Das Programm „Job ohne Barrieren“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist mir seit seiner Geburt suspekt. Da werden viele Laberveranstaltungen gemacht, aber ich ich würde gerne mal wissen, wie viele behinderte Menschen der dank „Job ohne Barrieren“ einen Arbeitsplatz gefunden haben. Es scheint mir als sei das eher ein Projekt, um die üblichen Verdächtigen zu finanzieren. Das BMAS hat jetzt eine Liste mit abgeschlossenen Projekten veröffentlicht. Da heißt doch tatsächlich das erste Projekt „Gesunde Mitarbeiter – gesunde Unternehmen“. Es dabei um das Eingliederungsmanagement kleiner und mittelständischer Unternehmen. Eine tolle Einstellung wird da den Unternehmen vermittelt. Nur ein gesunder Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter. Und das mit meinen Steuergeldern…
Gesunde Mitarbeiter – gesunde Unternehmen
Kategorie:Barrierefreiheit / Tags:Arbeit, Barrierefreiheit, Barrierefreiheit, BMAS, Jobs-ohne-Barrieren, Steuern, Subventionen
Zum Glück sieht mein Chef einen Unterschied zwischen krank und behindert, wie ich auch. Sonst hätte ich wohl ein Problem bei meiner Arbeit als Schwerbehindertenvertrauensperson, schätze ich. Aber darüber könnte man jetzt Unmengen von Haaren spalten.
Ich sehe den Unterschied natürlich auch, frage mich aber, ob den die Leute da auch sehen. Und selbst dann finde ich es den (chronisch) kranken Mitarbeitern gegenüber nicht wirklich nett, solch einen Titel zu wählen. Es sind nun mal nicht alle Menschen gesund. Das heißt aber nicht, dass auch das Unternehmen krank wird.
Ich bin Epileptiker (oder, wie ich neulich las, Eukalyptiker *hihi*) und falle damit wohl in die Sparte der chronisch Kranken. Ich sehe mich allerdings nicht als krank, sondern in meiner Lebensführung behindert. Aber es stimmt schon, bei chronisch Kranken fällt diese Trennung sehr schwer.
Warum wundert mich das nicht in Doofland? Die Begriffsverwirrnis krank/behindert/gesund/Pflege/Assistenz ist doch systemimmanent.
Nicht vergessen: wir leben immer noch im Lande der Täter. Vor ca. 60 Jahren wäre ein nicht unerheblicher Teil von uns durch die Schornsteine gegangen oder einer Spritze zum Opfer gefallen.
DAS ist kulturimmanent. Alles andere ist Gelulle.
Ich bin zwar offiziell chronisch krank, definiere mich aber eher als „anders gesund“. Aber der Job ohne Barrieren ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.