Tag Archiv für Bank

Bankgeschäfte auf der Straße

Ich bin Kundin bei der Natwest-Bank. Nicht, weil das so eine tolle Bank ist, sondern weil die mir direkt nach der Ankunft in England – nachdem sie sicher waren, dass ich aus der BRD und nicht aus der DDR komme – ein Konto gegeben haben. Das ist ja alles nicht so einfach als Ausländerin.

Ich habe meine Filiale seitdem nicht mehr betreten, zahle fast alles mit Kreditkarte und meide den Kontakt mit diesem Unternehmen. Kurzum, die sind mir unsympathisch und sie haben auch bislang nichts getan, um diesen Eindruck zu widerlegen.

Nun habe ich der Natwest-Bank einen Brief geschrieben, dass ich umgezogen bin und habe Ihnen meine neue Adresse mitgeteilt. Auf diesen Brief hat die Bank nicht reagiert. Nun blieb mir nichts anderes übrig als dort mal persönlich vorzusprechen, nämlich in der Filiale um die Ecke in Greenwich. Als ich dort ankam, sah ich schon die Stufen am Eingang. Die haben mich aber gar nicht geschockt, sondern ich dachte, da gibt es einen Seiteneingang oder eine Klingel. Irgendwas eben. Hier gibt es immer irgendwas und letztendlich klappt es, irgendwer bringt ne Rampe. Meine Erwartungshaltung ist definitiv anders geworden hier.

Es gab eine Klingel. Auf mein Klingeln reagierte niemand. Die Kunden von drinnen kamen raus, um zu fragen, ob sie mir helfen können. Ich bat sie, jemanden vom Personal rauszuschicken. Die Filialleiterin kam. Ich fragte sie, wo ihr Rollstuhleingang sei. Sie hätten keinen, sagte sie. Auch keine Rampe. Ich fragte, ob sie die einzige Filiale in der Umgebung seien. Sie bestätigte dies. Ich sagte ihr, dass ich das unglaublich finde. Sie verwies mich auf die Filale im Nachbarort und bot mir alternativ an, alle Angelegenheiten auf der Straße zu klären.

Nun wollte ich ja nicht in den Nachbarort fahren, da wäre ich auch vor Geschäftsschluss wohl gar nicht mehr angekommen. Und so machte ich die Adressänderung und das Löschen eines Dauerauftrags auf der Straße. Ich wäre fast geplatzt vor Wut. Die Stufen wären problemlos mit einer mobilen Rampe zu überbrücken gewesen. Wenn man gewollt hätte, hätte man auch über den Parkplatz einen Nebeneingang schaffen können. Und da das zumutbar ist für die Natwest-Bank, müssten sie das nach Britischer Gesetzgebung eigentlich auch tun.

Meine britischen Freunde sagen mir immer, wenn ich ihnen solche Stories erzähle, ich solle mich an meinen Abgeordneten wenden. Hier läuft ganz viel über Abgeordnete, die mir manchmal vorkommen wie die Verbraucherzentrale. Und vielleicht ist das ein ganz guter Anlass, diesen Weg mal auszuprobieren. Ein Thema mit lokalem Bezug müsste doch funktionieren…

Die Bank wechsele ich jetzt auf jeden Fall. Das war das erste und letzte Mal, dass ich meine Bankgeschäfte auf der Straße erledigt habe. Und nach einem Jahr Aufenthalt in diesem Land trauen sich vielleicht ein paar mehr Banken, mir ein Konto zu geben.

Ich habe ein Bankkonto

So, ich habe ein Bankkonto. Ich glaube, das gebe ich bis an mein Lebensende nicht mehr her. Ich weiß nicht, was Natwest dazu bewegt hat, sich noch zu bewegen. Vielleicht hat jemand, der Deutsch kann irgendwo in dieser Bank dieses Blog gelesen. Oder es gab am ersten Tag im neuen Jahr die Ansage, sie müssen bis zum …. soundsoviel neue Kunden gewinnen und da bin ich ihnen wieder eingefallen.

