also nicht sehr begeistert als es wieder Richtung Flughafen ging. Das Personal hatte sich weder durch Freundlichkeit noch Kompetenz hervorgetan. Das sollte auch so bleiben. Aber der Abflug übertraf die Ankunft bei weitem. Ich bekam Kontakt zur französischen Polizei.

Zuerst einmal brachte mich der Flughafenmitarbeiter zu einem falschen Sicherheitsbereich. Das merkte er aber erst als schon Laptop, Taschen, Jacken etc. gescannt waren. Man freut sich ja, wenn man das Prozedere gleich zwei Mal machen darf. Beim zweiten Band legte ich also wieder die Sachen aufs Band, rollte durch den Metalldetektor und werde dann normalerweise per Hand durchsucht. Von meinem Rollstuhl wird dann eine Staubprobe genommen, unter dem Mikroskop untersucht und ich kann gehen. In Lyon passierte gar nichts. Man ließ mich warten ohne mir zu sagen, was das Problem ist. Die Sicherheitsmitarbeiterin fühlte sich nicht für mich zuständig und so stand ich erst einmal dumm rum.

Zu meiner großen Überraschung kam dann die Polizei. Die anderen Passagiere schauten mich an als sei ich eine Terroristin. Hätte ich wahrscheinlich auch so gemacht, das Aufgebot war groß genug, um das zu glauben.

Sie fragten mich nach meiner Staatsangehörigkeit und meinem Wohnort. Ich sagte, ich sei Deutsche, zeigte ihnen meinen Pass und dass ich in London lebe. Dann durfte ich zu meiner großen Überraschung meine Tasche vom Band nehmen. Das darf man normalerweise nicht, wenn man noch nicht untersucht wurde. Man könnte ja einen gefährlichen Gegenstand hinein tun.

Ich nahm meine Tasche mit und sollte der Polizei in einen abgetrennten Raum folgen. Warum und was genau das Problem ist, wurde mir nicht gesagt. Man fragte mich, ob das mein eigener Rollstuhl sei. Auf meine Antwort mit „Ja“ gab man sich grübelnd und hilflos.

Im Raum anwesend waren eine Polizistin und jemand vom Sicherheitsdienst des Flughafens. Dann fragte man mich peinlich berührt, ob sie mal unter meinen Rock schauen dürfen. Ich lachte und hob meinen Rock bis zu den Knien an. Ich wusste immer noch nicht, was das alles soll. Und dann passierte etwas, was mir klar machte, die hatten keine Ahnung, was sie da tun: Man ließ mich einfach gehen.

Niemand hatte mich angefasst oder meinen Rollstuhl untersucht. Man war einfach nur überfordert. Das ist mir zum letzten Mal vor 15 Jahren in Tunesien passiert. Und so kam es, dass ich im Jahr 2010 mitten in Europa ungeprüft in ein britisches Flugzeug steigen durfte. Von wegen Terrorhysterie! Offensichtlich ist der Umgang mit behinderten Menschen noch Angst einflössender bei manchen Menschen als die Angst vor einem Terroranschlag. Das ganze Verhalten ist umso erstaunlicher, hat die EU den Flughäfen doch aufgelegt, ihre Mitarbeiter im Umgang mit behinderten Fluggästen zu schulen. Wenn die Sicherheitsleute nicht geschult werden, wer dann?

Live aus Berlin

Ich bin gestern morgen aufgewacht und dachte mir, es wäre doch im Sinne der Transparenz (und zu meinem eigenen Vergnügen) eine gute Idee, von der Fachkonferenz „All inclusive – ökonomische Chancen im Luftverkehr für alle“ in Berlin auf der ILA live zu bloggen. Es gibt so wenige behindertenpolitische Konferenzen, von denen jemand live bloggt, und ich ändere das jetzt mal. Die Schilderungen sind subjektiv, aber ich bemühe mich, die Fakten so gut wie möglich rüberzubringen.

[10:24] Es ist knallheiß im Raum. Die Mehrheit der Teilnehmer wird eh schon ziemlich k.o. hier ankommen – zumindest wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmittel angereist sind. Das Konferenzzentrum ist eine halbe Wanderung von Flughafen bzw. der S-Bahn entfernt. Dazwischen liegt eine ziemlich steile Rampe.

[10:26] Frau Waclawcyk vom Bundesverkehrsministerium erklärt die EU-Verordnung 1107/2006. Sie weist darauf hin, dass man sich bei Beschwerden erst an die Airline, nicht ans Luftfahrtbundesamt wenden soll. Es gibt dafür ein Standardformular.

[10:29] Ein Freier Journalist des Stern meldet sich und fragt, wieso man behauptet, die Fluggesellschaften würden das alle umsetzen. Manche hätten nicht einmal ihre AGB geändert und würden immer noch Geld für den Transport eines zweiten Rollstuhls verlangen. Zudem sagt er, es würde keinen Sinn machen, sich ans LBA zu wenden, wenn die bei der Umsetzung zivilrechtlicher Forderungen nicht behilflich sind.

[10:45] Unsäglich schlechter Auftritt durch das Bundesverkehrsministerium, die sich wie ein Industrievertreter aufführen und dabei bin ich mir sicher, die Luftfahrtindustrie tritt professioneller auf. Die Rednerin legt Statistiken vor über die bislang eingegangenen Beschwerden. Sechs Beschwerden gab es wegen Beförderungsverweigerung, vier wegen Buchunsgverweigerung, acht wegen Hilfe am Flughafen und achtzehn wegen Hilfe durch die Airline.
Leute im Publikum bezweifeln die Statistik. Vier Beschwerden wurden an andere EU-Behörden abgegeben. Neun wurden eingestellt, 16 ohne Sanktionen abgeschlossen.

[10:51] Die Vertreterin hat wegen Zeitmangel ihren Vortrag vorzeitig beendet. Sigrid Arnade, Geschäftsführerin der ISL, erzählt über die Realität beim Reisen. Benutzt dafür mein Bild vom Schuhe abgeben.

[10:54] Sigrid Arnade zweifelt an, dass die Leute, wie von der Dame vom Verkehrsministerium behauptet, nicht alle angemessen geschult sind.

[10:58] Tanya Stötzer von der Deutschen Bahn AG tritt auf. Was die Bahn auf einer Konferenz zum Luftverkehr zu suchen hat, ist mir überhaupt nicht klar. Die Bahn schätzt, dass durch die Herstellung von Barrierefreiheit in Deutschland im Tourismus ein Umsatzplus von 4,8 Mrd. Euro möglich wäre (ich hoffe, die Zahl stimmt, sie redet so schnell). Ja, dann macht es doch, Mann!

[11:01] Die Vortragenden hetzen wahnsinnig durch ihre Vorträge. Alles ist auf Folien geknallt und die Leute glauben, die Leute lesen das schon alles. Für blinde und sehbehinderte Kongressteilnehmer ist das gar nicht möglich.

