Tag Archiv für Lift

Gerettet von der Feuerwehr

Ich finde, man ist in einer Stadt erst zu Hause, wenn man mal Kontakt zu Polizei und Feuerwehr hatte. Polizei hatte ich ja nun schon, heute war dann die Feuerwehr dran. Ich war wie so oft in Canary Wharf und wollte Bettwäsche aus der Reinigung holen. Da ich keine Lust auf den weiten Weg hatte, wollte ich die DLR von Heron Quays nehmen. Das ist nur eine Station entfernt und die Reinigung ist direkt an der Station.

Ich war kurz vorher schon in Heron Quays angekommen und dachte noch „Boah, was für alte Fahrstühle. Die müssten die mal erneuern.“ Ich stieg also in Lift 2. Nach etwa genau der Hälfte der Strecke, blieb der Fahrstuhl stecken. Es war ein Metallfahrstuhl, der Gott sei Dank ein winziges Fenster hatte. Dieses Fenster sollte mir später noch helfen.

Ich betätigte den Notrufknopf, niemand antwortete. Ich versuchte es immer wieder, ohne Erfolg. Ich rief um Hilfe, aber niemand hörte mich. Die Bahnen waren viel zu laut, die Durchsagen auch. Ich bemerkte sogar, dass Leute versuchten, den Fahrstuhl anzufordern, aber auch die hörten meine Rufe nicht.

Alarm im Lift

Dann schaute ich nach, ob ich Handyempfang habe. Dem kleinen Fenster sei Dank, ich hatte Empfang. Der Rest des Fahrstuhls bestand nur aus Metall. Aber ich hatte nur noch wenig Akkupower. Ich rief also 999 an und eine Stimme fragte mich, mit welchem Dienst ich sprechen wolle. Auf die Frage war ich gar nicht vorbereitet. Und ich sagte nur „Ich stecke im Fahrstuhl und der Alarm geht nicht.“ „Ich verbinde sie zur Feuerwehr“, sagte der Mensch am anderen Ende. Eine Frau meldete sich. Ich sagte ihr, dass ich im Fahrstuhl stecke und der Alarm nicht funktioniere. Sie fragte nach der Adresse. „Die weiß ich nicht, aber es ist die DLR Station Heron Quays Lift 2.“ Sie wiederholte alles und versprach mir, dass die Feuerwehr sofort kommen werde.
Da Artur in der U-Bahn war (wir wollten uns treffen) schrieb ich ihm eine SMS, dass ich im Fahrstuhl stecke und wo ich zu finden bin. Auch für den Fall, dass die Feuerwehr nicht sofort kommt. Den Rest der Akkuleistung wollte ich mir aufheben.

Irgendwann meldete sich eine Stimme aus der Alarmanlage, aber sie hörte mich nicht. War mir dann aber auch egal. Dir Feuerwehr wusste ja schon bescheid.

Ich war nicht sehr optimistisch, was die Definitionder Feuerwehr von „sofort“ anging, aber nach weniger als 5 Minuten rief jemand was von „Fire Brigade“ in den Schacht rein. Dann sagte einer der Feuerwehrmänner, sie seien jetzt da, aber meine Bergung könne ein wenig dauern, weil der Fahrstuhl genau zwischen den Stationen hänge. Das hatte ich schon befürchtet. Er musste schreien, damit ich ihn verstehen konnte. Er fragte mich, wie viele Leute im Fahrstuhl sind und ich schrie wie verrückt, dass nur ich drin sei und dass ich Rollstuhlfahrerin bin.

Nach einiger Zeit schafften sie es, den Lift sanft nach unten zu befördern und die Türen aufzumachen. Und was mich dann erwartete, damit hätte ich nicht gerechnet. Vor mir standen ein Löschzug mit Blaulicht, davor die Besatzung, die Polizei war unterdessen auch da sowie das Sicherheitspersonal von Canary Wharf und ein Verantwortlicher der DLR.

Feuerwehr

Ich war ein wenig überwältigt von dem Aufgebot, aber eigentlich gefasst. Einer der Feuerwehrmänner fragte mich, ob ich okay sei oder ob ich ärztliche Hilfe brauche. Aber ich war soweit okay, wenn auch ein wenig verärgert über den nicht funktionierenden Alarm.

Der Mann von der DLR fragte mich auch noch prompt, ob ich versucht habe, den Alarm zu drücken. Da bin ich dann doch ein wenig ungehalten geworden. Ich habe ihm gesagt, dass erst niemand geantwortet hat und sie mich dann nicht verstanden haben. Und dass er das System dringend in Ordnung bringen soll. Da haben die Feuerwehrmänner gesagt, dass es gut sei, dass die DLR das mal von ihren Kunden hört.

Und dann musste ich ja auch noch Artur abholen, unten in der U-Bahn. Das bedeutete, ich musste also eine Minute nachdem ich aus Lift Nummer 2 befreit wurde, in den Fahrstuhl gegenüber einsteigen. Erst habe ich noch gezögert und dann dachte ich, ich kann mir jetzt keine Fahrstuhlphobie erlauben. Also bin ich eingestiegen und bin auch danach noch ein paar Mal Fahrstuhl gefahren.

