Journalistische Krüppel

„Dann gibt es aber auch die Frau Martine Wells, die an jenem Morgen ebenfalls beide Beine eingebüßt hat und, da sie nicht mehr so gut laufen kann, wie sie möchte, gerade ihren Flugschein macht. Andere finden sich noch kaltblütiger ab mit ihrem neuen Zustand als amtliche Krüppel; einer hat gerade eine kurze Anleitung veröffentlicht, was Krückenträger beim Besuch eines Restaurants beachten sollten: ‚Toiletten im Keller sind ein Graus (Treppen!)‘.“

FAZ vom 07.07.2006, Nr. 155 / Seite 5 in einem Bericht über die Opfer der Anschläge von London

Es ist kaltblütig, Tipps zu geben, worauf man achten muss, wenn man an Krücken geht? Das ist nicht kaltblütig, das ist realitätsnah. Die Menschen sind „amtliche Krüppel“? Selber Krüppel, wer sowas schreibt.

2 Kommentare

  1. Dorothea sagt:

    Aber wehe, ein "Mensch mit Behinderungen" / Behinderter / Rollstuhl (bahnamtlich für: RollstuhlnutzerIn) sagt _selbst_ "Krüppel". Dann ist das Geschrei grooooooß. "Wir" meinen "das" doch nicht bööööse, Sie sind doch ein gaaaaaanz normaaaaaler Mensch (klar, drum wird man auch als "Rollstuhl" bezeichnet, oder als "Serviceleistung") etc.

    "Krüppel" sagen dürfen nur "Normale". Die meinen das ja nicht soooooo

  2. lachgas sagt:

    Ich sag selbst gern und oft Krüppel im Umgang mit meinen Freunden (ist ja viel kürzer als "Behinderter") das musste ich aber hart lernen in der Kürperbehindertenschule. Es war für mich sehr ungewohnt zum Schwerbehindertenausweis einfach Krüppelpass zu sagen und meine Mutter fands noch schlimmer.
    Jeder normalo der mich so anreden würd bekäme aber mächtigen Ärger mit mir da es normalerweise ja negativ benutzt wird in der Öffentlichkeit.