Warum ich die Berliner mag

Wir haben in Sydney in einem Restaurant richtig gut thailändisch gegessen und hatten Lust, auch in Hamburg thailändisch essen zu gehen. Nun gibt es in Hamburg nicht so wahnsinnig viele thailändische Restaurants, aber am Gänsemarkt wurden wir fündig. Leider war das Restaurant schon relativ voll und auf diversen freien Tischen standen Reservierungsschilder.

Zuerst ignorierte man uns als wir reinkamen. Dann irgendwann erbarmte sich doch jemand, und fragte, ob wir reserviert hätten und sagte dann, als wir die Frage verneinten, es sei nichts mehr frei. Ich hatte in dem Moment schon eine leise Vorahnung, dass irgendwas nicht stimmte. Aber okay, wir wollten schon den Rückzug antreten als ein Mann mit starkem Berliner Dialekt sagte: „Sie können sich zu uns setzen, wenn sie wollen.“ Wir nahmen das Angebot gerne an.

Es war das erste Mal, dass mir das in Hamburg passierte – und ich lebe jetzt 10 Jahre hier. Ich habe sehr schnell gelernt, dass es in Hamburg nicht üblich ist, sich zu fremden Leuten an den Tisch zu setzen – zumindest nicht im Restaurant. In Süddeutschland geht das eher. Und in Berlin offensichtlich auch.

Am Gesicht der Bedienung war geradezu abzulesen, was sie von dem Berliner Angebot an uns hielt: Nichts. Und mein komisches Gefühl verwandelte sich in Gewissheit als sie dem Paar, das direkt hinter uns wartete sagte, sie hätte einen Tisch für sie. Und auch die blockierten Tische wurden an dem Abend nicht alle besetzt. Wir ließen uns aber gar nicht verunsichern und bestellten. Das Berliner Paar hatte schon vor unserer Ankunft bestellt, was aber nicht dazu führte, dass sie ihr Essen eher bekamen als wir. Im Gegenteil. Als wir schon bei der Hauptspeise waren, warteten die Berliner noch auf ihre Vorspeise. Die Bedienung strafte uns auch den ganzen Abend mit Nichtbeachtung. Es gipfelte dann aber darin, dass die Berlinerin einen Nachtisch bekam, bei dem die Soße sauer war.

Wir hatten jedenfalls einen großen Spaß mit unseren netten Nachbarn. Wenn doch nur mehr Hamburger öfter mal einen Platz an ihrem Tisch anbieten würden, wenn nichts mehr frei ist (oder so getan wird).

Achja, und wer einen gutes thailändisches Restaurant (in Hamburg und anderswo) kennt, darf es mir gerne verraten. Ich möchte die Besitzer nicht ein weiteres Mal mit meiner Anwesenheit belästigen.

6 Kommentare

  1. Nadine sagt:

    Wie wäre es mit einem Vietnamesen ……neben S-Bhf Friedrichstr. Die haben mir sogar von sich aus angeboteb den Tisch mit Bierdeckeln zu erhöhen, dass war mir vorher noch nie passiert ;-) Um mal dein Berlinbild zu stützen ;-) Thai kenn ich aber auch … und der Thai hätte auch nen Klo …. was allerdings als Abstellraum nutzt.

  2. Christiane sagt:

    @Nadine
    Das mit dem Abstellraum läßt sich doch abstellen. ;-) Wir sehen uns spätestens zur IFA und dann testen wir das aus. In Berlin gibt es auch im Estrel einen guten Thailänder. Ist aber eben jwd…

  3. Nadine sagt:

    ich wohne doch eh jwd also kannste dir aussuchen welchen jwd Thai wir nehmen den in meiner Nähe oder den im Estrel ;-)

  4. AndiBerlin sagt:

    Und da wird uns Berlinern immer nachgesagt wir seien ruppig und schroff anderen gegenüber! :)
    Das waren bestimmt keine richtigen Berliner! ;-)

  5. rollblau sagt:

    Das "Reserviert" – Spielchen kenne ich aber auch aus Berlin. Und es ist eigentlich in Restaurants eher nicht die Regel, daß man den Tisch freiwillig und ohne Not mit anderen, besonders Fremden, teilt. Mit anderen Stammgästen oder wirklich bekannten Menschen schon eher. Selbst in Cafés/Kneipen würde ich es vermeiden, auch wenn es sich da vielleicht – gerade in der Sommersaison mit raren Außenplätzen – eher mal ergeben kann. Und wenn die Berliner könnten, bevorzugten sie auch Einzelsitze in der U – Bahn oder im Bus. ;) LG rollblau

  6. Frosz sagt:

    Genau das ist einer der Gründe, warum ich froh bin, aus dieser "schönsten Stadt der Welt" endlich wegzukommen. Und damit meine ich nicht das Unterangebot an Thailändern. In Leipzig gibts davon garantiert noch weniger.