[11:04] Die Bahn erläutert das Redesign des ICE1 mit einem zusätzlichen Rollstuhlstellplatz und vielem mehr. Auch ICE2 wird redesigned. Die Baureihe BR407 wird eine fahrzeuggebundene Einstieghilfe bekommen. Die ersten Züge kommen 2011. Der ICx (zukünftige Baureihen) wird Barrierefreiheit garantieren für die Zukunft.
69 Prozent aller Bahnhöfe (3745) sind barrierefrei. Der Rest ist nicht oder nur eingeschränkt zugänglich.

[11:09] Die Servicepoints sollen barrierefreier werden, damit man auch mit Rollstuhlfahrern auf gleicher Augenhöhe reden kann. Die Rednerin weist auf www.bahn.de/handicap hin. Ob der Bahn (und anderen deutschen Unternehmen) wohl mal jemand sagen kann, dass außerhalb von Deutschland das Wort Handicap nicht gern gesehen ist. Ich meine, die haben ja auch internationale Kunden.

[11:12] Die DB Servicewerkstatt hat bundesweit Mitarbeiter geschult, sie konnten mal blind über Bahnhof laufen etc. Das Feedback war sehr gut. Sie arbeiten europaweit mit anderen Bahnunternehmen zusammen. Die Bahn macht Imagekampagnen nach innen und außen in Bezug auf Barrierefreiheit. Sie bauen strategische Allianzen um Bereich Tourismus auf, um Reisepakete anbieten zu können.
Alles in allem ein guter Vortrag von der Bahn, leider völlig am Thema der Konferenz vorbei.

[11:15] Klaus-Dieter Kricke von Airbus spricht als nächstes. Es geht um die barrierefreie Kabinenausstattung. Er beginnt mit einer medizinischen Definition von Behinderung. Da hätte die PR-Abteilung aber mal besser briefen können. Motto von Airbus: Passenger at heart, airline in mind. Aha.
Spricht über neue Trends im Flugverkehr: Mehr Frauen, mehr Übergewichtige, mehr Behinderte – die Welt verändert sich. Jeder könne körperliche Behinderungen bekommen. Die meisten „körperlichen Gebrechen“ (uaaaaah!) treten im Laufe des Lebens ein.

[11:23] Der Vertreter von Airbus erklärt die Aufgaben der einzelnen Bereiche (Airline, Flughafen etc.). Airbus unterstützt die Kunden, um Anforderungen durch die Regulierungsbehörden umzusetzen z.B. Bordrollstuhl, Toiletten etc.
Er stellt die barrierefreie Toilette von Airbus vor. Empfehlungen gibt es von DPTAC, NCAT, NES, SAE-ARP 1315. Wer oder was das ist, dürft ihr in den Kommentaren hinterlassen.
Er zeigt die Treppe im Airbus A380. Sagt die Treppen wurden dafür optimiert, das sie auch von gehbehinderten Personen gut nutzbar sind (mit Bild eines Tragerollis auf der Treppe). Naja…
Es ist Airbus bewusst, dass behinderte Passagiere einen großen Teil der Reisenden ausmachen. Wollen Lösungen anbieten, die Regularien erfüllen und Zufriedenheit der Nutzer herstellen. Alle sind gefordert, internationale Standards zu fordern. Airbus will nicht nur Mindeststandards erfüllen. Es ist Teil der Philosophie, Kabine, die für behinderte Menschen gut ist, für alle gut ist (Universal Design).

[11:33] Mr. Robinson von Blue Sky, einem britischen Flugzeugsitzehersteller hält den nächsten Vortrag. Es geht um schlechten Komfort durch Sitze. Er zeigt ein Bild von Boxen für das Entertainmentsystem unter dem Sitz.
Der Sitz von Blue Sky heißt Stella. Er zeigt Bilder wie mehr Platz erzeugt werden kann, spricht von hochklappbaren Armlehnen. Bislang ist mir aber noch nicht klar, was das alles mit Barrierefreiheit zu tun hat – außer die klappbaren Armlehnen, aber die hat heute wohl so gut wie jeder Hersteller im Programm.

[11:43] Als nächstes spricht Mr. Mulholland von Thompson Aero Seating in Nord-Irland. Es geht wieder um bequeme Sitze. Ich hoffe, diesmal etwas mehr zum Thema.
Es geht wieder um Sitzkonzepte und Sitzbreiten etc. Er zeigt ein neues Kabinenkonzept wo die Leute schräg hintereinander sitzen. Ich habe keine Ahnung, wie man da mit dem Bordrollstuhl zum Fensterplatz kommen soll. Durchrutschen ist ja nicht mehr möglich. Ich versuche diese Frage zu stellen. Habe die Frage gestellt, bin aber sofort abgebrochen worden. Zudem hat der Sitzhersteller die Frage nicht verstanden. Er dachte, man könne jetzt auch nur am Gang sitzen. Hallo? Ich fliege immer am Fenster. Fragen war zudem nicht erwünscht aus Zeitgründen. Ich finde, eine Konferenz wo nicht wenigstens 2-3 Fragen nach jedem Vortrag zugelassen sind, ist eine Vorlesung, keine Konferenz. Ich verstehe das Zeitproblem, aber dann muss man sich ein paar Vortragende schenken. So spannend war das ja bislang nicht.

[12:05] Professor Granzeier spricht über Sanitärbereiche im Flugzeug. Zeigt den Eingangsbereich im Flugzeug. Jetzt zeigt er einen Sitz, der in diesem Jahr einen Preis gewonnen hat, wo der Sitz in einen Rollstuhl integriert werden kann. Ich habe die Pressematerialien zu dem Sitz gesehen und glaube, dass die Mehrheit der Leute, nicht schon am Flughafen auf einem Flugzeugsitz in einem fremden Rollstuhl sitzen möchten, sondern das allerallerwichtigste ist, den Leuten ihre eigenen Hilfsmittel so lange es geht zu lassen, idealerweise die Leute in ihren eigenen Rollstühlen reisen zu lassen. Ich weiß, das ist Zukunftsmusik.
Er zeigt verschiedene Behindertentoiletten, auch welche für kleine Flugzeuge. Kann man sich in der Halle 8 der ILA anschauen.

[12:16] Es spricht jetzt Rolf Schrader vom Deutschen Seminar für Tourismus. Spricht schon mal sehr erfrischend, was nach 2 1/2 Stunden in Bullenhitze echt ne Kunst ist. Er stellt eine Studie vor. Immer mehr deutschsprachigen Leute fahren ins Ausland. Okay, jetzt zum Thema: Wachtumstreiber beim Tourismus sind Senioren. Ältere nehmen zu, Jüngere werden immer weniger. Es geht um Reiseintensität. Nur die Gruppe 70+ zeigt geringere Reiseintensität. Ist ein Markt, auf dem man wachsen kann.
Hilfe, ich ertrinke in Zahlen über behinderte Reisende. Ich hoffe, die Präsentationen werden später unter www.behindertenbeauftragter.de veröffentlicht.
Behinderte Menschen unterscheiden sich kaum was Aktivitäten angeht von nicht behinderten Menschen. Die Gruppe ist genauso heterogen, sagt der Verteter des Seminar für Tourismus. Hauptgründe für das Nichtreisen sind Gesundheit und Alter.

