Der Leichtathlet Oscar Pistorius erhält keine Starterlaubnis für die Olympischen Spiele in Peking. Pistorius ist unterschenkelamputiert und wollte bei den regulären Olympischen Spielen starten, nicht bei den Paralympics. Die Sporthochschule in Köln hat festgestellt, dass er durch die Prothese Vorteile gegenüber den anderen Sportlern hätte.
Wenn ich von etwas überhaupt keine Ahnung habe, dann ist es vom Laufen. Ich kann nicht beurteilen, ob das schlüssig ist, was die Sporthochschule da behauptet. Dass das Gutachten aber aus einem Land kommt, in dem sich behinderte Sportler einklagen müssen, wenn sie zum Sportstudium an einer normalen Hochschule zugelassen werden wollen, lässt mich ein wenig zweifeln. Aber nun gut…
Offensichtlich haben einige behinderte Menschen keine Lust mehr auf die Paralympics. Ich kann das gut verstehen. Ich habe als Jugendliche Leistungsschwimmen gemacht und habe irgendwann damit aufgehört, weil das der einzige Lebensbereich war, bei dem ich nur mit behinderten Leuten zu tun hatte. Und ich kam mir isoliert vor. Ich hatte mehrheitlich nicht behinderte Freunde und wollte lieber mit denen ins Kino oder Schwimmen gehen als meine Bahnen mit Menschen zu ziehen, mit denen ich nichts gemein hatte außer eine Behinderung.
Es gibt im Behindertensport so genannte Schadensklassen (ja, was ein Wort!). Also wenn jemand blind ist, startet er in einer anderen Klasse als jemand, dem beide Beine fehlen. Das führte dazu, dass ich teilweise in meiner Klasse ganz alleine angetreten bin. Ich hatte eine nicht so gut besetzte Klasse, ich war weiblich und sehr jung. Da blieben nicht viele Konkurrenten.
Irgendwann bin ich bei einem Wettkampf gestartet, in dem es keine Klassen gab und keine zehn Sieger. Man hatte sich ein Bonus- und Malussystem ausgedacht. Es gab nur einen Sieger und seitdem frage ich mich, warum man bei den Wettkämpfen nicht grundsätzlich so ein System einführt. Das geht vielleicht nicht immer, aber bei vielen Sportarten. Schwimmen ist da so ein Beispiel und wahrscheinlich auch Laufen. Und wenn das nicht geht, könnte man die Paralympics und die Olympischen Spiele dennoch zusammen legen und die Wettkämpfe abwechselnd abhalten. Mal startet eine Gruppe behinderter Sportler, mal eine Gruppe nicht behinderter Sportler. Die Spiele zeitlich zu trennen, macht für mich keinen Sinn und ist nichts anderes als Ausgrenzung.
Dann wäre auch das Problem mit den leeren Rängen und des schlechten Sponsorings ein wenig kleiner. Ich finde die Paralympics haben sich überholt. Sonderveranstaltungen für behinderte Menschen sind sowas von out. Und wenn der Behindertensport attraktiver werden will, müssen sie diese Klassen abschaffen. Da blickt doch der Zuschauer gar nicht mehr durch, wenn es x Sieger gibt.
Ich kann Oscar Pistorius verstehen, dass er bei den Olympischen Spielen starten will. Und er hat sicherlich nicht nur finanzielle Gründe.
Also bei den Seglern gibt es die 2,4mR-Klasse, das sind Boote mit Kiel für eine Person. Sowohl die deutschen Meisterschaften als auch die Weltmeisterschaften werden gemeinsam und miteinander (wohl eher gegeneinander) ausgetragen.
Bist du irrsinnig Christiane, zu hoffen, dass die Achsogesunden mit uns „Diedas“ zusammen irgendwo starten wollen? Vielleicht mal bei einer Sportler-mit-Herz-Veranstaltung, wo sie sich loben und bewundern lassen können – aber ansonsten hat in Deutschland die SELEKTION (sic) so zu bleiben, wie sie ist – egal ob in beruflicher, in finanzieller oder in sportlicher Hinsicht.
Krüppelstempel drauf und fertig.
