Tag Archiv für Fliegen

Anderes Aussehen – kein Mitflug

Dass die Sicherheitskräfte am Flughafen im indischen Bangalore so ihre Probleme mit behinderten Passagieren haben, konnte ich selbst schon erleben. Jetzt ist eine Familie mit ihrem Sohn, der autistisch ist, abgewiesen worden, weil er „anders aussah“, kann man bei Desicritics lesen. Weil die Familie aber eine bekannte Schauspielerfamilie war und sich ziemlich über die Behandlung empört hat, durften sie dann doch mitfliegen. Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen, muss ich sagen. Bei mir hat Empörung auch geholfen. Bangalore ist zwar angeblich die High-Tech-Hauptstadt Indiens. Nur mit den Menschen läufts noch nicht so toll. Vielleicht sollte man da auch besser Computer hinsetzen.

Flugtauglichkeitsbescheinigung

Nun dachte ich ja, dass ich mit meiner Immatrikulation fürs erste alle bürokratischen Hürden in Wien überwunden hätte. Ich habe mich geirrt. Ich hatte nicht mit der AUA gerechnet. Wir sind zwar Lufthansa geflogen, aber in Wien macht die Abfertigung die Austrian als lokaler Partner der Star Alliance. Wir haben in Wien-Mitte eingecheckt, nicht am Flughafen. Man gibt das Gepäck dort am Bahnhof auf, fährt dann mit dem Flughafenzug und kann direkt durch die Sicherheitskontrolle.

Die Dame am Check-In war wenig routiniert, um es mal höflich auszudrücken. Drei Mitarbeiter versuchten dann vereint, mich einzuchecken, ein Tag für den Rolli auszudrucken. Dann sagten sie mir, eine Anmeldung bei der Assistenz könnten sie nicht vornehmen. Außerdem müsste ich noch irgendeine Erklärung unterschreiben. Sie faselten etwas von MEDA. Das ist die Abkürzung für Passagiere, mit akuten Erkrankungen, nach Unfällen etc. Ich bin aber nicht krank, deshalb habe ich ihnen gesagt, dass ich nix unterschreibe und schon gar kein MEDA-Formular. Die Lufthansa verlangt das auch gar nicht. Die Assistenz wollten sie aber auch nicht anfordern, das solle ich am Gate machen.

Gesagt, getan. Ich sagte am Gate bescheid, es kam auch erfreulicherweise jemand und ich war schon fast in der Fluggastbrücke als ein AUA-Mitarbeiter hinter mir her lief und was von Flugtauglichkeit faselte. Als ich mich versichert hatte, dass er nicht meint, dass ich die Maschine fliegen wolle, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass er eine Flugtauglichkeitsbescheinigung von mir als Passagierin wollte. Ich sagte ihm, dass ich Frequent Traveller bin und auf meinen x Flügen niemals sowas vorlegen musste und ich sehr sicher bin, dass die Lufthansa das auch nicht verlangt. Ich erzählte ihm dann noch, dass die AUA vor Jahren schon in der Presse war, weil sie behinderte Fluggäste mit so einem Kram belästigt haben. Dann schaute ich auf sein Namensschild und der Herr wurde nervös. Er wolle mich nicht schikanieren, aber müsse wissen, welche Behinderung ich habe. „Haben Sie MS?“, startete er den ersten Versuch. „Nein“, grinste ich ihn an. Mehr Behinderungen fielen ihm nicht ein. Er schaute die Assistenten hilfesuchend an, aber der sagte nur „Das ist Eure Baustelle.“

Ich schwieg eisern, unterschrieb nichts und begab mich einfach zum Flugzeug. Der eifrige AUA-Mitarbeiter überholte uns und sprach mit dem Piloten. Niemand hinderte uns beim Einstiegen und ich nehme an, der Pilot erzählte ihm das Gleiche wie ich: Die Lufthansa will wissen, welche Hilfe jemand braucht, aber nicht warum. Und ich dachte eigentlich auch, dass sich das bei der AUA unterdessen erledigt hätte mit den komischen Formularen und blöden Fragen. Dabei müsste die AUA wegen ganz anderer Probleme nervös sein.

