Mich hat auch niemand gefragt, aber ich habe dieses Blogstöckchen dennoch aufgehoben und 20 Dinge über mich aufgeschrieben. Genauso wie Felix, DasNuf, Kaltmamsell und viele andere zuvor.
1. Ich wollte schon immer Journalistin werden.
2. Als ich neun Jahre alt war, bekam ich einen Tag beim ZDF geschenkt – als Belohnung für eine Operation – danach wollte ich dann noch mehr Journalistin werden.
3. Ich hatte schon in der Grundschule Französischunterricht, weil ich in der Nähe der französischen Grenze wohnte. Später ging ich in eine Schule mit Intensivunterricht Französisch. Meine Eltern sind jedes Jahr mit uns nach Frankreich in Urlaub gefahren und wir fuhren oft nach Frankreich zum Einkaufen. Ich war auch zum Schüleraustausch in Frankreich. Ich spreche aber immer noch nicht gut Französisch.
4. Meine Englischlehrerin sagte mal zu mir „Du wirst diese Sprache nie lernen.“ Ich muss da immer dran denken, wenn ich wieder etwas für die BBC mache und durch den Haupteingang gehe. Ich antworte jedes Mal im Geiste „Naja, aber für die BBC reicht es.“
5. Ich bin ganz schlecht im Promis erkennen, selbst wenn ich mit ihnen rede. Ich könnte nie für die BUNTE oder so arbeiten. Ich würde an Schauspielern, Sängern, Popstars etc. einfach vorbeigehen. Allein im vergangenen Jahr habe ich es zwei Mal geschafft, prominente Persönlichkeiten zu fragen, was sie denn eigentlich so beruflich machen.
6. Ich habe es auch geschafft, in meinen ersten Tagen bei BBC, die Moderatorin des BBC-Frühstücksfernsehens zu fragen, was sie denn bei BBC so macht.
7. Ich hasse Rotwein.
8. Ich wollte als Kind eine Carrera-Bahn haben, die ich aber nicht bekommen habe.
9. Bis zu meinem 19. Lebensjahr bin ich im Durchschnitt alle vier Jahre umgezogen. Ich war in drei weiterführenden Schulen und zwei Kindergärten.
10. Ich habe 10 Jahre lang in Hamburg gewohnt – nirgendwo habe ich länger gewohnt bislang.
11. Als ich 18 war, bin ich vom katholischen zum evangelischen Glauben konvertiert.
12. Ich habe mal Leistungsschwimmen gemacht, bin auch Deutsche Meisterschaften geschwommen, aber ich mochte es nicht sonderlich, weil da nur andere behinderte Jugendliche waren und ich bei Wettkämpfen kaum Konkurrenz hatte (zu jung, weiblich, zu behindert).
13. Ich hatte mal Angst vor Spinnen – bis ich mir selber damit so auf die Nerven ging, dass ich zum Londoner Zoo in einen Anti-Arachnophobie-Kurs gegangen bin. War furchtbar, aber hat geholfen.
14. Ich bin nicht geizig, aber ich liebe Rabattkarten und freue mich, wenn ich den 10. Kaffee kostenlos bekomme.
15. Ich arbeite gerne in wuseliger Umgebung. Deshalb habe ich mein Büro aufgegeben und bin in einen Co-Working-Space gezogen.
16. Weil ich nicht gerne länger als 12 Stunden sitze, arbeite ich morgens oft vom Bett aus.
17. Ich habe seit mehr als 20 Jahren keine Krankengymnastik mehr gemacht. Alle Horrorszenarien, die mir prophezeit wurden, sind nicht eingetreten. Dafür habe ich eine Menge Zeit sinnvoll genutzt.
18. Nachdem ich bei den beiden Eröffnungszeremonien für London2012 mitgemacht habe, habe ich kaum noch Lampenfieber.
19. Ich hasse Ungerechtigkeit und Diskriminierung aller Art.
Als ich vor fast 7 Jahren nach London ging, habe ich weder damit gerechnet, an der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele teilzunehmen noch damit, nach den Spielen einmal für die BBC in James-Bond-Manier die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt zu testen. Aber genau das habe ich im Juli gemacht. Der Film lief vergangenes Wochenende im Frühstücksfernsehen bei BBC One und in der Sendung BBC Fast Track auf BBC World News.
