Tag Archiv für Existenzgruendung

An manchen Tagen

…hat man einfach nur Glück. Heute war so ein Tag. Es fing damit an, dass ich heute morgen einen Anruf bekam, dass ich das Office, um das ich mich beworben habe, bekomme. Es ist ein kleines Office zu einem ziemlich günstigen Preis in einem Gründerzentrum einer Uni. Ich habe unterdessen so viele Anfragen nach einem Praktikum, dass es schade wäre, die ganzen Leute einfach abzuwimmeln, weil ich keinen Platz habe, die Leute unterzubringen – zumal es den Praktikanten hier sicher nicht langweilig wird und ich jede Unterstützung gebrauchen kann. Also eventuell ziehe ich nächste Woche schon in das Büro. Juhu!

Nachmittags bekam ich dann einen Anruf, dass eine Gemeinde im Norden Londons gerne in allen ihren Bibliotheken meine Zeitung haben möchte – zehn Bibliotheken auf einen Streich…

Und dann bekam ich heute abend eine Mail von der London Development Agency, dass ich in ein Förderprogramm aufgenommen wurde, das Gründer unterstützt mit Kursen, Coaching etc. Londonweit wurden zehn förderungswürdige Unternehmen gesucht und mein Unternehmen ist jetzt eines davon. Ich freue mich natürlich sehr. Der Bewerbungsprozess war fast rein schriftlicher Art und ich bin nicht sehr selbstbewusst, was mein Schriftenglisch angeht, aber scheinbar ist es doch nicht so schlecht. Die Mehrzahl meiner Mitbewerber sind schließlich Muttersprachler und jetzt bin ich für ein Jahr in diesem Programm. Was das Programm alles beinhaltet, erfahre ich Ende April, aber ich freue mich jetzt schon wie verrückt.

Unterstützung behinderter Unternehmer in Großbritannien

Ich habe gerade einen sehr interessanten Anruf bekommen. Es gibt ja in Großbritannien eine staatliche Einrichtung, die Businesslink heißt und die Aufgabe hat, Gründer im ganzen Land zu unterstützen. Ich war bei denen auf mehreren Veranstaltungen und habe immer brav „Ja“ angekreuzt, wenn auf dem Feedbackbogen stand „Ist die Mehrheit des Managements ihrer Firma behindert?“. Nun bekam ich also heute diesen Anruf, wo man fragte, ob ich 10 Minuten Zeit hätte. Der britische Staat würde gerne etwas mehr über seine behinderten Existenzgründer wissen. Solche Fragen beantworte ich doch gerne.

Man wollte wissen, welche behinderungsbedingten Probleme man hat, die sich von denen nicht behinderter Gründer unterscheiden. Wie gut die Unterstützung durch staatliche Einrichtungen sei. Ob man das Antidiskriminierungsgesetz als hilfreich einschätze. Wie gut die Arbeit von Businesslink sei und was verbessert werden könne. Ob es genug Vorbilder gebe. Auf welche Hürden ich im Alltag stoße und wie die Reaktion der Leute ist, mit denen ich Geschäfte mache.

Ich habe dann am Ende gefragt, was sie mit den Antworten machen. Die Antwort: Es gebe in Großbritannien zunehmend behinderte Existenzgründer, die man besser unterstützen wolle, in dem man genauer analysiert, wo die Probleme und der Beratungsbedarf liegen und was verbessert werden muss.

Ende März endet das Steuerjahr hier. Jetzt zahle ich doch gleich viel lieber. Und es zeigt, dass dieses „Ticking the boxes“ doch einen Sinn hat.

Existenzgründung in England

Ich koche derzeit zwar nur auf Sparflamme, weil mich meine Bronchitis so quält, ich habe mich aber gestern dennoch aufgerafft und bin zum einem Informationstag der Steuerbehörde gegangen. Mehrmals im Jahr veranstaltet die Steuerbehörde an verschiedenen Orten einen Business Advice Day. Zum einen stellen sich dort verschiedene Organisationen vor, zum anderen gibt es Vorträge und Beratungsmöglichkeiten. Das ganze ist zudem kostenlos.

Ich habe endlich meine Fragen zur Umsatzsteuer und zum Handel mit EU-Ländern beantwortet bekommen und habe auch sonst viel gelernt und nette Leute getroffen. In einem meiner Seminare saß jemand, der gehörlos war. Später habe ich in einer Broschüre einen Artikel über ihn gelesen. Business Link (das ist eine Organisation, die Seminare anbieten und Selbstständigen helfen, staatlich finanziert) hat ihn dabei unterstützt, sich als Designer selbstständig zu machen. Sie haben ihm die Dolmetscher bei den Weiterbildungsseminaren gestellt, die sie selber anbieten. Business Link war auch die Organisation, die mich gestern sofort ansprach als ich ankam. Sie haben mir ohne Nachfrage gesagt, dass alle ihre Seminare barrierefrei sind und ich ihnen nur sagen muss, welche Assistenz ich benötige. Ich musste spontan an die Handelskammern denken, die man immerhin noch mit Beiträgen finanziert als Unternehmer. Ob die wohl Dolmetscher stellen und auf Barrierefreiheit achten?