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Polizei, Werkstatt und die Helden

Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, mich um meinen fahrbaren Untersatz zu kümmern.

Auto mit zerschlagenem Fenster

Um 8 Uhr bekam ich eine SMS von einer Freundin, bei der ich das Auto untergestellt hatte. Ich solle sie anrufen, es gebe Probleme mit meinem Auto. Ich wollte eigentlich gar nicht aufstehen und ahnte böses. Sie sagte mir, um 4.30 Uhr sei die Alarmanlage angegangen und sie hätten sie nicht mehr ausgekriegt. Ich glaube, mein Auto sehnt sich nach einem neuen Besitzer… Als es aufgebrochen wurde, ging die Alarmanlage nämlich nicht an und auch ein Test von mir danach zeigte keine Reaktion. Ich dachte, sie sei kaputt. Aber heute nacht hat sie dann doch funktioniert und halb South Harrow aus dem Bett gerissen.

Ich habe also mein Auto abgeholt, die Alarmanlage war unterdessen aus, und ich bin zu Autoglass nach Heathrow gefahren. Als ich dort ankam, stellte man fest, dass kein Termin für mich vermerkt sei. Aber man war dennoch sehr bemüht, mir zu helfen. Der Computer offenbarte dann ein neues Problem: Die Seitenscheiben für Rechts- und Linkslenker sind unterschiedlich. Und was gibt es in England für den A3 vorrätig? Richtig, die für Rechtslenker. Die anderen müssten aus Deutschland geschickt werden. Ich versuchte noch, jemanden in einer Audi-Werkstatt zu erreichen. Nix zu machen. Also entschied ich mich, die Scheiben zu bestellen und Plastik einbauen zu lassen. 3-5 Tage sollten die Scheiben auf die Insel brauchen.

Mit hübscher Plastikscheibe bin ich dann wieder zur Polizei. Gleiches Prozedere wie am Tag zuvor. Und sogar einige Gesichter waren gleich. Die Jugendliche war wieder da, weil man irgendwelche Sachen von ihr einbehalten habe, die sie erst heute zurück bekommen sollte. Die Sachen waren aber noch nicht von der Untersuchung oder was auch immer zurück, was sie sofort wieder veranlasste auszuflippen. Ich wartete eine Stunde, dann kam ich dran und schilderte meine etwas skurrile Geschichte. Der Officer nahm sich viel Zeit für mich, aber irgendwie tat er nichts, was ich als logisch empfand. Mein genialer Einfall, das Kameramaterial zu sichten, ignorierte er. Er wisse gar nicht, wie man an das Material komme. Dann telefonierte er überall rum, um Leute zu finden, die gestern Dienst hatten und gesehen haben, wer mein Auto gerammt hat. Wenn ein Polizist (zumal im Dienst) sieht, dass auf dem Polizeiparkplatz ein Auto touchiert wird, sagt er nix, sondern wartet darauf, dass er gefragt wird? Das kam mir nicht logisch vor. Und während ich gar nicht davon ausgehe, dass der Polizist, der mein Auto versetzt hat, das gewesen ist, sprach er immer davon, dass er den Kollegen finden müsse. Ich habs nicht kapiert. Der Stationsvorsteher wurde auch eingeschaltet. Man wollte mich wieder anrufen, wenn sie was wissen. Ich glaube nicht, dass da noch was kommt. Die wollten partout nicht an das CCTV-Material ran.

Als ich wieder draußen war, rief Autoglass an. Das Fenster käme per Expressendung aus Deutschland und könne morgen nachmittag eingebaut werden. Endlich mal eine gute Nachricht!

Dann bin ich zu Wir sind Helden. Hmm, naja. Ich muss mich korrigieren, was die Barrierefreiheit von Locations angeht. Diese war es nicht zu meiner großen Überraschung. Mit der Security bin ich dann aber doch zur ersten Ebene gelangt und hatte einen sehr ungewöhnlichen Blick auf das Konzert. Ich saß hinten rechts über der Bühne. Ein Logenplatz! Warum das Mean Fiddler nicht barrierefrei ist, ist mir ein Rätsel, aber ich werde das rauskriegen. Es ist alt, es ist im Keller, aber sie hätten massenweise Platz, einen Treppenlift einzubauen und ordentliche Rolliplätze. Ich ruf da am Montag mal an und frage, was das soll. Zumal sie ganz sicher gegen die britische Gesetzgebung verstoßen.