Das Konzept des Films: Ex-Paralympics-Sportler Ade Adepitan und ich rasen von einer ehemaligen Olympiastätte zu einer London2012-Olympiastätte – er mit dem Handbike, ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Politik betont immer wieder die Nachhaltigkeit der Spiele und wie viel sich seitdem in London geändert hat. Das haben wir getestet. Das Ergebnis seht Ihr hier:
Ade brauchte rund 30 Minuten weniger als ich. Ich war bei 30 Grad und einer irren Hitze in der U-Bahn fast zwei Stunden unterwegs, musste zwei Busse und zwei U-Bahnen nehmen um barrierefrei von A nach B zu kommen – eine Strecke für die man als nicht behinderter Passagier rund 45 Minuten gebraucht hätte.
Das Team
Um diesen Film machen zu können, hatten wir eine Armee an Leuten um uns herum. Ich habe schon viel fürs Fernsehen gearbeitet, in Deutschland und in UK, aber das war wirklich auch für BBC-Maßstäbe ziemlich cool. Wir hatten mehrere Kameraleute und Producer. Vor Ade fuhr ein Team mit einem Audi, in dessen Kofferraum eine Kamera und ein Kameramann saß. Außerdem hatte Ade eine James-Bond-mäßige Kamera an seinem Bike und ein Mikrofon.
Die Gadgets
Ich hatte ebenfalls eine Kamera am Rollstuhl. Die war kaum größer als ein Daumennagel. Die hatten wir mit Black Tack (das ist so schwarzes Kaugummiband) auf Kniehöhe meines Rollstuhls festgemacht. Zudem hatte ich ein Mikrofon auf der Brust. Ein Kameramann hatte ein Hemd mit einem Knopf, in den eine winzige Kamera eingebaut war. Die Kabel waren unter dem Hemd, der Kontrollmonitor in einer Umhängetasche. Eine Producerin hatte eine Kamera, die ungefähr so groß war wie eine übergroße Streichholzschachtel in der Hand. Und es gab auch normal große Kameras.
Der Grund für unser James-Bond-Auftreteten war, dass die BBC von den Verkehrsbetrieben niemals eine Drehgenehmigung für so einen Film bekommen hätte und es natürlich möglichst authentisch sein sollte. Kein Mitarbeiter hätte mich einfach stehen lassen, wie es in dem Film zu sehen ist, wenn sie gewusst hätten, sie werden gefilmt. Und bestimmt hätten sie kein ungeschultes Personal da hingestellt.
Journalismus zum Thema Barrierefreiheit mit richtig coolen Gadgets, bei strahlendem Sonnenschein und einem klasse Team – das hat richtig Spaß gemacht und ich glaube, das merkt man dem Film auch an.
An welchem Satz merkt man ganz schnell, dass jemand es sicher ganz nett meint, aber im Grunde null Ahnung hat, wovon er redet? Auf meiner Hitliste weit oben steht der Satz: „Im Grunde ist ja jeder irgendwie behindert.“ Dieser Satz wird so gut wie immer nur von nicht behinderten Menschen benutzt und ich hasse ihn. Ich schreie innerlich, wenn zu mir jemand diesen Satz sagt und gerade ist der Satz irgendwie wieder voll in Mode. Warum ich den Satz hasse? Er ist einfach falsch und er negiert völlig die Diskriminierung, die behinderte Menschen erfahren.
Zum einen steckt dahinter der Wunsch nach Gleichmacherei. Alle sind ja irgendwie gleich, alle machen die gleichen Erfahrungen. Das ist sicher sehr nett gemeint, aber nein, mit Verlaub, das ist nicht so. Nicht behinderte Menschen machen nicht die Erfahrungen, die behinderte Menschen machen. Nicht einmal behinderte Menschen machen die gleichen Erfahrungen die andere behinderte Menschen machen, weil sie andere Bedürfnisse haben.
Nicht behinderte Menschen müssen sich nicht bei der Bahn 24 Stunden vorher anmelden, wenn sie reisen wollen. Die können einfach in den Zug steigen. Die dürfen auch auf den Berliner Fernsehturm und ins Kino wann und wo sie möchten, die können auch jede Sendung im Fernsehen sehen und nicht nur die wenigen, die man untertitelt, um mal nur ein paar Beispiele zu nennen.
