Archiv für Leben

Stuckholm

Wir wollten eigentlich nur 2 Tage in Stockholm bleiben. Artur hat dort einen Vortrag gehalten und ich bin mitgefahren. Ich war noch nie in Stockholm und wollte mir die Stadt mal ansehen. Für 2 Tage ist das auch wirklich ein sehr schönes Reiseziel – es wurden dann aber 9 Tage.
Schon am Mittwoch scherzten wir, ob wir wohl ein Wochenende dran hängen müssen, weil in Island ein Vulkan ausgebrochen sei. Es wurde nicht nur ein Wochenende, es wurde eine ganze Woche.

Hotelzimmer wurden knapp

Ich gebe zu, es gibt schlimmere Orte, an denen man festsitzen kann als Schweden, zumindest wenn man in einem der besten Hotels der Stadt in einem barrierefreien Zimmer untergebracht ist. Ich hatte am Donnerstag schon Lufthansa angerufen, nachdem unser Flug gecancelt war. Der Mitarbeiter meinte zu mir, ich könne zum Flughafen rausfahren und mir einen Hotelvoucher geben lassen, aber sicher sei er sich nicht. Ich könne auch einfach in diesem Hotel bleiben. Eventuell zahle Lufthansa das Zimmer. Mein Bauchgefühl sagte mir, dieses Zimmer unter keinen Umständen herzugeben und es sollte richtig sein.

Am Freitag erzählte uns dann eine Mitarbeiterin eines anderen Hotels, dass sie bereits 80 Gäste wegschicken mussten – alle gestrandet in „Stuckholm“ wie für uns die schwedische Hauptstadt künftig heißen wird.

Flug umbuchen und Wäsche waschen

Die Tage verbrachte ich damit, unseren Flug umzubuchen. Es dauerte Stunden bis man jemanden erreichte, aber wir wollten sofort auf einen neuen Flug, wenn der alte mal wieder gecancelt war bevor andere Leute die Maschine schon gefüllt hatten. Es gehen nicht wahnsinnig viel Maschinen von Stockholm Richtung Deutschland bzw. England. Wäsche waschen war auch eine beliebte Beschäftigung, denn wir hatten ja nur Wäsche für zwei Tage dabei.

Britisch-Belgische Bustour

Am Anfang der Woche fing ich an, nach alternativen Transportmöglichkeiten zu suchen – mit wenig Erfolg. Züge ausgebucht, aus Kopenhagen bekam ich die Information, dass die Deutsche Bahn nur noch mit Ticket einsteigen lässt, dieses aber schwer zu bekommen ist. Irgendwann surfte ich auf die Seite der britischen Botschaft in Stockholm und fand eine Sonderseite für gestrandete Briten in Stockholm mit einer schwedischen Telefonnummer, mit der man sich in Verbindung setzen konnte. Ich rief dort an in der Hoffnung, dass die eine Idee hatten, wie wir wieder nach London kommen. Und tatsächlich, die nette Frau am Telefon sagte mir, man habe gemeinsam mit der belgischen Botschaft einen Bus organisiert, der zumindest nach Brüssel fahre. Wenn wir Glück hätten, bekämen wir dort einen Anschluss mit dem Eurostar. Nun muss ich sagen, Busreisen gehören nicht gerade zu meiner bevorzugten Reiseart, aber ich hatte ja keine Wahl. Wir wollten nach einer Woche Stockholm in dreckigen Klamotten einfach nur nach Hause und der Luftraum war nach wie vor zu. Um 23.15 Uhr sollten wir zur belgischen Botschaft kommen, von dort sollte die britisch-belgische Evakuierungstour starten. Am Ende des Telefonats fragte mich die Botschaftsmitarbeiterin noch nach meinem Namen, meinem Geburtsdatum und meiner Passnummer. Da musste ich dann gestehen, dass ich zwar britische Steuerzahlerin bin, aber einen deutschen Pass habe und Artur einen portugiesischen. War aber kein Problem, sie wollten uns dennoch helfen. Wir haben dann noch einen ebenfalls gestrandeten Vortragenden aus den USA mitgenommen, auch das war kein Problem weder für die britische und belgische Botschaft.

Ich hasse Reisebusse

Nun muss man sagen, dass Reisebusse (zumindest kontinentaleuropäische, die in England haben oft Hublifte) mehrheitlich nicht barrierefrei sind. Im Gegenteil, die Treppen sind eng und steil und hinein ging es nur auf dem Po. Die Kanten waren scharf, die Sitze unbequem. Es war eine Tortur. Dass wir diese Reise nicht bis zum Ende mitmachen würden, war spätestens dann klar als der niederländische Busfahrer sagte, man werde noch ein Ziel in den Niederlande anlaufen und die Fahrt dauere etwa 24 Stunden. Man werde gegen Mitternacht in Brüssel ankommen. Aber was sollten wir gegen Mitternacht in Brüssel? Ein barrierefreies Hotelzimmer suchen. Pah! Aussichtslos bei den vielen Leuten, die versuchten mit dem Eurostar nach England zu kommen!

