Archiv für Technik

Apple Store weiß alles

Heute war ich im neu eröffneten Apple Store an der 5th Avenue.

Apple Store

Der Shop hat mich weniger beeindruckt, sieht aus wie alle Apple-Läden. Nur der Eingang ist ganz stylisch. Ein gläserner Kubus mit Treppe und Fahrstuhl unter die Erde. Beeindruckt hat mich etwas anders. Ich habe nicht an der Kasse bezahlt, sondern bei einem Verkäufer. Der hatte einen PDA, hat das Gekaufte gescannt und die Kreditkarte an der Seite durch ein Lesegerät gezogen. Dann sagte er: „Ist das ihre E-Mailadresse?“ und zeigte mir das Display. Es erschien meine E-Mailadresse. Ich war baff. Er meinte: „Wir schicken Ihnen den Beleg per Mail.“ Dann gab er mir eine Tüte und das wars. Ich schaute ihn fragend an und er verstand wohl, dass ich sehr überrascht war, dass der Apple Store, in dem ich noch nie eingekauft hatte, meine E-Mailadresse kennt. Er meinte, die Adresse sei auf der Kreditkarte hinterlegt. Ich vermute aber etwas ganz anderes. Ich habe mit der gleichen Kreditkarte bei iTunes eingekauft. Und iTunes kennt meine E-Mailadresse. Eine Kundin neben mir hatte nämlich zufällig ebenfalls eine Lufthansa-Visa-Kreditkarte und diese musste ihre E-Mailadresse sehr wohl angeben. Zudem wurde sie nach ihrer Postleitzahl gefragt. Diese war bei mir wohl ebenfalls bekannt.

Insofern steht der gläserne Kubus am Eingang vielleicht für den gläsernen Kunden!?

Barrierefreie Tram in Baltimore

In Baltimore sind wir viel mit der Lightrail, eine Art Straßenbahn, gefahren. Obwohl es sich um eine ältere hochflurige Bahn mit Stufen handelt, ist sie barrierefrei nutzbar – und zwar dank eines Systems, das ich so noch nicht gesehen hatte. Jede Haltestelle ist mit einer Rampe und einer Plattform ausgestattet.

An der Uni:
Plattform an Gleisen

Am Bahnhof:
Rampe am Zug

Der Zug hält so, dass die erste Tür des Zuges an der Plattform steht.

Treppen am Eingang des Zuges

Im Zug ist eine Rampe, die bei Nichtgebrauch an der Wand eingeklappt ist.

Weggeklappte Rampe an der Wand

Wird die Rampe benötigt, wird sie nach unten geklappt. Dabei gibt es zwei gleich große Flächen, die im zusammen geklappten Zustand übereinander liegen. Die eine Fläche überdeckt ausgeklappt die Treppenstufen, die andere Hälfte dient als Brücke zur Plattform.

Ausgeklappte Rampe

Wird die Rampe an der kommenden Station wieder benötigt, lässt der Fahrer sie einfach halb ausgeklappt liegen.

Halb geklappte Rampe bei geschlossener Tür

Das ganze Prozedere (Ausklappen / Einklappen) dauerte vielleicht 30 Sekunden – inklusive der Zeit, die der Fahrer zum Aufstehen brauchte. Das System ist zudem ziemlich ausfallsicher, da es rein manuell funktioniert und sehr teuer dürfte es auch nicht sein. So kann man auch alte Bahnen nachrüsten.

Die Rampen wurden übrigens auch von alten Leuten genutzt und auch ein blinder Mann mit Blindenhund stieg so in die Bahn ein. Die Fahrer klappten die Rampe jedes Mal ohne Murren aus.

Keine Wunder durch das Cochlea Implantat

Journalisten schreiben ja gerne darüber, welche Wunder demnächst auf dem Gebiet Behinderungen zu erwarten sind. Das wenigste davon stimmt, macht aber nix. Medizinische Fortschritte werden immer gerne gelesen. Es überprüft ja auch kaum jemand, ob die Versprechen der Mediziner und Pharmalobbyisten jemals eingetreten sind.

Der Deutsche Gehörlosenbund sieht sich durch die vermehrte Berichterstattung über das Cochlea Implantat (CI) veranlasst, eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Darin ist unter anderem zu lesen:

„Eltern sind oft weder über die Risiken, noch über den Weg nach einem Misserfolg nach CI-Versorgung vollständig aufgeklärt. (…) Fehldiagnosen in der Untersuchung des Hörvermögens bei Babys sind nicht selten. Den Kindern wird keine Zeit gelassen, eine Hör- Sprachentwicklung mit Hörgeräten und Gebärdensprache zu erreichen.“

Warum lese ich davon nie etwas?