[12:34] Vielleicht bin ich wirklich zu Web2.0 geprägt, aber irgendwie fehlt es dieser Konferenz total an Aktivität und Partizipation. Diese Frontalvorträge alleine sind irgendwie nicht angebracht, wenn es eigentlich um ein politisches Thema geht. Ich will nicht zu allem meinen Senf abgeben, aber mich interessiert auch, was die anderen Leute im Raum denken und was ihre Erfahrungen sind. Bis auf Sigrid Arnade waren alle Vortragenden nicht behindert (jedenfalls nicht sichtbar behindert). So wirklich gerecht wird das dem Thema nicht.

[12:37] Jetzt Podiumsdiskussion. Die Moderatorin freut sich, dass mit Air Berlin eine Airline an der Konferenz teilnimmt. Das hat schon fast was von Loriot. Es Konferenz über Airlines und man freut sich, dass eine (!) teilnimmt. Frage der Moderatorin, was sich bei Air Berlin seit der EU-Verordnung geändert hat. Herr Lindner (sorry, da stehen immer nur Nachnamen auf dem Programm) von Air Berlin sagt, es haben sich Dinge im Ablauf geändert. Aber auch vorher haben sie schon die soziale Verantwortung erkannt und sich um Barrierefreiheit bemüht.
Dierk Berlinghoff von Öger Tours sagt, die zunehmende Barrierefreiheit habe man nicht der Verordnung zu verdanken. Man habe aber jetzt eine Ansprechpartnerin, die für Barrierefreiheit bei Öger Tours zuständig ist. Sie haben Datenbanken mit Infos zu Barrierefreiheit. Sie haben aber noch Definzite bei Ausflügen, weil die Busse teilweise nicht barrierefrei sind.
Man habe positive Kundenzuschriften bekommen und ein wachsendes Klientel. Entwicklung gehe zwar nicht durch die Decke, aber es sei definitiv eine Zielgruppe.

[12:50] Annerose Hitzke vom Institut für barrierefreie Gestaltung und Mobilität sagt, es gebe mehr Rollatoren-Nutzer als Rollstuhlfahrer und die würden auch noch zunehmen. Sie sagt, Flugzeug sei das behindertenfeindlichste Verkehrsmittel. Naja, ich finde die Mitarbeiter der Bahn auch nicht ohne. Aber die sind ja kein Verkehrsmittel, die sind ja nur für den Service da.
Dr. Peter Neumann vom Institut Design für alle fragt, ob es ein Sozial- oder ein Wirtschaftsthema ist.

[13:00] Der Vertreter von Air Berlin sagt, es sei unmöglich, weniger Sitze einzubauen oder eine halbe Reihe wegzulassen. Das würde pro Flugzeug pro Jahr rund 1 Million Euro kosten. Das könnten sich die Fluggesellschaften in Zeiten von Vulkanasche und Wirtschaftsflaute nicht leisten. Man fragt sich, wer die Zielgruppe sei.

[13:02] Der Vertreter von Öger Tours weist noch mal darauf hin, dass Investitionen bei neuen Reisebussen wichtig wäre. Man sei in Gesprächen mit den Ausflugsveranstalter. Die Moderatorin fragt nach dem Einfluss, den die Veranstalter haben. Der Vertreter von Öger sagt, die Flugzeuge seien halt schon gebaut. Es gebe keine barrierefreien Flugzeuge, deshalb könne man sie auch nicht anfordern.

[13:04] Der Behindertenbeauftragte Hupert Hüppe hat bislang noch gar nichts gesagt. Weist jetzt auf konkrete Probleme hin. Er meint, wenn Deutschland voran ginge, sei dann zwar alles barrierefrei, aber die Fluggesellschaften seien pleite. Er setzt auf eine EU-Lösung. Es gehe nicht immer über Bestrafung, sondern müsse im Rahmen des Nachteilsausgleich dafür sorgen, dass die Gesellschaft die Kosten trägt. Ohjeeeeee! Hat Deutschland nicht gerade ein Sparpaket beschlossen?

Air Berlin-Vertreter behauptet, die Kosten hätten sich für die Air Berlin hätten sich mehr als verdoppelt seit die EU-Verordnung in Kraft getreten ist. Der Luftverkehr trage sich komplett selber als eine der wenigen Verkehrsmittel.
Air Berlin-Verteter sagt, es gebe durch die EU-Verordnung einen Anreiz geben, sich mehr um behinderte Kunden zu bemühen und um sie zu werben.
Sigrid Arnade darf einen Kommentar abgeben. Weist auf die UN-Behindertenrechtskonvention hin. Sagt ein wenig ironisch, die Fluggesellschaften sollen doch die Toiletten wegnehmen, da behinderte Menschen eh nicht auf Toilette gehen können. Gleiches Recht für alle. Das würde Air Berlin 150 Millionen Euro mehr Umsatz bescheren. Sie schlägt vor, dass Air Berlin den Erlös zur Hälfte an Behindertenverbände spendet.
Es meldet sich jemand, der sagt, er würde von Fluggesellschaften abgelehnt, wenn er alleine fliegt, obwohl ihm die Begleitperson gar nichts nutzt.
Ein Mitarbeiter von MdB Ilja Seifert meldet sich. Er weist darauf hin, dass viele Fluggesellschaften nicht nur EU-weit fliegen. Man müsse international Druck machen.
So, jetzt Mittagspause!

[14:09] So, das Beste bislang war die Mittagspause. Buffet war lecker und ich hatte die Möglichkeit, der Vertreterin des Bundesverkehrsministerium zu erzählen, wieso die Zahlen, die sie vorgelegt hat, nicht die Realität widerspiegeln und warum sich so wenig Leute ans Luftfahrtbundesamt wenden. Das Verfahren ist viel zu bürokratisch, vor allem wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe behinderte Menschen sind. Gehörlose Menschen haben manchmal Schwierigkeiten, Formulare auszufüllen, wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, sondern die Deutsche Gebärdensprache. Von Menschen mit Lernschwierigkeiten ganz zu schweigen. Von ihr kam die Bitte, sich im Zweifelsfall ans Luftfahrtbundesamt zu wenden. Nur dann wüssten sie, wo die Probleme liegen. Jetzt Workshop zur barrierefreien Flugzeugkabine mit Professor Werner Granzeier.

