Was können wir für Sie tun?

Ich war in den letzten drei Tagen in Kiel und habe ein Seminar an der Volkshochschule gemacht. Ja, man hätte das Seminar auch in Hamburg machen können – wenn man nicht auf barrierefreie Räumlichkeiten angewiesen ist. Liebe Volkshochschulen, findet Ihr nicht, dass zum Volk auch die behinderten Bürger zählen? Aber das nur nebenbei.

Nach 3x Hamburg-Kiel-Hamburg wollte mein Auto betankt werden. Und wenn ich schonmal auf der Autobahn unterwegs bin (was als Großstadtmensch eh selten vorkommt), wollte ich die Chance nutzen und auch gleich tanken. Nämlich an der Shell-Tankstelle der Raststätte Aalbek.

Der Vorteil von Autobahntankstellen für mich als Rollstuhlfahrerin ist, dass sie eigentlich alle an das Dienst-Ruf-System von Junedis-IWN angeschlossen sind. Ich habe eine kleine Fernbedienung im Auto und kann damit den Tankwart anpiepen, der dann rauskommt und für mich tankt. Das heißt, ich erspare mir das Aussteigen und das Aus- und Einladen des Rollstuhls. Ein, wie ich finde, sehr gutes System.

Ich drückte also auf den Knopf – keine Reaktion. Wohl oder übel lud ich dann doch den Rollstuhl aus und tankte selbst. Beim Bezahlen fragte, ich den Kassierer, ob er denn nicht an das Funksystem angeschlossen sei. Er antwortete: „Was soll ich denn noch alles machen?“ „Ahja“, dachte ich bei mir. Hatte nicht Tank & Rast in irgendeiner Ausgabe des ADAC-Magazins vor Ewigkeiten damit geworben, dass alle Autobahnraststätten jetzt so wunderbar barrierefrei sind und an dieses Funksystem angeschlossen sind!?

„Ich dachte, wenn Ihre anderen Kollegen auf sämtlichen Bundesautobahnraststätten das hinkriegen, schaffen Sie das auch.“ „Nein,“ meinte er, „ich bin von der langsamen Truppe.“ Ahja.

Beim Verlassen der Tankstelle fiel mir ein Feedback-Kasten auf, wo Herr und Frau Autofahrer sagen kann, wie zufrieden man beim Tanken, Essen etc. auf der Raststätte Aalbek war. Ich habe mir natürlich nicht entgehen lassen, mein Bedauern über das fehlende Funksystem zum Ausdruck zu bringen.

Unterdessen kam bei mir der Verdacht auf, dass die Raststätte sehr wohl an das System angeschlossen ist, der Tankwart aber zu faul war, rauszukommen. Und tatsächlich, im Verzeichnis des Funksystems taucht die Shell-Station an der Raststätte Aalbek auf.

„Was können wir für Sie tun?“ lautet der Werbeslogan von Shell. Ich würde die Frage einfach so beantworten: Funksystem einschalten, Mitarbeiter schulen und rauskommen, wenn jemand piept. Dann ist für mich „Alles super„.

3 Kommentare

  1. Wahrscheinlich würde da nur helfen, diese Raststätte konsequent zu ignorieren. Aber ich meine, mal irgendwo gehört zu haben, dass die Tankstellen-Pächter an Treibstoff ohnehin kaum Gewinn machen. Insofern könnte dem Pächter das vom Geld her total egal sein, ob Rollstuhlfahrer bei ihm tanken oder nicht.

    Na, hoffentlich kriegt er von Shell dann entsprechende *hüstel* Hinweise…

  2. Wolkentage sagt:

    Dieses System scheint eine echt tolle Sache zu sein.

    Aber wenn es sich bei dieser Shell Tankstelle um eine der vielen vielen Shell-Tankstellen handelt in denen nur noch ein einziger Mitarbeiter beschäftigt wird, der alles (und am besten auch noch gleichzeitig) machen muss, und noch dazu den ‚Laden‘ einfach nicht verlassen darf, weil ja sonst jemand was klauen könnte, dann kriegt dieses tolle System leider Lücken. Sehr schade… :(

    (Ich hab in so ner 1-Mann-Shell-Tanke gearbeitet, es ist super… Man kann im Prinzip nicht mal auf Toilette gehen weil ja jemand rein kommen könnte und was mitnehmen. und Türe zusperren darf man auch nicht weil das ist ja Geschäftsschädigend…)

  3. Dorothea sagt:

    Ich hatte das just gestern im Öffentlichen Nahverkehr:
    Die Stadtwerke haben 75% der Busse (niemand weiss, welche genau, aber egal) mit Rampen ausgerüstet, die mit einem einzigen Handgriff geklappt werden können. Klasse Angelegenheit, funktioniert, einfach – soweit, so gut.

    Wenn, ja nur wenn BusfahrerInnen es einsehen könnten, sich die „Hände schmutzig“ (bei einem auch noch hochklappbaren Kleinstgriff) machen zu sollen. Die meisten tun`s nicht, und wenn sich nicht Fahrgäste unter Gemurre und Geknurre oder doch unter unübersehbarem Mitleid „erbarmen“, war`s das mit der Pünktlichkeit der Rollstuhlfahrerin.

    Aber, wie sagte letztens ein Busfahrer: „Wieso, Ihr wollt doch sowieso nur zum Arzt oder Spazieren“.