Tag Archiv für Blogs

Die Leserschaft zeigt sich bestürzt

Seit dem Wochenende beobachte ich, wie eine Falschmeldung der dpa weite Kreise zieht. Dass es sich um eine Falschmeldung handelt, wusste ich schon ziemlich früh. Ich hatte es in einem Blog gelesen.

Wer jetzt lauthals schreit, wie denn sowas passieren kann, weiß nicht, unter welchem Druck Agenturjournalisten arbeiten. Ich habe ja bis Dezember selbst im Dienste des dpa-Konzerns gestanden und habe zuvor dort volontiert. Gleich zu Beginn meines Volos hatte ich ein ziemlich lehrreiches Erlebnis: Der neue Innensenator Hamburgs musste die Kriminalstatistik seines Vorgängers korrigieren. Die Pressekonferenz wurde relativ kurzfristig einberufen und ich düste zum Polizeipräsidium.

Aber was genau war falsch an den Zahlen? Das war die Frage, die sich mir, der Redaktion und natürlich auch den Lesern stellte. Die Polizei hatte die Zahlen nicht wirklich journalistenfreundlich aufbereitet und teilte die Stapel an Papier erst zum Ende der Pressekonferenz aus. Ich suchte händeringend jemanden unter den Kollegen, mit dem ich gemeinsam rechnen und den Stapel Papier bewältigen konnte. Ich war in der Schule richtig schlecht in Mathe und die Zahlen machten mir Angst, aber ich musste ja so schnell wie möglich eine Meldung absetzen. Keiner der Kollegen von Zeitung und Rundfunk wollte sich mit mir gemeinsam die Zahlen ansehen und durchrechnen. „Ich warte auf die Agentur,“ bekam ich zu hören. Und: „Das rechnet dpa für uns.“ dpa war in dem Fall aber ich.

Also ging ich in die Offensive und zu einem der Sprecher und sagte, dass die Zahlen so unbrauchbar seien. Er möge mir Eckdaten nennen. Er hatte keine. Aber er setzte sich mit mir hin und wir rechneten das Wichtigste aus. Ich setzte die Meldung per Laptop ab und als ich unten am Auto ankam, lief schon haargenau mein Text als Nachricht bei NDR Info, samt der Zahlen. Ich befürchtete das vorzeitige Ende meiner noch jungen Karriere – übrigens völlig unbegründet. Die Zahlen waren korrekt. Mein mathematisches Selbstbewusstsein hatte sich danach wieder etwas stabilisiert. Solche und ähnliche Erlebnisse hatte ich danach noch öfter. Z.B. wenn ein japanischer CEO meinte, die Pressekonferenz in gebrochenem Englisch abhalten zu müssen statt einen Dolmetscher zu bemühen. „Haben Sie das verstanden?“, fragte ich einen Kollegen neben mir. „Nein, ich warte nachher auf die Agentur,“ war die Antwort. Ich bin in solchen Fällen dann zu dem jeweiligen Sprecher (der meist auch nichts verstanden hatte, aber nochmal bei seinen japanischen Kollegen nachfragen konnte). Aber was hätte ich auf so einer Demo gemacht? Darauf vertrauen, dass man sich nicht verhört hat? Vielleicht.

Das Problem ist für mich nicht, dass Kollegen Fehler machen, schon gar nicht bei so einem stressigen Event. Was ich nicht verstehen kann ist, warum der Fehler nicht früher bemerkt wurde. Denn in Blogs wurde darüber relativ schnell geschrieben. Es reicht heutzutage halt nicht mehr, als CvD n-tv zu schauen und die Konkurrenz zu beobachten. Ich finde, für die Berichterstattung zu einem solchen Großereignis muss man zwischendurch auch mal schauen, was in den Blogs und den Online-Medien passiert.

Ich finde ich es bemerkenswert, wie viele Tageszeitungen die falsche Meldung am Montag dann auch noch in die Blätter hoben und Dinge hinzudichteten, obwohl der Fehler in Kleinbloggersdorf längst bekannt war. Das heißt, da fahren x Journalisten nach Heiligendamm, weit mehr sitzen daheim in der Redaktion und brüten über den besten Leadsatz und keiner kommt mal auf die Idee, bei Technorati vorbeizuschauen.