[14:15] Es meldet sich jemand und sagt, es würden viele Menschen in der Diskussion vergessen. Es gibt Rollstuhlfahrer, die speziell gefertigte Sitzschalen haben und nicht fliegen können, weil sie auf normalen Sitzen nicht sitzen können. Der Professor meint, es gebe dafür in naher Zukunft keine Lösung.
Jemand von Pro Retina (Behindertenverband für Blinde und Sehbehinderte) sagt, sie hätte gerne Sicherheitskarten in Braille und zudem akustisch.
Jemand von Deutschen Verein der Blinden- und Sehbehinderten stimmt der Pro Retina zu. Er ergänzt, die Markierungen der Ruf- und anderer Knöpfe seien schlecht zu unterscheiden. Notausgänge sollten taktil erkennbar sein. Das sei ja auch bei Dunkelheit und Rauchentwicklung wichtig. Er erwähnt die Toiletten. Es müsste eine eindeutige Markierung erfolgen. Es könne nicht sein, dass man die ganzen Wände abtasten müsste, bevor man die Spülung findet und dann doch die Flugbegleiterin kommt, weil man den falschen Knopf gedrückt hat.
Es fordert jemand, dass es eine einheitliche Medical Card gibt, die den Fluggesellschaften Auskunft über den Grad der Behinderung gibt. Ich verstehe immer diesen Karten- und Ausweisfetischismus der Deutschen nicht. Ich sage denen, was los ist und erwarte, dass sie sich auf meine Bedürfnisse einstellen. UK hat keine Behindertenausweise und funktioniert dennoch. Es behauptet jemand, dass British Airways Begleitpersonen verlangt. Kann ich nicht bestätigen.

[14:28] Ralph Raule meldet sich und sagt, er spreche für gehörlose und schwerhörige Passagiere. Er fordert alle Informationen auch visuell anzubieten und Sicherheitshinweise auch in Gebärdensprache und mit Untertitel anzubieten.

[14:38] Sigrid Arnade kritisiert die Medical Card und sagt, die Airline muss die Bedürfnisse wissen, nicht die Behinderung. Es wird erwidert, die Diagnose stehe ja nicht auf der Karte. Ich sage, ich brauche keinen Arzt, um meine Bedürfnisse zu definieren.

[14:40] Es wird diskutiert, wie Rollstühle gebaut werden müssen, um sie mit in die Kabine nehmen zu können. Der Professor erläutert was physikalisches zu Kräften beim Fliegen. Es fragt jemand, wie man es schaffen kann, Rollstühle flugzeugtauglich zu machen. Es wird darauf verwiesen, dass im anderen Workshop jemand vom TÜV Rheinland sitzt, den man das fragen kann. Jetzt Thema leichte Sprache und das Reisen von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Jetzt Thema Beatmungsgeräte. Er hat kein Sauerstoffgerät, sondern ein Beatmungsgerät. Er durfte sein Gerät nicht benutzen, weil es nicht zertifiziert war. Der Professor sagt, er solle sich ans Luftfahrtbundesamt wenden.

[14:46] Ralph Raule kritisiert, was der Professor über die Wortmeldungen protokolliert. Ich hatte noch gar nicht mitbekommen, dass überhaupt protokolliert wird.

[14:48] Die ganze Konferenz hat ein Akustikproblem. Jetzt startet auch noch eine Flugshow nebenan. Es gibt auch nur ein Mikro. Sehr Schwerhörigenfreundlich! Ich höre jetzt aber auch als gut Hörende nix mehr.
Ein blinder Teilnehmer möchte etwas zum Boarding sagen. Er kritisiert, dass es an den Flughäfen immer weniger Ansagen gibt. Jemand kritisiert, dass das Preboarding nicht immer klappt.
Sigrid Arnade sagt, es soll vermieden werden, dass die Leute in Flughafenrollstühle umgesetzt werden.
Ich sage, dass die Flughäfen verpflichtet werden müssen, so genannt Highlifts anzuschaffen. Es könne nicht sein, dass im Jahr 2010 immer noch über Treppe geboarded wird und rollstuhlfahrende Passagiere über 30 Stufen getragen werden.
Ein blinder Teilnehmer sagt, er möchte nicht im Rollstuhl zum Gate gebracht werden. Er könne selber laufen.
Jemand vom Flughafen Hannover sagt, es sei ein Sicherheitsrisiko, Leute alleine die Flugzeugbrücke runterfahren zu lassen. Deshalb habe er verbieten lassen, dass Rollstuhlfahrer ihre eigenen Rollstühle mit zum Gate nehmen. Der Flughafen Tegel / Bundespolizei wurde vor nicht all zu langer Zeit verklagt, weil jemand seinen Rollstuhl nicht mitnehmen durfte. Hannover, aufpassen! Ich habe übrigens meinen Rollstuhl auch in Hannover schon mit ans Gate genommen.

[15:10] Ralph hat mir Gott sei Dank Strom besorgt. Jetzt kann ich noch Stunden weiterbloggen.

[15:12] Jemand fordert, dass Turbulenzen erklärt werden, auch für schwerhörige oder gehörlose Menschen.
Jemand bemängelt, dass die Flugbegleiter oft die Inhaltsstoffe der Nahrung an Bord nicht wissen, was für Allergiker problematisch ist. Jemand sagt, dass es immer sehr wohltuend war, wenn Flugbegleiter die Leute als Passagiere wahrnehmen und nicht als Problem. Es gebe Fluggesellschaften die könnten das prima und andere nicht.

[15:17] Jetzt geht es um Sanitäranlagen. Ich sage, dass die barrierefreien Toilette möglichst zentral und nicht nur hinten liegen sollten, idealerweise vorne und hinten. Der Professor erklärt die Toilettenlage in Flugzeugen. Blinde Teilnehmer fordern das Vermeiden von Piktogrammen. Ralph Raule protestiert, weil für Gehörlose Piktogramme gut sind.
Jemand sagt, der Bordrollstühl dürfe nicht Maßstab für alles sein. Der Professor sagt, der Bordrollstuhl sei unter 500mm breit. Das sei Vorgabe. Jetzt ist es wieder super laut durch die Flugshow.
Es geht ums Deboarden. Jemand kritisiert, dass behinderte Menschen immer als letztes raus müssen.
Ich sage, ich möchte, dass WCHC / WCHR / WCHS genauso gespeichert wird wie mein Essenswunsch oder meine Sitzplatzwunsch, wenn ich Vielflieger bin.
So, Workshop zu Ende. Kaffeepause.

[16:00] Zusammenfassung der Workshops kommt jetzt. Unseren schenke ich mir.

[16:15]Jetzt wird der andere Workshop vorgestellt. Es ging um ökonomische Impulse. Der Markt ist da, warum nutzen ihn so wenige? Unternehmen müssten mit Kunden ins Gespräch kommen. Bei Qualifizierung werde der Bereich Kunden mit Behinderungen oft ausgeblendet. Es wurde diskutiert, was die Politik tun kann. Handlungsempfehlungen: Design für alle als Marktvorteil, Design für alle als Unternehmensphilosophie, muss zur Chefsache erklärt werden. Es fehlt wissenschaftlich fundierte Datenbasis. Koordinator im Unternehmen einsetzen. Qualifizierung und Schulung sind wichtig, vor Ort in mindestens eintägigen besser zweitägigen Veranstaltungen, gutes Marketing zu dem Thema, Unterstützung durch Politik wichtig, Stärkung der kritischen Verbraucher.