Meine Behinderung definiert sich für mich darüber, wie barrierefrei mein Alltag ist. In einer barrierefreien Umwelt fühle ich mich nicht behindert. Leider ist die Umwelt aber so, dass behinderte Menschen an sehr viele Barrieren stoßen. Das schließt sie von vielen Lebensbereichen aus: öffentliche Verkehrsmittel, Bildung, Beruf, Kultur, Medien. Die Liste ist ewig lang. Behinderte Menschen machen also tagtäglich die Erfahrung, dass sie ausgegrenzt werden. Sie werden behindert. Das zu ändern ist eine Frage von Menschenrechten und dem Bekämpfen von Diskriminierung.
Wenn man das ändern möchte (was ich schwer hoffe), muss man als erstes einmal den Umstand anerkennen, dass es Diskriminierung und Ausgrenzung gibt und auch, dass Behinderung kein allein individuelles Problem eines einzelnen ist, sondern ein gesellschaftliches Problem.
Diese oben beschriebene Gleichmacherei macht aber genau das Gegenteil. Es erkennt nicht die Bedürfnisse einer bestimmten Minderheit an, die die Gesellschaft vielfach nicht berücksichtigt, sondern tut so als seien die Erfahrungen im Alltag für alle gleich. Das ist aber nicht so.
Diese Definition von Behinderung übrigens ist auch der Grund, warum es im britischen Englisch „disabled people“ und nicht „people with disabilities“ (oder wie im Deutschen „Menschen mit Behinderungen“) heißt. „Disabled people“ geht davon aus, dass behinderte Menschen behindert werden nicht eine Behinderung haben, es ein gesellschaftliches Problem ist und fokussiert nicht auf eine rein medizinische Diagnose. Die Diagnose nennt man „impairment“ nicht „disability“.
Dahinter stehen zwei verschiedene Denkweisen über Behinderung. Das „medizinische Modell“ und das „soziale Modell“ von Behinderung. In Deutschland definiert man Behinderung danach, was jemand nicht kann und sieht das als alleinige Ursache für die Behinderung. Zum Beispiel: Ich komme in das Gebäude nicht rein, weil ich nicht laufen kann. Das „soziale Modell“ geht davon aus, dass die äußeren Umstände die Behinderung sind. Also: Ich komme in das Gebäude nicht rein, weil da fünf Stufen vor der Tür sind.
Zukunftsweisender ist sicher das „soziale Modell“, denn ein Gebäude kann man ändern, aber es wird immer Menschen geben, denen fünf Stufen Probleme bereiten. Darauf zu hoffen, dass sich das individuell oder medizinisch löst, ist ziemlich unwahrscheinlich und führt zu weiterer, andauernder Ausgrenzung – eben so lange wie das Gebäude nicht geändert ist.
Also nein, im Grunde ist nicht jeder behindert, nur ein Teil der Bevölkerung. Aber jeder kann etwas dafür tun, dass die Barrieren weniger werden. Dazu gehört auch, solche Sprüche zu überdenken.
iPhone 4S, iPad Mini, Samsung Serie 5 Ultra Touch 540U3C mit Windows 8 (ich bin vermutlich die einzige Nutzerin, die Windows 8 mag) New Trent Power Pack IMP1000 fürs iPhone und iPad, Perrixx Bluetooth Tastatur für mein iPad
Mich überkommt plötzlich der Drang, zu diesem oder jenem etwas bloggen zu müssen. Das führt leider zu etwas unregelmäßigen Einträgen.
Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
Ich nutze WordPress. Außerdem lese ich tausende RSS-Feeds. Nachdem Google den Google Reader einstellt (das verzeih ich Google nie!), nutze ich jetzt The Old Reader. Außerdem nutze ich das gute alte Delicious.
Wo sammelst du deine Blogideen?
In meinem Kopf. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Für den Blogeintrag über London habe ich allerdings eine Liste bei Fetchnotes angelegt.
Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
Ich blogge nicht, um Zeit zu sparen. Ich finde, WordPress macht einem das Bloggen schon recht einfach.
Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?
Ja, RE.Minder Das ist sehr linear aufgebaut und simpel.
Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst?
Na klar. Mein Rollstuhl. :-)
Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
Songtexte einprägen. Ich brauche ein Lied nur ein oder zwei Mal zu hören und ich kann den Text. Das ist leider auch bei den furchtbaren Liedern so.
Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
Oft meine „Recently Played“ oder „Most Played“-Playlist.
Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?
Nachtigall. Vor 10 Uhr kann ich nicht schreiben, nach 22 Uhr dafür umso besser.
Eher introvertiert oder extrovertiert?
