Was Singapur kann, kann Dubai schon lange, müssen sich die Scheichs gedacht haben und wollen das Emirat noch barrierefreier machen. Wieso ich „noch“ schreibe? Eine meiner ersten beruflichen Reisen ging nach Dubai. Ich war damals noch Volontärin und kann mir bis heute von meinem charmanten Kollegen auf der anderen Schreibtischseite anhören: „Während andere Volontäre froh sind, wenn sie mit dem HVV-Bus in den Wildpark Schwarze Berge fahren dürfen oder im Pilgerbus zur Papstbeerdigung nach Rom fahren müssen, warst Du schon als Volontärin in Dubai.“ Damit hat er zugegebenermaßen recht. :-)
Ich hatte, ebenso wie von Indien, überhaupt keine Vorstellungen wie barrierefrei Dubai wirklich ist und dachte, vielleicht gibt es wenigstens am Flughafen eine Behindertentoilette. Als ich ankam, war ich dann angenehm überrascht. Der Flughafen ist nach amerikanischem ADA-Standard gebaut und das Hotel, in dem wir wohnten, hatte ein perfekt ausgestattes barrierefreies Zimmer. Die Bürgersteige waren weitgehend abgeflacht. Allerdings gab es ein Toilettenproblem: Die wenigsten Hotels oder Lokale haben Behindertentoiletten. Die Einkaufszentren schon. Sehr lustig war, wenn wir unterwegs waren und ich fragte, ob es eine Behindertentoilette gibt, sagte man grundsätzlich „Ja“. Nur es gab dann keine. Aber irgendwie kam ich dann doch klar, die Türen waren teilweise breit genug oder ich fuhr zurück in mein Hotel.
Ich habe damals mit jemandem von Tourismusministerium ein Interview zu Barrierefreiheit gemacht und war überrascht, wie sehr sie das Thema Barrierefreiheit auf dem Zettel hatten. Ihre Zielgruppe war ganz klar: Ältere Amerikaner. Das Ministerium arbeitete damals an einer Broschüre für behinderte Touristen. Das Problem war nur, die Hotels und Einrichtungen behaupteten nicht nur mir gegenüber, dass sie eine Behindertentoilette haben, obwohl sie keine hatten, sondern auch gegenüber dem Ministerium. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Dubai auf dem richtigen Weg ist und sie scheinen ihn, drei Jahre nachdem ich dort war, noch immer weiterzugehen.
Da sieht man wieder, dass Selbsterhebungen der Barrierefreiheit nicht nur in Europa IMMER scheitern. Sowas muss man vor Ort erheben lassen; und zwar von unabhängigen Expertinnen und Experten.
Inwiefern ist auch hier wieder irreführend von „Behinderten“ die Rede, sprich: sind lediglich RollstuhlfahrerInnen angesprochen, oder bezieht sich Barrierefreiheit auch auf Gehörlose oder Blinde?
Sagte ich schon einmal, dass ich den Sammelbegriff „Behinderte“ irreführend, falsch und kontrakproduktiv finde? ;-)
@Dorothea
Ich hatte geschrieben, der Flughafen ist nach ADA-Standard gebaut und das ADA schreibt Barrierefreiheit nicht nur für Rollstuhlfahrer vor. Woran ich mich konkret noch erinnern kann ist, dass es in den Fahrstühlen am Flughafen eine Sprachausgabe gab und die Tastenbeschriftung taktil erfassbar war. In meinem Hotel gab es eine berollbare Dusche sowie eine Badewanne mit Griffen und ich meine mich an einen Brandmelder mit Blitzlicht erinnern zu können.
Ich glaube, Dubai geht es in erster Linie um ältere Touristen, gar nicht mal so sehr um Rollstuhlfahrer.