Hamburg-Stillhorn

Also beschlossen wir, an der Raststätte Hamburg-Stillhorn auszusteigen und von dort zum Hauptbahnhof zu fahren. Die Fahrt hatte langsam etwas von einem Road Movie.
In Dänemark mussten wir auf der Fähre raus aus dem Bus, was wieder Kletterkünste meinerseits bedeutete. Aber da konnte ich wenigstens zur Toilette gehen. Die Bustoilette war für mich unerreichbar.
In Hamburg-Stillhorn haben wir uns dann ein Taxi gerufen. Der Taxifahrer staunte nicht schlecht als er fragte „Wo kommen Sie denn her?“ und wir sagten „Aus Stockholm und wir wollen nach London.“ Aber erstmal wollten wir zum Bahnhof. Dort angekommen sagte uns der Bahnmitarbeiter, dass es keine Eurostar-Tickets mehr gebe und wir uns besser auf den Weg nach Süden machen sollten, denn die französischen Bahnen streikten sowieso. Gut, dass wir nicht nach Brüssel gefahren waren!

Frankfurt

Also beschlossen wir, kurzerhand mit unserem amerikanischen Anhang nach Frankfurt zu fahren. Dort standen sowohl unsere als auch seine Chancen besser, einen Flug nach Hause zu bekommen als in Hamburg. Ich kaufte schnell Tickets nach Frankfurt, der nächste Zug sollte in 30 Minuten gehen und ging zum Servicepoint, um Einstieghilfe zu bekommen. Der Mann schickte uns direkt zum Bahnsteig, wo ich eine Servicemitarbeiterin ansprach und ihr sagte, dass ich Einstieghilfe für den Zug nach Frankfurt bräuchte. „Sie haben sich aber nicht angemeldet“, blaffte sie mich an. Ich musste einfach laut lachen. Stimmt, ich hatte mich nicht an die Vorschrift gehalten, dass sich behinderte Reisende 24 Stunden vorher bei der Bahn anmelden müssen. Ich sass allein die letzten 12 Stunden in einem Reisebus. Wie dumm von mir! Ich erklärte ihr, dass wir froh seien, überhaupt den Weg raus aus Schweden gefunden zu haben, da die Züge überbucht seien und wir seit über einer Woche in Stockholm gestrandet waren bis die Botschaften einen Bus organisiert hatten und wir jetzt einfach nur nach Frankfurt kommen wollten, um von dort per Auto (meine Eltern leben in der Nähe) oder Flugzeug weiterzukommen. Sie begriff, dass ihr Kommentar uns etwas weltfremd vorgekommen sein musste und half mir in den Zug. Dort genossen wir erst einmal eine gute deutsche Currywurst und Bionade. Wir fuhren bis Frankfurt-Flughafen und dort holte uns meine Mutter ab. Unterdessen war zumindest der deutsche Flugraum wieder offen und wir buchten einen Flug nach London am nächsten Morgen. Die Flüge aus Stockholm gingen immer noch nicht. Und nach rund 36 Stunden Rückreise – davon 12 Stunden Bus -, kamen wir dann endlich in London an.

Mein Bedarf an Köttbullar und schwedischem Schokokuchen ist für die nächsten Jahre erst einmal gedeckt und auch IKEA kann ich derzeit nix abgewinnen. Aber eines muss ich sagen: Ich schaue der britischen Staatsangehörigkeit mit Freude entgegen. Auf deren Auslandsvertretungen scheint Verlass – und das Außenministerium twittert sogar.

Sister Act barrierefrei

Wir haben Freunden von uns Karten zum MusicalSister Act“ geschenkt und uns für den gleichen Abend auch gleich welche gekauft.

Ich habe extra einen Termin ausgesucht, bei dem die Vorführung mit Audiodiskription läuft. Fast jedes Theaterstück oder Musical, das eine Saison lang in London läuft, wird pro Saison ein- bis zwei Mal mit Audiodiskription, also Beschreibung für blinde Zuschauer, mit Gebärdensprachdolmetscher oder Untertitel aufgeführt. Ein Newsletter und eine Webseite der Londoner Theater informiert regelmäßig, wann es diese Vorstellungen gibt.

Ich habe also im Theater angerufen, ihnen gesagt, dass ich Rollstuhlfahrerin bin und mein Freund blind und ich gerne vier Tickets kaufen möchte. Wir haben ziemlich gute Plätze bekommen. Ein paar Tage vor der Vorstellung bekamen wir einen Brief mit einer CD. Dort war die Beschreibung drauf – zum Vorhören. Im Theater selbst bekam mein Freund, sowie die etwa 15 anderen blinden Besucher einen kabellosen Kopfhörer über den während der Vorstellung die Beschreibungen übertragen wurden. Die Sprecherin beschrieb alles live – wer auf die Bühne kommt, wie das Bühnenbild aussieht etc. Sie kam später auch noch zu den blinden Besuchern und stellte sich vor.