Tücke in der Fluggastbrücke

Fluggastbruecke mit Blick aufs Flugzeug

Was ist es wert, am Flughafen München eine Stunde im Flugzeug und anschließend in der Fluggastbrücke auf seinen eigenen Rollstuhl zu warten, den irgendjemand ins Flughafengebäude gebracht hat, und sich mit einem unfähigen Ramp Agent zu streiten? Einen zweiseitigen Entschuldigungsbrief der Lufthansa und 5000 Meilen. Och neee, das lohnt sich nicht. Beim nächsten Mal doch bitte gleich den Rollstuhl bringen, ja? Danke.

Disclaimer: Ich habe einen Trainervertrag mit Lufthansa Flight Training.

Wenn Sicherheitsleute Angst haben

Ich habe ja, ich gebe es zu, relativ positive Vorurteile über die USA, was die Behandlung behinderter Menschen angeht. Mir ist allerdings auch schon aufgefallen, dass an den Flughäfen es teilweise ziemlich „unamerikanisch“ zugeht und die Sicherheitsleute mich genauso merkwürdig behandeln wie ich es von „Good old Germany“ gewohnt bin.

Was aber Wheelchair Dancer erlebt hat, übersteigt meine Vorstellungen. Mehrere Sicherheitsleute am Flughafen in New York haben sich geweigert, sie wegen ihrer Behinderung zu kontrollieren. Sie hatten Angst vor ihren unkontrollierten Bewegungen:

I warned her about the involuntary movement, and she began the search. After a couple of large spazzes, she went to her supervisor (Luther) and asked him (in front of me) to get someone else to do it because it was too much for her. I didn’t feel particularly good about this, but I let it go.

Today, however, she saw me coming. Yes. Literally. And while she was escorting me back to the common search area, she cheerfully explained that I scared her too much to do to the search and that she just couldn’t do the search; she physically shuddered at the thought of it. The same old Luther supervisor condoned her opinion, and a third staff person was called. As you can imagine, I feel absolutely horrible about this. It was humiliating and shaming.

Via Katja

Schlauberger

„Ey, wir sind an der Endstation“, sagte der Herr (Typ: Staubsaugervertreter) zu mir, der in Hamburg als einer der Letzten das Flugzeug verließ, in ziemlich anmassendem Ton und machte sich über mich lustig, dass ich so doof bin und da immer noch sitze.

So lange noch Passagiere im Flugzeug sind, können die Leute vom Assistenzdienst ja nicht rein, um mir aus dem Flugzeug zu helfen, deshalb steig ich immer als Letzte aus. „Schlauberger“, habe ich ihm geantwortet. Da ich schneller war als das Gepäck, stand der Schlauberger auch prompt noch am Gepäckband und hat natürlich gesehen, dass ich Rollstuhlfahrerin bin. Er konnte anschließend vor Scham kaum noch seinen Koffer tragen, hoffe ich.

Blinkeräder

Es kommt noch der Tag, da wird wegen mir Terroralarm ausgelöst. Nicht wegen blinkender Schuhe wie in diesem Fall, sondern wegen meiner blinkenden Vorderräder.

Merkzeichen Dell

Was haben Dell-Notebook-Besitzer und Rollstuhlfahrer gemeinsam?
Ja okay, da kommt man nicht so einfach drauf: Sie werden von der australischen Fluggesellschaft Qantas nicht so ohne weiteres mitgenommen. Während die Rollstuhlfahrer nur die Maschinen vom Typ Boeing 737 meiden sollten, sieht es für die Dell-Kunden noch schlechter aus. Die dürfen nur noch ohne funktionstüchtige Akkus mit ihrem guten Stück in sämtliche Maschinen, schreibt Golem und zitiert den Syndey Morning Herald. Hat schonmal jemand über die Einführung des Merkzeichens „DELL“ im Behindertenausweis nachgedacht?

Drei Rollstühle in ganz Kanada

Weil die kanadischen Fluggesellschaften den E-Rollstuhl des kanadischen Abgeordneten Steven Fletcher nicht transportieren, hat er sich zwei weitere Rollstühle angeschafft. Sein Originalrollstuhl steht in Ottawa, ein weiterer in Winnipeg und noch einer in Toronto, schreibt der „Toronto Star„. 60 000 Dollar haben ihn die zusätzlichen Rollstühle gekostet, damit er an Treffen und Konferenzen teilnehmen kann.