Eher extrovertiert, ich sage meine Meinung, erzähle aber nicht alles über mich.
Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
Wer immer möchte.
Der beste Rat den du je bekommen hast?
Neid muss man sich verdienen, nur Mitleid bekommt man geschenkt.
Zwei Blogeinträge in einer Woche? Ich weiß nicht mehr, wann das zum letzten Mal vorkam, aber ich habe den Drang, auf diesen Blogeintrag zu antworten. Das Nuf hat sich über dieses Video geärgert
und ihren Ärger in den Blogeintrag mit dem Titel „Geht euch doch selbstverwirklichen, ich geh arbeiten“ fließen lassen.
Nun war ich schon bei der Überschrift verwirrt. Wo ist denn da der Widerspruch? Dann las ich den Blogeintrag und es wurde mir klarer. Ja, ich mag dieses theatralische Gesülze amerikanischer Art und solche Kitschvideos auch nicht besonders. Die Aussage finde ich allerdings nicht so verkehrt. Im Gegenteil.
Ich gehe tatsächlich arbeiten, weil ich das, was ich mache, gerne tue. Mein Beruf ist meine Berufung, meine Selbstverwirklichung. Ich wusste schon immer, ich möchte, nein, ich MUSS Journalistin werden. Seit ich 7 war und ganze Sätze schreiben konnte ungefähr. Als ich etwa 9 Jahre alt war bekam ich als Belohnung für eine Operation einen Tag beim ZDF geschenkt und ab da war ich endgültig verloren an den Journalismus.
Hätte ich auf die guten Ratschläge um mich herum gehört, wäre ich heute Juristin oder Lehrerin – „der Staat stellt ja doch manchmal Behinderte ein“ – oder Telefonistin – „das raten wir allen Rollstuhlfahrern“. Gott sei Dank bin ich so stur und habe wie eine Bekloppte daraufhin gearbeitet, Journalistin zu werden. Hat dann ja auch geklappt.
Nun brauche ich ja nicht zu verschweigen, dass es für mich schon etwas aufwendiger ist, arbeiten zu gehen, vor allem in einem Beruf, bei dem man ständig draußen rumturnt, als für Leute, die den Journalistenberuf auf zwei Beinen ausüben – das liegt in erster Linie in der nicht immer barrierefreien Umwelt.
Als ich Volontärin bei dpa war, hatte ich teilweise bis zu 3 Terminen am Tag an immer anderen Örtlichkeiten. Wenn ich die Räumlichkeiten nicht kannte, musste ich anrufen und alles abklären. Das ist auch heute noch so und klappt mal gut, mal weniger gut. Außerdem muss ich immer viel früher los als andere Kollegen, um pünktlich da zu sein, weil ich mit Rollstuhl ins Auto laden und Lifte suchen einfach langsamer bin. Das ist zwar alles manchmal nervig, aber ich liebe meinen Beruf so sehr, ich nehme das gerne dafür in Kauf. Und ja, ich könnte mich auch verrenten lassen, aber ich will das nicht. Mein Beruf ist meine Selbstverwirklichung.
Würde ich diesen Aufwand betreiben für einen Job, der mich nicht erfüllt? Wohl eher nicht. Und unterdessen picke ich mir auch im Journalismus die Rosinen raus. Ich schreibe nur noch, was mir Spaß macht, ich den Aufwand vertretbar finde und das ist mehr als genug.
Als ich meine Firma gründete, habe ich mich für diverse Existenzgründerprogramme beworben. Ich bin in einige aufgenommen worden. Ein Programm stellte mir eine Beraterin zur Seite, die, wie sich später herausstellte, auch Rupert Murdoch beriet. Auf fast jede Frage, die sie mir am Anfang stellte, antwortete ich mit „Weil ich das gut finde“ oder „Weil ich das so gerne mag.“ Ich habe damals eine deutschsprachige Zeitung gestartet, die als einziges Konzept hatte, eine Zeitung zu werden, die ich selber gerne lesen würde. Das gefiel ihr nicht. Ich solle mal aus meiner Komfortzone rauskommen, sagte sie mir. Da habe ich sie rausgeschmissen. Warum? Weil ich glaube, dass Menschen dann gut sind, wenn sie an das glauben, was sie tun. Das ist bei mir jedenfalls so. Außerdem hatte ich meine Komfortzone schon oft genug verlassen. Warum soll ich mir das Leben ungemütlich machen, wenn ich das Sagen habe? Zudem kann ich nichts verkaufen, was ich selber nicht mag. Ich habe an meine Zeitung geglaubt, sie aufgebaut und im vergangenen Jahr, nach 5 Jahren, verkauft. Ganz ohne die Murdoch-Beraterin. Auch das war Selbstverwirklichung, denn ich wollte wieder mehr selber schreiben und ein bisschen mehr Zeit haben.
