Tag Archiv für Hannover

Wie ein Computerspiel

Ich komme mir manchmal vor wie in einem Computerspiel: Da hat man sich gerade gefreut, das nächste Level erreicht zu haben, da treten im nächsten Level die gleichen Hürden wieder auf, nur ein bisschen höher.

Ich bin gerade in Hannover angekommen und habe schon wieder eine epische Diskussion mit dem Flughafen hinter mir. Warum? Sie weigerten sich, mir meinen Rollstuhl ans Gate zu bringen und wollten mich in einen Flughafenrollstuhl setzen. Genau das gleiche Problem, das ich schon in Düsseldorf, Köln und Martin in Berlin hatte (dort allerdings beim Abflug).

Nun also Hannover. Ich kam an, wurde mit dem Bordrollstuhl nach draußen gebracht und mein Rollstuhl war nicht da. Wo der denn sei, fragte ich. „Der ist im Terminal“, sagte mir der Mitarbeiter der Johanniter. Ich sagte ihm, dass ich mich auf keinen Fall in den Flughafenrollstuhl setzen würde und darauf bestehe, dass mir der Rollstuhl gebracht wird. Der Pilot mischte sich ein: „Das geht in Hannover nicht.“ Ich sagte ihm, dass ich weltweit mehr als 60 Flughäfen kenne und mir nicht klar ist, was an Hannover so besonders sein soll, dass sie das Verfahren, wie es weltweit üblich ist, nicht auch hier gehen sollte.

Ich trat also in einen Sitzstreik. Ich war sehr zuversichtlich, dass sich das Problem recht schnell lösen lassen würde, denn schließlich war es schon nach 23 Uhr und alle wollten nach Hause. Und tatsächlich, ein Mitarbeiter sagte, er würde den Rollstuhl beim Sperrgepäck abholen und nach oben bringen. Er verschwand – und kam 30 Minuten nicht wieder.

Ich hielt einen Kurzvortrag über die neue EU-Richtlinie für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität, über die Gleichstellungsgesetze und über die Wichtigkeit der Hilfsmittel. Die versammelten Mitarbeiter hörten mir zu. Nur der andere Mitarbeiter kam nicht wieder und ich saß wahnsinnig unbequem auf dem Bordrollstuhl. Irgendwann tat mir mein Rücken und mein Po weh.

Da erschien der Mitarbeiter endlich mit meinem Rollstuhl. Auf meine Frage, wo er denn gewesen sei, antwortete er ausweichend. Ein anderer Mitarbeiter fragte ihn, ob er denn nicht im Sperrgepäck gewesen sei. Nein, war er nicht. Die Packer hatten meinen 4000 Euro teuren Rollstuhl einfach aufs Gepäckband gestellt. Da gehört er nicht hin, weil er erstens runter fallen kann und zweitens vielleicht auch andere „Interessenten“ findet.

Nach 30 Minuten saß ich dann endlich in meinem eigenen Rollstuhl und rollte gegenüber ins Flughafenhotel. Und um den Tag noch zu toppen, fand ich mich in einem nicht barrierefreien Zimmer wieder. Wie sich später rausstellte bekam die Frau neben mir an der Rezeption das einzige noch verfügbare barrierefreie Zimmer. Aber auch diese Hürde habe ich erfolgreich überwunden: Ich habe das barrierefreie Zimmer jetzt und die Frau ist in meinem alten. War ansich kein Problem, man musste es nur organisieren und die Frau musste umziehen. Hat sie auch problemlos gemacht.

Also gehts jetzt ins nächste Level: Brief an den Flughafen schreiben. Wär doch gelacht, wenn wir nicht auch noch Hannover umgepolt kriegen.

CeBIT – aber ohne mich

Die CeBIT findet in diesem Jahr ohne mich statt. Halleluja! Kein Mensch will freiwillig nach Hannover, schon gar nicht zu der Jahreszeit. Ich bin schon im Schnee über das Messegelände gefegt und von der Messe habe ich außer dem Pressezentrum nie viel gesehen.

Ein bisschen vermissen tue ich das ganze Theater aber schon. Die schlecht Englisch sprechenden CEOs japanischer Konzerne, die Kollegen von Reuters, die in den Pressekonferenzen immer mit ihren coolen Mini-Antennen und den schicken Notebooks beeindruckten und dann auch noch mit Fragen wie der Absatzentwicklung von PDAs in Indonesien im Vergleich zu Malaysia verunsichern (nur ein erfundenes Beispiel). Und die Pressesprecher, die sich gar nicht mehr an das erinnern wollen, was sie im vergangenen Jahr gesagt haben.