Man fragt sich aber irgendwie schon, ob ein Abgeordneter, solchen Fluggesellschaften nicht mal auf die Sprünge helfen kann. Mir fielen da einige parlamentarische Mittel ein, um denen Druck zu machen. Zwei weitere Rollstühle zu kaufen, finde ich nicht wirklich eine Lösung. Schon gar nicht für Rollstuhlfahrer, die keine Abgeordneten sind und sich trotzdem in Kanada frei bewegen wollen.

Der Rückflug

Wir versuchten vor der Abfahrt herauszukriegen, welchen Sicherheitsrestriktionen wegen der Geschichte in London unser Flug unterliegt. Ich war auf dem Hinflug nur mit Handgepäck gereist (ein Rucksack, eine Tasche). Ich hatte sehr sparsam und platzausnutzend gepackt. Nun war die Frage, ob man Notebook, iPod & Co. überhaupt mit ins Flugzeug nehmen durfte. Meine Tasche war definitiv völlig ungeeignet, um aufgegeben zu werden und in meinen Rucksack passte nichts mehr hinein. Ich besorgte mir sicherheitshalber noch eine dritte Tasche, um gegebenenfalls umpacken zu können.

In Delhi muss das Gepäck, das eingecheckt wird, direkt am Eingang gescannt werden. Danach bekommen die Taschen ein Plastikband rundherum, das verhindern soll, dass man die Taschen nochmal aufmacht. Als wir ankamen hieß es, für Delhi gebe es keine neuen Sicherheitsvorschriften. Ich sah mich schon mit meinem Notebook surfend im Flugzeug sitzen – zu früh gefreut.

Der Rest der Gruppe flog mit Air France, ich flog Lufthansa. Während wir da standen und warteten wurden plötzlich alle Check-In-Schalter von Air France geschlossen. Die Lufthansa-Schalter waren noch nicht offen, weil mein Flug erst später ging. Dann fiel der Strom aus und wir saßen kurze Zeit in totaler Dunkelheit in dem riesigen Terminal. Man gewöhnt sich da übrigens irgendwann dran, dass man von einer auf die andere Minute im Dunkeln sitzt. Nachdem die Schalter wieder offen waren, gab Air France bekannt, dass man keine Batterien mit ins Flugzeug nehmen durfte. Das gelte für alle Flüge ab Delhi. Immerhin das Notebook durfte mit, wenn auch ohne Akku. Ich packte den iPod, meine Kamera und das Akku meines Notebooks in den Rucksack. Den musste ich jetzt wohl oder übel einchecken.

Irgendwann öffnete dann auch der Lufthansa-Schalter, ich gab meinen Rucksack auf, fragte nochmal nach den Regelungen und man bestätigte mir, dass es okay sei, mein Notebook ohne Akku mitzunehmen. Überall saßen jetzt Leute auf dem Boden und packten um. Ich ging durch die Grenzkontrolle und von dort in die Lounge. Ich hatte noch mehrere Stunden Zeit bis ich abflog und unterhielt mich nett mit zwei Engländern.

Vor meinem Gate war eine riesige Schlange. Die Sicherheitsleute waren den neuen Auflagen für die Kontrollen gar nicht gewachsen. Es gab eine Durchsage, die ich nicht verstand. Weit und breit gab es keinen Mitarbeiter und so zog ich einfach an der Schlange vorbei. Eigentlich wollte ich mich später wieder einreihen, wenn ich wusste, was los war, aber dazu kam es gar nicht. Man schleuste mich sofort vor zur Kontrolle. Sie akzeptierten das Notebook ohne Akku und alles war in Ordnung. Auch für meinen Rollstuhl interessierten sie sich nicht. So war ich relativ früh an Bord. Es gab wieder keinen Bordrollstuhl von Seiten des Flughafens, aber Lufthansa hatte einen an Bord. Mein eigener Rollstuhl wurde wieder mit an Bord genommen, klappte alles bestens und ich war sehr froh, Lufthansa geflogen zu sein. Ich aß noch was und schlief sofort ein. Erst in Frankfurt wachte ich wieder auf. Meinen Anschlußflug nach Hamburg hatte ich leider verpasst, weil wir wegen der Sicherheitskontrollen in Delhi eine Stunde verspätet abhoben. Aber die Lufthansa buchte mich auf die darauffolgende Maschine um, die ansich schon überbucht war. Es ist alles super gelaufen! Ein riesen Lob an Lufthansa, die mich sehr unterstützten.