Jedenfalls riefen sie mich am 2.1. an und baten mich, noch einmal in die Bank zu kommen. Ich habe mich breit schlagen lassen und bin dann noch einmal hin, bewaffnet mit einer British Telecom-Rechnung und einem Steuerbescheid. Heute morgen riefen sie dann wieder an und sagten, auf einem Bescheid fehle das Wort „Flat“ in der Adresse. Ich war ziemlich ungehalten und sagte, dass es mir unverständlich sei, dass ich jetzt zum fünften Mal dahin müsse und ob sie wirklich finden, dass das der adäquate Umgang mit Neukunden sei? Das sass. Sie entschuldigte sich, sie hätte nicht gewusst, dass ich schon zum fünften Mal einbestellt würde etc., aber sie könne nichts machen ohne meine Unterschrift für die Adresse ohne „Flat“.

Okay, ich bin also wieder hin und habe mir vorgenommen, den Filialleiter zu sprechen. Soweit kam es aber gar nicht. Sie waren redlich bemüht, das wieder auszubügeln, eröffneten umgehend das Konto und boten mir sofort eine Kreditkarte an. Ich bin gespannt, wann die Karten kommen. 200 Pfund habe ich jedenfalls schon einmal eingezahlt. Fast genau einen Monat hat das jetzt gedauert. Die HSBC-Bank, bei der ich vor fast drei Wochen ein Konto beantragt habe, hat sich seitdem nicht mehr gemeldet.

Ich bin gescheitert

Ich habe immer noch kein Bankkonto. Weder der bezahlte TV Licencing Bill (sowas wie die GEZ) noch das Schreiben des Wahlregisters genügen der Bank zum Adressnachweis. Und jetzt reicht es mir. Ich geh zur Konkurrenz und ich verstehe langsam, was der Slogan der Bank „Banking another way“ bedeutet. Die Bankmitarbeiterin erzählte mir noch, dass Natwest (so heißt die Bank) ihr damals auch das Konto verweigerte als sie nach England kam. Ich soll es mal bei HSBC versuchen. Die hätten ihr eines gegeben. Das habe ich jetzt auch gemacht. Ich habe online ein Passportkonto beantragt. Das ist ein Konto speziell für Einwanderer. Die haben diese Zielgruppe wenigstens erkannt.

Nach mir kam eine Polin in die Bank, die mir auch nicht den Anschein macht als wolle sie die Bank betrügen. Die war ähnlich entsetzt wie ich, dass sie ihr trotz Mietvertrag und Arbeitsvertrag eines renommierten Unternehmens kein Konto geben wollten. „Our bank has funny rules„, sagte die Mitarbeiterin noch ironisch. Ich kann darüber nur bedingt lachen, muss ich sagen. In Deutschland würde man das wohl „Ausländerfeindlichkeit“ nennen.

Die DDR lebt

Da ich immer noch keinen Telefonanschluss (geschweige denn Internet) in meiner Wohnung in London habe – man lernt die Telekom wirklich zu schätzen, wenn man mit British Telecom zu tun hat – fällt mir das Bloggen etwas schwer. Da ich aber wieder zurück in Hamburg bin, zumindest für ein paar Tage, genieße ich meinen Breitbandanschluss.

Ich bin mit der Eröffnung eines Bankkontos ein wenig weitergekommen. Da ich einen Brief mit meiner Adresse vorzuweisen habe, wurde nun immerhin ein Vorgang eröffnet. Dieser wird aber erst zum Abschluss gebracht, wenn ich nicht nur einen Brief, sondern auch eine Rechnung habe, die meine Identität bestätigt. Wahnsinn! Fast wäre die Eröffnung des Kontos aber an den mangelhaften Geschichtskenntnissen der Bearbeiterin sowie der Entwickler der Banksoftware gescheitert. Denn in dem seit zwei Tagen (!) neu installierten Bankprogramm muss man als Deutsche angeben, ob man Bürgerin der Deutschen Demokratischen Republik oder der Bundesrepublik Deutschland ist. Und wer jetzt meint, ein Hinweis auf den Mauerfall im Jahr 1989 reiche aus, um nachzuweisen, dass man einen BRD-Pass hat, der kennt die britischen Banker nicht. „Da ändert sich ja ständig etwas“, musste ich erstaunt zur Kenntnis nehmen. Und dann kam die Frage aller Fragen: „Können Sie beweisen, in welchem der beiden Staaten Sie Bürgerin sind?“.

