Aus Erfahrung wird man klug

Wieder eine Einladung zum Presselunch. Noch schnell vor Weihnachten – neue Produkte und so… Meistens lernen die Firmen relativ schnell: Wer mich einlädt, weiß spätestens bei der ersten Absage wegen Stufen & Co., auf was er beim nächsten Mal zu achten hat. Beim letzten Mal habe ich aber nicht abgesagt, sondern de facto die Location selbst gesucht.

Nach dem Blogeintrag bekam ich einen netten aber bestimmten Wink eines Freundes, dass das nicht professionell war, sondern das Gegenteil. Er sollte recht behalten. Bei Lunch Nummer 2 hatte die gleiche Firma zwar das Restaurant selbst ausgesucht – allerdings ohne auf die Barrierefreiheit zu achten. Irgendwann muss es ihnen dann doch eingefallen sein und sie riefen mich an, ob ich denn wisse, ob das Restaurant xy barrierefrei sei. Wusste ich nicht. Wie man denn das rauskriegen könne. Ich riet zu „Anrufen und fragen“. Jaja, ich weiß: Dass Journalisten immer auf Recherche setzen müssen, ist für so manche PR-Agentur ein Greuel. So auch in diesem Fall. Allerdings hatte ich ja aus der Erfahrung gelernt und ließ sie selbst nachfragen. Das Restaurant war natürlich nicht barrierefrei. Da ich aber sowieso zu dem Termin anderweitig verabredet war – ganz barrierefrei – war das nicht so schlimm – für mich jedenfalls.

Aber so ganz gefiel ihnen das dann doch nicht. Sie überredeten mich zu einem Kaffee in einem barrierefreien Café vor dem Mittagessen. Aber ne dritte Chance kriegen sie nicht.

2 Kommentare

  1. Dorothea sagt:

    Wie gehst du mit dem „Problem“ um, dass die Veranstalter etc. immer „extra wegen dir“ die Locations suchen bzw. ändern müssen? Ich find das schwierig. Einerseits erwarte ich schon, dass Veranstaltungen grundsätzlich alle barrierefrei zu sein haben – andererseits ist das schlicht nicht der Fall. Wenn ich dann Barrierefreiheit einfordere oder selbst organisiere – dann hab ich schon das Gefühl der Verpflichtung, zu der Veranstaltung/dem Termin gehen zu müssen, wenn schon „extra wegen mir“ (und nicht wegen der allgemeinen Erfordernis der Barrierefreiheit – es wird halt so gesehen von vielen Nicht“behindert“en) so ein „Aufwand“ getrieben wird – auch wenn ich was anderes zu tun habe / das Thema nicht wirklich interessant finde / schlicht an diesem Zeitpunkt keinen Bock habe (soll ja auch mal passieren, dass der Faulteufel gewinnt *gg*).

    Ich bin halt immer hin- und hergerissen zwischen Recht auf Barrierefreiheit für alle einerseits und dem „extra wegen dir“-Gewiggel mit den entsprechenden moralischen Implikationen.

  2. Christiane sagt:

    PR-Agenturen stellen normalerweise hohe Ansprüche an ihre „Locations“. Ob da eine Bedingung mehr oder weniger dazu kommt, sehe ich nicht als Problem an und finde ich auch zumutbar. Und auch bei Pressereisen will der Journalist x gerne ein Raucherzimmer, y die Suite und z mag kein Gemüse. Ich empfinde mich da eher als pflegeleicht.

    Meist ist es ja auch so, dass es ein Interesse von Seiten der Einladenden gibt, dass ich teilnehme. Und in einer Stadt wie Hamburg, eine barrierefreie Location zu suchen statt einer nicht barrierefreien, darf man schon jeder Event- oder PR-Agentur zumuten, finde ich.

    Als ich noch studierte, war es problematischer. Da musste wirklich wegen mir der Raum verlegt werden und da macht es sich nicht gut, nach zwei Wochen die Vorlesung zu canceln. Also „Unlust“ hätte ich bei mir als Argument nicht durchgehen lassen, aber natürlich haben auch behinderte Studierende das Recht, sich doch für ein anderes Seminar zu entscheiden.