[16:18] Der österreichische Zivilinvalidenverband (wenn ich mich durch die Flugshow nicht verhört habe) hat abgesagt, deshalb entfällt der Vortrag über die Zusammenarbeit mit der AUA.
Stefan Krusche referiert über Zielvereinbarungen als Instrument zur Herstellung von Barrierefreiheit. Er kritisiert Germanwings, die behinderte Kunden über eine 0900-Nummern anmelden liessen. Jetzt geht es wieder um Bordrollstühle auf innereuropäischen Strecken.
Er kritisiert die EU-Verordnung in Bezug auf die Begleitperson. Und wieder Germanwings: Im Callcentre werde überprüft, ob nicht zu viele behinderte Reisende an Bord sind. Sorry, er liest schnell vom Blatt ab. So schnell bin ich nun auch nicht.
Er kritisiert die EU-Verordnung, habe zu viele Schlupflöcher, die von der Industrie perfekt genutzt würden. Sagt, er habe sich beim Luftfahrtbundesamt beschwert, Beschwerde wurde nach Brüssel weitergeleitet, seitdem hat er nichts mehr gehört. Er hofft auf ein weiches Wettbewerbsmerkmal wie Barrierefreiheit (sorry, wieder schlecht zu verstehen wegen Flugshow). Nach dem Kongress brauche ich auch Gebärdensprachdolmetscher.

[16:33] So, jetzt Podiumsdiskussion zu Zielvereinbarungen mit Nils Braun von der Deutschen Lufthansa, Herr Lindner von Air Berlin (damit sind es jetzt immerhin zwei Airlines, die hier sind), Hans-Joachim Wöbbeking (1. Vorsitzender Bundesverband Polio), Stefan Krusche und Hubert Hüppe.

[16:37] Nils Braun sagt, für die Lufthansa habe sich durch die EU-Verordnung kaum etwas verändert, da man schon immer bemüht war, Barrierefreiheit als Qualitätsmerkmal umzusetzen. Die Lufthansa wäre auch für Zielvereinbarungen offen.
Hans-Joachim Wöbbeking bestätigt, dass es kaum Probleme mit der Lufthansa gebe. Im Zielvereinbarungsregister gebe es sehr wenig Vereinbarungen. Es gebe keine Sanktionen und der Aufwand sei sehr hoch. Es sei wichtig, sich mit den Verbänden zu verständigen. Es gehe darum, vernünftige Regelungen für alle zu finden.
Nun Air Berlin, Herr Lindner: Zielvereinbarungen gebe es nicht. Es gebe aber Zielvereinbarungen über Wartezeiten mit den Nutzerausschüssen der Flughäfen. Herr Lindner sagt, das Thema barrierefreie Toilette sei viel zu komplex als dass es in eine Zielvereinbarung passen könnte. Das müsste airlineübergreifend geregelt werden.
Hubert Hüppe sagt, er sei skeptisch in Bezug auf Zielvereinbarungen. Es gehe manchen Unternehmen mehr um ein Etikett als um eine Vereinbarung. Es gehe darum, damit zu werben.
Stefan Krusche regt sich über die „Horrorrechnung“ von Herrn Lindnern von heute morgen in Bezug auf das Herausnehmen von Sitzen auf. „Sie als Air Berlin würden doch nicht drei Sitze herausreissen, sondern würden zwei Sitze breiter machen und die Sitze teurer verkaufen und sie nur um Bedarfsfall an behinderte Menschen abgeben.“ Mit solchen Horrorvisionen würden viele Unternehmen in Deutschland argumentieren. Es müsse einfach einer großen Zahl von Menschen zu gute kommen. Dieses Denken müsse in alle Fluglinien hinein. Herr Lindner antwortet, es sei keine Horrorvision. Es sei nur eine Beispielrechnung gewesen, wenn man die Toilette vergrößern müsse. Es sei ein Gedanke Behindertensitze einzubauen. Notausgangsitze würden bereits heute mit Aufschlag verkauft. Das sei eine gute Anregung, in diese Richtung weiterzudenken.
Diskussion geht weiter, Name „Komfortplätze“ etc., technische Details.

Mir ist sauwarm übrigens. Wäre ich Amerikanerin, würde ich jetzt fragen: „Gibt es in Deutschland keine Klimaanlagen?“. Jedenfalls nicht in Schönefelder Kongresszentrum.

[17:00] Wenn ich die Diskussion so höre, könnte man echt meinen, die Leute fliegen, um auf die Toilette zu gehen. Ja, ich brauche auch eine barrierefreie Toilette im Flugzeug, aber muss man das jetzt wirklich stundenlang diskutieren? Ich möchte lieber über Strukturen sprechen.

Jetzt Fragen aus dem Publikum. Wieder Toiletten und UN-Konvention. Ich frage nach, wie weit Air Berlin und Lufthansa in der Umsetzung der EU-Richtlinie sind, was die Handbücher für das Personal sind und wie die Zukunftsvision der beiden Airlines sind, was sie für die Zukunft geplant haben, um das Reisen für behinderte Menschen noch bequemer zu machen.

Fragen werden gesammelt beantwortet. Wieder Toiletten und UN-Konvention. Jetzt fragt jemand, ob Air Berlin und Lufthansa Bereiche sehen, wo man mit ihnen Zielvereinbarungen abschließen kann.
Jemand meldet sich und fragt Air Berlin, warum sie ihm drei Mal den Mitflug verweigert haben und er mit einer anderen Airline, die teurer war, fliegen musste.

[17:15] So, jetzt zu den Antworten: Herr Lindner weiß nicht, warum ihm der Mitflug verweigert wurde. Air Berlin transportiert E-Rollis mit auslaufsicheren Batterien.
Jetzt wieder Toiletten. Die Fluggesellschaften sagen, es sei ein Zertifizierungsproblem.
Zielvereinbarungen: Air Berlin sagt, mehrere kleine Schritte seien effektiver als ein großer. Er werde die Diskussion in die Airlineverband mit hinein tragen. Lufthansa-Vertreter stimmt zu. Weist darauf hin, es mindestens auf europäischer Ebene zu machen, nicht auf nationaler. Man sei in Deutschland relativ weit, was die Umsetzung angeht. Manche Mitbewerber scherten sich nicht um die EU-Verordnung. Lufthansa wird eine spezielle Hotline einrichten. Ich bitte darum, auch eine Kontaktmöglichkeit für gehörlose Kunden einzurichten. Air Berlin hat meine Frage nach dem Umsetzungsstatus nicht beantwortet.

Jetzt Hubert Hüppe mit einem Schlusswort. Er verspricht, den politischen Forderungen nachzugehen. Spricht wieder von Gefahr von Wettbewerbsverzerrung. Möchte Leute belohnen, die sich gut verhalten.

ENDE

Ich geh jetzt schön was essen. Aber nicht ohne vorher darum zu bitten, dass mehr Leute über solche Konferenzen bloggen, damit diese Szene nicht immer nur tagt tagt tagt, aber sich nie etwas ändert.

Fraport statt Tatort

Lieber Flughafen Frankfurt, lieber Fraport,

wie konntest Du nur wissen, dass ich am letzten Sonntag den Tatort verpasst habe? Ja, ich war mit Freunden türkisch essen und konnte daher nicht wie sonst meine Portion Spannung für die Woche genießen. Schön, dass Du mir heute dann doch ein wenig Spannung verschafft hast. Das Leben wäre ja sonst zu langweilig.

