Tag Archiv für Ausländer

Arbeitserlaubnis

Heute hat mich jemand gefragt, ob es schwer für mich war, eine Arbeitserlaubnis für England zu bekommen. Ich glaube, die EU müsste dringend mal eine Imagekampagne hier starten. Die Briten wissen teilweise gar nicht, welche Vorteile die EU ihnen bringt. Ich habe dann mal einen Crashkurs gegeben – von Arbeitserlaubnis bis Rentenversicherung. Die Reaktion kam prompt „Dann hat das ja doch einen praktischen Nutzen.“ Ja, hat es. Ich profitiere tagtäglich davon, aus einem Mitgliedsstaat der EU zu kommen – nur einmal bin ich falsch beraten worden. Ein Rechtsratgeber (Buch) und mein Council behaupteten, ich könne die Disability Living Allowance als Ausländerin nicht sofort beantragen. Ich dachte mir noch, dass das so nicht sein kann. EU-Bürger sind Inländern ja grundsätzlich gleich gestellt. Wenn ich aus Indien oder den USA gekommen wäre, hätten die Leute recht gehabt. So hatte ich recht, habe es aber leider ein bisschen spät gemerkt.

Sozialversicherungsnummer

Ich werde heute hoffentlich die letzte große bürokratische Hürde in diesem Land nehmen und muss zu einem Interview für eine Sozialversicherungsnummer. Ich hoffe, das klappt alles.

Erstaunliche Stellenanzeige

Als ich vorhin auf den Bus wartete, habe ich mir die Stellenanzeigen einer privaten Jobagentur im Schaufenster durchgelesen. Da wurde ein Sicherheitsmensch für ein Hotel gesucht. Bedingung: Britische Staatsangehörigkeit. Ich musste das zwei Mal lesen, um zu glauben, was da stand. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Stellenanzeigen dieser Art nicht nur in Deutschland unterdessen untersagt sind, sondern hier ebenfalls.

Es gibt kein Formular, das ich bislang in England ausgefüllt habe, wo nicht mindestens die ethnische Herkunft und die Hautfarbe abgefragt wurde. Damit will man Diskriminierungen vorbeugen, indem Statistiken über den Erfolg von Bewerbern, Anträgen etc. geführt werden. Ich kreuze immer „White other“ an.

Ich bin schon sehr überrascht, so eine Stellenanzeige hier zu lesen, wo ich eigentlich wirklich den Eindruck habe, die Briten gehen gelassen mit den vielen Menschen aus aller Welt um, die hier leben. Davor habe ich großen Respekt. Wenn ich etwas nicht verstehe, wiederholen die Leute es ohne Murren und in vielen Lebensbereichen treffe ich auf Menschen, die erheblich schlechter Englisch sprechen als ich. Auch das wird hingenommen und ich gewöhne mich auch daran. Mit Händen und Füßen geht es dann doch irgendwie. Es geht hier einfach etwas gelassener zu als in Deutschland und da passt so eine Stellenanzeige so gar nicht ins Bild.

I’m an alien

Wow, ich habe das erste Mal das Gefühl total ausländisch zu sein. Eigentlich müsste ich mich freuen: Ich habe tatsächlich einen Vorvertrag für eine Wohnung bekommen, aber ich fühle mich ziemlich überfordert. Ich kenne mich null mit britischem Vertragsrecht aus, über meinen Makler habe ich sauschlechte Kritiken ergoogelt, aber die Wohnung ist super – im 11. Stock mit Blick über London. So nobel wohne ich in Hamburg nicht – allerdings auch nicht so teuer. ;-)

Eine Hilfe ist mir das Deutsche in London-Forum. Die schreiben wenigstens alle, dass es ihnen genauso geht. Ich kann jetzt nur hoffen, dass ich nicht total übers Ohr gehauen werde – aber vielleicht ist das auch das typisch deutsche Misstrauen, das ich ablegen muss. Ansich müsste ich mich freuen, aber ich glaube, ich werde heute nacht ziemlich schlecht schlafen. Morgen schaue ich mir dann noch zwei Wohnungen an, im gleichen Gebäude. Aber 11. Stock ist schon ziemlich genial. Außerdem habe ich zwei Zimmer. Die „Erste Wahl“-Wohnung, die ich nicht bekommen habe, ist genauso geschnitten und liegt aber drei Stockwerke tiefer, aber in dem Gebäude ist „je höher je besser“ angesagt.

Das Hotel hat mir eine Mini-Flasche Wein geschenkt. Ich weiß noch nicht, ob es Freude- oder Frustsaufen wird. Alien sein ist ganz schön nervenaufreibend.