Crappy Lift

Ich habe heute einen Teil des Abends in einem Fahrstuhl zugebracht und muss sagen, ich war ziemlich ungehalten als ich wieder rauskam. Aber der Reihe nach: Ich wollte mir nach der Arbeit noch einen Salat kaufen und bin deshalb bis zur Busstation Hammersmith durchgefahren. Da wusste ich, dass der Supermarkt noch aufhat und ich zudem in den Bus zu mir nach Hause umsteigen kann. Außerdem gibt es umliegend Lokale – ich wollte etwas zu Abend essen. Ich endeckte das Smollensky Metro in einem alten Haus. Unten gab es eine Bar, oben das Restaurant. Ich ging rein und fragte nach einem Fahrstuhl zum Restaurant. Ein Kellner kam mit mir mit, drückte mir den Fahrstuhlknopf und verschwand.

Ich kam oben an, aß lecker und telefonierte zwischendurch mit A. Wir verabredeten, dass ich ihn nochmal anrufe, wenn ich zu Hause bin. Außerdem schickte ich an Plazes eine SMS mit meinem Standort. Das mache ich immer, sofern ich dran denke. Ich erzählte A. noch, dass ich in einem Lokal bin, dass in einem alten Gebäude ist und vorbildlich barrierefrei umgebaut ist. Da ich endlich meine Breitbandbox von Orange bekommen habe, die Leitung aber nicht funktioniert, wollte ich nicht so spät nach Hause, um den Support anzurufen. Ich aß also schnell etwas und fuhr mit dem Fahrstuhl wieder runter. Und was passierte? Das Ding blieb stecken. Ich muss sagen, dass ich nicht sonderlich panisch werde, wenn ein Fahrstuhl stecken bleibt. Es gibt ja Notrufknöpfe und ein Handy habe ich auch immer dabei. Diesmal versagte beides. Es gab zwar einen Alarmknopf. Der klingelte auch, wenn man ihn mit voller Kraft reindrückte, aber in meiner Kabine und nicht draußen so dass die Umgebungsgeräusche der Bar und des Restaurants viel zu laut waren als dass mich jemand hören konnte. Ich klingelte, ich schrie um Hilfe so laut ich konnte. Es half alles nichts. Niemand hörte mich. Ich war angenervt und versuchte mit dem Handy die Polizei anzurufen, bekam aber keine Leitung. Ich hatte auch meine deutsche SIM-Karte dabei und hatte die Hoffnung, dass vielleicht ein anderes Netz durch die Metallwände durchkam. Nichts zu machen. Auch meine alte T-Mobile-Karte ging nicht. Ich sass fest.

Da ich gerade gegessen und sogar kurz vorher das „Loo“ aufgesucht hatte, war ich zwar nicht in Panik vor einer Nacht im Fahrstuhl, aber stinkesauer. Nach rund 45 Minuten ist es mir dann gelungen, die Tür den Fahrstuhls mit Brachialgewalt aufzuschieben. Wut ist ja auch manchmal gut, wenn man Kraft braucht. Die Aussicht darauf, den Besitzer rund zu machen, setzte einige Kräfte frei und ich schaffte es tatsächlich, mich selbst zu befreien. Ich war auf 180. Mein Ärger galt weniger dem defekten Fahrstuhl – Fahrstühle gehen halt auch mal kaputt – als dem crappy Notrufsystem, das seinen Zweck nicht erfüllt. Geiz ist halt nicht immer geil. Der Manager sagte, der Fahrstuhl sei ständig defekt und ob ich denn das Schild nicht gesehen hätte? Ich: „Welches Schild?“ Ja, sie hätten den Fahrstuhl außer Betrieb genommen, weil er immer defekt sei. Da bin ich fast geplatzt. Ich erzählte ihm, dass ich gefragt habe, ob es einen Lift gebe und mir sein Angestellter ohne mit der Wimper zu zucken, den Weg zum Fahrstuhl gewiesen hat und ihn sogar für mich angefordert habe. Zudem empörte ich mich, dass ich es auch nicht für eine Lösung halte, einen ständig defekten Lift außer Betrieb zu nehmen, sondern ihn zu ersetzen oder zu reparieren. Außerdem habe ich ihn gefragt, warum er kein Notrufsystem im Fahrstuhl hat, sondern nur so eine sinnlose Klingel. Jaja, ich weiß, das war eine sehr deutsche Reaktion, auf die ich auch keine Antwort bekam, aber ich wäre sonst geplatzt. Übrigens ist mein Englisch wirklich fließend, wenn ich sauer bin. Ich war selber überrascht, welch Vokabeln da so aus einem raussprudeln. Der Typ hat sich nicht einmal bei mir entschuldigt, nur seinen Mitarbeitern war das mehr als peinlich. Die haben sich entschuldigt.

Aber obwohl ich derzeit alleine in London bin, wäre meine Gefangenschaft ziemlich schnell bemerkt worden, denke ich. A. wäre nach 3 Stunden spätestens unruhig geworden. Wenn ich sage, ich rufe in einer Stunde an, dann dauert das nicht 3 (very german, I know) und ich hatte gehofft, dass er seinen RSS-Reader offen hat und meinen Standort via Plazes bekommt. Für was Web2.0 so alles gut ist…