Das Musical war übrigens erstklassig. Wer den Film „Sister Act“ mag, dem wird auch die Theaterversion gefallen. Außerdem ist das Theater, in dem das Musical aufgeführt wird, sehr hübsch.

Riskante Mobilität

Heiko Kunert hat in seinem Blog über die Risiken der Mobilität für behinderte Menschen geschrieben. Eine 64-jährige sehbehinderte Frau in Brandenburg wurde von einem Bus erfasst starb kurz darauf. Im Juni verwechselte eine blinde Münchenerin den Raum zwischen den U-Bahn-Waggons mit der Tür. Der Fahrer bemerkte nichts und fuhr los. Die 28-Jährige war sofort tot. Und in der vergangenen Woche fiel ein 30-jähriger Hamburger auf die U-Bahn-Gleise in der Station Lutterothstraße.

Ich hatte schon seit letzter Woche vor, etwas zu dem Thema zu schreiben. Ich war hier im Einkaufszentrum in Canary Wharf als es einen Feueralarm mit sofortiger Evakuierung des ganzen Zentrums gab. Das Einkaufszentrum liegt unterhalb der Erde. Der Fluchtweg führte also nach oben. Natürlich gehen, wenn es brennt, keine Fahrstühle. Es gehen auch keine Rolltreppen, wie ich jetzt weiß. Es ist nichts passiert, ich habe nicht einmal Rauch gerochen, aber mir war ziemlich schnell klar, dass ich keine gute Chance habe, wenn es wirklich brennt. Auch wenn nur ein Stockwerk zu überwinden ist. Die Menschenmassen waren so groß, ich hätte nicht mal auf dem Hintern nach oben rutschen können. Die hätten mich totgetreten.

Es gab sogar einen Sammelpunkt für Rollstuhlfahrer. Wir „versammelten“ uns zu viert, hatten aber alle nicht das Gefühl, dass unsere Rettung bald bevorstehen würde. Wir waren mehr oder weniger „geparkt“ und aus dem Fluchtweg für die anderen Leute.

Soll ich das jetzt beklagen? Was würde das bringen? Tatsache ist, das Lebensrisiko von vielen behinderten Menschen ist sicherlich höher und man muss es nicht unnötig provozieren. Aber man kann doch auch nicht jeden Tag an irgendwelche Sicherheitsprobleme denken. Ich könnte nicht einmal mehr einkaufen gehen – jedenfalls nicht mehr oberhalb oder unterhalb des Erdgeschosses. Und auch ein blinder Mensch will morgens mit der U-Bahn zur Arbeit fahren und abends in die Kneipe. Das ist es, was Mobilität und Unabhängigkeit bedeutet.

Ich denke, man muss mit einer guten Portion Realismus rangehen. Ich erwarte natürlich, dass die Feuerwehr alles tut, um mich zu retten, aber ich weiß auch, dass es ungleich schwerer ist. Bleibe ich deshalb zu Hause? Nein.

Das Benehmen von Otto Normalneugieriger

Mir ist gerade etwas passiert, was mir schon Jahre, vielleicht sogar ein ganzes Jahrzehnt nicht mehr passiert ist: Ich wurde von einer wildfremden Person ohne irgendeinen Zusammenhang gefragt, warum ich im Rollstuhl sitze. Dabei ist mir aufgefallen, wie lange mir das schon nicht mehr passiert ist und wie sich das Verhalten von Otto Normalneugieriger in den letzen Jahren verbessert hat.
Ich sitze gerade bei Starbucks in San Jose (Kalifornien) und die Konversation lief so ab: Ansprache von hinten. Ich drehe mich um. Ein junger Typ, vielleicht Mitte 20, fragt mich:
„Ist die Wifi-Verbindung okay?“
Ich: „Ja, völlig in Ordnung.“
Er: „Unfall?“
Ich: „Nein.“
Er: „Ah, etwas anderes?“
Ich: „Ja.“
Ende der Konversation. Ich drehe ihm demonstrativ den Rücken zu.

Sowas kam, als ich noch zur Schule ging, fast täglich vor. Unterdessen hat sich das Verhalten der Otto Normalneugieriger wirklich gebessert, fiel mir dann heute auf. Sowas gibt es so gut wie gar nicht mehr. Früher waren es oft ältere Frauen, die mich auf der Straße ansprachen: „Warum sitzt Du denn im Rollstuhl?“. Wenn ich gut drauf war, habe ich ihnen bereitwillig Auskunft gegeben und sie anschließend gefragt, wie alt sie denn seien. Sie müssten ja schon recht alt sein dem Aussehen nach zu urteilen. Würde mich mal interessieren… Da war die Fragerunde dann meist schnell beendet.
Ich bin auch ein ziemlich neugieriger Mensch, käme aber nie auf die Idee, wildfremde Leute auf der Straße, bei Starbucks oder sonstwo nach ihren Behinderungen, Krankheiten, Alter, Eheproblemen und sonstigen persönlichen Dingen auszufragen. Aber manche Leute haben wohl echt kein Benehmen.

