Tag Archiv für Polizei

Wahlen, Inklusion und die britische Polizei

Wahlen

Behinderte an Wahl gehindert
Während manche Europäer wohl gleich zwei Mal gewählt haben, hat man behinderte Menschen in Brandenburg an der Wahl gehindert.

Gesundheit

UK child death rate among worst in western Europe Nur in Malta sterben in der EU noch mehr Kleinkinder vor dem 5. Lebensjahr als in Großbritannien. Grund: Armut. Unfassbar.

Inklusion

Der lange Weg zur Inklusion
Benedikt Lika ist einer der tollen Menschen, die man einfach so in diesem Internet trifft. Seit 2007 hat sich der Dirigent mit dem Projekt „Roll and Walk“ in seiner Heimatstadt Augsburg einen Namen gemacht. Er bietet einerseits jungen talentierten Musikern eine Plattform in seinem Orchester, anderseits möchte er insbesondere Menschen mit Behinderung den Zugang zur klassischen Musik eröffnen. Außerdem ist er seit kurzem Mitglied des Stadtrats nachdem ihn die Augsburger weit vorne auf die Liste katapultierten. So geht Inklusion.

Down’s Syndrome student held in cell for nine hours after going into school on Bank Holiday Monday to retrieve his favourite baseball cap
Ein Junge mit Down-Syndrom bricht an einem schulfreien Tag in seine Schule ein, weil er seine Kappe dort vergessen hatte, an der er so hängt. Die Londoner Polizei nimmt ihn fest und hält ihn neun Stunden lang fest bis die Schule und ein Anwalt intervenieren können. So geht Inklusion nicht.

Lernen behinderte Kinder an Regelschulen besser? Die Wissenschaftler vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen kommen zu dem Schluss, dass Kinder mit Förderbedarf mehr und besser lernen, wenn sie mit nichtbehinderten Kindern gemeinsam unterrichtet werden. Na welch Überraschung!

Polizei, Werkstatt und die Helden

Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, mich um meinen fahrbaren Untersatz zu kümmern.

Auto mit zerschlagenem Fenster

Um 8 Uhr bekam ich eine SMS von einer Freundin, bei der ich das Auto untergestellt hatte. Ich solle sie anrufen, es gebe Probleme mit meinem Auto. Ich wollte eigentlich gar nicht aufstehen und ahnte böses. Sie sagte mir, um 4.30 Uhr sei die Alarmanlage angegangen und sie hätten sie nicht mehr ausgekriegt. Ich glaube, mein Auto sehnt sich nach einem neuen Besitzer… Als es aufgebrochen wurde, ging die Alarmanlage nämlich nicht an und auch ein Test von mir danach zeigte keine Reaktion. Ich dachte, sie sei kaputt. Aber heute nacht hat sie dann doch funktioniert und halb South Harrow aus dem Bett gerissen.

Ich habe also mein Auto abgeholt, die Alarmanlage war unterdessen aus, und ich bin zu Autoglass nach Heathrow gefahren. Als ich dort ankam, stellte man fest, dass kein Termin für mich vermerkt sei. Aber man war dennoch sehr bemüht, mir zu helfen. Der Computer offenbarte dann ein neues Problem: Die Seitenscheiben für Rechts- und Linkslenker sind unterschiedlich. Und was gibt es in England für den A3 vorrätig? Richtig, die für Rechtslenker. Die anderen müssten aus Deutschland geschickt werden. Ich versuchte noch, jemanden in einer Audi-Werkstatt zu erreichen. Nix zu machen. Also entschied ich mich, die Scheiben zu bestellen und Plastik einbauen zu lassen. 3-5 Tage sollten die Scheiben auf die Insel brauchen.

