Was ich mir für 2012 von den Medien wünsche

Ein Wissenschaftler sucht einen Assistenten. Das ist normalerweise keine Nachricht, die es bis in die Medien schaffen würde – wenn der Wissenschaftler nicht Stephen Hawking heißen würde und zwischen Weihnachten und Neujahr nicht sowieso schon journalistisch Saure-Gurken-Zeit wäre.

Nun dauerte es nicht lang bis die Meldung kommentiert wurde. Raul Krauthausen zum Beispiel schrieb mit Hinweis auf Spiegel Online, er hasse es, wenn Journalisten über Rollstuhlfahrer schreiben, sie seien „an den Rollstuhl gefesselt“ und „leiden an“ etwas.

Bei der Meldung handelt es sich in großen Teilen um eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Wer weiß, wie Nachrichtenagenturen arbeiten, den wundert es nicht, dass die Meldung sofort auf Hunderten Nachrichtenseiten zu lesen war – mit der Formulierung, dass Hawking „an den Rollstuhl gefesselt“ ist und „leidet“.

Konkurrent dapd hatte eine kürzere Meldung dazu im Dienst. Auch bei dapd „leidet“ Stephen Hawking, ist aber nicht gefesselt, sondern nur „fast vollständig gelähmt“.

Ich könnte noch ein paare andere Beispiele aufzählen, die mir in den vergangen Wochen aufgefallen sind, was den Umgang mit behinderten Menschen in den Medien angeht:

– In der Tagesschau wird berichtet, dass ein Mann jetzt ein „Krüppel“ sei, nachdem er von einem Rechtsradikalen zusammen geschlagen wurde. Der Mann hat eine halbseitige Lähmung.

– In der Berichterstattung über die Verleihung des Literaturnobelpreises berichtet dpa zwar in epischer Breite über die Behinderung des Nobelpreisträgers Tomas Tranströmer (dieser ist wie Hawking „an den Rollstuhl gefesselt“ und „er hob leicht die intakte linke Hand und zeigte ein frohes Lächeln“), seine Werke werden aber in der gesamten Berichterstattung kaum erwähnt.

– Das „Nachtmagazin“ zeigt einen Beitrag über die gehörlose Twitterin Julia Probst, lässt sie aber de facto gar nicht zu Wort kommen, sondern aus dem Off wird behauptet, sie könne nicht sprechen. Man macht sie im wahrsten Sinne des Wortes zur Taubstummen. Dabei sieht man wie Julia redet, nur was sie sagt, hören wir nicht. Selbst wenn es unverständlich gewesen wäre, was Julia gesagt hat, hätte man es einfach neu vertonen können oder die ARD hätte einen Gebärdensprachdolmetscher zum Dreh buchen sollen. Ein TV-Porträt, über jemanden, die zwar anwesend ist, aber selbst nicht zu Wort kommt – undenkbar, wenn es um eine hörende Person gegangen wäre.

– Und die Westdeutsche Zeitung weiß immer noch nicht, dass gehörlose Menschen nicht „taubstumm“ sind.

Ich will gar nicht so sehr über die Begriffe diskutieren. Wer da Klärungsbedarf hat, kann sich gerne das „Buch der Begriffe“ herunterladen, wo vieles erklärt wird.

Ich möchte einen Wunsch für 2012 äußern: Ich wünsche mir, dass Journalisten ihr Bild von Menschen mit Behinderungen mal in Frage stellen, bevor sie über sie schreiben. Die Formulierungen, Texte und Reportagen, über die ich mich ärgere, sind eigentlich nur ein Symptom. Ein Symptom dafür, dass Journalisten ihre eigenen Vorurteile in die Texte und Beiträge übertragen, die sie selber haben, und sie damit zur allgemein gültigen Wahrheit erklären.

Wenn aber behinderte Menschen irgendwann wirklich in der Mitte der Gesellschaft ankommen sollen, dann spielen die Medien eine nicht zu unterschätzende Rolle. So lange den Leuten immer wieder vermittelt wird, das Leben mit Behinderung sei in erster Linie ein tragisches Schicksal eines Einzelnen, das die Lebens- und Leistungsqualität so massiv einschränkt, dass nichts anderes wichtiger wäre, wird es schwierig, behinderte Menschen als Bürger, Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder Menschen mit gleichen Rechten anzusehen. Als normaler Teil der Gesellschaft eben. Stattdessen findet eine Herabsetzung statt. Das führt zur Ausgrenzung.