Kalifornien und die Barrierefreiheit – Europa holt auf

Die USA gelten in Bezug auf Barrierefreiheit als eines der fortschrittlichsten Länder der Welt. Unter den US-Bundesstaaten wiederum ist Kalifornien einer der führenden Staaten. Nach einer Woche in Kalifornien muss ich aber sagen: Europa holt auf! Und das hat auch mit der Wirtschaftskrise zu tun.
Ich war ein paar Tage in San Francisco und habe die Stadt kaum wieder erkannt: Ich war vor ein paar Jahren zuletzt da als ich noch in Deutschland lebte und war damals ziemlich beeindruckt. Tausende elektrische Türöffner, Fahrstühle, abgeflachte Bordsteine, Brailletasten in den Fahrstühlen. Aber offensichtlich geht den Amerikanern das Geld aus, um die Sachen auch in Schuß zu halten: Tausende elektrische Türöffner – aber keiner geht. Zwei U-Bahnstationen waren für mich unbenutzbar, weil die Fahrstühle nicht gingen. Immerhin – man wird wenigstens bereits am Flughafen darauf hingewiesen, aber letztendlich hilft einem das auch nicht, zum Ziel zu kommen.
Kein einziger Fahrstuhl, den ich in den letzten sieben Tagen benutzt habe, hatte eine funktionstüchtige Sprachausgabe. Es gibt in Großbritannien so gut wie keinen Lift mehr, der keine hat… Ich musste mich erst wieder umstellen, nach der Anzeigetafel zu suchen, um zu sehen, wo ich bin.
Bedingt durch die Wirtschaftskrise und die schlechte Haushaltslage Kaliforniens werden offensichtlichlich die Straßen auch nicht mehr so gepflegt. Die einst super gebauten Rampen bröckeln in San Francisco vor sich hin. Im Sillicon Valley gibt es aber wohl noch Geld. Hier sieht es besser aus.
Die Lifte in San Francisco rochen genau so wie die in Frankfurt – nach Urin. Früher gab es überall Security, die aufgepasst hat, dass sowas nicht passiert – jetzt sind sie eingespart.
Vorgestern war ich in einem Einkaufszentrum in Palo Alto und hatte prompt einen Strafzettel über 300 Dollar wegen Parken auf einem Behindertenparkplatz an der Scheibe. Ja witzig, ich weiß. Und ja, ich hatte den Parkausweis im Auto liegen. Die USA sind assoziiertes Mitglied der Kommission für die europäischen Parkausweise und erkennen diesen (mit wenigen Ausnahmen) an, wenn er in einem Touristenauto liegt. Ich nutze den europäischen (früher deutschen) Parkausweis seit 1996 in den USA und hatte nie ein Problem. Hinzu kommt, mein Auto ist als Hertz-Mietwagen zu erkennen und hat Handgas, was ebenfalls von außen zu sehen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier jemand unbegründet auf dem Behindertenparkplatz steht, war somit relativ gering.
Am gleichen Abend traf ich mich mit einer Rollstuhlfahrerin aus Mountain View, die mir sagte „Palo Alto sucks„. Die versuchten so ihren Haushalt aufzubessern. Sei ihr auch schon passiert. Sie würden es halt versuchen. Dem Einspruch würde sofort stattgegeben. Ich solle zum Rathaus fahren.
Ich habe mich dann also auf das Rathaus der Stadt Palo Alto bemüht. Behördengänge im Ausland finde ich immer besonders „toll“ – vor allem wenn man so einen unnötigen Mist erledigen muss. Und tatsächlich, die nette Dame empfang mich als sei ich schon Rollstuhlfahrerin 375 an diesem Tag, die mit dem gleichen Anliegen auftaucht, schob mir ein Formular rüber, das ganze fünf Zeilen Platz für die Widerspruchsbegründung hatte und sagte, ich bekäme in drei Wochen einen Bescheid nach England geschickt. Achja, und dann fragte sie mich noch, wo genau Amsterdam in Deutschland liegt, was ich ihr freundlich beantwortet habe.
Zum Rathaus kam ich übrigens auch nicht ohne Probleme. Es gab keinen Behindertenparkplatz – man will es ja den Leuten nicht zu einfach machen mit dem Widerspruch – und das Rathaus war sehr groß, aber nur von einer Seite zugänglich. Also einmal um den ganzen Block rum in drückender Mittagshitze. Willkommen im barrierefreien Kalifornien!
Wir haben unterdessen mit mehreren behinderten Kaliforniern gesprochen, die alle sagten, die Barrierefreiheit sei sehr lückenhaft umgesetzt. Vor allem im Arbeitsbereich. An manchen Stellen ist man baff, was alles gemacht wurde. Dann wiederum sieht man die Shuttlebusse von großen Firmen, die für Rollstuhlfahrer nicht benutzbar sind, aber eigentlich ein wichtiges Transportmittel für die Mitarbeiter im Silicon Valley sind. Ich kenne diverse vergleichbare Mitarbeitershuttle in Deutschland und in England von großen Firmen. Alle konnte ich nutzen.
Die USA muss sich anstrengen, wenn sie nicht hinter Europa zurückfallen will, was Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen angeht.