Und manchmal macht es mich einfach wütend – vielleicht so wütend wie das Nuf beim Betrachten des Videos – wenn ich sehe, dass Menschen völlig gegen ihre Bestimmung leben, sie das Leben eines anderen leben oder weil ihnen das die Eltern oder sonst wer vorgegeben haben.
Wenn ich morgen tot umfalle (bitte nicht!), habe ich zumindest die Gewissheit, mein Leben mit dem ausgefüllt zu haben, was mir Spaß macht, zumindest dann, wenn es möglich war. Die negativen Dinge im Leben kommen so oder so. Da muss man nichts zu tun. Mein Beruf spielt bei den positiven Dingen eine sehr wichtige Rolle. Insofern kann ich die Aussage des Videos gut verstehen.
Unternehmen, die mit Barrierefreiheit werben und versuchen, behinderte Kunden anzusprechen, haben bei mir eigentlich schon gewonnen. Es ist so selten, dass behinderte Kunden als Zielgruppe erkannt werden, dass ich mir schwer tue aus lauter Verbundenheit noch irgendwo anders hinzugehen als zu denen, die mich als Kundin wertschätzen.
Ich bin jetzt zum zweiten Mal im Scandic Hotel am Potsdamer Platz. Scandic ist eine skandinavische Hotelkette, die ein umfassendes Konzept zur Barrierefreiheit in ihren Häusern etabliert hat und damit auch wirbt. PR-mässig hat sich das in jedem Fall schon ausgezahlt – immerhin berichtete unter anderem CNN über das Konzept. Aber wie sieht das nun in der Praxis aus? Alles nur Werbung?
Das Problem ist natürlich, das sei vorweg bemerkt, wenn ein Unternehmen damit wirbt, besonders barrierefrei, besonders familienfreundlich, besonders umweltfreundlich oder was auch immer zu sein, dass man umso mehr auf die Mängel achtet, die dann doch in dem jeweiligen Bereich herrschen, die einem bei einem anderen Unternehmen vielleicht gar nicht aufgefallen wären. Dennoch dachte ich, es sei gut, meine Erfahrungen mal zu bloggen – vielleicht um auch andere Hotels anzuregen, sich mal ihr eigenes Haus mal genauer anzuschauen.
Die Ankunft
Am Eingang gibt einen Nebeneingang mit einem elektronischen Türöffner, so dass man gar nicht durch die Drehtür muss. Das Hotel wirbt mit dem Konzept „Design für alle“. Warum also kein Eingang für alle? Blinde Menschen würden den Nebeneingang erst einmal gar nicht so einfach finden.
Die Begrüßung an der Rezeption war vorbildlich. Die Rezeptionistin wies mich sofort darauf hin, dass der Tresen am Ende niedriger ist und zog mit mir dahin um. Das lässt auf eine gute Schulung des Personals schließen. Außerdem sind diese niedrigen Tresen in Hotels nicht selbstverständlich und sind sehr angenehm für mich als Rollstuhlfahrerin. Dann fragte sie mich, ob sie die Türverankerung aushängen lassen soll. Ich wusste erst einmal gar nicht was sie meint. Als ich am Zimmer ankam, verstand ich es.
Der Weg zum Zimmer
Ich würde es mit „unproblematisch“ zusammenfassen, aber es gibt ein Aber. Ein Hotel, das damit wirbt, barrierefrei zu sein, sollte kein Gedöns wie Aschenbecher und Glaselemente vor den Aufzugrufknopf stellen. Wenn ich mich schon vorbeugen muss, um dran zu kommen, ist der Knopf für jemandem im E-Rolli eher schlecht zu erreichen. Blinde Menschen laufen auch gerne mal in so etwas rein.
Super sind die gewählten Bodenbeläge, denn sie sind extrem rollfreundlich. Nichts ist schlimmer als dicker Teppichboden in Hotels. Darauf rollen weder Rollstühle noch Koffer gut.
