Eine der ersten Anekdoten, die mir bei BBC erzählt wurden, war die Geschichte von der „Sportlerin des Jahres“, die während einer Fernseh-Livesendung ihren Preis nicht entgegennehmen konnte, weil die BBC „vergessen“ hatte, die Bühne barrierefrei zu machen. Sie war Rollstuhlfahrerin und Paralympics-Siegerin und war per Telefonabstimmung etwas überraschend von den Zuschauern gewählt worden. Seit dem gibt es bei der BBC die Anweisung, dass alle Bühnen barrierefrei sei müssen, was ich selber gesehen habe. Selbst die kleine Bühne in dem Raum, in dem Mitarbeiterschulungen abgehalten werden, ist barrierefrei mit Rampe zugänglich.
Erfreulich ist, dass beim Deutschen Fernsehpreis immerhin drei behinderte Menschen auf der Bühne standen. Während die Paralympicssiegerin Kirsten Bruhn von hinten auf die Bühne kam (sie ist Rollstuhlfahrerin), musste Marcel Reich-Ranicki sich mühevoll die Stufen hinauf und hinunter quälen (er ist altersbedingt gehbehindert) und Denise Marko, die nur ein Bein und keine Arme hat, wurde auf die Bühne getragen. Das Mädchen ist 14 und kann sehr gut auf einem Bein hüpfen, aber eben keine Treppen hoch springen. Ich habe in England schon so viele schlaue Möglichkeiten gesehen, Bühnen zugänglich zu machen. Wenn ich weiß, dass zwei Preisträger eine Gehbehinderung haben, sind fünf Stufen vor der Bühne das Unpassendste, was man als Bühnenbauer machen kann.
Bravo. Das sollte eigentlich als der große Eklat durch alle Medien und Blogs gehen.
Nachtrag, Off-Topic:
Die kleinen Fähnchen, die den Standort der Kommentatoren anzeigen, sind ja nett. Aber sie sind eine Information, die ich als Nutzer nicht selbst eingetragen oder freigegeben habe. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass meine IP-Adresse ausgewertet und das Ergebnis veröffentlicht wird.
So banal es auch sein mag: Ich will selbst kontrollieren, was ich von mir preisgebe. Bis ins kleinste Detail.
Bau gerne lustige Erweiterungen ein – aber informiere bitte deine Besucher darüber. Dann können sie selbst entscheiden. Besten Dank.
[…] es in Deutschland eher selten. Christane beschreibt die Peinlichkeit bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, die den Machern selbst offensichtlich nicht peinlich ist. « […]
Wenn du ins Internet gehst musst du dir darüber im Klaren sein, dass du deine IP-Adresse und alle Informationen die diese enthält verteilst. Wenn du nicht möchtest. Wenn du nicht willst, dass deine Herkunft hier angezeigt wird, dann poste hier doch einfach nicht.
@rantanplan:
Ja, mir ist bewusst, dass ich im Netz Spuren hinterlasse, absichtlich und unabsichtlich. Es gibt aber verschiedene Arten, damit umzugehen, vor allem auf Seiten der Betreiber von Webseiten. Und dabei gehört meiner Auffassung nach zum guten Ton, dem Nutzer deutlich zu machen, welche Daten über ihn veröffentlicht werden. Damit er – wie du schon andeutest – entscheiden kann, ob er einen Kommentar postet oder nicht. Und genau das ist für mich bei dieser netten Fähnchenfunktion nicht der Fall.
Das ist jetzt keine Katastrophe, aber ich wollte dezent darauf hinweisen.
@ rantanplan
Ich würde mal ins Telemediengesetz schauen unter §13 unter anderem Punkt (1) und (6)
http://www.gesetze-im-internet.de/tmg/__13.html
Und zu sagen: „Wenn du „a“ nicht möchtest … dann tue „b“ nicht“ ist auch ne Form von Ausschluß bzw Diskriminierung.
Fast so als zu sagen: „Wenn du nicht gefilmt werden willst, dann bleib doch zu Hause.“
Obwohl ich das etwas übertrieben finde, gegen die Veröffentlichung des mutmaßlichen Heimatlandstandortes zu sein. Aber vom Prinzip her hat partikelfernsteuerung recht.
Glück auf!
Back to Topic:
Als fertig gelernter Veranstaltungstechniker muss ich dem voll und ganz zustimmen.
Vermutlich wurden die Fakten nicht ordentlich kommuniziert und dann mehr Wert auf Ästhetik gelegt…
Florian,
worin liegt die „Ästhetik“, wenn sogenannte „Behinderte“ sich irgendwo hin schleppen bzw. geschleppt werden? Etwa darin, die Würdelosigkeit und „Hilfs“-Bedürftigkeit noch einmal so richtig schön öffentlich zu zelebrieren?
Oder ist dann doch die „Ästhetik“ krüppelfeindlicher Architektur gemeint, die dann entsprechend wertiger ist als Zugänglichkeit bzw. Würde (s.o.)?