Mein Recht auf Kino oder „Isch protestiere“

Seit Wochen habe ich mich darauf gefreut, in Frankfurt ins Kino zu gehen. Ich wollte unbedingt Hape Kerkerlings neuen Film „Horst Schlämmer – Isch kandidiere“ sehen. Ich bin gerade für zwei Tage in Frankfurt und hatte das fest eingeplant.

Ich fuhr also zur Hauptwache mit dem Ziel Kino. In Frankfurt ins Kino zu gehen ist als Rollstuhlfahrerin sowieso eine kleine Mission. Es gibt nicht so viele barrierefreie Kinos, das weiß ich noch aus Jugendzeiten als ich mit Freunden öfter nach Frankfurt gefahren bin.
Jemand empfahl mir das CineStar-Kino am Eschenheimer Turm. Es ist ein relativ modernes Kino in einem alten Gebäude. Ich kam dort an und es war Kinotag. Dementsprechend war der Andrang. Aber die Anzeige sagte mir, es seien noch 107 Karten für Horst Schlämmer verfügbar. Ich war also optimistisch, noch eine zu bekommen.
An der Kasse angekommen, fragte mich die Kinokassenfrau, ob ich alleine ins Kino ginge. Ich sagte „Ja“ und sah an ihrem Gesicht, dass das ein Problem war.

Sie sagte mir, alle Kinos, in denen der Film laufe (an dem Abend gab es vier Vorstellungen) seien nicht barrierefrei – mit einer Ausnahme. Ein Saal sei zugänglich. Dort gebe es nur einen Rollstuhlplatz und der sei vergeben an einen anderen Rollstuhlfahrer. Mit Begleitung sei es aber kein Problem. Ich ahnte schon, dass es weniger ein Platzproblem als irgendeine bescheuerte Vorschrift war und sagte ihr: „Wissen Sie, ich lebe in England. Dort läuft der Film nicht. Ich habe mich seit Wochen darauf gefreut, den Film zu sehen, wenn ich für zwei Tage in Frankfurt bin.“ Ihre Antwort: „Schauen Sie doch einen anderen Film.“ Ich: „Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden. Ich möchte diesen und keinen anderen Film sehen und verstehe nicht, warum ich mit Begleitung plötzlich Platz da wäre. Sie murmelte irgendwas von Sicherheitsvorschriften.

Aha, wieder was gelernt: Ich darf also in Deutschland Alkohol trinken, Auto fahren, an den Wahlen des Deutschen Bundestags teilnehmen und mich wählen lassen. Ich könnte sogar Bundeskanzlerin werden. Aber ich darf in Frankfurt nicht alleine ins Kino. Ja nee, is klar.

Meine Empörung erweichte die Frau und sie sagte, sie würde mir eine Karte verkaufen, aber sie glaube nicht, dass mich die Security in den Saal lassen würde. Sie kenne aber die Regeln nicht so ganz genau.

Ich habe zwar nur ein paar Semester Jura im Nebenfach studiert, aber ich wusste, ich hatte gewonnen. Kam doch mit dem Verkauf der Karte ein Vertrag zustande. Soviel wusste ich. Und selbstverständlich nahm ich mir vor, auf Vertragserfüllung zu bestehen und den Aufstand des Jahrhunderts zu machen, sollte man mich nicht in den Saal lassen.

Als ich bei der Security ankam, interessierten die sich gar nicht für mich. Fragten mich nur, ob sie mir die Tür zum Saal aufmachen sollten.

Als ich reinkam, traute ich meine Augen nicht: Es gab überhaupt keinen Rollstuhlplatz. Nicht einen einzigen. Auch die andere Rollstuhlfahrerin stand mitten im Gang zwischen den zwei Notausgängen. Es war einfach eine leere Reihe, in die 10 Rollstühle gepasst hätten. Hätte ich übrigens eine nicht behinderte Begleitung gehabt, hätte diese weit über- oder unterhalb in einer anderen Reihe Platz nehmen müssen, so wie jetzt der Mann der Rollstuhlfahrerin neben mir.

Aber am Ende zählt ja – frei nach Helmut Kohl – was hinten raus kommt und ich habe ich den Film gesehen. Horst Schlämmer wäre stolz auf mich. Weisse bescheid!

