Tag Archiv für Weihnachten

Weihnachtsmannterror

Derzeit treiben sich ja vermehrt Weihnachtsmänner in Einkaufzentren und Geschäften rum, die eigentlich Kinder bespassen sollen. Aber irgendjemand muss den Weihnachtsmännern mal sagen, dass erwachsene Rollstuhlfahrer im Gegensatz zu Kindern nicht zwingend mit Schokoeiern zu beschenken sind. Eine Freundin, die auch Rollstuhlfahrerin ist, erzählte mir gerade, sie sei im Sterncenter in Potsdam Weihnachtsmannopfer geworden. Der Weihnachtsmann kam zu ihr, streichelte ihr über den Kopf und schenkte ihr ein Schokoei. Und während er das tat, sagte er: „Für alle, die nicht mehr so hüpfen können.“

Ich nehme auch immer Abstand, wenn ich diese Figuren sehe, denn sie haben es immer auf mich abgesehen. Eine Rollstuhlfahrerin, die meiner Freundin entgegenkam meinte deswegen auch zu ihrer Begleitung: „Oh Scheiße, der Weihnachtsmann.“

Liebe Einkaufszentrumbesitzer und Weihnachtsmann-Losschicker, könnt Ihr bitte sicherstellen, dass Eure putzigen Mitarbeiter den Unterschied zwischen Kleinkind und erwachsener Person, die im Rollstuhl sitzt, intus haben? Das wäre sehr hilfreich und würde auch Rollstuhlfahrern den belästigungsfreien Einkauf ohne Körperkontakt ermöglichen. Und an alle Weihnachtsmänner die Warnung, wer Rollstuhlfahrern über den Kopf streicht und dabei Schokoeier verteilt, darf sich hinterher nicht beklagen, wenn er die Schokoeier im Bart kleben hat.

Der ORF tappt im Dunkeln

Wer sich vor Weihnachten in Wien aufhält, kommt nicht an der Aktion „Licht ins Dunkel“ vorbei. Was sich anhört wie ein Verein für investigativen Journalismus ist in Wahrheit die jährliche Spendenaktion des ORF zugunsten behinderter Menschen. Es wird den spendenwilligen Österreichern vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Als ich vor ein paar Jahren die Plakate zum ersten Mal in Wien sah, fragte ich einen Freund, was denn das für eine gruselige Kampagne sei und musste erfahren, es handelt sich um eine Aktion des ORF.

Nun gibt es in diesem Jahr eine Gegenkampagne, ins Leben gerufen von Franz-Josef Huainigg, Abgeordneter und Rollstuhlfahrer. Sie heißt „Nicht ins Dunkel“ und sammelt online Unterschriften gegen die Art und Weise wie die Kampagne Geld eintreibt:

„In dramatischen Fernsehspots wird den Zuseher/inne/n vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Es geht nur um Mitleid, nicht um Rechte und Gleichstellung. Dieses Fernsehbild hat mit der Lebensrealität vieler behinderter Menschen nichts zu tun. Gleichstellung und Integration sollten vielmehr den Umgang mit behinderten Menschen bestimmen. Statt allweihnachtlich das schlechte Gewissen durch eine Geldspende zu beruhigen, sollten die Spender besser animiert werden, in ihrem Umfeld aktiv mitzuhelfen.“

„Menschen mit Behinderung sollen nicht nur als Objekte Teil der Kampagne sein, sondern diese aktiv mitgestalten. Das Prinzip der Gleichstellung und Integration soll in die Aktion „Licht ins Dunkel“ Eingang finden“, sagt Huainigg.

Und der angegriffene Verein reagiert auf diese Forderung ziemlich patzig mit einer Pressemitteilung.
Ich glaube, die Kampagnenmanager werden für nächstes Jahr umdenken müssen. Man kann nicht dauerhaft eine Kampagne fahren, die den Leuten, die davon profitieren sollen, nicht gefällt.

Frohe Weihnachten aus London

Regent Street mit Weihnachtsdeko
Regent Street kurz vor Heilig Abend

Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest! Merry Christimas! Feliz Natal!