Und noch ein Lob muss ich aussprechen: An meinen Rollstuhlhersteller Pro Activ. Was mein Rollstuhl in den vergangenen 14 Monaten, seit ich ihn habe, und insbesondere in den vergangenen Tagen mitgemacht hat, ohne nur eine Schraube zu verlieren oder sonst irgendeinen Defekt zu haben, lässt wirklich auf Qualität schließen. Die indischen Fahrer gingen mit dem guten Stück nicht wirklich pfleglich um, quetschten ihn irgendwo rein und ständig wurde er in seine Teile zerlegt. Das hat er alles problemlos mitgemacht. Er muss jetzt nicht mal in Reparatur.

Disclaimer: Ich habe einen Trainervertrag mit Lufthansa Flight Training. Ich hätte aber auch jede andere Airline gelobt, wenn sie mich heil von und nach Indien gebracht hätte.

Willkommen in Indien

Okay, ich bin angekommen. Bin in meinem Hotelzimmer und habe noch keine Ahnung, wann ich diesen Blogeintrag online stellen kann. Alles ist hier furchtbar umständlich. Der Transport, die Gepäckträger, die Anmeldeprozedur im Hotel und nicht zuletzt der WLAN-Zugang. Dafür braucht man irgendeine Karte, die ich natürlich nicht besitze.

Ich habe von Bangalore noch nicht viel gesehen, wobei der Weg vom Flughafen zum Hotel schon sehr weit war. Es gibt riesig hohe Bürgersteige, wobei der Begriff „Bürgersteig“ schon übertrieben ist. Flächen, auf denen sich vorwiegend Fußgänger aufhalten. Dann gibt es Häuser, die total runtergekommen sind. Dort leben aber durchaus Menschen und sie sind auch nicht zu runtergekommen, dass man sie nicht doch noch mit Werbetafeln vollhängen könnte. Wie reingeknallt stehen dann die Glaspaläste von irgendwelchen Firmen daneben. Ich habe schon zwei Gebäude der Deutschen Bank entdeckt.

Verkehrsregeln scheint es hier keine zu geben. Ampeln sind nur Zierde, man hupt einfach, wenn man meint, man hätte Vorfahrt. Auch das Hotel hat so seine Eigenarten. Jeder musste seinen Pass abegeben, der wurde kopiert und dann wurde in einem furchtbar umständlichen Verfahren die Zimmer verteilt. Das ganze dauerte rund 30 Minuten. Da kontinuierlich Vorname mit Nachname vertauscht werden, ruft der Mann an der Rezeption die anderen aus der Gruppe jetzt immer „Mister Hans“ und „Mister Jens“. Ich habe das System aber sofort durchblickt und habe meinen Namen falsch angegeben. Folglich bin ich“Misses Link“. Mein Zimmer ist nicht wirklich barrierefrei, aber die zwei Nächte werde ich klar kommen. Wenn ich über das Klo klettere, habe ich gute Chancen die Badewanne zu erreichen. Vor dem Hotel sind 1000 Stufen, aber durch die Tiefgarage komme ich rein. Das Hotel gehört zu Le Meridien. Es liegt übrigens nicht nur an Indien, dass es nicht barrierefrei ist. Selbst im nagelneuen Le Meridien in Hamburg sind nicht alle Bereiche barrierefrei. Ich kenne weltweit kein einziges „Le Meridien“, das ich das Gütezeichen „Barrierefrei“ geben würde.

Überrascht war ich übrigens wie gut das Aussteigen aus dem Flugzeug geklappt hat. Es waren sieben (!) Leute da, um mich aus dem Flugzeug zu holen und es gab sogar eine Fluggastbrücke (Finger). Das heißt vom Flugzeug bis zum Auto begegnete ich keiner Stufe. Auch nicht im Flughafen selbst. Es gab einen Fahrstuhl und überall Rampen. Sogar eine Rollstuhltoilette habe ich gesehen. So, ich geh jetzt schlafen. Hier ist es schon nach 3 Uhr nachts.