Und wer für diese Argumente nicht empfänglich ist, der wird vielleicht dieses verstehen: Es geht hier auch um journalistische Qualität. Faktentreue zum Beispiel und um eine angemessene Sprache in dem jeweiligen Beitrag. Und es geht um Inhalte: Es ist einfach schlechter Journalismus, Absatz über Absatz mit der Behinderung der Person zu füllen, nur weil man seine Theorie / sein Werk / seine Arbeit nicht verstanden oder gelesen hat. Das fällt mir insbesondere bei Hawking immer wieder auf, aber wenn ich nichts von Physik verstehe (und dafür habe ich größtes Verständnis), dann bin ich vielleicht auch die falsche Person für die Berichterstattung über seine Theorien.

Ich glaube, dass deutsche Redaktionen, so wie es im angelsächsischen Bereich bereits üblich ist, dringend einen Styleguide bräuchten, in dem der Umgang mit dem Thema Behinderung dargelegt wird. Ich halte nichts davon, die Behinderung von jemandem totzuschweigen. Die Frage ist, wie man darüber berichtet und welchen Stellenwert man dem Thema einräumt.

P.S.: dpa hat mir übrigens schon zugesagt, sich zu bemühen, „an den Rollstuhl gefesselt“ 2012 nicht mehr zu verwenden. 2011 hatten sie es 14 Mal im Dienst.

42 Kommentare

  1. Jens Moellenhoff sagt:

    Der Artikel sollte Pflichtlektüre in allen Redaktionsstuben werden.

  2. Gast sagt:

    Nicht nur Journalismus, sondern auch die Webseiten und Flyer der „Behindertenhilfe“ und Spendenakquisiteure triefen vor Klischees, die unerträglich sind….
    Und wenn man schonmal dabei ist: nicht nur die Berichterstattung über körperlich behinderte Menschen, sondern auch über seelisch behinderte Menschen ist ein Skandal. Kaum ein Bericht, in dem nicht sofort eine Assoziation zu ausgetickten Kriminellen hergestellt wird…. Hallo??? Sind wir immernoch im Mittelalter wo die Menschen in Verliesen angekettet wurden? Anders gefragt: haben Journalisten wirklich keine eigene Erfahrungen mit Depressionen o.ä.? Letztendlich geht es bei all diesen Begriffen um Abgrenzung und Ausgrenzung.

  3. Wolf sagt:

    Bin Journalist, habe aber noch nie über „an Rollstuhl gefesselte“ Menschen berichtet. Vielleicht liegt es daran, dass ein Kollege und ich selbst mal mit geliehenen Rollis in der Stadt unterwegs waren, um für unsere Zeitung die Unzugänglichkeit öffentlicher Gebäude und Wege zu dokumentieren.
    Neben dem unvergesslichen Muskelkater in Armen und Rücken war unsere wichtigste Erkenntnis, dass überwiegend gedankenlose Stadtplaner und Architekten blinden Menschen oder Rollifahrern Probleme bereiten, weil ungesicherte Gerüste oder Kunstwerke gedankenlos irgendwo aufgebaut werden. Steile Straßen mit Kopfsteinpflaster waren ebenfalls nicht allein zu bewältigen.
    Wer diese Tour einmal gemacht hat, was ich allen jungen Kolleginnen und Kollegen dringend empfehle, gewinnt erstens einen Blick für Fehlplanungen und hat gleichzeitig Material für die folgenden fünf oder mehr Jahre, die man braucht, diese Fehler zu beseitigen. Ganz nebenbei, landen Unworte, wie „an den Rollstuhl gefesselte Menschen“ für immer in der Tonne. Es schreibt ja auch niemand über „an Schuhe gefesselte Fußgänger“. ;)

  4. Harry sagt:

    Als ich in den USA war kam ich mir zum ersten mal nicht „behindert“ vor. Die Stellung in der Gesellschaft ist auch eine ganz andere, endlich mal normal behandelt zu werden und keine Blicke von der Seite zu bekommen, klasse Gefühl. Es muss sich noch viel ändern vor allem in den Köpfen. Hier können die Medien sehr viel beitragen. Wenn mal ein Bericht kommt, dann meist kein guter/positiver. In Serien oder Filmen gibt es zum im deutschen Fernsehen überhaupt keine Rollstuhlfahrer.