Und wenn es im Segeln oder bei einigen Leuten beruflich nicht so ist – prima, aber eher die Ausnahme. Oder Glück, die Möhre, die Behindis immer wieder gezeigt wird, auf dass sie daran glauben und brav weiter im Trott latschen.
ich habe nicht wirklcih viel ahnung, aber ich meine mich zu erinnern, dass in den letzten jahren einige klassen zusammenglegt und eben dieses bonussystem eingeführt wurde (?!). erinnere mich da an übertragungen von (alpin-)skiverantstaltungen bei den paralympics.
ich wäre aber auch für ein gleichzeitiges abhalten von paralympics und olympia. diese zwei, drei „eingebetteten“-show-wettkämpfe (die im deutschen fernsehen ja auch kaum (gar nicht?) übertragen werden) sind ja sicherlich eine ganz nette idee, aber wirkliche paralympicswettkämpfe parallel zu olympia wären sicher interessanter, schöner für die beteiligten und hätten mehr aufmerksamkeit. verstehe nicht, warum man da nicht ernsthaft drüber nachdenkt.
vielleicht hat man angst, dass die nichtbehindertehn sportler den behinderten die aufmerksamkeit stehlen? fänd ich nicht schlüssig, wirklcih viel aufmerksamkeit bekommen die seperaten paralympics ja auch nicht…
Ich bin auch dafür, dass beide Veranstaltungen gemeinsam laufen. Ich habe gar kein Verständnis für diese Trennung. Ich empfinde Menschen mit einer körperlichen Herausforderung als genauso „normal“, wie jeden anderen Menschen. Und wer bitte schön definiert schon normal? Ich empfinde es als regelrechten Skandal, dass die Paralymbics immer noch zeitlich und teilweise örtlich getrennt von den olympischen Spielen laufen. Das wird sich hoffentlich ändern!
Genau diese Diskussion gab es letztens im Schimmverband der Gegend hier. Das Problem ist das Leistungssystem im Sport, wo schon der Breitensport als nicht so wichtig angesehen wird. Ihr könnt Euch vorstellen, an welcher Stelle behinderte Schwimmer rangieren.
Dadurch kommen dann unglückliche Situationen wie diese zustande: Da hatte ein Trainer in einem Jugendwettkampf einen halbseitig spastisch gelähmten Schwimmer im Team. Warum auch nicht.
Tja und dann wurde der Junge beim Brustschwimmen disqualifiziert. Ich war es sogar schuld, weil ich als Schwimmrichter beanstandete, dass der Schwimmer die Regeln für’s Brustschwimmen missachtete. Nur zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass der Junge behindert war und dass er deswegen gar nicht regelkonform schwimmen konnte. Das hatte der Trainer einfach keinem aus dem Schwimmgericht gesagt, noch nicht mal dem Schiedsrichter, der für die Leitung des Wettkampfes verantwortlich ist.
Und schon fing die Diskussion mit dem Trainer an: Der Junge sei behindert, da könnten wir den doch nicht rauswerfen. Für den Jungen ist das natürlich auch doof, aber Regeln sind halt Regeln und müssen dann für alle gelten. Das hätte aber dem Trainer auch völlig klar sein müssen. Dass die Schwimmer das ausbaden, ist zwar doof, aber das gilt auch, wenn ein Trainer einen nichtbehinderten Jungen ins Rennen schickt, der einfach kein Brust kann. Es war ein Leistungswettkampf und kein Breitenwettkampf, wo man schon mal das Ganze etwas lockerer handhaben kann.
Hätten wir allerdings vorher gewusst, dass der Junge mit dem Brustschwimmen Probleme haben würde, dann hätte wir ihn außer der Reihe schwimmen lassen. Ohne Bewertung. Das kann man in einem laufenden Wettkampf und nachträglich leider nicht mehr ändern. Es ist schon alles so eng gestrickt.
Bei Rücken- und Freistil gab es dann auch keine Probleme mit den Regeln. Bei diesen Schwimmstilen sind die nicht so eng.
Aber auch das ist ein Problem: Die Regeln im Schwimmverband sind für Leistungsschwimmer verfasst worden, was bereits viele nichtbehinderte Kinder überfordert – was ich privat sehr ärgerlich finde. Breitensport zählt da einfach nicht so viel. Wenn wir die jetzt unmodifiziert auf die behinderten Schwimmer übertragen, dann müssten wir die reihenweise disqualifizieren, was die Leute dann frustet.