Hafengeburtstag

Schild am Fahrstuhl

Und man glaubt gar nicht, wie viele Gehbehinderte auf dem Hafengeburtstag waren. Den meisten sah man das nicht mal an…

P.S.: Wer es nicht lesen kann, auf dem Schild steht:

Sehr geehrte Fahrgäste!

Dieser Aufzug steht während des Hafengeburtstags nur gehbehinderten Fahrgästen und Fahrgästen mit Kinderwagen zur Verfügung. Wenn Sie diesen Aufzug anfordern, kann es einen Moment dauern bis er für Sie zur Verfügung steht.

Diese Maßnahme ist leider notwendig, da es aufgrund der hohen Besucherzahlen beim Hafengeburtstag sonst zu einer Überbelastung der Aufzüge kommen würde. Die Aufzüge müssten dann außer Betrieb genommen werden.

Wie bitten um Ihr Verständnis.
Hochbahn

Rollstuhl der Zukunft

Wenn ich mir so die neuesten Entwicklungen im Bereich Rollstühle ansehe, komme ich mir vor als würde ich Oldtimer fahren. Seit mehreren Jahren gab es bei den Rollstühlen keine wirklich herausragenden Entwicklungen. Nachdem die Aktivrollstühle auf unter 10 Kilo Gewicht zusammen gestaucht waren und man mehr Farben zur Auswahl hatte als beim Autokauf, war erstmal Stillstand angesagt. Früher musste ich noch alle vier Jahre einen neuen Rollstuhl haben – schon alleine um die neueste Technikentwicklung mitzumachen und farblich will man ja auch mit der Zeit gehen. Heute hänge ich an jedem meiner Rollstühle, weil ich einfach perfekt darin sitze.

Doch am Technologiehimmel erscheinen Entwicklungen, die zwar wohl noch nicht ganz ausgereift sind, aber ungefähr erahnen lassen, wohin die Reise geht. Als Johnson & Johnson vor ein paar Jahren auf der Rehacare den ersten Rollstuhl vorstellte, der Treppen steigen kann, staunten die Anwesenden nicht schlecht. iBot heißt das Ding (nein, Apple hat nicht mitentwickelt), das derzeit nur in den USA zum Preis eines Mittelklassewagens zu haben ist. Aber so richtige Jubelschreie höre ich nicht, was den iBot angeht. Vielleicht weil die USA schon so weit barrierefrei ist, dass der Nutzen den Preis nicht rechtfertigt?

Eine weitere Variante eines Hightechrollstuhls kommt ebenfalls aus den USA: Der Tankchair. Der Rollstuhl gleicht mehr einem Panzer und ich möchte gar nicht daran denken, was passiert, wenn man jemandem damit über die Füße fährt. Aua! Und mal ehrlich, wer braucht so ein Ding? Wenn ich nicht gerade auf 2000 Meter Höhe in einer Schweizer Berghütte wohne und Reinhold Messner imponieren will, ist das Gerät für mitteleuropäische Verhältnisse doch etwas überdimensioniert.

Da finde ich schon interessanter, was aus Japan kommt: Zwei Beine mit Sitz, die Treppen laufen (Foto). In die Kategorie Rollstuhl fällt das Gerät aber wohl eher nicht. Und so recht anfreunden, kann ich mich damit auch nicht. Es erinnert mich etwas an einen Kamelrücken, auf dem man hin- und hergeschüttelt wird und ich frage mich schon, wie sehr sich eigentlich der Mensch der Architektur anpassen muss. Sollte das nicht eher umgekehrt sein? Und wollen wir zukünftig alle alten Menschen in so ein Teil setzen, weil sie die Treppen nicht mehr hoch kommen?

Und wie soll man damit tanzen? Zudem müsste ich auf meine funky Vorderräder verzichten. Die blinken nämlich beim Rollen. Also am Designfaktor müssen die Japaner noch arbeiten. So lange fahre ich dann doch weiter Oldtimer. Und eine Stufe fährt der auch jetzt schon.