Ich kam mit der Lufthansa-Maschine aus London City bei Dir an und Deine Packer haben auch gleich den Rollstuhl ausgeladen. Er stand auf dem Flugfeld und wartet darauf, dass ich aus dem Flugzeug gebracht werde, aber das sollte noch eine Weile dauern. Du weißt ja selbst, Du kannst ganz schön hartnäckig sein, was Deinen Assistenzservice angeht, aber dazu später mehr.

Bei mir an Bord war ein älterer Herr, der schlecht gehen konnte (WCHR wie Du solche Leute nennst), aber mit dem normalen Passagierbus mitfuhr. Ich konnte von oben sehen wie Dein Busfahrer erst den Kinderwagen zur Familie mit dem dauerschreienden Kind brachte und dann versuchte, meinen Rollstuhl dem alten Herrn anzudrehen. Das gelang dann auch und mein Rollstuhl wanderte ruckzuck in den Passagierbus. Dass da ein Gepäcktag mit meinem (weiblichen!) Vornamen und Nachnamen dranhing, beeindruckte den Busfahrer natürlich nicht und hinderte ihn auch nicht daran, den Rollstuhl einem männlichen Mitreisenden zu geben, der sich darüber freute, nicht mehr laufen zu müssen. Das war schon Nervenkitzel angesagt. Ich sass ja auf meinem Sitz und konnte nichts tun, außer hysterisch nach der Flugbegleiterin schreien, die Gott sei Dank die Lage kapierte und in den Bus stürmte und dem älteren Herrn meinen Rollstuhl wieder wegnahm. 1:0 für mich, Fraport!

Dann warst Du sicher eingeschnappt und dachtest, die lass ich jetzt sitzen. Denn warum sonst dauerte es über 30 Minuten bis endlich der Hublift kam, um mich aus dem Flugzeug zu holen, obwohl der Pilot zwei Mal schon beim Anflug Dir eine Nachricht schickte, um den Hublift anzufordern? Du wolltest es eben spannend machen.

Weil das alles so lange dauerte und die Kommunikation ja nicht immer klappt, wurden auch schon die Passagiere für den nächsten Flug geschickt, die in den Bussen vor der Tür ausharren mussten. Ich saß ja immer noch im Flieger, der weiter nach Graz sollte. Da wollte ich aber nicht hin.

Irgendwann hast Du dann wenigstens schon mal den Bus geschickt, der mich zum Terminal fahren sollte. Da mein Rollstuhl die ganze Zeit im Regen stand, dachte sich Dein Busfahrer, es sei schlau, den Rollstuhl in den Bus zu holen. Irgendwann kam dann der Hublift. Man erklärte mir, man müsse jetzt aber erst einmal Platz machen für den anderen Passagierbus, damit die Maschine nicht noch später wegfliegt. Also wurden Bus und Hublift neben das Flugzeug gefahren. Bei diesem Umparkmanöver sah ich vom Hublift aus, dass mein Rollstuhl durch den Bus flog, weil er offensichtlich nicht gesichert wurde. Ich war schon etwas nervös, ich gebe es zu, als ich das sah. Mein Rollstuhl ist auf mich angepasst, kostet ein paar tausend Euro und ist so leicht nicht ersetzen. Da sieht man nicht gerne zu, wenn der durch einen Bus fliegt.

Als der Bus neben dem Hublift zum Stehen kam, sah ich, dass sich der Rollstuhl unterdessen zur Tür bewegt hatte. Und was machte der Busfahrer? Er öffnete die Bustür und der Rollstuhl fiel aus dem Bus aufs Flugfeld zwischen Hublift und Bus. Ja, da war Spannung angesagt.

So weit ich das bislang gesehen habe, ist der Rollstuhl aber heil geblieben. Der Busfahrer hat ihn wieder aufgesammelt und wunderte sich über meine empörte Reaktion. Erst da verstand ich, dass diese Spannung eine Serviceleistung Deinerseits sein muss. Denn, dass Du völlig überfordertes Personal beschäftigst und die Koordinierung des Hublifts überhaupt nicht klappt, das kann ich mir nicht vorstellen. Du bist doch Kontinentaleuropas größter Flughafen und sicherlich hoch professionell durchorganisiert. Der Pilot der Maschine wird Dir ebenfalls noch schreiben. Ich glaube, der dachte wirklich, Du bist zu chaotisch, um behinderte Passagiere angemessen abzufertigen.

Liebe Grüße
Deine Christiane

Air New Zealand gebärdet mit Journalisten

Ich sage es lieber gleich, seit letztem Jahr bin ich Air New Zealand-Fan. Schuld daran ist ein Flug von Los Angeles nach London. Die hatten so eine nette Crew, einen top Service und sind auch noch echt barrierefrei. Aber ich schweife ab…

Heute morgen wurde ich durch ein paar Kommentare auf Twitter auf diese Webseite aufmerksam gemacht. Zu sehen ist ein Video in Neuseeländischer Gebärdensprache (die der britischen übrigens sehr ähnlich ist). Zu sehen ist eine Stellungnahme von Air New Zealand zu einem Artikel der Zeitschrift „The Listener“ (Der Zuhörer). Die Airline beklagt sich auf Gebärdensprache, die Zeitschrift habe ihnen wohl nicht richtig zugehört als man eine Partnerschaft mit der Billigfluggesellschaft Virgin Blue bekannt gab. Deshalb habe man sich entschieden, eine Sprache zu wählen, die die Journalisten vielleicht besser verstehen, wenn sie schon nicht richtig zuhören: Gebärdensprache.
Zudem haben sie eine Pressemitteilung mit gedrucktem Fingeralphabet verlinkt und den Artikel, über den sich die Airline so geärgert hat.

Das ist die originellste PR-Aktion, die ich seit langem gesehen habe.

Das Video gibt es auch auf YouTube (Bildbeschreibung steht unter dem Video):

Bildbeschreibung und Text für blinde Leser:

Einblendung: The Listener recently published an editorial about the proposed trans-Tasman alliance between Air New Zealand and Virgin Blue. This is Air NZ CEO Rob Fyfe’s response.

CEO: Dear Listener,
Dolmetscherin: Ironically it seems you haven’t been listening to us. We’ve got to say, you are hardly being true to your name. In your recent issue you asserted Air New Zealand intends going „determinendly downmarket“ in our service and quality. If you had bothered to give Rob a call, you would have heard loud and clear about our continued dedication to being the world’s best airline. (CEO grinst und nickt)

Dolmetscherin: As you appear to have turned a deaf ear to us, we thought it best to respond in a language you may be more familiar with. You reckon it is „inevitable Air New Zealand will downgrade“ its service if our proposed trans-Tasman alliance with Virgin gets approved.

CEO: Bollocks!

Dolmetscherin: It is in fact Virgin Blue who will be upgrading their service to align with us as we revealed in our media release announcing the proposal. Now we’re all guilty of selective hearing sometimes, Rob included, but we’ve got to say you did a fantastic job of not listening to the facts. And to answer the question you posed: Is Air New Zealand on its way to becoming a budget airline? No. You’re out of your tree! If you’d like to talk this through further, lend us your ear and give Rob a call.
P.S. He was tempted to respond with a far simpler, more direct form of sign language, but the lawyers advised against it.

