Derzeit wird in der WAI-Szene jeden Tag eine andere Sau durch das virtuelle Dorf getrieben. Heute war es die Ankündigung des „Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI)“ zusammen mit DIN CERTCO bis Mitte 2005 ein Zertifizierungsprogramm und ein Prüfverfahren zur Zertifizierung von barrierefreien Websites zu entwickeln.
Wenigstens den Professoren-Titel hätten die Barrierepfadfinder vom Barrierekompass Prof. Christian Bühler lassen können. ;-)
Ich bin gespannt, welche der so aufgebrachten Unterstützer (so heißen bei AbI die Unternehmen, die ihren guten Namen AbI zur Verfügung stellen und dafür ein Bapperl für ihr eigenes Internetangebot bekommen, ansonsten aber nicht so viel zu sagen haben) jetzt wirklich den Hut nehmen.
Während die kleinst-, klein- und mittelständischen Agenturen die Zertifizierung fürchten wie der Teufel das Weihwasser – Hauptargument: die Kosten für die Zertifizierung – bin ich der Meinung, dass man Barrierefreiheit nicht zertifizieren kann, weil es ständiger Überprüfung bedarf. Dennoch regt mich die Zertifizierungs-Initiative vom AbI wenig auf (ich bin ja auch kein Unterstützer, der nicht gefragt wurde), weil sich schon das DIN CERTCO – Zertifikat „Barrierefreies Bauen“ nicht durchgesetzt hat – und ein Haus ist viel einfacher zu zertifizieren als ein Internetauftritt. Auch da steht wohl der Preis im Weg.
Die Karawane zieht weiter. Die Verwirrung nimmt zu. Ein bei der WAI-Liste Verstoßener will eine eigen Diskussionsplattform bieten, soeben hat das BIK eine digitale Schwatzbude eröffnet. Der BVDW veröffentlicht eine Stellungsnahme zum Zertifikat. barrierefrei-kommunizieren bietet einen runden Tisch in Berlin. Ich wette, morgen kommt schon das nächste Forum um die Ecke.
In akademischen Fragen bin ich leider nicht so bewandert. Aber muß ein Dr.-Ing. auch als solcher bezeichnet werden? Und welche venie legendi hat der Herr Bühler eigentlich? Im übrigen, aufmerksame Bloggerin, ist der Dr.-Titel Namensbestandteil. Der Professor nicht.
Unzertifizierte Grüße
a:
Das war ein ;-) hinter der Bemerkung – nicht alles so verbissen sehen.
Aber dennoch: Der Professorentitel wird in der Anrede eines Briefes ausgeschrieben und „überlagert“ einen zugehörigen Doktortitel – kann man in jedem guten „Wie schreibe ich gute Briefe?“-Buch nachlesen. Ob er Namensbestandteil ist, spielt in diesem Fall keine Rolle.
Das Wort von herumbühlern geht schon um. Die Satire hat das Thema aufgegriffen.
http://www.orthopoint.de/drupal/?q=node/60