  5. Andreas sagt:

    Wie wäre es, ein solches Styleguide als Wiki aufzusetzen und in der Community zu entwickeln. Könnte mir gut vorstellen, dass wir (respektive an der Hochschule (Hochschule Darmstadt, Online-Journalismus)) da auch helfen könnten. Wäre sicher auch denkbar in der Ausbildung bei uns zu thematisieren…

  6. Heike sagt:

    Vielen Dank für diesen Blog!!
    Ich stimme dir in allen Punkten voll zu, ich finde es immer unmöglich, wenn Phrasen verwendet werden und eine Herabsetzung von Menschen mit Behinderung bewirkt wird.
    Nur weil jemand in einem Rollstuhl sitzt, heißt das nicht, dass er kein schönes Leben hat!

    LG Heike

  7. […] »Was ich mir für 2012 von den Medien wünsche (Behindertenparkplatz)Ich möchte einen Wunsch für 2012 äußern: Ich wünsche mir, dass Journalisten ihr Bild von Menschen mit Behinderungen mal in Frage stellen, bevor sie über sie schreiben. Die Formulierungen, Texte und Reportagen, über die ich mich ärgere, sind eigentlich nur ein Symptom. Ein Symptom dafür, dass Journalisten ihre eigenen Vorurteile in die Texte und Beiträge übertragen, die sie selber haben, und sie damit zur allgemein gültigen Wahrheit erklären. Wenn aber behinderte Menschen irgendwann wirklich in der Mitte der Gesellschaft ankommen sollen, dann spielen die Medien eine nicht zu unterschätzende Rolle. So lange den Leuten immer wieder vermittelt wird, das Leben mit Behinderung sei in erster Linie ein tragisches Schicksal eines Einzelnen, das die Lebens- und Leistungsqualität so massiv einschränkt, dass nichts anderes wichtiger wäre, wird es schwierig, behinderte Menschen als Bürger, Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder Menschen mit gleichen Rechten anzusehen.« […]

  8. Patricia sagt:

    Ein ganz herzliches Dankeschön für diesen schönen Blog !!
    Als betroffene Mutter einer ( leider inzwischen verstorbenen ) schwerstbehinderten Tochter, die viel mit behinderten Menschlein zu tun hat kann ich dafür nur danken und hoffen, dass diese abwertenden Phrasen immer weniger in der Öffentlichkeit auftauchen.
    Egal, wie schwer oder leicht das Defizit eines Menschen ist … es hat nichts mit Verkrüppelung oder Fesselung zu tun. Wenn man diese Menschen einfach nur so annimmt wie sie sind, dann ist das das schönste Geschenk das man ihnen machen kann :-)
    Herzliche Grüße
    Patricia

  9. Christiane sagt:

    @Mela
    Haben Judith, Julia und ich gestern auf Facebook drüber gesprochen. Ich bin der Meinung, wenn man Leute, die man nicht gut / nicht verstehen kann, im TV zeigt, muss man sich was einfallen lassen, sonst schalten die Leute beim Fernsehen weg. Aber Jule will ja eine Botschaft rüberbringen. Egal wie man es löst, es geht nicht, sie gar nicht zu Wort kommen zu lassen. Gerade im Fernsehen gibt es da gute Möglichkeiten.

  10. […] Behindertenparkplatz » Was ich mir für 2012 von den Medien wünsche Medienschelte der anderen Art kommt von Christiane Link. Lesenswert: „Es ist einfach schlechter Journalismus, Absatz über Absatz mit der Behinderung der Person zu füllen, nur weil man seine Theorie / sein Werk / seine Arbeit nicht verstanden oder gelesen hat. Das fällt mir insbesondere bei Hawking immer wieder auf, aber wenn ich nichts von Physik verstehe (und dafür habe ich größtes Verständnis), dann bin ich vielleicht auch die falsche Person für die Berichterstattung über seine Theorien.“ […]

  11. Dieses Jahr im Sommer gleich nach den Olympischen Spielen berichten Journalisten auch über die Paralympics – und seit Athen bemüht sich die Presse zunehmend um Professionalität ohne Mitleidsattitüde und Fauxpas.

    Zudem erleichtern Guidelines des International Paralympic Committee (IPC) angemessene Berichterstattung.