Mit hübscher Plastikscheibe bin ich dann wieder zur Polizei. Gleiches Prozedere wie am Tag zuvor. Und sogar einige Gesichter waren gleich. Die Jugendliche war wieder da, weil man irgendwelche Sachen von ihr einbehalten habe, die sie erst heute zurück bekommen sollte. Die Sachen waren aber noch nicht von der Untersuchung oder was auch immer zurück, was sie sofort wieder veranlasste auszuflippen. Ich wartete eine Stunde, dann kam ich dran und schilderte meine etwas skurrile Geschichte. Der Officer nahm sich viel Zeit für mich, aber irgendwie tat er nichts, was ich als logisch empfand. Mein genialer Einfall, das Kameramaterial zu sichten, ignorierte er. Er wisse gar nicht, wie man an das Material komme. Dann telefonierte er überall rum, um Leute zu finden, die gestern Dienst hatten und gesehen haben, wer mein Auto gerammt hat. Wenn ein Polizist (zumal im Dienst) sieht, dass auf dem Polizeiparkplatz ein Auto touchiert wird, sagt er nix, sondern wartet darauf, dass er gefragt wird? Das kam mir nicht logisch vor. Und während ich gar nicht davon ausgehe, dass der Polizist, der mein Auto versetzt hat, das gewesen ist, sprach er immer davon, dass er den Kollegen finden müsse. Ich habs nicht kapiert. Der Stationsvorsteher wurde auch eingeschaltet. Man wollte mich wieder anrufen, wenn sie was wissen. Ich glaube nicht, dass da noch was kommt. Die wollten partout nicht an das CCTV-Material ran.

Als ich wieder draußen war, rief Autoglass an. Das Fenster käme per Expressendung aus Deutschland und könne morgen nachmittag eingebaut werden. Endlich mal eine gute Nachricht!

Dann bin ich zu Wir sind Helden. Hmm, naja. Ich muss mich korrigieren, was die Barrierefreiheit von Locations angeht. Diese war es nicht zu meiner großen Überraschung. Mit der Security bin ich dann aber doch zur ersten Ebene gelangt und hatte einen sehr ungewöhnlichen Blick auf das Konzert. Ich saß hinten rechts über der Bühne. Ein Logenplatz! Warum das Mean Fiddler nicht barrierefrei ist, ist mir ein Rätsel, aber ich werde das rauskriegen. Es ist alt, es ist im Keller, aber sie hätten massenweise Platz, einen Treppenlift einzubauen und ordentliche Rolliplätze. Ich ruf da am Montag mal an und frage, was das soll. Zumal sie ganz sicher gegen die britische Gesetzgebung verstoßen.

Das Konzert war okay, aber ich fand es nicht überragend und auch nicht sehr lang. Dafür musste man vorher zwei Vorgruppen ertragen. Die Zuschauer waren mehrheitlich Touris, würde ich mal sagen, während bei Grönemeyer viele Londoner waren. Jedenfalls ganz andere Leute.

Wir sind Helden

Fotos vom Helden-Konzert gibt es bei Flickr. Und jetzt hoffe ich, dass morgen der Fenstereinbau reibungslos klappt.

Polizei und Grönemeyer

Was für ein besch…eidener Tag. Irgendein Volldepp hat mein Auto aufgebrochen. Nun ist der Audi A3 nicht schwer aufzubrechen. Man muss dazu nicht das Seitenfenster einschlagen. Kann man aber. So ist es dann auch geschehen. Entdeckt habe ich es heute um 17 Uhr. Und mein erster Gedanke war: Wo bin ich denn hier gelandet, wenn keiner mal meldet, dass da ein Auto aufgebrochen wurde? Immerhin stand das Auto drei Tage unbewegt, weil ich immer noch mit Bronchitis samt Nebenwirkungen im Bett liege. Als ich gerade die britische Gesellschaft verfluchen wollte, kam ein Mann zu mir. Er trug traditionelle arabische Kleidung, langer Bart, weiße runde Kopfbedeckung. „Ist das Ihr Auto?“, fragte er mich mitleidig. Ich: „Ja, ich habe das gerade entdeckt.“ Er: „Ich wollte Ihnen nur sagen, ich bin mehrmals täglich an Ihrem Auto vorbeigekommen. Es ist mir aufgefallen, weil es ein deutsches Kennzeichen hat. Heute um 14 Uhr war noch alles in Ordnung.“ Ich strahlte ihn an, mein britisches Gesellschaftsbild war wieder in Ordnung. Ich bedankte mich und er bedauerte mich ein wenig.

Mein ganzes Auto war voller Glasscherben. Die Scheibe war in Tausende Teile zersprungen. Der Dieb hatte das Handschuhfach geöffnet und die Armlehne, in der eine Handyhalterung ist. Aber es wurde nichts geklaut. Ich hatte allerdings auch nicht einen Penny im Auto, weil ich das Auto eigentlich zur Waschanlage bringen wollte, das aber krankheitsbedingt nicht schaffte. Das Auto war absolut leer. Den Behindertenausweis hatte ich, Gott sei Dank, nicht im Handschuhfach, sondern am Lenkrad angeschlossen. Der Kauf dieses komischen Halters hat sich also gelohnt.

