Tag Archiv für Gastfreundlichkeit

Einladungen

Heute abend treffe ich mich mit ein paar netten Leuten aus der Blogosphäre, der PR-osphäre und der Journosphäre. Das angenehme daran ist, dass das schon im Vorfeld völlig stressfrei verlief. „Willst Du vor dem Haus parken? Ich sag bescheid, dass sie Dir die Schranke aufmachen sollen.“ Als ich das letzte Mal dort war, bin ich fast in der Tiefgarage gestrandet, weil ich mir in meinem Glauben an die deutsche Architekturkunst nicht vorstellen konnte, dass noch in diesen Zeiten öffentliche Tiefgaragen ohne Fahrstuhl gebaut werden. Eine Frau hat mich dann die steile Autoausfahrt hochgeschoben. Mit dem netten Parkangebot vor dem Haus habe ich mir Rumtelefoniererei erspart wo ich wie parken kann. So habe ich keinen Stress und ansonsten ist auch alles barrierefrei. Ja, da hat jemand mitgedacht!

Das ist längst nicht immer so. Katja hat auch gerade darüber geschrieben (sehr lesenswert!). Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal bei jemandem zu Hause war. Ich treffe mich meist in Kneipen mit Leuten. Das ist stressfreier. Wer hat in Deutschland schon eine barrierefreie Wohnung? Interessant für mich ist, das auch aus den USA zu lesen. Man hat ja als deutsche Rollifahrerin sehr heere Vorstellungen vom American way of life für behinderte Menschen. So ganz stimmt es dann aber doch nicht.

Katja schreibt:

Am I whining? I want accessibility to just be there, like air. I don’t want people to have to make special arrangements to get me onto busses and trains, into movie theaters and banks, but I do want someone who invites me to their house to at least say something about it.

Das kann ich nur unterschreiben.

Warum ich die Berliner mag

Wir haben in Sydney in einem Restaurant richtig gut thailändisch gegessen und hatten Lust, auch in Hamburg thailändisch essen zu gehen. Nun gibt es in Hamburg nicht so wahnsinnig viele thailändische Restaurants, aber am Gänsemarkt wurden wir fündig. Leider war das Restaurant schon relativ voll und auf diversen freien Tischen standen Reservierungsschilder.

Zuerst ignorierte man uns als wir reinkamen. Dann irgendwann erbarmte sich doch jemand, und fragte, ob wir reserviert hätten und sagte dann, als wir die Frage verneinten, es sei nichts mehr frei. Ich hatte in dem Moment schon eine leise Vorahnung, dass irgendwas nicht stimmte. Aber okay, wir wollten schon den Rückzug antreten als ein Mann mit starkem Berliner Dialekt sagte: „Sie können sich zu uns setzen, wenn sie wollen.“ Wir nahmen das Angebot gerne an.

Es war das erste Mal, dass mir das in Hamburg passierte – und ich lebe jetzt 10 Jahre hier. Ich habe sehr schnell gelernt, dass es in Hamburg nicht üblich ist, sich zu fremden Leuten an den Tisch zu setzen – zumindest nicht im Restaurant. In Süddeutschland geht das eher. Und in Berlin offensichtlich auch.

Am Gesicht der Bedienung war geradezu abzulesen, was sie von dem Berliner Angebot an uns hielt: Nichts. Und mein komisches Gefühl verwandelte sich in Gewissheit als sie dem Paar, das direkt hinter uns wartete sagte, sie hätte einen Tisch für sie. Und auch die blockierten Tische wurden an dem Abend nicht alle besetzt. Wir ließen uns aber gar nicht verunsichern und bestellten. Das Berliner Paar hatte schon vor unserer Ankunft bestellt, was aber nicht dazu führte, dass sie ihr Essen eher bekamen als wir. Im Gegenteil. Als wir schon bei der Hauptspeise waren, warteten die Berliner noch auf ihre Vorspeise. Die Bedienung strafte uns auch den ganzen Abend mit Nichtbeachtung. Es gipfelte dann aber darin, dass die Berlinerin einen Nachtisch bekam, bei dem die Soße sauer war.

Wir hatten jedenfalls einen großen Spaß mit unseren netten Nachbarn. Wenn doch nur mehr Hamburger öfter mal einen Platz an ihrem Tisch anbieten würden, wenn nichts mehr frei ist (oder so getan wird).

Achja, und wer einen gutes thailändisches Restaurant (in Hamburg und anderswo) kennt, darf es mir gerne verraten. Ich möchte die Besitzer nicht ein weiteres Mal mit meiner Anwesenheit belästigen.