Andererseits habe ich gesehen, was das für eine Exklusivveranstaltung die Landeswettkämpfe der behinderten Jugendlichen leztes Jahr in Bonn war. Ich meine, ok, die Jungs und Mädels hatten Spaß und ich hab ich selten so nett mit den Schwimmern unterhalten, weil es viel lockerer war. Aber die Schwimmhalle war schon verdammt leer.
Die Schadenstabelle ist übrigens der Hammer. Sowas Kompliziertes habe ich selten gesehen.
@planeten
So richtig verstehe ich das Problem nicht. Du hast recht, der Trainer hätte sagen müssen, dass der Junge eine Behinderung hat. Warum Ihr ihn dann aber ohne Wertung schwimmen lassen wollt, verstehe ich nicht. Selbst in der Akademikerausbildung in Deutschland gibt es Nachteilsausgleiche für behinderte Menschen, das heißt Prüfungen werden modifiziert etc. und die behinderten Akademiker werden dennoch mit den nicht behinderten gemessen, was die Abschlussnoten angeht. Ich wüsste nicht, warum das nicht auch im Sport möglich sein sollte, wenn sicher gestellt ist, dass jemand nicht enorme Vorteile gegenüber den anderen, nicht behinderten Sportlern hat.
Wenn der Junge eine Cerebralparese (spastische Lähmung) hatte, ist nicht davon auszugehen, dass er durch seinen Schwimmstil Vorteile hat, schon gar nicht beim Brustschwimmen. Im Gegenteil. Wenn der Schwimmstil noch als Brust zu erkennen ist, verstehe ich das Problem nicht. Dann muss eine Genehmigung her, dass der eben nicht exakt so Brust schwimmt wie alle anderen und gut ist. Das Problem scheint mir doch, dass diese Ausnahmegenehmigungen im Nichtbehindertensport gar nicht vorgesehen sind. Aber anders ist die Integration nicht zu machen.
@Christiane: Ich fände die Ausnahmeregelungen wirklich toll. Aber sie existieren nun mal nicht und es ist nicht in der Ausbildung drin. Wir bewegen uns hier in einer blöden Grauzone, die man von Fall zu Fall auslegen muss. Ich denke unser Schwimmbezirk tut viel für die Integration von behinderten Sportler und es werden auch schon mal stillschweigend die Leute mitgenommen, was aber streng genommen, nicht erlaubt ist. Grauzone halt.
Ich persönlich fände es klasse, wenn man die Regeln allgemein lockern würde. Das, was heutzutage den Schwimmern allgemein abverlangt wird, ist viel mehr als das, was noch vor 10 Jahren verlangt wurde. Ich habe schon das Gefühl, dass die Regeln geändert werden, um das letzte rauszukitzeln, damit bei der nächsten WM, Olympiade etc. wieder die Rekorde purzeln. Denn darum geht es: Medaillen und eben nicht Integration oder Breitensport.
So wie es jetzt läuft, ist es einfach doof, weil wir als Kampfgericht rein rechtlich irgendwann an die Grenzen stoßen, was wir durchgehen lassen dürfen und was nicht. Denn für einen Regelverstoß ist es leider unerheblich, ob der Schwimmer sich Vorteile dadurch verschafft oder nicht. Auch wenn ich das persönlich für bescheuert halte.
Wenn der Schwimmstil unsauber ist und sich das Kind sogar nur so dahinschleppt, dann wird es disqualifiziert. Solche Fälle hatten wir mehr als genug bei gesunden Kindern mit entsprechendem Geheule seitens der Kinder.
Die einzige vorgesehen Lösung für solche Fälle ist: Man sagt vorher Bescheid, dass der Schwimmer den Stil nicht so kann und er „einfach so“ mitschwimmen darf. Selbst das ist vom Wohlwollen des Schiedrichtes und der Organisatoren abhängig. Die dürfen das verweigern. Solange es keine entsprechenden Regelungen gibt, geht es einfach nicht anders. Weil dann nämlich andere Eltern und Trainer mit Fug und Recht sagen können: Warum wurde mein Kind disqualifiziert, aber der nicht.
Aber so wie ich den DSV erlebt habe, ist an breitensportfreundliche oder gar integrative Sportveranstaltungen nicht zu denken.
Vor ein paar Monaten war in der ZEIT ein Artikel über Pistorius zu finden. So wie ich den in Erinnerung habe, erscheint es durchaus plausibel, dass er mit seinen Laufprothesen einen deutlichen Vorteil hätte.