    Annette Schwindt, Beraterin für Public Relations, ausgebildete Print-Redakteurin und Autorin, hat diese IPC-Guidelines 2008 bereits übersetzt – und einige gute Anmerkungen sowie Tipps dazu formuliert: ein guter Leitfaden

    http://www.schwindt-pr.com/Wissenswertes.pdf

    für Journalisten, die sich mit normaler Berichterstattung noch immer schwer tun.

    Hoffen wir auf London 2012 und gute Berichte Tag für Tag!

  12. asddude sagt:

    gutmenschen alarm tuuutuuuuutuuuut

  13. Wookie Monster sagt:

    Nach wie vor gilt: Wenn Sie eine Person sehen, die an den Rollstuhl gefesselt ist, rufen Sie bitte die Polizei und binden Sie sie los. Vielen Dank.

  14. anti-asddude sagt:

    zu 14.

    dummmenschen alarm … trööröööö

  15. Melantrys sagt:

    zu 15.: *rofl* Danke.

    zum Beitrag:

    Das mit dem „an den Rollstuhl gefesselt“ kann ich ja fast noch verstehen. Wenn man nicht darüber nachdenkt, was das eigentlich aussagt, ist’s eine schnittige Formulierung. Und wenn man dann eben nicht so sehr nachdenkt, benutzt man sie halt. Aber Ausdrücke wie „Krüppel“ finde ich dann schon extrem grenzwertig.

    Zu dem Fernsehbeitrag über eine Gehörlose kann ich nur sagen, daß man Gehörlose manchmal wirklich schlecht versteht (Wieso lernen wir in der Schule eigentlich nicht Zeichensprache? Das fände ich sehr sinnvoll.), aber da muß ich dann doch nicht hingehen und den Ton ausblenden. Wozu gibt es Untertitel? Zack, so kommt die Frau zu Wort und jeder kann’s auch verstehen. Problem gelöst.

    Dann habe ich da noch eine allgemeine Frage zum Thema Sprache. Ich hatte da mal eine Diskussion mit jemandem, der mit behinderten Menschen arbeitet, und der es außerordentlich wichtig fand, von „Menschen mit Behinderungen“ zu sprechen und nicht von „Behinderten“. Im Gegensatz zu ihm hatte und habe ich eher das Gefühl, daß man da eine neue Wortschöpfung erfunden hat, die eigentlich nicht nötig ist. Das Argument scheint ja zu sein, daß ich jemendem absprechen, auch ein Mensch zu sein, wenn ich „Behinderter“ sage. Für mich ist und war das Wort immer nur eine Klassifizierung, die in bestimmten Zusammenhängen nötig sein mag. Wenn ich sage „Der hat mich nicht verstanden, weil er Franzose war,“ ist der doch trotzdem ein Mensch, einer aus Frankreich eben.
    Als Nicht-Behinderte kriegt man da natürlich schnell den Vorwurf vor den Latz geknallt, daß einem da das entsprechende Einfühlungsvermögen fehlt. Aber wenn ich in einem Artikel über Sprache den Autoren selber das Wort „Behinderter“ benutzen sehe, frage ich mich, ob mein Gefühl, daß die Schöpfung des auch irgendwie umständlichen Begriffes „Mensch mit Behinderung“ vielleicht doch etwas über das Ziel hinausschießt, womöglich doch nicht so falsch war….?
    Würde mich über eine Antwort darauf freuen (und hoffe, daß meine hastig in der Mittagspause hingekloppten Zeilen genug Sinn machen, daß man alles nachvollziehen kann).

  16. Kritiker sagt:

    Als Journalist muss man es wirklich schwer haben. Im Sommer das zeitlich sehr lange Sommerloch und dann nur ganz wenig Zeit für Nachrichten bevor die Saure-Gurken-Zeit los geht. Und dann kommt vor dem nächsten Sommerloch auch schon wieder der Es-passiert-auch-gar-nix-Frühling. Da verwundert es nicht, dass viele am Hungertot nagen.

  17. Mela sagt:

    Christiane: ich würde dir da zustimmen, aber nur teilweise. Wenn jemand schweren Dialekt spricht, wird das im TV wegen des hübschen Lokalkolorits so stehen gelassen und mit Untertiteln versehen. Das ginge bei Gehörlosen auch.