Der Süden Englands

Ich habe mir endlich mal wieder Urlaub gegönnt und war im Süden Englands. De facto kenne ich das Land, in dem ich jetzt seit fast drei Jahren lebe immer noch nicht richtig, auch wenn mir viele britischen Londoner versichern, sie kennen auch kaum mehr als ich von Großbritannien.
Und nach einem einwöchigen Trip durch Südengland muss ich sagen, ich lebe in einem sehr schönen Land. Und in einem relativ barrierefreien noch dazu. Wir haben selbst in den kleinsten Käffern an der Küste immer eine barrierefreie Toilette gefunden. Aber der Reihe nach:

Brighton

Brighton

Brighton liegt weniger als eine Autostunde von uns entfernt. Das Meer ist somit sogar näher als in Hamburg. Brighton ist das größte Seebad Englands und machte auf mich einen sehr studentischen Eindruck. Mein erster Eindruck war schon sehr positiv: Wir fanden problemlos einen Behindertenparkplatz ohne viel zu suchen. Wir übernachteten im Premier Inn Hotel, eine der größten Budget-Hotelketten in Großbritannien. Ich hatte noch nie bei Premier Inn übernachtet. Wir waren aber so zufrieden, dass wir auch auf der weiteren Reise öfter in Premier Inns übernachtet haben. Ungewöhnlich fand ich, dass sie zwar ein barrierefreies Bad mit Griffen hatten, aber eine Badewanne statt einer berollbaren Dusche, dafür mit vielen Griffen. Ich weiß, dass das vielen Rollstuhlfahrern Probleme bereitet. Naja, für mich war das aber okay.
Brighton selber ist ziemlich barrierefrei. Es gab genug öffentliche barrierefreie Toiletten, die Restaurants hatten mobile Rampen zum Anlegen. Aber am meisten beeindruckt hat mich der Royal Pavillion, der für ein so prunkvolles Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert relativ barrierefrei war. In der Audiotour wurde sogar erklärt warum: George IV konnte irgendwann nicht mehr gut laufen und ließ alle Zimmer im Erdgeschoss einrichten. A propos barrierefrei: Es gab sogar eine spezielle Audiotour für blinde Besucher, in denen die einzelnen Zimmer beschrieben wurden.

Poole

Nachdem uns Portsmouth nicht so gut gefallen hat und außerdem regnete, sind wir einfach weiter nach Poole gefahren. Nach der guten Erfahrung mit der Premier Inn-Kette, sind wir auch dort wieder in ein Hotel von ihnen und wurden nicht enttäuscht. Auch in Poole gab es Behindertenparkplätze, die problemlos zu finden waren. In der Touristeninfo haben wir uns mit Informationen über die Region eingedeckt und sind danach thailändisch essen gegangen. Allerdings war es nicht ganz so einfach, ein barrierefreies Restaurant zu finden. Poole ist nicht so der Hit. Der Strand ist sehr schön, aber die Stadt selbst ist eher langweilig, fand ich.

Eine Broschüre brachte uns auf die Idee, auf die Isle of White zu fahren. Es gab super günstige Fährangebote und so sind wir am nächsten Tag nach Lyminton gefahren, einem kleinen Ort an der Küste. Die Hauptstraße haben wir uns gar nicht erst angesehen – zu steil. Aber unten am Hafen war es sehr nett.

Lymington

Hafen von Lymington

Es gab kleine Läden, man konnte Eis essen und die Schiffe beobachten während man auf die Fähre wartete. Bislang waren alle Autofähren, die ich hier benutzt habe, total barrierefrei. So auch diese. Man muss den Leuten, die am Anfang kontrollieren sagen, dass man Rollstuhlfahrerin ist, dann schicken sie einen an den Rand oder in eine spezielle Reihe, um sicherzustellen, dass man einen Platz in der Nähe des Lifts bekommt und genug Platz zum Aussteigen hat. Das hat sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt super funktioniert. Sie hatten uns auch angeboten, im Auto sitzen zu bleiben, aber das wollten wir nicht.

Isle of Wight

Isle of White

Auf der Isle of Wight haben wir kein Zimmer mehr im Premier Inn bekommen und sind stattdessen zu Travelodge, eine andere Budget-Kette mit etwas schlichteren Zimmern. Ich war mal in Wales und habe in einem Travelodge-Hotel übernachtet. Das Zimmer auf der Isle of Wight sah identisch aus wie das in Wales. Einfach, aber barrierefrei.
Parken war auf der ganzen Insel kein Problem. Abends waren wir in einem uralten Pub am Hafen von Newport – umgebaut mit Rampe und barrierefreier Toilette. Das finde ich jedesmal faszinierend: Da gibt es hunderte Jahre alte Gaststätten und die haben eine barrierefreie Toilette. Und dann gibt es Lokale, die weit weniger Probleme hätten, eine einzurichten und die machen es nicht. In dem Pub waren dann auch gleich noch andere Rollstuhlfahrer.

Swanage

Auf Empfehlung sind wir am nächsten Tag weiter nach Swanage gefahren. Swanage symbolisiert für mich einen Urlaubsort, der einfach nichts richtig gemacht hat in Bezug auf Barrierefreiheit. Wir kamen in Swanage an und hatten schon Probleme einen Parkplatz zu finden. Es gab kaum Behindertenparkplätze. Als wir dann endlich einen gefunden hatten, durfte man auf diesem nur zwei Stunden stehen bleiben und musste bezahlen, obwohl es ein Parkplatz der Stadt war und kein Privater. Der Hammer war aber, dass ich an die Parkautomaten nicht rankam, weil eine Stufe davor war.

