Tag Archiv für Hauptbahnhof

Die Bahn schon wieder

Ich hasse Bahn fahren, ich hasse Bahn fahren, ich hasse Bahn fahren. Weil die „Das geht nicht“-Quote einfach zu hoch ist und die „Da ist uns ein Fehler unterlaufen“-Quote auch. Ich fahre morgen relativ spontan nach Berlin. Also wie gehabt die Mobilitätszentrale online darüber informiert, damit ich in Hamburg und Berlin Ein- und Ausstiegshilfe bekomme. Die Züge sind ja nicht barrierefrei, sonst bräuchte ich das ja nicht tun.

Wenig später nach der Anmeldung: Anruf der Mobilitätszentrale, die definitiv den Namen nicht verdient hat. Am Hamburger Hauptbahnhof würden die Fahrstühle repariert. Bis 17.9. Die Züge nach Berlin fahren auf Gleis 8, da ginge der Fahrstuhl nicht. Eine Alternative ab Hauptbahnhof gebe es nicht. Zug verlegen ginge auch nicht. Mein Vorschlag: Ich steige Hamburg-Dammtor ein. Was blieb mir auch anderes übrig?

Nächstes Problem: Es gibt im gewünschten Zug keinen Rollstuhlplatz mehr. Im Klartext: Da es in dem hochmodernen ICE sowieso nur einen Rollstuhlplatz gibt (außer er fährt mit zwei Zugteilen, dann gibt es zwei), kann ich nicht nur nicht da abfahren, wo ich gerne möchte, sondern auch nicht zu der Zeit, an der ich gerne fahren möchte. Ich muss sagen, die Bahn erwartet schon ziemlich viel Flexibilität von ihren behinderten Kunden.

Über den neuen Hauptbahnhof

„Statt eines neuen Wahrzeichens wird nun ein Contergan-Bau eröffnet, der jedem Gefühl für Proportion und Eleganz spottet.“ Der Leiter des ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“, Wolfgang Herles, in der Welt

„Falls das Unheil seinen Lauf nehmen und der Lehrter Bahnhof in seiner gegenwärtigen Form beendet werden sollte, wird er dennoch als ein architektonisches Meisterwerk gefeiert werden, und Fotografen werden geeignete Perspektiven finden, um die falschen Proportionen zu überspielen. Aber alle Lobredner und Bildbeschöniger werden nicht vergessen machen können, daß sie einen Krüppel gesundbeten.“ FAZ am 17.11.2005

„Menschen mit Contergan Schädigungen haben sich empört an mich gewandt und sich dagegen verwahrt, als Vergleichsobjekte herabgewürdigt zu werden, die – folgt man dem Bedeutungsgehalt Ihres Satzes – offenbar ebenfalls ‚jedem Gefühl für Proportion und Eleganz spotte(n)‘. Ich kann diese Empörung sehr gut nachvollziehen. Ihre Formulierung hat mich sehr bestürzt. Die Metapher vom Hauptbahnhof als ‚Contergan-Bau‘ empfinde ich als veritable Entgleisung.“ Der behindertenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Markus Kurth, in einem offenen Brief an Wolfgang Herles