Tag Archiv für Taxicard

„Access to work“-Erfahrungen

Also, am Freitag bekam ich endlich den Bescheid, dass ich mit dem Taxi zur Arbeit fahren kann. Wie ich die Abrechnung funktioniert, war dem Brief nicht zu entnehmen. Jedenfalls habe ich es nicht kapiert. Nach x Telefonaten war ich dann schlauer. Ich muss bei einem Taxiunternehmen meiner Wahl einen Account eröffnen. Leichter gesagt als getan. Dafür brauchen die Unternehmen abermals ein paar Wochen. Also habe ich wieder die Behörde angerufen und ihnen mein Leid geklagt. Ich trete jetzt in Vorleistung und sie zahlen mir das Geld zurück bis mein Taxiaccount eröffnet ist. Danach bekomme ich die Rechnungen, ich reiche die an „Access to work“ durch und die bezahlen. So weit die Theorie.

Heute morgen scheiterte ich prompt bei meiner ersten Taxibuchung. Das erste Taxiunternehmen, ComputerCab, wollte die Buchung nicht annehmen. Das heißt der Computer, mit dem ich mich so nett unterhalten habe, meinte, er habe kein Taxi. Es war leider nicht möglich, ihn dazu zu bewegen, es weiter zu versuchen. Also habe ich die Konkurrenz angerufen. Radiotaxi heißen die und die waren umgehend da, der Fahrer war nett und auf dem Rückweg hat es genauso gut geklappt. Damit ist meine Wahl jetzt auf Radiotaxi gefallen. Da eröffne ich meinen Account und die werden gut an mir verdienen. ComputerCab sind übrigens die, die auch die Taxicard abrechnen können. Mit denen quäle ich mich schon anderweitig rum.

Verschlafen

Am Freitag habe ich richtig schön verschlafen. Mir blieb nur noch, mir ein Taxi zu nehmen, um noch pünktlich zur Arbeit zu kommen. Das habe ich dann auch gemacht, aber irgendwann staute es auf der Stadtautobahn und der Fahrer fuhr von der Autobahn runter. Er meinte aber, er kenne eine super Route. Und tatsächlich, er fuhr mit mir durch den Hydepark, vorbei am Buckingham Palace, den Big Ben in Sichtweite.

Park mit Big Ben

Wir überholten die Reitgarde der Queen in Richtung Trafalgar Square.

Prachtstrasse

Und das alles bei herrlichem Wetter. Da macht dann sogar die Fahrt zur Arbeit Spaß. London ist wirklich eine wunderschöne Stadt.

Taxicard

So, meine Taxicard ist da und ich habe sie heute mal genutzt. Ich kann damit 144 Fahrten im Jahr machen, bis Ende März noch 36. Wieviele Fahrten man machen darf, hängt von der Gemeinde ab, in der man wohnt und wie spendabel diese ist. Meine Gemeinde heißt Ealing und gehört zu den Spendableren in London. Überhaupt habe ich mit Ealing bislang sehr gute Erfahrungen gemacht.

Pro Fahrt muss ich 1,50 Pfund zahlen. Je nach Tageszeit darf eine Fahrt maximal zwischen 11,80 Pfund und 14,30 Pfund kosten. Das entspricht einer Reichweite von ungefähr 5 Meilen (8 Kilometern). Wenn man längere Fahrten unternehmen will, erlaubt meine Gemeinde die Karte zweimal hintereinander zu nutzen. Ich habe das heute ausprobiert und finde das System klasse. Es gibt eine spezielle Nummer für Taxicardbesitzer. 77 000 gibt es davon in London. 1,25 Millionen Fahrten pro Jahr werden mit der Taxicard gemacht. Finanziert wird das ganze von den Londoner Gemeinden und Londons Bürgermeister. Auf der Hinfahrt habe ich das Taxi einige Stunden vorher bestellt. Der Fahrer ist eine ungünstige Strecke gefahren und so musste ich die Karte zwei Mal durchziehen. Auf der Rückfahrt habe ich spontan angerufen und musste auch nur 15 Minuten auf das Taxi warten. Die Rückfahrt hat nur eine Fahrt gekostet.

Das Praktische ist, dass man in den Londoner Taxen im Rollstuhl sitzen bleiben kann. Die Türen sind so breit, dass man eine Rampe anlegen kann, reinrollt und das wars. Trotzdem haben noch Mitreisende Platz. Das mühselige Umsteigen und Rolli verladen entfällt also. Allerdings habe ich heute nicht schlecht gestaunt, was hier eine normale Taxifahrt kostet, wenn man sie selber zahlen müsste. Wahnsinn!

Antrag bewilligt – nach drei Tagen

Ich habe meinen ersten Antrag gestellt und was soll ich sagen, er wurde bewilligt. Nach nur drei Tagen! Ich hatte einen Antrag auf eine Taxicard gestellt, mit der ich für den Preis einer U-Bahnfahrkarte Taxi fahren kann. Die Taxicard bekommen nur behinderte Menschen, die blind sind oder gar nicht gehen können. Je nach Gemeinde gibt es dann eine bestimmte Anzahl von Fahrten im Jahr – ein guter Nachteilsausgleich, wenn man bedenkt, dass man die U-Bahn als Rollstuhlfahrer so gut wie nicht nutzen kann. Die Taxicard gibts einkommensunabhängig (es geht ja nicht um Almosen!) und jeder zahlt den gleichen Preis, den er auch für eine U-Bahnfahrt hätte berappen müssen.

Ich habe also das Formular nach bestem Wissen ausgefüllt und habe meinen Hausarzt abstempeln lassen. Fragen zur Behinderung werden hier übrigens auf Formularen viel konkreter gestellt als bei uns. „Können Sie gehen?“ „Wenn ja, wie lange brauchen sie für 100 Meter…“ etc. Bei uns wird häufig nach der Behinderung gefragt, selten wie sich diese konkret auswirkt. Nach nur drei Tagen war der Antrag bewilligt und nach vier Tagen hatte ich den Bescheid in meinem Briefkasten. Das nenne ich mal schnell!