Dann rief ich meinen Bruder an (Autofreak), der mir sagte, ich solle unbedingt Anzeige erstatten. Das würde teuer. Ich hatte gehofft, den Tag nicht bei der Polizei zu verbringen. Also bin ich zur Polizeiwache gefahren. Es warteten Dutzende Leute dort, es gab zwei Schalter, die wiederum von einer Glaskabine umschlossen waren. Nur einer war besetzt. Ich erkundigte mich bei den Mitwarteten wie das abliefe. Und die sagten, man müsse einfach warten. Irgendwann sei man dran. Aha.

In der Kabine war gerade eine Frau und gab eine Anzeige auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die ältere Dame in der Ecke des Warteraums auch zu ihr gehörte. Ich telefonierte als es unruhig wurde im Warteraum. Die Dame war unterdessen auch in der Kabine und war wohl ohnmächtig geworden. Es ging ihr schlecht, die Gesichtsfarbe war schneeweiß. Immer mehr Polizisten quetschten sich in die Kabine, um die Frau wieder aufzuwecken. Vergebens. Ein Arzt wurde geholt. Der war irgendwie sowieso schon im Gebäude. Der wiederum rief einen Notarzt. Sie schafften es irgendwie die Frau aus der Kabine zu kriegen. Dann kam der Krankenwagen.

Plötzlich tickte mich ein Mann an. Ob er meinen Autoschlüssel haben könne. Mir gehöre doch wohl das Auto ohne Scheibe mit den Behindertenausweis. Ich muss ihn sehr verdutzt angesehen haben. Er sei Officer, sagte er mir und zeigte mir seine Dienstmarke. Der Krankenwagen müsse auf den Hof und komme nicht an meinem Wagen vorbei. Okay, ich gab ihm meinen Autoschlüssel. Wenige Minuten später war er wieder da.

Kaum war die Frau abtransportiert, trat eine ca. 15-jährige Jugendliche auf die Bildfläche. Sie war von draußen gekommen und verkündete schreiend und weinend, sie werde ihre Mutter umbringen. Gefolgt von schlimmen Schimpfwörtern. Dann schmiss sie ihr Handy in die Ecke, das an der Wand zerschellte. Was ein Auftritt! Sie schrie, nie sei ihre Mutter da, wenn sie sie brauche. Sie werde nun verhaftet und nur weil ihre Mutter nicht auf der Wache erschienen sei. Das sei nicht fair. Eine Art Sozialarbeiterin betrat die Bühne. Sie war wohl mit der Jugendlichen verabredet und fragte nach der Mutter. Das Mädchen fing wieder an zu weinen und verfluchte ihre Mutter, die nie da sei, wenn es wichtig werde. Sie fing an, mir sehr leid zu tun. Die Sozialarbeiterin versuchte sie zu beruhigen. Unterdessen war man aber hinter der Glasscheibe auf die Unruhe im Warteraum aufmerksam geworden und ein Polizist kam. Er verwarnte sie, weil sie an einem öffentlichen Ort geflucht hatte. Aber er versuchte auch, sie zu beruhigen. Die Sozialarbeiterin versuchte, die Mutter zu erreichen. Vergebens. Das Mädchen geriet daraufhin in Panik und rannte davon.

Plötzlich erschien sie wieder und setzte sich am anderen Ende des Raumes neben eine Frau, die vor einer ganzen Weile gekommen war. Sie war offensichtlich die Mutter, die sich aber nicht zu erkennen gegeben hatte. Die Sozialarbeiterin fragte sie, warum sie nicht sage, wenn sie da sei. Keine Reaktion. Es ging offensichtlich um eine Straftat der Tochter. Man hatte der Tochter offensichtlich gedroht, sie einzubuchten, sollte sie zu dem Termin nicht mit ihrer Mutter erscheinen. Zusammen mit einem Polizisten gingen sie nach hinten.

Irgendwann war ich dran. Ein Polizist begutachtete mein Auto und versuchte, Fingerabdrücke zu nehmen. Dann fragte er mich, wo der Wagen gestanden habe und sagte mir, sie werden das CCTV-Material auswerten. In England ist ja jeder Winkel Kamera überwacht. Ich glaube zwar nicht, dass etwas dabei herauskommt, aber ich brauche die Anzeige ja für die Versicherung. Alles lief genauso ab wie ich es aus Deutschland kenne. In Hamburg ist mir auch schon drei Mal mein Autoradio gestohlen worden.