Aber am besten waren immer die Partys und Pressekonferenzen mit Björn, der damals noch für ddp arbeitete. ddp hatte auch keine coolen Antennen an Laptops, dafür aber gesellige Mitarbeiter, die tanzen können. Und die auch nicht so Fragen stellten wie die Kollegen von Reuters. Mir ist es leider nie gelungen auch mal so ne Angeberfrage zu stellen, bei nur der Frager und der CEO wissen, was gemeint ist. „Wie wollen Sie die Probleme in … in den Griff kriegen?“ Eine klassische CeBIT-Frage, die nur den einen Zweck hat: Die Kollegen verunsichern.

Aber die CeBIT wurde irgendwie von Jahr zu Jahr unlustiger und jetzt bin ich doch ganz froh, dass ich das nicht mehr habe. Und wenn ich lese, dass die Kanzlerin einen neuen Hightech-Gipfel angekündigt, dann habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Die Kollegen können ja die Berichterstattung von vergangenem Jahr noch einmal senden.

Der Weg ist das Ziel

Der Weg ist das Ziel – das muss sich auch die Deutsche Messe AG gedacht haben als sie darauf verzichtete, das Pressezentrum auf dem Messegelände in Hannover mit einer Rollstuhltoilette auszustatten. Von unserem Büro zur Toilette und zurück war ich auf der CeBIT so gut und gerne 20 Minuten unterwegs.

Vom Büro…

Gallerie im Pressezentrum

am Pressecounter vorbei…

Flur vor dem Pressecounter

mit dem Fahrstuhl, dessen Tür mir beim Reinfahren die Hand einklemmte, weil die Lichtschranke für Rollstuhlfahrer zu weit oben angebracht ist,…

Fahrstuhltür

in den 1. Stock…

Fahrstuhlknopf

an der Garderobe vorbei durch eine Tür…

Flur

und durch noch eine Tür…

Tür

eine lange Rampe hoch…

Rampe

einen riesen Gang runter…

Gang

erreicht man nach knapp kalkulierten 8 Minuten One-Way-Zeit die nächst gelegene Rollstuhltoilette.

Toilette

Alles fantastisch

Die fantastischen Vier

Der Höhepunkt der Party, auf der ich gestern abend war, war ein Überraschungskonzert der Fantastischen Vier vor rund 300 Leuten. Überhaupt war das ja ein sehr gelungener Tag, wie ich gestern bereits andeutete.

Ich hatte die Gelegenheit zusammen mit zwei weiteren Journalisten Cerf zwei Stunden lang zu interviewen (Ergebnis steht hier) – es war eines meiner angenehmsten und besten Interviews, das ich je gemacht habe. Das war aber weniger mein Verdienst als der des Interviewpartners. Cerf redete nie um den heißen Brei herum und wirkte sehr authentisch.

Und nach diesem schönen Tag, blieb ich dafür heute auf der Autobahn 5 Stunden lang im Schnee stecken. Während es in Hannover heute sonnig und mild war, versinkt Hamburg im Schnee. Nach Fallingbostel ging auf der A7 nix mehr. Ich möchte an dieser Stelle, den Erfindern der Winterreifen danken. Die haben mich auf bei geschlossener Schneedecke auf Eis sicher nach Hause gebracht – aber schön wars nicht.

SchneeBIT

Mal abgesehen vom Wetter (es schneit hin und wieder), war der Tag durch und durch gelungen:

Ich habe Vint Cerf interviewt, ein Mittagessen bekommen, hinterher um so schneller geschrieben und mich am Abend mit einer Party in netter Gesellschaft belohnt. Bitte mehr von solchen Tagen (aber wenn möglich nicht in Hannover)! Morgen ist mein letzter SchneeBIT-Tag. Ging diesmal echt schnell rum, obwohl ich einen Tag früher angereist bin.

Unruhe vor dem Sturm

So, morgen gehts los. CeBIT-Presstag. Den typischen Satz „Ach, ich wusste ja gar nicht, dass Sie im Rollstuhl sitzen“ habe ich seit meiner Ankunft hier schon drei Mal gehört. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen. Dabei hat die CeBIT noch gar nicht angefangen…

Ich habe diesen Aha-Effekt immer, wenn ich auf Messen Pressesprecher und PR-Agenturmenschen treffe, mit denen ich zwar schon oft telefoniert habe, aber sie mich noch nie live gesehen haben. Manche sind dann so mitteilungsfreudig und bringen ihre Verwunderung oder was auch immer zum Ausdruck.

Da ist es doch schön, wenn man einen Abend mit völlig unkomplizierten netten Menschen verbringen kann. Die gibt es hier nämlich auch.

Willkommen in Hannover

Schild mit Hinweis Achtung Sie betreten eine luxusfreie Zone

Schild an der Eingangstür meines Hotels.