Barrierefreies Bauen

Eine Stange ist vor dem Boden eines Fahrstuhls montiert

Das Foto ist aus einem Fahrstuhl am Flughafen Hamburg aufgenommen. Da hat man sich jetzt etwas ganz Innovatives einfallen lassen, um zu verhindern, dass die Passagiere mit den Gepäckwagen überall hinkommen. Die Stange erfüllt ihren Zweck: In den Fahrstuhl kommen sie jetzt jedenfalls nicht mehr. Dass aber auch Rollstuhlfahrer die Fahrstühle benutzen möchten – dieses kleine Detail kann man dann auch mal übersehen, wenn es um den Kampf gegen die Gepäckwagen geht.

„Mit Eröffnung des neuen Terminals gibt es jetzt viel mehr Gepäckwagen als vorher“, erklärte mir ein Flughafenmitarbeiter, der auch so nett war, die Fahrstuhltür für das Foto aufzuhalten. Der Flughafen wolle nicht, dass die Gepäckwagen mit nach unten genommen werden. Die Stange kann man bei Bedarf aus dem Boden nehmen. Dass das aber längst nicht jeder Rollstuhlfahrer kann und das auch nicht wirklich etwas mit barrierefreiem Bauen sondern mit Barrieren aufbauen zu tun hat, scheint den Flughafen nicht zu stören.

Sollte die Stange die Gepäckwagenfetischisten nicht abhalten, den Gepäckwagen immer und überall im Flughafen zu nutzen, habe man sogar vor, die Stange richtig festzuschrauben, sagte mir der Mitarbeiter. Dann müssen Rollstuhlfahrer, um fliegen zu können, Fliegen lernen – nach unten zum Gepäckband.

Seit rund 10 Jahren fliege ich regelmässig ab Hamburg und konnte vom Flugzeug barrierefrei zum Gepäckband rollen. Seit letzter Woche geht das nicht mehr. „Am neuen Terminal sind die Stangen noch nicht installiert“, sagte mir der Mitarbeiter. Mal sehen, ob ich das mit einem netten Brief an den Flughafen verhindern kann. So können sie ihr Gepäckwagenproblem, das sie selbst verursacht haben, jedenfalls nicht lösen.

11 Kommentare

  1. Kasi sagt:

    Und wieder mal ein Beispiel „grenzenloser“ Fantasie. Diesmal: Die Betreiber vom Flughafen Hamburg. Vllt sollte man denen mal ne Parkkralle an Ihren Benz packen.

    Nee aber sowas geht ja mal gar nicht…

  2. Monika sagt:

    Dabei rühmt sich Berlin so ob ihrer Umsicht, wenn es um Menschen mit Behinderungen geht.

    Ja wenn der Logistikchef keine Idee mehr hat, dann wird es wieder resriktiv.
    Ich finde sowas schlicht eine Schande.

  3. Martin Ladstätter sagt:

    Dummheit stirbt nicht aus

  4. Gerd Frank sagt:

    Zunächst dachte ich als ich das Bild erblickte es ist eine Fotomontage.Als ich den Bericht darüber sah war ich einsetzt,vor allem über eine so „dumme“ Begründung.Es kann doch nicht sein das behinderte Menschen für die Bequemlichkeit der Nichtbehinderten bestraft werden.Diese eklatanten Verfehlungen sollten wir uns nicht gefallen lassen.Es muß schnellstens das ADG her damit man/frau dagegen vorgehen kann.

  5. ahm sagt:

    Der Kampf gegen die Dummheit hat gerade erst begonnen :-(

  6. CHB sagt:

    Diese Stangen sind aber leider auch an anderen Orten (Fkughafen Wien, Westbahnhof Wien, …) zu finden. Zumeist werden sie jedoch /nur/ vor Rolltreppen verwendet, aber eben nur zumeist…

  7. Witty sagt:

    Und, ist es gelungen weitere Stangen zu verhindern?

  8. […] Eine weitere skurrile Geschichte gibts beim “Behindertenparkplatz“ […]

  9. Veronika sagt:

    Ja – das würde mich jetzt auch interessieren. Bin neulich aus HH geflogen, aber da war ich mir der Problematik noch nicht bewusst und habe dementsprechend auch nicht darauf geachtet. Also, konnte der Brief etwas bewirken?

  10. Christiane sagt:

    Ja, die Stangen sind weg. Sie liegen seit meinem Brief neben den Fahrstühlen – offensichtlich weil sich niemand traut, sie wegzuschmeissen.

  11. Veronika sagt:

    Na dann hat die Sache doch was gebracht! Natürlich sollte es erst gar nicht soweit kommen, dass Menschen nicht mitdenken, und dadurch die Welt noch weniger behindertengerecht machen. Aber immerhin schön zu hören, dass wenigstens auf dich gehört wurde.