    Macht man aber nicht, weil es für den Zuschauer zu ungewohnt ist und er sich evntl. unangenehm berührt fühlt und deswegen wegschaltet. Die Katze beisst sich hier in den Schwanz. Solange Menschen nicht regelmässig mit Behinderungen in Kontakt kommen, finden sie sie gruselig, wissen nicht wie sie damit umgehen sollen und vermeiden jede Berührung. Dadurch kommen sie nicht mit Menschen mit Behinderungen zusammen und dadurch verstärkt sich der Effekt nur weiter.

    Irgendwo muß man mal anfangen.

  18. Dieser wichtige Artikel ist eigentlich klar verständlich und ich hoffe das etwas für die Aufklärung gegenüber Menschen mit Behinderungen bringt.

  19. Melantrys sagt:

    Hm, da hab‘ ich mich wohl vor lauter Essensglücksrausch verlesen und ziehe die Frage am Ende zurück, auch wenn ich’s nach wie vor nicht verstehe.

  20. willi sagt:

    @ Patricia

    und „Menschlein“ ist NICHT herabwertend?

  21. […] Gesucht: Styleguide für den Umgang mit dem Thema Behinderung […]

  22. Patricia sagt:

    @ Willi
    nein, finde ich nicht, weil ich alle gleich schätze – egal ob groß, klein, dick, dünn, mit – oder ohne Handycap :-)
    Ich möchte die Menschen dadurch nicht klein machen oder verniedlichen …. habe einfach aufgrund persönlicher Erfahrungen viel mit behinderten Kindern zu tun, und das sind für mich „Menschlein“ …. war in keinster Weise negativ gemeint :-)

  23. […] Christiane Link von Behindertenparkplatz hat für das nächste Jahr Wünsche an die Medien formuliert. […]

  24. danke Christiane für solche Posts.Deine Posts sind immer optimistisch und ermutigend

  25. […] Behindertenparkplatz: Was ich mir für 2012 von den Medien wünsche (via […]

  26. Dorothea sagt:

    Auch das allseits beliebte „im Rollstuhl sitzen“ ist ähnlich daneben wie die „Fesselung“. „Sitzen …“ und dann? Fernsehen, tageintagaus? Sich rumschieben, -schuckeln und -karren lassen? Unglücklich gucken?

    Der Rollstuhl ist ein FAHRZEUG. Niemand sprich von „Rollstuhlsitzern“, sondern von „-fahrern“.

    Man fährt Rollstuhl, man(be)nutzt einen, man verfügt über einen etc.

    Pures Herumgesitze ist eigentlich recht selten …

    Im übrigen, @Patricia,
    Sie betreiben hier die typische Arroganz vieler Behindertenangehöriger: Verniedlichen, verkindschen – und dann, darauf angesprochen, ganz groß empörte Unschuld spielen und auf große Sympathie machen.

    Das ist nicht nur abwertend und dumm, das ist zutiefst degoutant.

    Oder sind Sie der Kritik enthoben, weil Sie ein „Menschlein“ hatten bzw. solche in ihr großes Mutterherz geschlossen haben?

  27. Lukas sagt:

    Dann wünsche ich dir, dass alle deine Wünsche in Erfüllung gehen und dass die dpa den Ausdruck nicht mehr verwendet. Ist echt schlimm, dass man das noch mal erwähnen muss. Die Leute denken glaube ich gar nicht nach, bevor sie etwas sagen. Arme Gesellschaft.

  28. Peter sagt:

    Liebe Christiane,
    das ist wirklich sehr gut beschrieben.
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Peter

  29. Patricia sagt:

    @Dorothea ….
    ich glaube kaum, dass Sie über mich urteilen können und ob ich dumm bin oder nicht können Sie ganz sicher nicht beurteilen.
    Nur weil Menschlein für mich persönlich nicht negativ behaftet ist bin ich sicher nicht dumm !!
    Und ich finde es schlichtweg frech Angehörige von Behinderten als arrogant oder sonstiges darzustellen.
    In der Werschätzung anderer Menschen gegenüber scheint es bei Ihnen ja gewaltig zu mangeln – egal ob Angehörige oder nicht.