Parkautomat

Der Bürgermeister dieses Ortes wird noch Post von mir erhalten. So kurbelt man den Tourismus sicher nicht an. Und das hatte sich wohl auch rumgesprochen: Während es in wirklich jedem Küstenort auffallend viele behinderte Menschen gab, die dort Urlaub machten, waren Swanages Urlauber durch und durch nichtbehindert.
Es gab leider keine Hotelketten am Ort und so mussten wir uns auf die Kompetenz der Touristeninfo verlassen. Die Frau wirkte recht ratlos als wir ankamen. Sie hatte nicht einmal eine Liste mit barrierefreien Unterkünften, telefonierte etwas halbherzig rum und riet uns dann, es in einem anderen Ort zu versuchen. Das nenne ich lokale Wirtschaftsförderung! Wir haben Swanage dann auch schnell wieder verlassen und sind zurück nach Poole gefahren, diesmal in ein anderes Premier Inn-Hotel.
Aber eine Einrichtung hat mich aber in Swanage beeindruckt: Eine alte aber barrierefreie Bahn.

Zug

Wir kamen drei Minuten vor Abfahrt des Zuges an, kauften schnell eine Fahrkarte und ruckzuck legte der Schaffner eine Rampe an.

Rampe am Zug

Rampe am Zug

Ich habe mich wirklich gefragt, wieso das eigentlich nicht immer so sein kann. Wir sind mit der Bahn bis Corfe Castle gefahren, einem Ort mit 1500 Einwohnern, einer Burg, ein paar Pubs und – natürlich – einer Behindertentoilette.

Hinweisschild fuer Rollstuhlfahrer

Corfe Castle

Weymouth

Weymouth

Eigentlich wollten wir schon nach Hause fahren, aber das Wetter war so schön und so entschieden wir uns dafür, noch ein bisschen westwärts zu fahren. Wir kamen nach Weymouth, das uns so gut gefiel, das wir dort blieben. Die Touristeninfo von Weymouth war das komplette Gegenteil zu der in Swanage. Das Premier Inn war ausgebucht und so gingen wir wieder in die Touristeninfo. Dort begrüßte uns ein Plakat mit angebotenen Dienstleistungen für behinderte Urlauber: Es gab eine Liste mit barrierefreien Unterkünften, eine Broschüre mit barrierefreien Einrichtungen, einen Stadtplan für Rollstuhlfahrer und vieles mehr. Die Hotelliste telefonierten wir dann einfach ab und schon die zweite Unterkunft auf der Liste hatte ein barrierefreies Zimmer frei. Während unseres Aufenthalts in Weymouth sind mir sicherlich 30 Rollstuhlfahrer begegnet: Alte und Junge, Leute auf Scootern, mehrfachbehinderte Menschen an Beatmungsgeräten und Aktivsportler. Der Ort hat sich auf behinderte Urlauber eingestellt und die wissen das offensichtlich zu schätzen. Der Stadtplan für Rollstuhlfahrer verzeichnete sage und schreibe 14 Behindertentoiletten.

Das war sicher nicht die letzte Tour, die wir auf diese Weise gemacht haben. Es ist einfach toll, einfach dahin zu fahren, wo man hin möchte und dort zu bleiben, wo es einem gefällt. Und ich fand sehr interessant zu sehen, was man als Küstenort, der vom Tourismus lebt, mit ein bisschen Mitdenken machen kann.
Ich bin übrigens immer noch beeindruckt von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Briten. Das macht das Reisen hier so angenehm. Wenn wir irgendwo standen und auf die Karte schauten, kam sofort jemand und fragte „Do you need a hand?“. Also verloren gehen kann man hier nicht.