„(…)und die behinderten Akademiker werden dennoch mit den nicht behinderten gemessen, was die Abschlussnoten angeht. Ich wüsste nicht, warum das nicht auch im Sport möglich sein sollte (…)“
Ganz einfach, weil bei einer Klausur nicht alle gegeneinander antreten, sondern jeder seine Leistung für sich beweisen soll. Ein Wettkampf ist aber eben dadurch gekennzeichnet, für alle identische Bedingungen zu schaffen. Und wer vermag es zu beurteilen, ob eine spastische Lähmung nun 5%, 10% oder 75% Sonderbonus erhalten soll?
Abgesehen davon finde ich die Diskussion reichlich einseitig. Gerade Leistungskämpfe wie die olympischen Spiele sollen die absoluten Spitzenleistungen zeigen. Nicht jeder Mensch hat die Chance – egal wieviel er trainiert – diese Leistungen zu erreichen. Es fehlt in 99% der Fälle auch bei nichtbehinderten Sportlern an körperlichen Voraussetzungen.
Wenn man also deinen Vorschlag ernst nehmen möchte und behinderte Sportler mittels eines Bonussystems direkt in die Wettkämpfe integrieren will, dann muss man auch Bonusquoten für kleine Basketballer, große Turner, dicke Sprinter und dünne Kugelwerfer einführen.
Ich denke sogar, dass ein behinderter Sportler derzeit aufgrund der nicht ganz so erheblichen Konkurrenz wesentlich bessere Möglichkeiten hat sich auf Weltniveau zu messen als die meisten nicht behinderten Sportler bei gleichem Talent und Einsatz.
@Marc
Ich weiß, dass das alles nicht so easy ist. Aber es ist weit mehr möglich als derzeit getan wird. Darum geht es mir. Und ich finde die Paralympics in der jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß.
Akademiker müssen sich spätestens dann miteinander messen lassen, wenn es um die Einstellung geht. Selbst bei Juristen, wo bei der Einstellung wohl noch am meisten auf die Note geschaut wird, gibt es Nachteilsausgleiche. So ganz stimmt das also nicht, dass die Leute sich nicht vergleichen lassen müssen. Die Abinote ist auch so ein Beispiel, wenn es um den Studienplatz geht. Auch da gibt es Schüler, die Nachteilsausgleich bekommen.
Ich sage ja auch nicht, dass es immer möglich ist, behinderte und nicht behinderte Sportler gegeneinander starten zu lassen. Da gibt es sicher Grenzen. Ich erwarte nicht, dass die Rollstuhlbaskettballmannschaft gegen die Spurs spielt. Aber es ist weit mehr möglich als gemacht wird.
@marc:
„Nicht jeder Mensch hat die Chance – egal wieviel er trainiert – diese Leistungen zu erreichen. Es fehlt in 99% der Fälle auch bei nichtbehinderten Sportlern an körperlichen Voraussetzungen. Wenn man also deinen Vorschlag ernst nehmen möchte und behinderte Sportler mittels eines Bonussystems direkt in die Wettkämpfe integrieren will, dann muss man auch Bonusquoten für kleine Basketballer, große Turner, dicke Sprinter und dünne Kugelwerfer einführen.“
Auf der anderen Seite sei erwähnt, daß es schon längst Klassifizierungssysteme (oder auch Bonussysteme) bei den olympischen Spielen gibt. In sämtlichen Kampfsportarten (Boxen, …) wird in Gewichtsklassen gestartet welche keinen anderen Sinn haben als das ‚körperliche Handicap‘ der einzelnen Sportler weitestgehend anzugleichen.
„Ich denke sogar, dass ein behinderter Sportler derzeit aufgrund der nicht ganz so erheblichen Konkurrenz wesentlich bessere Möglichkeiten hat sich auf Weltniveau zu messen als die meisten nicht behinderten Sportler bei gleichem Talent und Einsatz.“
Nein, überwiegend ist es nicht so. Behinderte Sportler die in Peking 2008 in einem Endkampf (beste 8) starten werden, werden fast alle Profi-Sportler sein. Profi-Sportler im Sinne von neben dem Sport bleibt keine Zeit mehr um mit etwas anderem Geld zu verdienen. In einigen wenigen Sportarten mag Deine Aussage noch zutreffen, aber auch hier geht die Entwicklung deutlich und schnell in Richtung Profi-Sport.