Tag Archiv für Australien

Willkommen in Melbourne

Nach einer Fahrt durch die Prärie und einem Zwischenstopp in Corowa sind wir seit einigen Tagen in Melbourne. Die Stadt ist ganz anders als Sydney und alles, was wir bislang von Australien gesehen haben – vor allem ist es rund 25 Grad warm – erträglich also, während wir im Landesinnere teilweise mehr als 35 Grad hatten. Melbourne ist eine rundum grüne Stadt mit viel Wasser. Allerdings auch ein wenig provinziell. Die meisten Geschäfte schließen um 18 Uhr.

Park in Melbourne

Wir hatten mal wieder Feueralarm im Hotel. Diesmal war unser Zimmer aber im 1. Stock und es war nur ein Fehlalarm. Die Feuerwehr war binnen weniger Minuten da. Insofern war es weit weniger aufregend als damals in Toronto. Ich bin leider ziemlich erkältet, habe mich aber mit diversen dieser Medikamente eingedeckt, die es auch in den USA gibt: Man weiß nicht genau, was drin ist, aber sie helfen erstaunlich schnell.

Ansonsten stellen wir immer wieder fest, wie langsam hier alles läuft. Australien ist ein gutes Land, um auszuspannen – von den langen Autofahrten mal abgesehen. Die Uhren ticken hier ein wenig langsamer, die Restaurants haben mindestens einen Ruhetag in der Woche, manche machen abends gar nicht erst auf. In den Hotels wartet man schon mal eine Stunde auf eine Bestellung und auch sonst läuft hier manches im Zeitlupentempo. Wenn man gewillt ist, mal den Fuß vom mitteleuropäischen Gas zu nehmen, kommt man hier prima zurecht. Mit deutscher Ungeduld kommt man hier nicht weit – schon gar nicht in der Pampa.

Skyline von Melbourne

Es sind übrigens erstaunlich viele Deutsche hier. Selbst an einer Tankstelle in der tiefsten Einöde waren vor uns noch Deutsche an der Zapfsäule. Und wenn ein Behindertenparkplatz mal unerlaubterweise besetzt ist, waren es bislang auch immer deutschsprachige Zeitgenossen. Dass hier gnadenlos abgeschleppt wird, haben sie im Reiseführer wohl überlesen. Aber das lernen sie bestimmt noch.

Auch Melbourne ist ein wenig nervig, was öffentliche Verkehrsmittel angeht. Das ist doppelt doof, weil Viktoria der einzige Staat ist, in dem der europäische Parkausweis zum Parken auf Behindertenparkplätzen nicht akzeptiert wird. Wir haben also ein wenig Mühe, uns in der Stadt zu bewegen. Allerdings haben wir dennoch etwas sehr interessantes an einer Straßenbahnhaltestelle entdeckt. Dieser Lautsprecher erzählt auf Knopfdruck, welche Straßenbahn als nächstes kommt und wie lange das noch dauert. Ein Blindenleitsystem weist den Weg dorthin. Wenn die Melbourner jetzt noch konsequent die Haltestellen in den Straßenbahnen ansagen würden, wäre das System zumindest für Blinde nahezu perfekt.

Hand eines Blinden drückt auf einen runden Knopf an einem Mast mit kleinem Lautsprecher

Willkommen in Canberra

Altes Parlamentsgebäude und Platz mit Fahnenmasten

Wir sind unterdessen in Canberra angekommen – nach meiner ersten Fahrt mit einem Auto, bei dem das Lenkrad rechts sitzt.

Weite Landschaft mit Auto, das links fährt

Ich hatte ja schon ein bisschen Lampenfieber vor der ersten Fahrt im Linksverkehr, aber es ging erstaunlich gut und nach vielen vielen Kreuzungen, Kurven und Serpentinen kenne ich das Auto und weiß, wie man links fährt. Schottland und Irland sind damit in meiner Reisewunschliste weiter nach oben gerückt.

Bevor mir das aber gegönnt war, durfte ich nette Menschen im deutschen Konsulat in Sydney kennen lernen.

Deutsches Konsulat in Sydney

Was ich nicht wusste: Man braucht eine englischsprachige Beglaubigung seines Führerscheins, wenn man in Australien Auto fahren will. Diese hatte ich mir nicht in Deutschland besorgt (Asche auf mein Haupt!), aber das Konsulat konnte mir helfen und übersetzte mir meinen Führerschein und beglaubigte die Übersetzung. Das heißt, eine 1:1-Übersetzung ist es nicht. Ich habe nämlich zwei Beiblätter mit Auflagen in meinem Führerschein. Das Behördendeutsch in epischer Breite besagt letztendlich nur, dass ich mit Handgas fahren muss und noch ein paar andere Auflagen haben sie sich ausgedacht: „Außenspiegel rechts“ steht da zum Beispiel. Welcher Australier braucht den nicht? Das Konsulat handelte wirklich pragmatisch, ließ das ganze Blabla weg und schrieb nur, dass ich eine Brille brauche und nannte das ganze „Extract“. 48 Australische Dollar hat mich das gekostet und ich bin nun um eine Erfahrung reicher: Ich kenne jetzt eine Auslandsvertretung von innen und weiß, dass es dort sehr bemühte Leute gibt.

Ansonsten ist es hier sehr heiß (von einigen Schauern abgesehen) und wunderschön.

Klippen am Meer

Blick auf die Oper in Sydney

Die Landschaft ist einfach herrlich und weitgehend barrierefrei ist das Land auch – nicht so gut wie die USA, aber besser als Europa. Ein Manko sind allerdings die öffentlichen Verkehrsmittel. Viele Busse sind nicht zugänglich. In Canberra habe ich noch keinen einzigen Niederflurbus gesehen. In Sydney schätze ich das Verhältnis Bus mit Stufen zu Niederflurbussen 3:1. Dafür gibt es an jeder Ecke Rollstuhltoiletten, was einen Urlaub hier sehr entspannend macht und auch viele Hotels haben barrierefreie Zimmer.

Unser Auto haben wir bei Hertz gemietet. Sie haben ein qualitativ erstaunlich gutes Handgas (Bild kommt noch), das fest eingebaut ist. Manche Autovermietungen in den USA bieten Handgas an, das nach Bedarf eingebaut wird. Das ist zwar praktisch für die Firma und gewährleistet eine fast 100-prozentige Verfügbarkeit, kann aber dazu führen, dass man mit sehr rudimentärer Technik durch die Gegend fährt und einem nach einer Stunde der Arm weh tut.

Auffallend sind übrigens die vielen Blindenampeln, die Australien hat. Wir haben noch keine einzige Ampel gesehen, die nicht auch akustisch mitteilt, was sie anzeigt – und das in einer Lautstärke! Am Anfang sind wir immer erschrocken, wenn es grün wurde.

Morgen fahren wir weiter in Richtung Süden – Melbourne entgegen, allerdings mit Zwischenstopp.

Willkommen in Sydney

Sydney