Das Konzert war okay, aber ich fand es nicht überragend und auch nicht sehr lang. Dafür musste man vorher zwei Vorgruppen ertragen. Die Zuschauer waren mehrheitlich Touris, würde ich mal sagen, während bei Grönemeyer viele Londoner waren. Jedenfalls ganz andere Leute.

Wir sind Helden

Fotos vom Helden-Konzert gibt es bei Flickr. Und jetzt hoffe ich, dass morgen der Fenstereinbau reibungslos klappt.

Polizei und Grönemeyer

Was für ein besch…eidener Tag. Irgendein Volldepp hat mein Auto aufgebrochen. Nun ist der Audi A3 nicht schwer aufzubrechen. Man muss dazu nicht das Seitenfenster einschlagen. Kann man aber. So ist es dann auch geschehen. Entdeckt habe ich es heute um 17 Uhr. Und mein erster Gedanke war: Wo bin ich denn hier gelandet, wenn keiner mal meldet, dass da ein Auto aufgebrochen wurde? Immerhin stand das Auto drei Tage unbewegt, weil ich immer noch mit Bronchitis samt Nebenwirkungen im Bett liege. Als ich gerade die britische Gesellschaft verfluchen wollte, kam ein Mann zu mir. Er trug traditionelle arabische Kleidung, langer Bart, weiße runde Kopfbedeckung. „Ist das Ihr Auto?“, fragte er mich mitleidig. Ich: „Ja, ich habe das gerade entdeckt.“ Er: „Ich wollte Ihnen nur sagen, ich bin mehrmals täglich an Ihrem Auto vorbeigekommen. Es ist mir aufgefallen, weil es ein deutsches Kennzeichen hat. Heute um 14 Uhr war noch alles in Ordnung.“ Ich strahlte ihn an, mein britisches Gesellschaftsbild war wieder in Ordnung. Ich bedankte mich und er bedauerte mich ein wenig.

Mein ganzes Auto war voller Glasscherben. Die Scheibe war in Tausende Teile zersprungen. Der Dieb hatte das Handschuhfach geöffnet und die Armlehne, in der eine Handyhalterung ist. Aber es wurde nichts geklaut. Ich hatte allerdings auch nicht einen Penny im Auto, weil ich das Auto eigentlich zur Waschanlage bringen wollte, das aber krankheitsbedingt nicht schaffte. Das Auto war absolut leer. Den Behindertenausweis hatte ich, Gott sei Dank, nicht im Handschuhfach, sondern am Lenkrad angeschlossen. Der Kauf dieses komischen Halters hat sich also gelohnt.

Dann rief ich meinen Bruder an (Autofreak), der mir sagte, ich solle unbedingt Anzeige erstatten. Das würde teuer. Ich hatte gehofft, den Tag nicht bei der Polizei zu verbringen. Also bin ich zur Polizeiwache gefahren. Es warteten Dutzende Leute dort, es gab zwei Schalter, die wiederum von einer Glaskabine umschlossen waren. Nur einer war besetzt. Ich erkundigte mich bei den Mitwarteten wie das abliefe. Und die sagten, man müsse einfach warten. Irgendwann sei man dran. Aha.

In der Kabine war gerade eine Frau und gab eine Anzeige auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die ältere Dame in der Ecke des Warteraums auch zu ihr gehörte. Ich telefonierte als es unruhig wurde im Warteraum. Die Dame war unterdessen auch in der Kabine und war wohl ohnmächtig geworden. Es ging ihr schlecht, die Gesichtsfarbe war schneeweiß. Immer mehr Polizisten quetschten sich in die Kabine, um die Frau wieder aufzuwecken. Vergebens. Ein Arzt wurde geholt. Der war irgendwie sowieso schon im Gebäude. Der wiederum rief einen Notarzt. Sie schafften es irgendwie die Frau aus der Kabine zu kriegen. Dann kam der Krankenwagen.

Plötzlich tickte mich ein Mann an. Ob er meinen Autoschlüssel haben könne. Mir gehöre doch wohl das Auto ohne Scheibe mit den Behindertenausweis. Ich muss ihn sehr verdutzt angesehen haben. Er sei Officer, sagte er mir und zeigte mir seine Dienstmarke. Der Krankenwagen müsse auf den Hof und komme nicht an meinem Wagen vorbei. Okay, ich gab ihm meinen Autoschlüssel. Wenige Minuten später war er wieder da.