GTalk fürs Handy

So, ich glaube, langsam brauche ich eine Datenflatrate für mein Handy, sonst wird das in Zukunft teuer. Ich habe ein Programm gefunden, mit dem man GTalk auf dem Handy nutzen kann: Es heißt MGTalk und auf meinem Motorola A1000 läuft es super. Über neue Mails im GMail-Account informiert das Programm auch und Jabber unterstützt das Programm ebenfalls. Allerdings ging bei mir der Download nicht sofort. Die Zip-Datei mochte mein Handy nicht. Also habe ich sie am PC entpackt. Mein Handy brauchte nur die .jar-Datei und das Programm lief. Die zweite Datei (.jad) war nicht nötig.

Wenn ich jetzt noch meine Termine von Google-Kalender mit dem Handy synchronisieren kann, bin ich glücklich.

Die Gehörlosen sterben aus

Vorhin saß ich noch mit einer gehörlosen Freundin im Café. Jetzt muss ich lesen, sie gehört angeblich zu einer aussterbenden Spezies. Das jedenfalls will uns die Internet Professionell weismachen. In einem Artikel über die barrierefreie Gestaltung von Internetseiten lese ich:

„(..) für die kleine und dank modernster Hörgeräte schrumpfende Zielgruppe der Gehörlosen (..)“

Liebe Kollegen der Internet Professionell, gehörlose Menschen werden nicht zu Hörenden, nur weil es bessere Hörgeräte gibt. Diese Technikgläubigkeit zur Negierung von Behinderungen in diversen Artikeln unterschiedlichster Medien in den vergangenen Monaten macht mir langsam wirklich Sorgen.

Die Mehrheit der gehörlosen Menschen hört auch mit Hörgeräten außerordentlich schlecht. Vielen nutzen sie gar nichts. Oder meint Ihr Schwerhörige? Ja, das ist ein Unterschied. Und auch deren Hörvermögen kann auch mit modernen Hörgeräten nur bedingt verbessert werden.

Und seid Ihr sicher, dass Gebärdensprache „gesprochen“ wird? Wisst Ihr, dass die Deutsche Gebärdensprache als eigene Sprache rechtlich anerkannt ist? Dass sich gehörlose Menschen weniger als behindert denn als sprachliche Minderheit ansehen und die Deutsche Gebärdensprache ihre Muttersprache ist? Dass es weit mehr Aspekte gibt als „Sind ja nur so wenige“? Und wo wir gerade dabei sind: Wann wird Eure Webseite eigentlich barrierefrei?

Technik, die begeistert

Am Hauptbahnhof Bochum gibt es zwar Fahrstühle, aber nutzen kann man sie seit längerem nur mit Hindernissen, schreibt der Medienbeobachter. Schön, dass sowas auch noch anderen Leuten auffällt.

Übrigens haben die wenigsten Bahnhöfe überhaupt Fahrstühle. Zudem bietet die Bahn an lediglich 300 Bahnhöfen Ein-, Aus- und Umstieghilfe für behinderte Reisende an – in die meisten Züge kommt man als Rollstuhlfahrer nämlich nicht ohne Hilfe rein, weil sie Stufen haben. Es gibt in Deutschland aber nach Bahn-Angaben 5500 Haltepunkte. Also ganze 5,5 Prozent der Haltepunkte sind für behinderte Menschen nutzbar. Wer von Berlin nach Hamburg will, hat keine Probleme. Wer aber von Hamburg nach Bensheim in Hessen will schon.

Sehr lesenswert ist in dem Zusammenhang das
Programm der Deutschen Bahn AG zur Barrierefreiheit. Das haben sie nicht freiwillig aufgelegt, sondern sind mit dem Behindertengleichstellungsgesetz dazu verpflichtet worden. Wenn man alle Worthülsen und Beschönigungen rausstreicht, bleibt nicht viel übrig, auf das Menschen mit Behinderung, Kinderwagen oder einfach in fortgeschrittenem Alter in den kommenden Jahren hoffen können.

Wenn Journalisten über blinde Menschen schreiben

Es ist ein Phänomen: Wenn Journalisten über blinde Menschen und das Thema Blindheit schreiben, schreiben sie anders als sonst. Da geht es meist um Gefühle, man spürt förmlich wie fasziniert der Autor von seinem eigenen Thema ist – das muss nicht schlecht sein, führt aber oft zu Halbwahrheiten, die aus den eigenen, teilweise falschen Vorstellungen über Blindheit, resultieren. Ein schönes Beispiel ist der Artikel „Elektronischer Blindenhund“, den man gerade bei Spiegel Online lesen kann.

