Tag Archiv für Studium

Ich bin wieder Studentin

So, nun habe ich sämtlich bürokratischen Hürden überwunden und bin seit heute wieder Studentin. Heute habe ich mich als Promotionsstudentin in Wien persönlich inskribiert, wie es auf Österreichisch heißt. In der Studienzulassung gibt es x Türen. Eine Tür für Studienbewerber mit österreichischem Pass und österreichischem Abschluss. Eine für Bewerber aus EU-Länder. Eine für Bewerber aus dem Rest der Welt. Eine Tür für Studiengebühren-Angelegenheiten, zwei von der Studentenberatung, ganz viele andere und dann auch noch meine: Die Tür für ein Doktoratsstudium für Österreicher mit einem nicht-österreichischem Abschluß und für Nicht-Österreicher mit einem nicht-österreichischem Abschluss. Dort war mit Abstand die kürzeste Schlange. Nur fünf Leute waren vor mir. Vor den anderen Türen bildeten sich Schlangen mit teilweise 50 Leuten. Da standen die Österreicher mit ihrem österreichischem Abschluß. Ätsch. Schön, Ausländerin zu sein, dachte ich noch.

Trotzdem wartete ich 1 1/2 Stunden vor der Tür. Währenddessen konnte ich die Leute vor den anderen Türen beobachten. Da kam tatsächlich eine Frau mit ihrer Mutter zur Einschreibung. Die Mutter empörte sich dann auch noch lauthals darüber, was das denn hier für ein Chaos sei. Ich habe mich gefragt, ob die Mutter wohl auch mit zur Vorlesung kommt.
Ein anderer diskutierte mit einem Mitarbeiter, warum er ohne Matura nicht studieren kann. Der nächste hatte sein Zeugnis vergessen. Eigentlich hätte ich mich an drei Türen anstellen müssen: Beim Ausländer-Doktoratsstudium, bei der Tür für die Studiengebühren und beim Studentenzentrum für die Infounterlagen. Aber ich hatte Glück und musste mich nur zwei Mal anstellen.

Was ich wirklich bemerkenswert finde ist, dass ich bereits vor 10 Jahren als ich anfing, in Hamburg zu studieren, niemals zur Zulassungsstelle musste. Das ging alles per Post. An der Uni Wien müssen alle Studenten zum Einschreiben persönlich erscheinen. Ich staunte nicht schlecht als ich die Schlangen in den Gängen sah. Ich glaube, die Haupthürde zur Promotion habe ich heute genommen. Nach 2 1/2 Stunden war ich fertig. Jetzt geht das alles ganz easy.

Zurück aus Wien

Ich habe eine kleine Blogpause eingelegt, weil ich in den vergangenen Tagen in Wien war und das Wetter keine Lust aufs Mobloggen gemacht hat.

An der Uni Wien habe ich mich meine Dissertation angemeldet, das heißt, ich habe es versucht. Österreich hat derzeit ein Thema auf den Titelseiten der Zeitungen: Deutsche Studenten nehmen den Österreichern die Studienplätze weg. Nun soll es eine Quote richten – zumindest in bestimmten Fächern. Es ist allerdings fraglich, ob die EU diese Idee so toll findet. EU ist EU – mitgehangen, mitgefangen. Ich bin ja nun schon stolze Besitzerin eines Diploms und will ja „nur“ promovieren. Man wird mich also lassen. :-)

Ich war also das erste Mal in meinem Leben in einem Studentensekretariat für Ausländer. Und man fühlt sich wirklich richtig ausländisch – vor mir stand jemand aus der Türkei, hinter mir eine Frau aus Ghana. Das Zimmer für ausländische Doktoranden war schon gar nicht besetzt. So musste ich zu den Studienanfängern – den ausländischen natürlich. An der Uni Wien ist das schon räumlich getrennt: Österreicher gehen in den Flur nach rechts, Ausländer geradeaus weiter. Nur Rollstuhlfahrer dürfen den Treppenlift bei den Inländern nutzen und dann den Flur wechseln.

Während die „Bildungsinländer“ Ruckzuck in das für sie vorgesehene Zimmer durften, dauerte das bei uns Ausländern länger. Irgendwann war ich dran. Ich kam in ein Großraumbüro mit x Schreibtischen. Hinter jedem Schreibtisch saß ein Uni-Mitarbeiter, auf der anderen Seite Studenten aus der ganzen Welt. Der Mann hinter meinem Schreibtisch war nur mit Mühe dazu zu bewegen, aufzuschauen. Meinen Gruß erwiderte er nicht. Er schrieb die ganze Zeit SMS während er mit mir sprach. Ich bombadierte ihn mit Fragen: „Muss ich mein Diplom wirklich im Original einreichen?“ – „Ja.“ – „Reicht nicht eine beglaubigte Kopie?“ – „Doch.“ – „Kann ich das postalisch machen?“ – „Ja.“ – „An wen schicke ich die Unterlagen?“ etc.

Er sagte mir noch, dass ich eine notarielle (!) Vollmacht erteilen muss, wenn jemand anderes als ich die Unterlagen abholen soll. Für die Notargebühr kann ich auch schnell einen Flug nach Wien buchen, dachte ich noch so bei mir. Mindestens sechs Wochen benötige man für die Einschreibung. Ok, bis dahin ist auch das Wetter wieder besser und ich bin ja auch ganz gerne in Wien.