Swiss Airlines hat sich gemeldet

Heute morgen meldete sich der „Social Media“-Verantwortliche der Swiss bei mir, um diese Geschichte aus der Welt zu schaffen und um vor allem sicherzustellen, dass ich morgen nicht am Flughafen stehen bleibe.
Er hatte über Twitter von der Geschichte erfahren und entschuldigte sich in aller Form. Gerade hat er mir noch einmal bestätigt, dass er dafür gesorgt hat, dass ich morgen problemlos fliegen kann, angemeldet bin und hat mir versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten, was die Beschwerde intern bei Swiss gebracht hat.
Ich finde, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmen ihre Kommunikation und Service verbessern können, wenn sie zuhören – bei Twitter oder in Blogs oder auch sonst. Und es zeigt auch, dass man sich wehren muss, wenn man etwas verändern will.

Ich kann nicht für mich selber sorgen, meint Swiss Airlines

Ich wollte eigentlich nur schnell Swiss Airlines darüber informieren, dass ich Rollstuhlfahrerin bin, da ich mit Ihnen von London nach Genf fliege, aber auch im Jahr 2010 gibt es Unternehmen, die behinderte Menschen behandeln wie vor 100 Jahren. Nach dem Gespräch mit dem Call Centre habe ich folgende Mail in die Schweiz geschickt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich fliege am Dienstag mit Swiss von London nach Genf. Da ich Rollstuhlfahrerin bin und in Großbritannien lebe, habe ich mich an ihr Callcentre unter 0845 601 0956 gewandt, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Assistenz benötige (WCHC).
Ich reise sehr viel und melde mich daher auch bei sehr vielen Airlines vorab an. Was ich heute bei Ihrem Call Centre erlebt habe, ist mir bei noch keiner Airline bei keiner meiner Reisen passiert.

Das Gespräch mit Ihrem Call Centre Agent begann damit, dass ich ihm sagte, ich sei Rollstuhlfahrerin, WCHC. Ihr Agent kannte aber nur WCHR und meinte, ich könne ja dann alleine die Treppe hochlaufen. Ich sagte mehrfach, ich sei WCHC. Er kannte dieses IATA-Kürzel aber nicht. Er schaltete das Gespräch auf Musik, kam zu mir zurück und behauptete, ich sei ein medizinischer Notfall und müsste ein MEDA-Formular ausfüllen. Ich sagte ihm, dass ich Vielfliegerin sei (ich habe fast 1000 Flüge hinter mir) und dass ich seit 33 Jahren eine Querschnittlähmung habe, die kein medizinischer Notfall sei. Ich verlangte seinen Supervisor.

Ich bat den Supervisor, mich als WCHC anzumelden. Auch dieser behauptete, ich müsse ein Formular ausfüllen, denn ich könne an Bord ja nicht alleine für mich sorgen. Ich habe auf Ihrer Webseite nachgelesen, von wem Sie das Formular verlangen. Ich zähle sicher nicht dazu, da ich weder frisch verletzt bin, noch Sauerstoff brauche oder unter irgendein anderes Kriterium falle. Ich brauche einfach nur zwei Leute mit Bordrollstuhl, was – wie Sie sicher wissen – weder in London noch Genf ein Problem sein sollte. Ich denke, die neuen EU-Regularien zur Beförderung von Passagieren mit eingeschränkter Mobilität sind Ihnen bekannt. Diese haben auch für Airlines Gültigkeit, die in die EU fliegen oder von dort starten. Dieses Gespräch hätte es somit in dieser Weise gar nicht geben dürfen.

Das ganze Gespräch verlief in höchstem Masse diskriminierend. Ich kann natürlich an Bord für mich sorgen. Das bestritt Ihr Call Centre Agent aber. Ich kann nur nicht gehen. Er behauptete, ich könne meine Arme nicht bewegen etc. Ich versicherte ihm, ich könne nur nicht gehen. Er behauptete, wenn man querschnittgelähmt sei, könne man auch die Arme nicht bewegen. Ich muss Ihnen sagen, ich finde es schon erstaunlich, dass ein Swiss Call Centre Supervisor glaubt, besser zu wissen, was ich kann und was ich nicht kann als ich selbst.

Ich verstehe, dass Sie als Airline vorab wissen möchten, welche Passagiere Assistenz benötigen. Ich schule selbst Flugbegleiter im Umgang mit behinderten Passagieren. Ich bin aber geradezu schockiert darüber, wie wenig Ihre Mitarbeiter geschult sind, um diese Anmeldungen anzunehmen. Es dauerte zudem 45 Minuten bis überhaupt jemand den Anruf annahm.

Ich möchte Sie herzlich bitten sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter, auch in ausländischen Call Centren, wissen, wie sie mit Anmeldungen behinderter Passagiere umzugehen haben. Die Konversation mit den beiden Mitarbeitern entspricht mit Sicherheit nicht dem Serviceanspruch Ihrer Fluggesellschaft. Zudem erwarte ich, dass ich mit Respekt behandelt werde, wenn ich bei Ihnen anrufe. Davon kann bei keinem Ihrer beiden Mitarbeiter die Rede sein.

Ich weiß nach dem Telefonat noch immer nicht, ob in der Buchung vermerkt wurde, dass ich WCHC bin. Falls nicht, nehmen Sie dieses Schreiben bitte als Anmeldung und teilen Sie mir bitte mit, was Sie unternehmen werden, um die Servicequalität auch im Umgang mit behinderten Reisenden in Zukunft sicherzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
Christiane Link

Update: Swiss hat sich gemeldet.

Update 2: Swiss hat mich angerufen.

Wie ein Computerspiel

Ich komme mir manchmal vor wie in einem Computerspiel: Da hat man sich gerade gefreut, das nächste Level erreicht zu haben, da treten im nächsten Level die gleichen Hürden wieder auf, nur ein bisschen höher.

Ich bin gerade in Hannover angekommen und habe schon wieder eine epische Diskussion mit dem Flughafen hinter mir. Warum? Sie weigerten sich, mir meinen Rollstuhl ans Gate zu bringen und wollten mich in einen Flughafenrollstuhl setzen. Genau das gleiche Problem, das ich schon in Düsseldorf, Köln und Martin in Berlin hatte (dort allerdings beim Abflug).

Nun also Hannover. Ich kam an, wurde mit dem Bordrollstuhl nach draußen gebracht und mein Rollstuhl war nicht da. Wo der denn sei, fragte ich. „Der ist im Terminal“, sagte mir der Mitarbeiter der Johanniter. Ich sagte ihm, dass ich mich auf keinen Fall in den Flughafenrollstuhl setzen würde und darauf bestehe, dass mir der Rollstuhl gebracht wird. Der Pilot mischte sich ein: „Das geht in Hannover nicht.“ Ich sagte ihm, dass ich weltweit mehr als 60 Flughäfen kenne und mir nicht klar ist, was an Hannover so besonders sein soll, dass sie das Verfahren, wie es weltweit üblich ist, nicht auch hier gehen sollte.