@rantanplan: Verdammt, unter dem Namen poste ich normalerrweise auch…
@Artikel
Eine erfreuliche parallele Entwicklung zu den Fernsehbühnen ist, dass es bei immer mehr Konzerten, Festivals etc. Bühnen für Rollstuhlfahrer gibt und dass man als Rollstuhlfahrer gerade bei Metal-OpenAirs und dem WGT (ich spreche aus Erfahrung) als Rollstuhlfahrer sehr freundlich und zuvorkommend von der Security behandelt wird und alle Staff-Members ehr hilfreich sind.
@ dorothea: letzteres meinte ich. Wenn der Kunde beratungsresistent ist und meint, eine (leider immer noch) alternative Lösung (nämlich die Bühne mit dem behindertenfreundlichen Zugang) genüge nicht seinen ästhetischen Ansprüchen, dann hat man als Dienstleister natürlich ein Problem.
Nun sagt die MvStättV (bzw. die landestypische Umsetzung derselben) zwar recht viel über Sitz- und Parkplätze sowie Toiletten in Versammlungstsätten für Behinderte, aber eben leider *gar nichts* über die Beschaffenheit einer Bühne.
Die BGV C1 bspw gibt ein paar Rahmendaten vor, die aber auch nicht auf Gehbehinderte Menschen abziehlen. Darin findet man nur die Standardsachen wie „eben, fugenfrei, standsicher, Neigung nicht größer 8°“ etc).
Womit man (zumindest in Deutschland) ja dann auch schon wieder ein Problem hat, denn eine typische Rollstuhlrampe ist deutlich steiler. Dürften eigentlich also auch nur Rollstuhlfahrer und unterwiesene Begleitpersonen benutzen (und blablabla immersoweiter).
Fazit: die Verordnungen UND die Weisungsbefugten sowie mangelende Kommunikation verhindern oft einen barrierefreien Zugang zu einer Bühne.
Vllt noch eine kleine Anekdote am Rande:
Überneulich bei einem 850-jährigen Jubiläum schnappte ich folgenden Satz von einem Aufnahmeleiter des Fernsehens auf (Wir waren für die Beschallung des Raums zuständig) : „Ist doch egal, wie es innen klingt, hauptsache der Fernsehton stimmt“. Sagte es und verdarb uns damit den Sound. Herzlichen Dank auch.
Sobald das Fernsehen dabei ist, schaltet der gesunde Menschenverstand ab.
hallo christiane,
erst einmal ganz liebe grüße aus hamburg/berlin (ich bin immernoch (oder schon wieder?) am pendeln.
als ich vor 2 jahren im uk unterwegs war, hab ich bei einem PV großartige tribünen gesehen die sich sehr schnell auf- und abbauen ließen, was natürlich personal und zeit eingespart hat.
als ich wieder in d war, hab ich die fotos, die ich gemacht habe, einem kollegen vom bühnen- und messebau gezeigt, der daraufhin nur meinte, das wird sich bei uns nie durchsetzen, da sie zu teuer „aussehen“ (ohne zu wissen, wie sich die kosten etc. zusammensetzen).
bei uns muss leider erst mal irgendwas unangenehmes passieren, damit sich irgendjemdan gedanken darüber macht. ich bin sehr gespannt, ob bei der nächsten fernsehgala irgendetwas vorgesehen ist, damit so etwas wie beim deutschen fernsehpreis nicht nochmal passiert.
@ florian:
„Sobald das Fernsehen dabei ist, schaltet der gesunde Menschenverstand ab.“
gebe dir völlig recht, wobei ich persönlich finde, dass es bei den privaten besser läuft als bei den öff. rechtlichen.
Der gute Mann ist mit seinem Leben eben nicht mehr klargekommen. Ich finde das nicht verwerflich. Es ist zwar schade das er sich nicht wieder berappelt hat, aber es war seine Entscheidung und das sollte man respektieren.
Achja, man kann auch völlig ohne Behinderung oder Schicksalsschläge nicht mehr Leben wollen. Ich hab aufgrund psychischer Erkrankungen schon oft versucht mir das Leben zu nehmen. Ich verstehe die Empörung der (Mit)Menschen nicht. Ist es das schlechte Gewissen? Wieso wehren sich so viele Menschen gegen den Gedanken das andere ihrem Leben ein Ende setzen wollen.
Guten Abend,
falls jemand einen Anbieter kennt (gern auch aus UK) der solche Bühnen herstellt/ verkauft/ vermietet(!), dann bitte mal posten oder mailen (nullbarrier@hyperjoint.com). Wir haben diese Anfrage öfter mal, z.B. grade heute von der Behindertenbeauftrageten von Erftstadt, die im September ein Event plant und niemanden findet. Ich würde so ein Produkt gern auf nullbarriere.de präsentieren.
MfG