Dass die Sicherheitskräfte am Flughafen im indischen Bangalore so ihre Probleme mit behinderten Passagieren haben, konnte ich selbst schon erleben. Jetzt ist eine Familie mit ihrem Sohn, der autistisch ist, abgewiesen worden, weil er „anders aussah“, kann man bei Desicritics lesen. Weil die Familie aber eine bekannte Schauspielerfamilie war und sich ziemlich über die Behandlung empört hat, durften sie dann doch mitfliegen. Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen, muss ich sagen. Bei mir hat Empörung auch geholfen. Bangalore ist zwar angeblich die High-Tech-Hauptstadt Indiens. Nur mit den Menschen läufts noch nicht so toll. Vielleicht sollte man da auch besser Computer hinsetzen.
Tag Archiv für Bangalore
Anderes Aussehen – kein Mitflug
Incredible India
Inside Microsoft
Das papierlose Büro gibt es doch
Software für Analphabeten
Outside Microsoft
Purity in every can
Mitten im Verkehrschaos: Ein Behindertenparkplatz. Frei.
Autorikschas
Bangalore
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin überwältigt von den ganzen Eindrücken, die ich hatte. Vielleicht fange ich chronologisch an. Nach der kurzen Nacht sind wir ins Microsoft Research Center gefahren, ein sehr modernes Gebäude mit europäischer Innenausstattung. Es gibt eine Rampe vor der Tür und eine Rollstuhltoilette im Erdgeschoss (falls jemand mal in Bangalore eine Rollstuhltoilette sucht…). Einen Fahrstuhl gibt es natürlich auch. Wir haben dort den ganzen Tag verbracht, ich habe viele nette Leute kennen gelernt und fühlte mich rundum wohl. Ich bewege mich mit einem Auto und Fahrer durch die Stadt. Die anderen Journalisten reisen im Minibus, der viel zu hoch für mich wäre. Das Hotel hat keinen ebenerdigen Eingang. Aber über die Tiefgarage kommt man rein – wenn nicht gerade wieder Autos vor dem Fahrstuhl parken.
In der Innenstadt von Bangalore war ich auch. Ich bin alleine los und wollte mal testen, wie weit ich komme. Das Haupthindernis sind die Bürgersteige. Sie sind fast nicht befahrbar und irre hoch. Zudem regnete es auch noch stark und alles schwamm weg, aber die wichtigsten Straßenzüge habe ich gesehen. Ich habe immer irgendeine Stelle gefunden, wo der Bürgersteig kaputt war und man auf die Straße konnte. Das ist zwar etwas riskant bei der Fahrweise hier, aber es ist soweit gut gegangen. Die Geschäfte haben alle Stufen vor den Türen, aber da es hauptsächlich Ramsch gab, war mir das egal.
Man muss sagen, ich wirke hier schon sehr wie eine Außerirdische. Die Leute gaffen mich hemmungslos an, bilden Menschentrauben, Autos bleiben stehen. Ich habe gehört, dass behinderte Menschen in Indien zum normalen Bild gehören. Den Eindruck habe ich bislang nicht. Ich habe nur einen behinderten Mann gesehen, der in einem Schubkarren von einem anderen behinderten Mann geschoben wurde. Beide sahen hundeelend aus. Viele Leute kommen einfach auf mich zu und fragen, woher ich komme. Manche wollen Geld oder Dienstleistungen wie Schuhe putzen verkaufen. Überhaupt sind die Menschen sehr freundlich und ich fühle mich sicher. Manche Passanten sprechen mich an und sagen mir, dass sie für mich beten werden. Tsja, es ist halt alles eine Frage der Perspektive. Für die Menschen hier bin ich trotzdem „ärmer“ dran als sie selbst.
Abends gab es ein klasse Abendessen im besten Restaurant am Platze. Überhaupt schmeckt das Essen hier ganz wunderbar und ich vertrage es auch. Es ist sehr scharf, wobei die Inder versichern, sie würden für uns schon mild würzen. Ich habe den ganzen Tag einen starkes Brennen im Mund, aber man gewöhnt sich daran.
Fotos kommen noch, sobald ich eine bessere Internetverbindung habe. Das ist ein bisschen schwierig hier.