Kaum war die Frau abtransportiert, trat eine ca. 15-jährige Jugendliche auf die Bildfläche. Sie war von draußen gekommen und verkündete schreiend und weinend, sie werde ihre Mutter umbringen. Gefolgt von schlimmen Schimpfwörtern. Dann schmiss sie ihr Handy in die Ecke, das an der Wand zerschellte. Was ein Auftritt! Sie schrie, nie sei ihre Mutter da, wenn sie sie brauche. Sie werde nun verhaftet und nur weil ihre Mutter nicht auf der Wache erschienen sei. Das sei nicht fair. Eine Art Sozialarbeiterin betrat die Bühne. Sie war wohl mit der Jugendlichen verabredet und fragte nach der Mutter. Das Mädchen fing wieder an zu weinen und verfluchte ihre Mutter, die nie da sei, wenn es wichtig werde. Sie fing an, mir sehr leid zu tun. Die Sozialarbeiterin versuchte sie zu beruhigen. Unterdessen war man aber hinter der Glasscheibe auf die Unruhe im Warteraum aufmerksam geworden und ein Polizist kam. Er verwarnte sie, weil sie an einem öffentlichen Ort geflucht hatte. Aber er versuchte auch, sie zu beruhigen. Die Sozialarbeiterin versuchte, die Mutter zu erreichen. Vergebens. Das Mädchen geriet daraufhin in Panik und rannte davon.

Plötzlich erschien sie wieder und setzte sich am anderen Ende des Raumes neben eine Frau, die vor einer ganzen Weile gekommen war. Sie war offensichtlich die Mutter, die sich aber nicht zu erkennen gegeben hatte. Die Sozialarbeiterin fragte sie, warum sie nicht sage, wenn sie da sei. Keine Reaktion. Es ging offensichtlich um eine Straftat der Tochter. Man hatte der Tochter offensichtlich gedroht, sie einzubuchten, sollte sie zu dem Termin nicht mit ihrer Mutter erscheinen. Zusammen mit einem Polizisten gingen sie nach hinten.

Irgendwann war ich dran. Ein Polizist begutachtete mein Auto und versuchte, Fingerabdrücke zu nehmen. Dann fragte er mich, wo der Wagen gestanden habe und sagte mir, sie werden das CCTV-Material auswerten. In England ist ja jeder Winkel Kamera überwacht. Ich glaube zwar nicht, dass etwas dabei herauskommt, aber ich brauche die Anzeige ja für die Versicherung. Alles lief genauso ab wie ich es aus Deutschland kenne. In Hamburg ist mir auch schon drei Mal mein Autoradio gestohlen worden.

Ja, und eigentlich wollte ich ja zum Grönemeyer-Konzert. Ich war mir nicht sicher, ob ich das noch schaffen würde. Und dann ohne Seitenfenster! Aber es kam noch besser: Als ich an mein Auto kam (immerhin auf dem Polizeiparkplatz) stellte ich fest, dass mir jemand in die Seite gefahren war. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie ich getobt habe. Meine Vermutung ist: Es war der Krankenwagen. Ich stand ihm ja im Weg, auch wenn ich richtig geparkt hatte. Da ich aber zum Grönemeyer-Konzert wollte und der Parkplatz unübersehbar kameraüberwacht war, habe ich die zweite Anzeige auf morgen vertagt.

Bei Grönemeyer war ich dann auch noch. Ich habe mein Auto einfach vor die Royal Albert Hall gestellt – ohne Fenster. Ich habe einfach gedacht, ein drittes Mal passiert nichts mit dem Auto heute. Ich sollte recht behalten. Das Konzert war super, auch wenn wir etwas zu spät kamen. Einziger Wermutstropfen: Obwohl es Sitzbestuhlung gab, standen die Leute und ich konnte auf meinem eigentlich super positionierten Rollstuhlplatz nicht immer was sehen. Und irgendwie war ich auch nicht so richtig in Konzertlaune, aber nun gut. Ich war immerhin da. Morgen habe ich einen Termin bei Autoglass, dann fahre ich zur Polizei für die zweite Anzeige und dann geht es zum „Wir sind Helden“-Konzert. Ich hoffe, morgen wird ein besserer Tag.