Kueste

Nachhaltigkeit von Beschwerden

Ich war ja vor ein paar Wochen in Berlin. Ich muss sagen, ich war vor dem Flug etwas nervös. Nicht, weil ich Flugangst habe, sondern weil die Berliner Flughäfen berühmt berüchtigt sind, Rollstuhlfahrern ihre Rollstühle unter dem Hintern wegzunehmen. Martin Ladstätter hatte vor zwei Jahren die Bundesrepublik Deutschland verklagt, weil ihm die Bundespolizei am Flughafen Tegel den auf ihn angepassten Rollstuhl weggenommen hatte, anstatt ihn erst am Flugzeug verladen zu lassen, wie das weltweit üblich ist. Zu einer Verhandlung kam es aber gar nicht, weil die Bundespolizei nach diversen Briefen und Klageerhebung einlenkte und bekannt gab, dass er nun auch in Berlin Hilfsmittel mit zum Flieger nehmen dürfe.
Ich bin nur einmal nach Berlin geflogen, noch vor der Wende, danach nicht mehr, weil ich ja in Hamburg wohnte. Aber für die Republica bin ich ja von London nach Berlin geflogen und war gut vorbereitet: Stift und Block lagen notizbereit in meiner Tasche, um mir gegebenenfalls Namen der handelnden Personen aufschreiben zu können. Argumentationslinien hatte ich mir eingeprägt – nur für den Fall, dass die Bundespolizei oder der Flughafen die Auseinandersetzung von vor zwei Jahren schon wieder vergessen hatten und mir meinen Rollstuhl unterm Hintern wegnehmen wollten. Ich brauche, wie Martin, meinen auf mich angepassten Rollstuhl. In einem 08/15-Flughafenrollstuhl habe ich keinen Halt. Aber wir kamen in Schönefeld an (Tegel und Schönefeld haben die gleichen Flughafenbetreiber und es gab auch dort die gleichen Probleme) und mein Rollstuhl stand schon bereit. Ich hatte die Flugbegleiterin auch beim Anflug schon darauf hingewiesen, dass ich meinen eigenen Rollstuhl haben möchte. Die Ankunft war aber wohl auch früher kein Problem, eher der Abflug und so war ich dann richtig gespannt als es wieder zurück nach London ging.
Man fragte mich am Check-In sogar, ob ich meinen Rollstuhl behalten oder aufgeben wolle. Ich nahm ihn natürlich mit und fuhr mit dem eigenen Rollstuhl bis an den Flieger. Es war kein Problem.
Als ich wieder zu Hause war, habe ich mich bei Martin bedankt: Einfach deshalb, weil ich davon profitiere, dass sich jemand gewehrt hat und mir deshalb der Zoff erspart wurde. Ich würde mir so wünschen, dass mehr behinderte Menschen sagen, was nicht in Ordnung ist. Darüber freut sich dann derjenige, der nach ihnen irgendwohin kommt. Nun kenne ich Martin und weiß also auch noch, wer vor mir da war und das „geregelt“ hat. Sich zu beschweren ist manchmal viel nachhaltiger als man sich das in dem Moment ausmalt. Wenn einmal etwas durchgesetzt wurde, profitieren aber oft ganz viele davon.

Bin wieder da

Nein, es ist nichts passiert. Ich habe nicht wirklich eine gute Entschuldigung, warum ich so lange nichts geschrieben habe, außer einen ziemlich anstrengenden und zeitraubenden Umzug. Aber wir sind jetzt ganz glücklich in unserem neuen Haus und langsam sehe ich Land, was meine Zeit angeht. Wir haben uns in der Gemeinde Greenwich, wo wir auch vorher schon gewohnt haben, einen Bungalow gekauft. Genauer gesagt wohnen wir jetzt im Stadtteil Eltham.

Der Hauptgrund, warum wir nach Eltham gezogen sind, ist die Tatsache, dass es hier relativ viele Bungalows gibt. Es gibt in London nur zwei Regionen, in denen es Bungalows gibt. Hier im Südosten und im Nordwesten. Wir wollten sowieso in Greenwich bleiben und Eltham ist eine nette Gegend mit guter Verkehrsanbindung. Es ist schwierig, in London Bungalows zu finden, denn Grund und Boden ist hier wahnsinnig teuer. Deshalb baut heute niemand mehr ein nur einstöckiges Haus auf das teure Land. Unser Haus ist aus dem Jahr 1928 und sehr gut in Schuss. Unser Gutachter meinte: „Diese Häuser haben den Zweiten Weltkrieg heil überstanden. Die sind besser in Schuss als mancher Neubau hier.“

Das Besondere ist, dass das Haus vorher bereits einer Rollstuhlfahrerin gehörte und sie vor ihrem Tod verfügte, dass das Haus wieder Menschen mit Behinderungen zu Gute kommt. Denn sie hat viel umbauen lassen. Es gibt keine einzige Schwelle, zum Bad gibt es eine Schiebetür und die Küche ist unterfahrbar und niedriger angebracht, um mal nur ein paar Dinge zu erwähnen. Es gibt einen total zugänglichen Garten, der erhöhte Holzwege hat. Man kann sogar vom Rollstuhl aus Äpfel pflücken.

Es war wirklich Glück, dass wir das Haus gefunden haben. Ich glaube, ein barrierefreies Haus in London zu finden, ist genauso schwer wie in Hamburg. Bei Wohnungen sieht es etwas anders aus. Es gibt vielen alten Baubestand und die vielen viktorianischen Häuser kamen überhaupt nicht in Frage, weil sie viel zu eng sind und zwei Stockwerke haben.

Nun leben wir uns langsam ein, aber noch sind nicht alle Kisten ausgepackt…

Londons neuer U-Bahn-Plan

London hat einen neuen U-Bahn-Plan für behinderte Fahrgäste. Man kann jetzt sehen, wie groß die Höhendifferenz zwischen Bahnsteig und Zug ist. Das ist schon mal ein Anfang. Jetzt müssen sie die Differenz nur noch beseitigen.
Ganz einfach zu lesen, ist der Plan nicht. Es wird mit Buchstaben, Farben, Kreisen und Achsen gearbeitet. Kann keiner sagen, behinderte Menschen würden von Transport for London unterschätzt.