Ja, und eigentlich wollte ich ja zum Grönemeyer-Konzert. Ich war mir nicht sicher, ob ich das noch schaffen würde. Und dann ohne Seitenfenster! Aber es kam noch besser: Als ich an mein Auto kam (immerhin auf dem Polizeiparkplatz) stellte ich fest, dass mir jemand in die Seite gefahren war. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie ich getobt habe. Meine Vermutung ist: Es war der Krankenwagen. Ich stand ihm ja im Weg, auch wenn ich richtig geparkt hatte. Da ich aber zum Grönemeyer-Konzert wollte und der Parkplatz unübersehbar kameraüberwacht war, habe ich die zweite Anzeige auf morgen vertagt.

Bei Grönemeyer war ich dann auch noch. Ich habe mein Auto einfach vor die Royal Albert Hall gestellt – ohne Fenster. Ich habe einfach gedacht, ein drittes Mal passiert nichts mit dem Auto heute. Ich sollte recht behalten. Das Konzert war super, auch wenn wir etwas zu spät kamen. Einziger Wermutstropfen: Obwohl es Sitzbestuhlung gab, standen die Leute und ich konnte auf meinem eigentlich super positionierten Rollstuhlplatz nicht immer was sehen. Und irgendwie war ich auch nicht so richtig in Konzertlaune, aber nun gut. Ich war immerhin da. Morgen habe ich einen Termin bei Autoglass, dann fahre ich zur Polizei für die zweite Anzeige und dann geht es zum „Wir sind Helden“-Konzert. Ich hoffe, morgen wird ein besserer Tag.

In London erwischt es jeden

Ordnungshueter schreibt falschparkende Polizei auf

Er hatte noch mit seinem Kollegen diskutiert, ob sie sich trauen sollten, den Polizeiwagen in der Ladezone aufzuschreiben… Sie haben es dann doch getan.

Barrierefreie Gefängniszellen

Vorhin wurde in dem Einkaufszentrum, das ich auf dem Weg zum Bus durchquerte eine Rollstuhlfahrerin festgenommen. Ich hatte die Frau bereits morgens dort gesehen. Als wir nach Stunden wieder dort ankamen, war sie umringt von Polizisten.

Eine Polizistin war gerade dabei, ihr Handschellen anzulegen, was wegen der Spastiken der Festfgenommenen eine Herausforderung war und ich habe mich ernsthaft gefragt, ob die Angst haben, dass sie wegläuft. Ihr E-Rolli sah mir nicht gerade danach aus, als würde er mehr als 10 km/h schaffen. Ich habe nicht mehr gesehen, wie sie sie abtransportiert haben. Wegen der Handschellen konnte sie den Rollstuhl ja nicht mehr selber steuern und einen E-Rolli zu schieben ist auch nicht der Brüller. Ob die hier wohl barrierefreie Gefängniszellen haben?

Mein Lieblingspolizist bloggt

Willkommen im Bloggerrevier, Guido!

Die Polizei, Dein Freund und Helfer?

In Dortmund wurde ein gehörloser Mann überfallen, teilt die Polizei Dortmund in einer Pressemitteilung mit. Nur leider nicht so, sondern mit der gewählten Überschrift „Räuber verletzten Taubstummen“. Und auch ansonsten ist vom „taubstummen Geschädigten“ die Rede. Für gehörlose Menschen ist das Wort „taubstumm“ etwa so beleidigend wie das Wort „Bulle“ für Polizisten. Okay, kann man sagen, wußten die Damen und Herren in der Pressestelle nicht besser. Auch wussten sie nicht, dass das Opfer wohl nicht mit „Gesten“ kommuniziert, sondern in Deutscher Gebärdensprache.

Wo ich aber wirklich sauer werde ist, wenn ich lese, es liege keine Täterbeschreibung vor. Kann es vielleicht daran liegen, dass kein Gebärdensprachdolmetscher hinzugezogen wurde? Oder ein gebärdensprachkompetenter Polizist? Die gibt es nämlich in Nordrhein-Westfalen. Und das, obwohl das Opfer verletzt war und ambulant behandelt werden musste? Das, liebe Polizei in Dortmund, fände ich höchst bedenklich. Wenn man sich nicht bemüht, eine Täterbeschreibung zu bekommen, dann kriegt man auch keine. Einem gehörlosen Opfer eines Raubüberfalls, das in Gebärdensprache kommuniziert steht ein Gebärdensprachdolmetscher zu. Erst recht, wenn es ins Krankenhaus muss. Tätern übrigens auch. Immer.