Die britische Regierung hat einen Dienst im Internet gestartet, der wohl weltweit einmalig ist: Touristen und Einheimische können sich online auf die Suche nach dem nächsten Behindertenparkplatz in 64 Städten des Königreichs begeben. Über die Postleitzahl oder den Orts- und Stadtteilnamen wird man fündig. Der Kartendienst zeigt zudem barrierefreie Tankstellen an (sogar, ob es dort eine barrierefreie Toilette gibt!), wie lange man auf dem welchem Behindertenparkplatz parken darf und wo sich die nächste öffentliche Toilette befindet. Deutschland, bitte nachmachen!
Tag Archiv für Tankstellen
Accessible UK
Handi-Bip-System von TAMOIL
Die Geschichte mit der Shell-Tankstelle und dem Funksystem für Rollstuhlfahrer hat auch etwas Gutes: Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Deutsche Tamoil ein ähnliches System für ihre Tankstellen unterhält. Es nennt sich „Handy-Bip-System“ und ist für Leute, die das Merkzeichen „aG“ im Schwerbehindertenausweis und ein Grad der Behinderung von 100 haben, völlig kostenlos. Die Kosten für die Fernbedienung trägt das Unternehmen.
Ich habe da angerufen und sie haben mir umgehend ein Anmeldeformular sowie eine Liste mit Tankstellen gefaxt. Die Tankstellen sind hauptsächlich in Norddeutschland und firmieren unter TAMOIL oder HEM. In Hamburg ist immerhin eine Tankstelle an das System angeschlossen, in Berlin sind es acht. Aber auch München und Saarbrücken findet man auf der Liste. Ich bestelle mir jetzt eine Fernbedienung und werde dann von meinen Erfahrungen berichten.
Was können wir für Sie tun?
Ich war in den letzten drei Tagen in Kiel und habe ein Seminar an der Volkshochschule gemacht. Ja, man hätte das Seminar auch in Hamburg machen können – wenn man nicht auf barrierefreie Räumlichkeiten angewiesen ist. Liebe Volkshochschulen, findet Ihr nicht, dass zum Volk auch die behinderten Bürger zählen? Aber das nur nebenbei.
Nach 3x Hamburg-Kiel-Hamburg wollte mein Auto betankt werden. Und wenn ich schonmal auf der Autobahn unterwegs bin (was als Großstadtmensch eh selten vorkommt), wollte ich die Chance nutzen und auch gleich tanken. Nämlich an der Shell-Tankstelle der Raststätte Aalbek.
Der Vorteil von Autobahntankstellen für mich als Rollstuhlfahrerin ist, dass sie eigentlich alle an das Dienst-Ruf-System von Junedis-IWN angeschlossen sind. Ich habe eine kleine Fernbedienung im Auto und kann damit den Tankwart anpiepen, der dann rauskommt und für mich tankt. Das heißt, ich erspare mir das Aussteigen und das Aus- und Einladen des Rollstuhls. Ein, wie ich finde, sehr gutes System.
Ich drückte also auf den Knopf – keine Reaktion. Wohl oder übel lud ich dann doch den Rollstuhl aus und tankte selbst. Beim Bezahlen fragte, ich den Kassierer, ob er denn nicht an das Funksystem angeschlossen sei. Er antwortete: „Was soll ich denn noch alles machen?“ „Ahja“, dachte ich bei mir. Hatte nicht Tank & Rast in irgendeiner Ausgabe des ADAC-Magazins vor Ewigkeiten damit geworben, dass alle Autobahnraststätten jetzt so wunderbar barrierefrei sind und an dieses Funksystem angeschlossen sind!?
„Ich dachte, wenn Ihre anderen Kollegen auf sämtlichen Bundesautobahnraststätten das hinkriegen, schaffen Sie das auch.“ „Nein,“ meinte er, „ich bin von der langsamen Truppe.“ Ahja.
Beim Verlassen der Tankstelle fiel mir ein Feedback-Kasten auf, wo Herr und Frau Autofahrer sagen kann, wie zufrieden man beim Tanken, Essen etc. auf der Raststätte Aalbek war. Ich habe mir natürlich nicht entgehen lassen, mein Bedauern über das fehlende Funksystem zum Ausdruck zu bringen.
Unterdessen kam bei mir der Verdacht auf, dass die Raststätte sehr wohl an das System angeschlossen ist, der Tankwart aber zu faul war, rauszukommen. Und tatsächlich, im Verzeichnis des Funksystems taucht die Shell-Station an der Raststätte Aalbek auf.
„Was können wir für Sie tun?“ lautet der Werbeslogan von Shell. Ich würde die Frage einfach so beantworten: Funksystem einschalten, Mitarbeiter schulen und rauskommen, wenn jemand piept. Dann ist für mich „Alles super„.