Ich trat also in einen Sitzstreik. Ich war sehr zuversichtlich, dass sich das Problem recht schnell lösen lassen würde, denn schließlich war es schon nach 23 Uhr und alle wollten nach Hause. Und tatsächlich, ein Mitarbeiter sagte, er würde den Rollstuhl beim Sperrgepäck abholen und nach oben bringen. Er verschwand – und kam 30 Minuten nicht wieder.

Ich hielt einen Kurzvortrag über die neue EU-Richtlinie für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität, über die Gleichstellungsgesetze und über die Wichtigkeit der Hilfsmittel. Die versammelten Mitarbeiter hörten mir zu. Nur der andere Mitarbeiter kam nicht wieder und ich saß wahnsinnig unbequem auf dem Bordrollstuhl. Irgendwann tat mir mein Rücken und mein Po weh.

Da erschien der Mitarbeiter endlich mit meinem Rollstuhl. Auf meine Frage, wo er denn gewesen sei, antwortete er ausweichend. Ein anderer Mitarbeiter fragte ihn, ob er denn nicht im Sperrgepäck gewesen sei. Nein, war er nicht. Die Packer hatten meinen 4000 Euro teuren Rollstuhl einfach aufs Gepäckband gestellt. Da gehört er nicht hin, weil er erstens runter fallen kann und zweitens vielleicht auch andere „Interessenten“ findet.

Nach 30 Minuten saß ich dann endlich in meinem eigenen Rollstuhl und rollte gegenüber ins Flughafenhotel. Und um den Tag noch zu toppen, fand ich mich in einem nicht barrierefreien Zimmer wieder. Wie sich später rausstellte bekam die Frau neben mir an der Rezeption das einzige noch verfügbare barrierefreie Zimmer. Aber auch diese Hürde habe ich erfolgreich überwunden: Ich habe das barrierefreie Zimmer jetzt und die Frau ist in meinem alten. War ansich kein Problem, man musste es nur organisieren und die Frau musste umziehen. Hat sie auch problemlos gemacht.

Also gehts jetzt ins nächste Level: Brief an den Flughafen schreiben. Wär doch gelacht, wenn wir nicht auch noch Hannover umgepolt kriegen.

Nachhaltigkeit von Beschwerden

Ich war ja vor ein paar Wochen in Berlin. Ich muss sagen, ich war vor dem Flug etwas nervös. Nicht, weil ich Flugangst habe, sondern weil die Berliner Flughäfen berühmt berüchtigt sind, Rollstuhlfahrern ihre Rollstühle unter dem Hintern wegzunehmen. Martin Ladstätter hatte vor zwei Jahren die Bundesrepublik Deutschland verklagt, weil ihm die Bundespolizei am Flughafen Tegel den auf ihn angepassten Rollstuhl weggenommen hatte, anstatt ihn erst am Flugzeug verladen zu lassen, wie das weltweit üblich ist. Zu einer Verhandlung kam es aber gar nicht, weil die Bundespolizei nach diversen Briefen und Klageerhebung einlenkte und bekannt gab, dass er nun auch in Berlin Hilfsmittel mit zum Flieger nehmen dürfe.
Ich bin nur einmal nach Berlin geflogen, noch vor der Wende, danach nicht mehr, weil ich ja in Hamburg wohnte. Aber für die Republica bin ich ja von London nach Berlin geflogen und war gut vorbereitet: Stift und Block lagen notizbereit in meiner Tasche, um mir gegebenenfalls Namen der handelnden Personen aufschreiben zu können. Argumentationslinien hatte ich mir eingeprägt – nur für den Fall, dass die Bundespolizei oder der Flughafen die Auseinandersetzung von vor zwei Jahren schon wieder vergessen hatten und mir meinen Rollstuhl unterm Hintern wegnehmen wollten. Ich brauche, wie Martin, meinen auf mich angepassten Rollstuhl. In einem 08/15-Flughafenrollstuhl habe ich keinen Halt. Aber wir kamen in Schönefeld an (Tegel und Schönefeld haben die gleichen Flughafenbetreiber und es gab auch dort die gleichen Probleme) und mein Rollstuhl stand schon bereit. Ich hatte die Flugbegleiterin auch beim Anflug schon darauf hingewiesen, dass ich meinen eigenen Rollstuhl haben möchte. Die Ankunft war aber wohl auch früher kein Problem, eher der Abflug und so war ich dann richtig gespannt als es wieder zurück nach London ging.
Man fragte mich am Check-In sogar, ob ich meinen Rollstuhl behalten oder aufgeben wolle. Ich nahm ihn natürlich mit und fuhr mit dem eigenen Rollstuhl bis an den Flieger. Es war kein Problem.
Als ich wieder zu Hause war, habe ich mich bei Martin bedankt: Einfach deshalb, weil ich davon profitiere, dass sich jemand gewehrt hat und mir deshalb der Zoff erspart wurde. Ich würde mir so wünschen, dass mehr behinderte Menschen sagen, was nicht in Ordnung ist. Darüber freut sich dann derjenige, der nach ihnen irgendwohin kommt. Nun kenne ich Martin und weiß also auch noch, wer vor mir da war und das „geregelt“ hat. Sich zu beschweren ist manchmal viel nachhaltiger als man sich das in dem Moment ausmalt. Wenn einmal etwas durchgesetzt wurde, profitieren aber oft ganz viele davon.

Lieber Flughafen Hamburg…

es ist immer schön zu wissen, dass alles so bleibt wie es ist, auch wenn man lange fort geht. Nicht auszudenken, wenn ich einmal bei Dir ankommen würde und es gebe plötzlich bei Dir eine angemessene Zahl an barrierefreien Toiletten an den Gates. Habe ich mich doch schon daran gewöhnt, dass der Gang zur Toilette in Bezug auf die Entfernung dem sich anschließenden Flug ähnelt.
Jetzt gibt es eine neue Toilettenanlage. Im Terminal 2, direkt am Fahrstuhl vor der Gepäckausgabe. Eigentlich ein idealer Ort, um eine barrierefreie Toilette zu installieren. Aber wir wollen ja, dass sich nichts ändert. Deshalb hast Du auch konsequenterweise keine barrierefreie Toilette eingebaut und die Anlage auch gleich mit Stufen versehen. Der alte Mann, der in meinem Flieger war, und am Stock ging, musste auch noch ein bisschen weiter laufen als alle anderen. Wäre ja aber noch schöner, wenn jeder Hans und Franz, gleich welchen Alters, Deine Toiletten benutzen könnte. Lieber Flughafen Hamburg, es ist toll, dass man bei Dir keine Überraschungen erlebt und alles beim Alten bleibt.
Auf meine Frage, was sich seit dem Inkrafttreten der neuen EU-Richtlinie für behinderte Passagiere am Flughafen geändert hat, sagte Deine Mitarbeiter: Ähm…Nichts. Das nenne ich wirklich konsequent.