Willkommen in Indien
Okay, ich bin angekommen. Bin in meinem Hotelzimmer und habe noch keine Ahnung, wann ich diesen Blogeintrag online stellen kann. Alles ist hier furchtbar umständlich. Der Transport, die Gepäckträger, die Anmeldeprozedur im Hotel und nicht zuletzt der WLAN-Zugang. Dafür braucht man irgendeine Karte, die ich natürlich nicht besitze.
Ich habe von Bangalore noch nicht viel gesehen, wobei der Weg vom Flughafen zum Hotel schon sehr weit war. Es gibt riesig hohe Bürgersteige, wobei der Begriff „Bürgersteig“ schon übertrieben ist. Flächen, auf denen sich vorwiegend Fußgänger aufhalten. Dann gibt es Häuser, die total runtergekommen sind. Dort leben aber durchaus Menschen und sie sind auch nicht zu runtergekommen, dass man sie nicht doch noch mit Werbetafeln vollhängen könnte. Wie reingeknallt stehen dann die Glaspaläste von irgendwelchen Firmen daneben. Ich habe schon zwei Gebäude der Deutschen Bank entdeckt.
Verkehrsregeln scheint es hier keine zu geben. Ampeln sind nur Zierde, man hupt einfach, wenn man meint, man hätte Vorfahrt. Auch das Hotel hat so seine Eigenarten. Jeder musste seinen Pass abegeben, der wurde kopiert und dann wurde in einem furchtbar umständlichen Verfahren die Zimmer verteilt. Das ganze dauerte rund 30 Minuten. Da kontinuierlich Vorname mit Nachname vertauscht werden, ruft der Mann an der Rezeption die anderen aus der Gruppe jetzt immer „Mister Hans“ und „Mister Jens“. Ich habe das System aber sofort durchblickt und habe meinen Namen falsch angegeben. Folglich bin ich“Misses Link“. Mein Zimmer ist nicht wirklich barrierefrei, aber die zwei Nächte werde ich klar kommen. Wenn ich über das Klo klettere, habe ich gute Chancen die Badewanne zu erreichen. Vor dem Hotel sind 1000 Stufen, aber durch die Tiefgarage komme ich rein. Das Hotel gehört zu Le Meridien. Es liegt übrigens nicht nur an Indien, dass es nicht barrierefrei ist. Selbst im nagelneuen Le Meridien in Hamburg sind nicht alle Bereiche barrierefrei. Ich kenne weltweit kein einziges „Le Meridien“, das ich das Gütezeichen „Barrierefrei“ geben würde.
Überrascht war ich übrigens wie gut das Aussteigen aus dem Flugzeug geklappt hat. Es waren sieben (!) Leute da, um mich aus dem Flugzeug zu holen und es gab sogar eine Fluggastbrücke (Finger). Das heißt vom Flugzeug bis zum Auto begegnete ich keiner Stufe. Auch nicht im Flughafen selbst. Es gab einen Fahrstuhl und überall Rampen. Sogar eine Rollstuhltoilette habe ich gesehen. So, ich geh jetzt schlafen. Hier ist es schon nach 3 Uhr nachts.
Indien
Bild: Wikipedia
So, das ist wohl der letzte Eintrag vor meinem Abflug nach Indien. Nein, kein Urlaub (nicht schon wieder!). Ich fliege beruflich erst nach Bangalore und dann nach Delhi zum Imagine Cup von Microsoft. Eine Studentengruppe aus Hamburg steht im Finale mit einer Software zur Erfassung von Barrierefreiheit. Die Software ist klasse (hab ich mir schon angesehen), die Studenten auch. Ich freue mich sehr auf den Event und habe nicht wirklich eine Ahnung davon, was mich erwartet. Kommt mein Rollstuhl an? Ist das Hotel zugänglich? Wie komme ich voran? Ich bin umfangreich geimpft, jede Schraube meines Rollstuhls ist heute nochmal angezogen worden, ich habe ein neues Sitzkissen und fühle mich jetzt perfekt vorbereitet. Nicht zuletzt weil mein Kollege mich seit Wochen mit Wikipediaeinträgen zu so relaventen Dingen wie „Fakir“ oder „Schlangenbeschwörer“ bombadiert hat. :-)
Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Es ist nach Dubai die mit Abstand abenteuerlichste Dienstreise, die ich bislang gemacht habe. Also stay tuned, ich werde natürlich bloggen über das, was mir in den nächsten Tagen in diesem völlig fremden Land so passiert. Drückt mir die Daumen!