Insight Magazin

Das Insight Magazin hat diverse Journalisten zu ihren Lieblingsweblogs befragt. Darunter auch mich. Nachzulesen in der April-Ausgabe des Magazins. Die Links zu dem Artikel gibt es auch online.

Blogs in der Kommunikation

Auf dem Kongress Hamburger Dialog gibt es ein Panel zu „Blogs in der Kommunikation“ mit PR-Blogger Klaus Eck, Google-Sprecher Stefan Keuchel und Frosta-Vorstand Felix Ahlers. (Dieser Eintrag wird weiter aktualisiert.)

Klaus Eck führt gerade in das Thema ein: Wie viele Blogs gibt es? Was sind Blogs etc.? In Deutschland werde im Vergleich zu Frankreich wenig gebloggt. Klaus Eck erklärt, was das besondere an Blogs ist. Ich spar mir das jetzt. Erwähnung finden Jamba, Heidi Klum und die Klowände. Jetzt geht er auf den Unterschied zwischen Bloggern und Journalisten ein. Blogger hätten keine Ausbildung etc. Hilfe, ich komm kaum noch nach. Jetzt geht es um die Digitale Reputation und jetzt noch das Fazit. Mist, auch verpasst. Ich tippe zu langsam oder bin nicht Multitaskingfähig.

Stefan Keuchel bedankt sich, dass die Zuschauer sich für dieses Thema entschieden haben, es sei spannend. Blogs sei ein Thema, das stark in den Medien vertreten sei. Er verweist auf den Titel der Business Week. 63 Prozent der deutschen Internetnutzer wussten 2004 noch nicht, was ein Weblog ist, zitiert er eine Studie. An der passiven Beobachtung der Weblogs käme man heute als Unternehmen nicht mehr vorbei. Stefan Keuchel meint, das Thema würde in Deutschland so sorgenvoll betrachtet, dabei sei das auch eine Chance. Stefan Keuchel geht auf die Risiken ein. Blogs entsprächen keinen journalistischen Regeln, viele Einträge würden sich lange in den Suchmaschinen halten. Er zeigt das Weblog von Heiko Hebig und dem Haltungsturner. Er zeigt einen Sexblog und das PR-Blog – witzigerweise mit dem Logo von Mr. Wong. Es folgen weitere Blogs. Meine Güte, geht das schnell. Da war der Podcastday ja sehr gemütlich im Vergleich. Stefan Keuchel zeigt War-Blogs und das Bildblog, das Verdiblog und das Attacblog. Jetzt geht er auf Googlewatchblogs ein. Und jetzt sind wir schon bei Corporate Blogs. Er erwähnt die Drohung von Felix Ahlers, das Blog zu beenden, wenn nicht mehr Mitarbeiter mitschreiben. Nun geht es um das HLX-Blog.

Google nutze Blogs sehr sehr stark. Er zeigt die Presseseite. Noch über den Pressemitteilungen stehen Links zu den Weblogs. Wenn Google eine Pressemitteilung rausschicke, dann gebe es zeitgleich einen Blogeintrag. Stefan Keuchel zeigt das Google Blog. Mitarbeiter erzählten dort über neue Produkte etc. Er zeigt die Liste mit Weblogs zu den vielen verschiedenen Google-Produkten. Die Mitarbeiter würden motiviert, selber zu bloggen, allerdings unter bestimmten Regeln. Er geht auf Wettbewerber-Blogs ein und zeigt das Yahoo!-Blog, das MSN-Blog und das AskJeeves Blog.

Nun geht es um Mitarbeiter-Blogs. Er zeigt das „Diary of a (fired) Flight Attendant“ und das Blog eines gefeuerten Google-Mitarbeiters, der fristlos entlassen wurde. Stefan Keuchel meint, er hätte fragen können, ob es Blogging Guidelines gebe. Die gibt es wohl bei Google. Er zeigt zwei weitere Blogs: Scobleizer und David Gee’s Blog (Links kommen später, sorry, sonst komm ich gar nicht mehr nach – so lange müsst ihr googlen…).

