Tag Archiv für IFA

Auf der Flucht

Schild Nur fuer ZDF-Fluchtfahrzeuge

Barrierefreiheit der anderen Art

Ich hatte heute abend eine Einladung zu einer Veranstaltung eines großen amerikanischen Softwarekonzerns. ;-) Ich kannte die Örtlichkeiten nicht und war auch zu faul, vorher anzurufen und zu fragen, ob es barrierefrei ist. Da Berlin in Bezug auf die Bauordnung mein Lieblingsbundesland ist, war ich zuversichtlich, dass ich da irgendwie reinkommen würde. Da ich auch nicht wusste, ob der Shuttle vom der IFA in die Innenstadt für mich geeignet ist, bin ich mit der S-Bahn gefahren. Manchmal bin ich einfach zu müde, immer überall anzurufen und zu fragen, ob ich rein komme, um dann eine „Ja, ich weiß nicht so genau“-Antwort zu bekommen. Ich wusste, dass in der Nähe viele Lokale sind, da wäre ich dann stattdessen Essen gegangen.

Ich kam also bei der Solarbar an und man fragte mich beim Empfang, ob ich Höhenangst hätte. Ich war etwas erstaunt und schaute sehr fragend. Man sagte mir, man habe zwei Fahrstühle: Einen Glasfahrstuhl, der an der Fassade nach oben fährt und einen innen liegenden. Das war mal Barrierefreiheit der anderen Art, auch für Akrophobiker. Ich entschied mich für den Fassadenfahrstuhl und konnte die Aussicht über die Stadt genießen.

In der obersten Etage eines Wohnkomplexes fand die Veranstaltung statt. Jemand ist auf die schlaue Idee gekommen, eine Lounge dort oben einzurichten. Super Aussicht! Der Haken: Oben war dann nicht mehr viel mit Barrierefreiheit. Die Vorträge fanden eine Etage weiter oben ohne Fahrstuhl statt. Ich musste daher mit der Bar und dem Buffet vorlieb nehmen. Ich habe mich aber sehr nett unterhalten und fand es dann irgendwie auch nicht mehr so tragisch, die Rede zu verpassen. So lange das Buffet barrierefrei ist, bin ich milde gestimmt. Warum keiner der beiden Fahrstühle ganz nach oben fährt, verstehe ich dennoch nicht.

Barrierefreiheit für Mega-Fernseher

Gestern abend hat sich bei einer Party auf der IFA jemand von einem Fernsehhersteller darüber beklagt, dass die Messegelände von heute nicht barrierefrei seien – für die Fernseher. Man müsste die Geräte der Superlative (Gewicht: 500 kg) mit einem Kran zur Pressekonferenz schaffen, weil Gabelstapler in manchen bereichen nicht zugelassen seien. Kollegen einer Wirtschaftszeitung hätten sich dieser Problematik bereits angenommen. Ich habe mir verkniffen, ihn nach der Barrierefreiheit seines Messestandes zu fragen – für mich, nicht für die Fernseher.

Willkommen in Berlin

Plakat der IFA

Um mal das Positive vorweg zu sagen: Ich bin heil in Berlin angekommen, die Ein- und Ausstieghilfe war da. Allerdings hat der ICE eine nervige Macke: Wenn der Rollstuhlplatz besetzt ist, geht die Tür zum Flur ständig auf, wenn man sich bewegt. Ergebnis: Ich habe mir einen Zug im Zug geholt – haha! Ich habe Rückenschmerzen und so führte mich mein erster Weg in die Apotheke. Ich hatte gehofft, dass mein Hotelzimmer schon frei ist. Dem war aber nicht so. Und da das Hotel in der Lobby keine Behindertentoilette hat, musste ich erstmal auf die Messe, um mich mit Thermosalbe zu versorgen.

Ich wohne in einem Hotel direkt an der Messe. Es gibt nur einen Haken: Man kann das Hotel zu Fuß eigentlich nur über einen Fußgängertunnel erreichen. Überirdisch kommt man nur mit dem Auto oder als Fahrradfahrer dorthin. Ich muss nun also wohl oder übel den Fahrradweg nutzen, was ein wenig tückisch ist, weil die Ampelphasen für Fahrradfahrer ja erheblich kürzer sind als für Fußgänger. So kann ich mich jetzt jeden Mal auf dem Weg von oder zum Hotel sportlich betätigen, um noch einigermaßen rechtzeitig auf der anderen Straßenseite anzukommen.

Ganz toll ist auch, dass es ununterbrochen regnet. Nachdem ich letztens Jahr fast eingegangen bin vor Hitze und ich Blasen an den Fingern hatte, regnet es dieses Jahr. Das zwang mich dazu, den Presseshuttle zu nutzen, der nicht barrierefrei ist. Aber nette Kollegen vom rbb (Kameramänner sind was praktisches!) haben mich in den Bus gehoben. Fürs Protokoll: Ich hasse das eigentlich. Aber Rückenschmerzen und Regen sind einfach zu viel. Der Presseshuttle ist ein Niederflurbus ohne Kneelingfunktion, Rampe oder Stellplatz. Mir hat das letztes Jahr schon gestunken, dieses Jahr rede ich mal mit der Messeleitung. Die Busse sind nämlich nicht etwa alt, sondern sehen aus als seien sie frisch angeschafft.

Die Bahn und ihre Vorstellungen über behinderte Kunden

Ich fahre am Mittwoch auf die Internationale Funkausstellung nach Berlin. Beruflich und mit der Bahn. Da die Züge bekanntlich nicht barrierefrei sind, muss ich mich bei der Bahn voranmelden. Seit geraumer Zeit geht das sogar im Internet (Liebe Fluggesellschaften, ausnahmsweise könntet ihr das der Bahn mal nachmachen! Es gibt ja ansonsten wenig, was man sich da abgucken sollte.).

Das Formular zu eben dieser Voranmeldung sieht so aus (Ausschnitt):

Formular

In den Vorstellungen der Deutschen Bahn über ihre behinderten Kunden scheinen Berufstätige nicht vorzukommen. Auch wenn mein Arbeitgeber weder eine Schule, noch ein Verband und schon gar kein Rehazentrum ist, ich habe mir erlaubt den da jetzt mal hinzuschreiben.