Events und Barrierefreiheit

Morgen gehe ich ja zum Konzert von Herbert Grönemeyer in die Royal Albert Hall. Die Royal Albert Hall hat, wie die meisten Veranstaltungsstätten hier, ausführliche Informationen zur Barrierefreiheit veröffentlicht. Diese Broschüre ist ein gutes Beispiel, wie man behinderten Besuchern vorab die Informationen zur Verfügung stellen kann, die sie brauchen.

In Deutschland hing ich ständig am Telefon, um mich nach der Barrierefreiheit zu erkundigen. Meistens mit mäßigem Erfolg. Und sobald irgendwelche „Aber“-Aussagen getroffen wurden, konnte ich schon sicher sein, dass irgendwas nicht stimmt.

Nicht nur dass in London viele Locations für Rollstuhlfahrer zugänglich sind, sie schreiben auch auf ihren Webseiten wie sie zugänglich sie wirklich sind und bieten Zusatzservice an. Ich habe zum Beispiel für morgen Abend bei der Royal Albert Hall einen Parkplatz kostenlos reserviert.

Aber ich habe auch schon auf Plakaten von viel kleineren Events kleine Hinweise oder zumindest Rollstuhlsymbole entdeckt. Das ist zwar nicht sehr präzise, aber ich kann wenigstens davon ausgehen, dass ich keine Stufen vorfinde und es vielleicht sogar eine Behindertentoilette gibt. Und der Veranstalter signalisiert, dass auch behinderte Menschen willkommen sind und dass man auf Barrierefreiheit achtet.

A propos Behindertentoilette: Auf jedem Straßenfest, auf dem ich bislang war, gab es neben den Dixiklos auch Rollstuhl-Dixiklos. Die gibt es in Deutschland zwar auch, aber lange nicht auf jedem Straßenfest. Hier ist das selbstverständlich. So wie eben auch die Hinweise zur Barrierefreiheit dazu gehören. Und dafür braucht es wirklich nicht viel: Jeder, der eine Veranstaltung macht, kann doch mit einem Satz darauf hinweisen, wie die Lage ist und wo man sich hinwenden kann, wenn man noch Fragen hat. Ich rufe auch viel lieber irgendwo an, wenn ich den Eindruck habe, die erwarten diese Anrufe schon. Und wenn die Veranstaltung im 4. Stock ohne Fahrstuhl stattfindet, kann man auch das erwähnen. Dann sparen sich Leute wie ich einen Anruf. Und die Annahme, dass „eh keine Behinderten kommen wollen“ ist immer grundsätzlich falsch. Ich glaube, wenn es leichter wäre, an Informationen zur Barrierefreiheit zu kommen (also ohne sich mit der Telefonzentrale rumplagen zu müssen und ohne Kommentare wie „Das hat aber noch niemand gefragt“), dann würden sich auch mehr behinderte Leute trauen, zu Veranstaltungen zu gehen. Denn wenn jemand schreibt, es gibt keine Stufen und vor der Tür gibt es Behindertenparkplätze, wirkt das wie eine Einladung.

Wise Guys in London

Ich komme gerade vom Konzert der Wise Guys in London.

Truck der Wise Guys

Es war richtig klasse. Bei der Gelegenheit habe ich auch mal die deutsche Schule besucht, denn das Konzert fand in der dortigen Aula statt – ein typisch deutscher Mehrzweckbau aus den 60er Jahren. Aber es gab immerhin eine nachgerüstete Rampe, die allerdings alles andere als DIN-gerecht war.

Rampe

Aber wird sind ja auch in England.

Auf dem Weg zur deutschen Schule fiel uns ein sehr lustiges Straßenschild auf: „Humped Pelican Crossing“.

Strassenschild Humped Pelican Crossing

Ich konnte aber weit und breit keinen buckeligen Pelikan entdecken, der die Straße überquert. Ich weiß aber dank Google unterdessen, was es bedeutet. Neben Zebrastreifen gibt es hier auch Pelikanüberwege. Und dieser hat auch noch eine Bodenwelle.

Dass es sich um ein Konzert von und für Deutsche handelte, sah man sofort, wenn man den Saal betrat. Das Handtuch-auf-Liegestuhl-Phänomen war auch hier zu beobachten. Reihenweise hingen bereits herrenlose Jacken auf den Stühlen, um die besten Plätze zu sichern.

Jacken im Zuschauerbereich

Das Konzert selbst war absolut klasse und hat richtig Spaß gemacht. Ich kann nur wärmstens empfehlen, zum nächsten Wise Guys-Konzert in der Nähe zu gehen. Die haben es echt drauf!

Wise Guys