Er zeigt den Shopblogger und die Liste der Sun-Blogs. Nun gehts weiter zum AOL-Blog von Charles Fränkl. Nun zeigt er Produktblogs: Vespaway, Boeing, Nike in Kooperation mit Gawker Media. Nun kommt das Umzugsblog von Nico Lumma. Und – tatatata – es kommt die Opeltestfahrer-Aktion. Er geht auf die AMD-Notebooktestersuche ein. Er erwähnt Wahlblogs und Medienblogs, natürlich Indiskretion Ehrensache. Er meint, Journalisten würden wohlwollend zur Kenntnis nehmen, wenn man erwähnt, dass man ihre Blogs liest. (Und ich dachte immer, die PR-Leute lesen mein Blog wirklich!).

Nun referiert Felix Ahlers. Er erwähnt das Frosta-Reinheitsgebot und meint, Blogs passen gut zu Frosta, weil sie transparent sind – so wie Frosta sein will. Er geht auf die Geschichte von Frosta ein und wieder das Reinheitsgebot. Jetzt kommt das Frosta Blog. Es habe rund 4000 Leser pro Tag und viele Kommentare. Voraussetzungen für ein gutes Blog sei ein gutes Produkt, man müsse Kritik abkönnen und Mitarbeiter müssten bereit sein zu schreiben und auf Kommentare zu antworten. Auch viele Journalisten würden Blogs lesen. Er zeigt Ausschnitte.

Jetzt ist Fragerunde. Erste Frage habe ich verpasst. Google liebt Blogs, meint Stefan Keuchel. Blogger lesen Blogs und verlinken aufeinander, deshalb sei das Thema für Suchmaschinen hoch interessant. Jemand fragt nach der Glaubwürdigkeit von Firmenblogs und CEO-Blogs. Stefan Keuchel meint, es bringe nichts Blogeinträge von der PR-Abteilung glätten zu lassen, er dürfe auch mal schräg sein und sollte kein „PR-Geseier“sein. Klaus Eck erwähnt das Boeingblog, bei dem umstritten sei, ob der CEO selbst schreibt. Der „Schreiber“ habe nicht gewusst, was in seinem eigenen Blog steht. Felix Ahlers erwähnt, dass auf dem Weblog acht Mal so viele Zugriffe seien als auf der Frosta-Seite. Es geht gerade auch um das Thema Forum versus Blogs.

Stefan Keuchel erzählt, die Mitarbeiter von Google müssten gar nicht zum Bloggen motiviert werden, sie müssten eher gebremst werden. Jemand im Publikum fragt, ob Blogs nicht überbewertet seien und stellt einen Vergleich zum Flugblatt an. Klaus Eck meint, die Informationen in Blogs seien teilweise besser. Stefan Keuchel ergänzt, dass die Haltbarkeit eines Blogs höher sei als bei einem Flugblatt. Klaus Eck meint, man könne auch noch Einträge nach 10 Jahren findet. Jetzt geht es um das Löschen bei Google. Stefan Keuchel meint, dass der Inhaber der Seite löschen muss, dann würde auch Google die Seite aus dem Cache entfernen. So, das wars. Mann, das war ganz schön Überholspur.

Labrador Lounge

Podium Labrador Lounge

Lycos Medientreff Labrador Lounge mit Martin Röll, Markus Roder und anderen zu Internet-Communities.

Blogroll

Ich habe die Disability Blogroll aktualisiert. Einige Blogs sind rausgeflogen, weil sie nicht mehr existieren. Neu aufgenommen wurden: Der zweite Aufguß, Beyond the ramp, Disabled Hands, Deaf Today, In the name of the quad, Jochens Weblog, Konkurrenzlos-oder.net, Marmiteboy on toast, MyHandicap, Nikos Weblog, Ragged Edge Online, Sarinas Blog, The Handicapped Computerist und Wheelz Life Notes.

Charts

Die Deutschen Blogcharts sind gestartet. Dieses Blog ist unter den Top100, was mich sehr freut. Immerhin Platz 87 derzeit, in guter Nachbarschaft zum RSS-Blogger und Moving Target.

Google Blogs sind tot

Blogger.com, der Blog-Dienst von Google, ist nicht erreichbar. Kein einziges, der dort gehosteten Blogs, die ich sonst so lese, ist aufrufbar – weder im WWW noch per RSS.

Aber immerhin erscheint jetzt die Meldung, dass der Dienst vom Netz ist:

Blogger Network Outage - We are currently down for network maintenence from 12pm (noon) to 2pm PST.

Auch das Google Watchblog befasst sich mit den Serverproblemen.

Update 23.10 Uhr: Es geht alles wieder.