  30. Plissee sagt:

    Da ist viel Wahres dran – Deutschland ist letztendlich sowohl bei diesem Thema als auch in vielen anderen Dingen nicht so weltoffen wie die Staaten oder Canada. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass gerade die soziale Absicherung dafür in Deutschland um einiges besser ist…

  31. Lars sagt:

    Guter Artikel, wusste garnicht wie die Medien damit umgehen. Ich selbt habe kein Fernsehen,ich will meinen Verstand nicht Vergiften. Wenn mich was Interessiert schlage ich es nach. Auch wenn ich selbst keinerlei Behinderungen habe (wofür ich sehr dankbar bin) kann ich es irgendwo nachvollziehen wenn man nur weil man im Rollstuhl sitzt anders behandelt wird. Der Live Style der durch die Medien vermittelt wird ist nun mal auf Schönheit und Gesundheit gepollt, und es liegt nun mal an uns selbst diesen Wahn nicht mit zu machen.

  32. Andreas sagt:

    @Patricia
    Was willst du mit dem Begriff Menschlein zum Ausdruck bringen?
    Wenn du mich persönlich Menschlein nennen würde, würde ich das als massive Beleidigung auffassen den das bedeute für mich das du mich das du mich als Menschen nicht für voll nimmst.

  33. Maximilian sagt:

    Hallo Leute,

    ich finde es macht nur dann Sinn eine Behinderung in einem Artikel zu erwähnen wenn es irgendwas zur Sache tut. Ich erzähle auch nicht jedem dass ich eine kleine Narbe am Kin habe weil ich als Kind mal hingefallen bin. Die Narbe ist jetzt eben da aber Sie tut nichts zur Sache. Genau so wenig wenn ein Mensch mit einer Behinderung ein Buch schreibt. Muss ich auch nicht dazu sagen da hat ein Behinderter ein Buch geschrieben…

    Ich hoffe ihr versteht was ich meine…

  34. […] letzter Blogeintrag “Was ich mir 2012 von den Medien wünsche” hat ein riesen Echo hervor gerufen, worüber ich mich sehr freue. Ich habe zu dem Thema dem […]

  35. Patricia sagt:

    @ Andreas
    Lieber Andreas,
    ich wurde diesbezüglich schon weiter oben massiv angegriffen und es ist sicher keine böse Absicht gewesen jemand anderen – egal ob behindert oder nicht – anzugreifen.
    Ich hatte immer mit behinderten Kindern jeden Alters zu tun. Einen Erwachsenen würde ich selbstverständlich nie zu bezeichnen. Es ist weder abwertend noch negativ besetzt für uns, weil wir diese Menschen/Kinder lieben und aus ganzem Herzen so angenommen haben sie sie sind.
    Und NEIN – ich bin nicht dumm, wie ich mir hier auch schon sagen lassen musste. Und NEIN ich verniedliche diese Thematik auch nicht sondern sehe sie ganz reell.
    Und wenn sich hier in diesem Forum jemand angegriffen fühlt, dann tut es mir leid und ich entschuldige mich dafür.

  36. Ich kann dem Artikel nur mit vollstem Herzen zustimmen. Das einzige was helfen kann, glaube ich, ist eine offensive Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit Behinderter. Die Richtung stimmt, aber von selbst passiert eben nichts…

  37. Ralf sagt:

    Ich habe auch immer bedenken, was die „politisch korrekten“ Formulierungen sind. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn man hier Hilfestellung bekommen kann. Ich persönlich werde jedenfalls die Formulierung „an den Rollstuhl gefesselt“ aus meinem Wortschatz streichen. Man macht sich, glaube ich, zu wenig Gedanken was Standardformulierungen so bedeuten.

  38. Chris sagt:

    Das ist mitunter auch ein Grund dafür warum ich „Mediendiät“ betreibe. Ich schaue keine Nachrichten und habe seit einiger Zeit auch keinen Fernseher mehr. Es kommt mir so vor als ob in der schönen heilen Medienlandschaft ein neues Menschenbild erschaffen wurde was mit der Realität rein gar nichts mehr zu tun hat. Wohl auch ein Grund für viele junge Mädchen mit Essstörung, die einem Ideal nacheifern was unerreichbar ist.

    Um direkt nochmal auf den Beitrag zurückzukommen. Die Formulierungen die manchmal gewählt werden sind wirklich eine Frechheit. Das jemand zum „Krüppel“ geschlagen wurde liest man wirklich ziemlich häufig.

    Freut mich, dass dieser Beitrag so ein großes Echo hervorgerufen hat. Das wird manchen Redakteuren hoffentlich zu denken geben.

  39. […] Ich habe bei dpa volontiert und als Redakteurin gearbeitet, kritisiere die Kollegen aber auch, wenn es sein […]