Tag Archiv für Dissertation

Felix Austria

Dass ich das noch erleben darf: Die Uni Wien hat mich nach fast genau sechs Monaten als Promotionsstudentin zugelassen. Nachdem ich wirklich alle möglichen und unmöglichen Bescheide und Bestätigungen (alle amtlich beglaubigt natürlich) beigebracht hatte (einen großen Dank an das Prüfungsamt der Uni Hamburg, die mir wirklich sehr unbürokratisch geholfen haben, obwohl ich dort seit zwei Jahren mit dem Studium fertig bin), glaube ich jetzt auch wieder an das Gute in der Europäischen Union. Ich hatte schon befürchtet, Österreich tritt eher aus der EU aus bis sie mein Diplom aus Deutschland anerkennen.

Und das Beste: In dem Zulassungsbescheid wurde darauf verzichtet, mich darauf hinzuweisen, dass die Kommunikation mit der Zulassungsstelle ausschließlich auf Deutsch erfolgen kann, wie sie das bislang in jedem Brief taten. Ich habe mich von dieser Kriegsführung aber nicht beirren lassen. :-)

Und bevor jetzt alle fragen „Warum denn Wien?“. Wegen des Profs, des Themas und überhaupt. Ich mache das berufsbegleitend und muss auch nicht ständig anwensend sein. Das Thema: „Die Darstellung behinderter Menschen in der Berichterstattung deutschsprachiger Nachrichtenagenturen“. Input, Literatur, Kontakte, Anfragen etc. sind jederzeit willkommen.

Zurück aus Wien

Ich habe eine kleine Blogpause eingelegt, weil ich in den vergangenen Tagen in Wien war und das Wetter keine Lust aufs Mobloggen gemacht hat.

An der Uni Wien habe ich mich meine Dissertation angemeldet, das heißt, ich habe es versucht. Österreich hat derzeit ein Thema auf den Titelseiten der Zeitungen: Deutsche Studenten nehmen den Österreichern die Studienplätze weg. Nun soll es eine Quote richten – zumindest in bestimmten Fächern. Es ist allerdings fraglich, ob die EU diese Idee so toll findet. EU ist EU – mitgehangen, mitgefangen. Ich bin ja nun schon stolze Besitzerin eines Diploms und will ja „nur“ promovieren. Man wird mich also lassen. :-)

Ich war also das erste Mal in meinem Leben in einem Studentensekretariat für Ausländer. Und man fühlt sich wirklich richtig ausländisch – vor mir stand jemand aus der Türkei, hinter mir eine Frau aus Ghana. Das Zimmer für ausländische Doktoranden war schon gar nicht besetzt. So musste ich zu den Studienanfängern – den ausländischen natürlich. An der Uni Wien ist das schon räumlich getrennt: Österreicher gehen in den Flur nach rechts, Ausländer geradeaus weiter. Nur Rollstuhlfahrer dürfen den Treppenlift bei den Inländern nutzen und dann den Flur wechseln.

Während die „Bildungsinländer“ Ruckzuck in das für sie vorgesehene Zimmer durften, dauerte das bei uns Ausländern länger. Irgendwann war ich dran. Ich kam in ein Großraumbüro mit x Schreibtischen. Hinter jedem Schreibtisch saß ein Uni-Mitarbeiter, auf der anderen Seite Studenten aus der ganzen Welt. Der Mann hinter meinem Schreibtisch war nur mit Mühe dazu zu bewegen, aufzuschauen. Meinen Gruß erwiderte er nicht. Er schrieb die ganze Zeit SMS während er mit mir sprach. Ich bombadierte ihn mit Fragen: „Muss ich mein Diplom wirklich im Original einreichen?“ – „Ja.“ – „Reicht nicht eine beglaubigte Kopie?“ – „Doch.“ – „Kann ich das postalisch machen?“ – „Ja.“ – „An wen schicke ich die Unterlagen?“ etc.

Er sagte mir noch, dass ich eine notarielle (!) Vollmacht erteilen muss, wenn jemand anderes als ich die Unterlagen abholen soll. Für die Notargebühr kann ich auch schnell einen Flug nach Wien buchen, dachte ich noch so bei mir. Mindestens sechs Wochen benötige man für die Einschreibung. Ok, bis dahin ist auch das Wetter wieder besser und ich bin ja auch ganz gerne in Wien.