„Für viele Blinde und Sehbehinderte gibt es nur zwei Möglichkeiten: Sich einem ausgebildeten Führhund anvertrauen – oder zu Hause bleiben.“

So beginnt der Text nach dem Teaser prompt falsch. Die meisten blinden Menschen nutzen einen Blindenstock und kommen damit gut zurecht. Und selbst die, die gar nichts nutzen, sitzen nicht nur zu Hause.

„Gerade die Navigation in lauten und räumlich komplexen Großstadtumgebungen kann für Menschen, die nicht sehen können, zur gefährlichen und mühseligen Odyssee werden.“

Blinde Menschen orientieren sich nach Gehör. Da wird es schwieriger (aber nicht unmöglich!) sich zu orientieren, wenn alles leise ist, zum Beispiel kein Auto fährt und sie sich nicht am Verkehrsfluß orientieren können.

Gefährlich, mühselig – jaja, schon schlimm so ein Leben als blinder Mensch, denkt Autor offenbar und verbreitet das als Wahrheit.

„Routen müssen auswendig gelernt, die Umgebung mit dem Gehör ergründet werden – das heißt Wind, Regen oder eine schlichte Erkältung können die Orientierung bereits schwierig machen.“

Glückwunsch zum Spannungsbogen! Ich frage mich nur gerade, wie sich sehende Menschen in der Stadt orientieren: Routen müssen auswendig gelernt werden, die Umgebung mit den Augen ergründet werden – das heißt Schnee, Nebel oder einfach nur Dunkelheit können die Orientierung bereits schwierig machen.

Dann folgen Zitate (Krankenkassen zahlen nicht mehr, viel Verantwortung…). Es gibt einen Rechtsanspruch an die gesetzliche Krankenkasse für einen Blindenhund. Es ist richtig, den muss man erstmal durchsetzen. Das trifft aber auf jedes Hilfsmittel zu. Auch auf den Hightech-Blindenhund, der mit dem Artikel beworben wird.

„Zudem seien gerade Berufstätige kaum in der Lage, einem Tier ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken – und ein Führhund muss kontinuierlich weitertrainiert werden, damit er seine anspruchsvolle Aufgabe nicht verlernt.“

Gerade Berufstätige, die mit dem Blindenhund zur Arbeit gehen, trainieren den Hund bereits auf dem Hin- und Rückweg zum Arbeitsplatz. Mir sind eher Probleme bei Blindenführhundhaltern bekannt, die selbst kaum noch raus gehen.

„Außerdem wird ein Hund müde – mehr als zwei Stunden kann er in städtischer Umgebung nicht konzentriert führen, sagt Ritzler.“

Na was jetzt? Zu wenig Training oder zu viel? So pauschal kann man das nicht sagen. Das kommt doch auf den Hund und die Umstände an.

„Ritzler hat sich mit Blinden und Sehbehinderten unterhalten, hat sich ihre Sorgen und Probleme angehört (…)“

Natürlich. Sorgen und Probleme haben die Blinden und Sehbehinderten. Was sonst?

Es folgt eine Lobhudelei auf die tolle Erfindung:
„‚MYGO‘ ist gewissermaßen ein Blindenstock fürs 21. Jahrhundert.“

„Bei der Cebit wurde Ritzler dafür mit dem „Dyson Innovation Award 2006″ belohnt, mit dem der Staubsaugerhersteller alltagstaugliche aber ungewöhnliche Gestaltungsideen fördern will.“

Wieviele blinde / behinderte Menschen saßen in der Jury? Wieviele blinde Menschen haben das Gerät getestet?

Nicht, dass ich die Erfindung verteufele. Ich kenne sie ja nicht. Vielleicht ist sie wirklich ganz interessant. Aber doch bitte nicht so tun als wäre das die Rettung für blinde Menschen. Die leben auch jetzt schon ganz gut und nicht immer sind die Erfindungen, für die sich nicht behinderte Menschen begeistern, wirklich hilfreich für behinderte Menschen. Es reicht halt nicht, den Erfinder zu befragen. Und wer jetzt schon keinen Fuß vor die Tür setzt, wird es auch nicht mit einer Hightech-Apparatur tun.

SchneeBIT

Mal abgesehen vom Wetter (es schneit hin und wieder), war der Tag durch und durch gelungen:

Ich habe Vint Cerf interviewt, ein Mittagessen bekommen, hinterher um so schneller geschrieben und mich am Abend mit einer Party in netter Gesellschaft belohnt. Bitte mehr von solchen Tagen (aber wenn möglich nicht in Hannover)! Morgen ist mein letzter SchneeBIT-Tag. Ging diesmal echt schnell rum, obwohl ich einen Tag früher angereist bin.