Noel Martin will nicht mehr leben

Was muss das für ein Triumph für die Täter sein: Noel Martin will sterben. Noel Martin überlebte 1996 einen Anschlag von Neonazis und ist seitdem querschnittgelähmt. Ich bin so erschüttert über seinen Wunsch, dass ich mich nicht mal darüber aufregen kann, dass Spiegel Online ihn zu allem Übel auch noch als Krüppel bezeichnet.

Ich kenne viele Menschen mit einer ähnlichen Form der Querschnittlähmung, die ein durchaus erfülltes Leben haben und niemals auf die Idee kämen, sich das Leben zu nehmen. Ich verurteile seinen Wunsch nicht, ich kann es nur nicht verstehen. Ich bin zu tiefst betroffen, dass die Täter, die ihn wahrscheinlich umbringen wollten, doch noch Erfolg haben könnten. Dass es Leute gibt, die sich über seinen Tod freuen würden und dass nicht zumindest das dazu führt, ihm Lebenswillen zu geben. Nur damit diese Verbrecher nicht letztendlich doch noch triumphieren können.

Und ich frage mich, was ihm fehlt, um ein erfülltes Leben zu führen. Was haben die Menschen mit einer ähnlichen Behinderung, die ein zufriedenes Leben führen, was er nicht hat? Seine Frau ist vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Vielleicht ist es das. Ich weiß es nicht. Es tut mir nur unendlich leid, dass jemand wie er einfach aufgeben will. Es gibt so viel zu tun auf der Welt, wofür man keine Hände und Füße braucht.

2 Kommentare

  1. Nico sagt:

    Ja, manchmal denkt man echt, dass die bei SpOn selbst rechts sind. Schmutzfinke sind das. Ich lese den Spiegel manchmal in Arztpraxen, da kommt so ein Schmarren wie bei SpOn verzapft wird, teilweise auch rein. Dumm.

    Ich weiß nicht, es ist seine Entscheidung, ich finde es auch traurig. Er kann ja aber rein gar nichts alleine machen. Ich kann das glaube ich ein wenig nachvollziehen. Ich persönlich halte es ja auch kaum aus mal ein paar Tage ans Bett gefesselt zu sein. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mich nicht alleine kratzen könnte.. Das ist auf jeden Fall hart. Ich empfinde vor allem Respekt für ihn, dass er es so lange gemacht hat und sehr couragiert gelebt hat.

  2. Dorothea sagt:

    Noel Martin ist nicht schlichtweg „behindert“. Er wurde es nicht durch Krankheit, nicht durch Unfall, er wurde nicht in diesem Körper geboren.

    Er sollte durch einen faschistischen Anschlag ermordet werden, ausgelöscht, vernichtet.

    Diese Erkenntnis – dass genau er als Person, als Individuum VERNICHTET werden sollte, begleitet ihn sekündlich.

    Gibt es Menschen, die sich mit IHM solidarisieren, mit IHM als Menschen, nicht als politischem Symbol, nicht als Vortragendem, als Mahnmal, als „schuldlos Behindertem“, als Opfer, als Stifter – jenseits von Pflege und Psychotherapie?

    Kann er „Gleiche“ kennenlernen – durch faschistische Gewalt schwer Getroffene, die sichtbar „behindert“ bleiben, die so sehr als Person gehasst wurden, dass man sie AUSLÖSCHEN wollte? An den Meisten waren die Verbrecher Mörder.

    Ihn als „einen von uns“, als „Behinderten“ zu reklamieren durch Vergleiche mit ähnlich Rollstuhlfahrenden, erscheint mir einen Tick übergriffig. Die meisten von „uns“ haben nie einen Mordanschlag überlebt, sollten nicht wegen ihrer Hautfarbe nicht mehr exisitieren.