Ich hatte meinen Pass noch nie daraufhin untersucht, ob man ablesen kann, dass ich nicht aus der DDR komme, die es sowieso nicht mehr gibt. Aber auf der letzten Seite wurde ich fündig: „This passport is the property of the Federal Republic of Germany„. Danke, liebe Menschen in der Bundesdruckerei. Ihr habt mich mit diesem Hinweis einem Bankkonto ein wenig näher gebracht. Die Bankerin war zufrieden und glaubte mir jetzt, dass ich nicht DDR-Bürgerin bin.

Noch etwas war interessant bei der Kontoeröffnung. Ich musste als behinderte Kundin unterschreiben, dass ich zur Kenntnis genommen habe, dass sich die Bank bemüht, mich nicht zu diskriminieren. Also jedenfalls nicht als behinderte Kundin. Von der Staatsangehörigkeit war ja nicht die Rede.

Der Einzug

So, es ist vollbracht. Ich bin heute in meine Londoner Wohnung gezogen. Also, ich habe zumindest die Schlüssel und werde auch gleich die erste Nacht im neuen Bett verbringen. Ich werde sicher gut schlafen, denn nach den gestrigen Abschiedsfestivitäten habe ich gerade mal zwei Stunden geschlafen, bevor es wieder zum Flughafen ging.

Aber, was erzähle ich: So wohne ich in London.

Wohnzimmer

Das Haus ist nagelneu, ich bin die erste Mieterin in der Wohnung.

Kueche mit Esstisch

Eine Küche gibts auch, aber ich habe heute stapelweise Delieveryservice-Werbung mit Essen aus aller Welt aus meinem Briefkasten gezogen, das Angebot reicht für weit länger als sechs Monate.

Schlafzimmer

Das habe ich erstmal umgebaut, sonst wäre ich nicht reingekommen. Aber so gehts jetzt.

Bad

Ein Bad gibts natürlich auch.

Kreis aus Gras

Was noch nicht fertig ist, ist die Außenanlage und die Geschäfte, die es wohl in naher Zukunft in meiner Nachbarschaft geben soll. Das Viertel ist eigentlich ein Industriegebiet: Meine Nachbarn heißen Carphone und NEC. Aber immerhin hat man sich einen Graskreis vor meinem Fenster geleistet.

Baustelle

Was nicht wirklich toll geklappt hat, ist das liebe Geld. Ich wollte meine Kaution und die erste Miete mit der Kreditkarte zahlen, weil ich hier ja noch kein Konto habe. VISA hat sich aber strikt geweigert, den Betrag abzubuchen und ich musste die Kartenhotline anrufen. Die sagten mir, diese Anmietung entspreche nicht meinem Kundenprofil, deshalb habe man die Buchung abgelehnt. Da war ich baff. Der nette Herr sagte dann noch, wenn ich ein Hotelzimmer zu dem Preis bezahlt hätte, wäre man nicht misstrauisch geworden, das kommt ja bei mir öfter vor. Da war ich wieder baff. Er schaltete meine Karte frei und so konnte ich doch meine Miete zahlen. Nur zwei Stunden später, verhielt ich mich offensichtlich wieder nicht profilgerecht: Ich habe für 6 Pfund in der Drogerie mit Karte gezahlt. Da war die Differenz zwischen der aktuellen und der vorherigen Buchung zu groß. Auch das passte nicht zu meinem Profil und wieder konnte ich erstmal nicht mit Karte zahlen, sondern musste wieder die Hotline anrufen. Die lachten schon. Ich fands dann langsam etwas nervig.

Achja, und dann wollte ich noch ein Konto eröffnen. Auch das ist mir nicht gelungen. Die Bank meines Vertrauens (ist gegenüber meiner Wohnung, bot sich halt an), möchte meinen Pass sehen, mein Personalausweis reiche nicht aus. Und ich muss einen Beweis anschleppen, dass ich da wohne, wo ich wohne. Es darf aber nicht der Mietvertrag sein, sondern muss ein Brief der Stadt, der British Telecom etc. sein. Das brachte mich dazu, mich erstmal bei der Stadt als Steuerzahlerin anzumelden, damit die mir einen Brief schicken und mich willkommen heißen (und Steuern eintreiben). Damit kriege ich dann ein Konto. Man muss das nicht verstehen…