Ein weiterer Punkt, der mir im Lift auffiel: Vogelgezwitscher im Fahrstuhl und eine Sprachausgabe mit der Stockwerksansage vertragen sich nicht. Man hört nämlich die Stockwerksansage nicht mehr gut, vor allem wenn sie so leise ist wie hier.
Das Zimmer
Ach du meine Güte, gebe es einen Preis für die schwergängigsten Hoteltüren der Welt – Scandic Hotel Potsdamer Platz, der Preis wäre Deiner. Diese Türen sind nicht nur für behinderte Hotelgäste eine Zumutung, sondern für jeden. Dieser Bügel, der die Tür automatisch ins Schloss fallen lässt, ist so stark eingestellt, dass man die Tür nur schwer öffnen kann. Doof mit Kindern, doof mit Koffern, doof im Rollstuhl. Dem Hotel ist das Problem offensichtlich bekannt, sonst hätte die nette Rezeptionistin nicht gefragt, aber Design für alle ist nicht „Wir hängen für die Rollstuhlfahrer die Türsteuerung aus“.
Das Zimmer sonst ist großzügig. Es gibt Lichtsignalanlagen für gehörlose Kunden und elektrisch verstellbare Betten. Das Bett kann man im Rollstuhl nur von einer Seite aus anfahren. Das ist nicht ideal, aber absolut Standard in barrierefreien Zimmern und für mich nicht so tragisch – wenn da nicht die Fernbedienung wäre… Als ich in mein Zimmer kam, lief der Fernseher und man forderte mich auf, die „OK“-Taste der Fernbedienung zu drücken für die Hotelinformationen. So weit so normal. Aber die Fernbedienung lag so, dass ich sie niemals alleine erreicht hätte ohne aufs Bett zu steigen und auf die andere Bettseite zu klettern. Das war mir dann aber doch zu viel Aufwand.
Der Gang an einer Seite des Bettes ist zu schmal, um mit dem Rollstuhl durchzupassen. Ich rief also die Putzfrau, die glücklicherweise vor meiner Tür putzte und ließ mir die Fernbedienung geben. Genau das gleiche Problem hatte ich bereits vor einem Jahr als ich schon mal im Scandic-Hotel übernachtet habe.
Mein persönliches Highlight in meinem Zimmer ist allerdings die Stehlampe. Ich kenne sicher fast 1000 barrierefreie Hotelzimmer auf der ganzen Welt – noch nie irgendwo sonst habe ich eine Stehlampe im Zimmer gehabt, die ausschließlich mit dem Fuß zu bedienen ist (oder wenn man sich aus dem Rollstuhl lehnt, aber das fällt für mich nicht unter die Kategorie „barrierefrei“).
Das Bad
Die Badausstattung ist ziemlich gehoben, aber ebenfalls Standard, was barrierefreie Hotelbäder angeht. Lustig fand ich, dass das Hotel mir im Bad irgendein Angebot macht – am Spiegel. Welches das ist, kann ich Euch nicht sagen. Ich kann es nicht lesen, es hängt viel zu hoch. Auch hat man eine handtuchwaschtechnische Botschaft an mich. Die kann ich ebenfalls nicht lesen, weil sie für mich unerreichbar ist. Ich ahne angesichts meiner Hotelerfahrung allerdings, dass es darum geht, Handtücher zu sparen und so.
Resüme
Keine Frage, Scandic hat definitiv das Thema Barrierefreiheit im Blick. Ich finde vor allem das Personal sehr gut geschult, was sowieso immer die halbe Miete ist. Allerdings unterscheiden sich die Zimmer kaum von anderen barrierefreien Zimmer in dieser Preiskategorie, wenn man vom elektrisch verstellbaren Bett absieht. Und wie immer steckt der Teufel im Detail. Die Fernbedienung gehört nicht auf den nicht erreichbaren Nachttisch und die Stehlampe mit Fußbedienung gehört gar nicht ins Zimmer. Es sind die Kleinigkeiten, die wie so oft den Unterschied zwischen gut und sehr gut ausmachen. Scandic ist sicher auf einem guten Weg. Aber es geht noch viel besser.
Ich habe endlich ein neues Auto. Es hat auch lange genug gedauert, mehr als zwei Jahre, was zum einen an mir lag, weil ich einfach keine Entscheidung treffen wollte und am Ende an Ford, aber nun ist mein Auto endlich da.
Der Grund, warum ich keine Entscheidung getroffen und schon viel eher ein neues Auto gekauft habe ist, dass ich grundlegend etwas ändern wollte, was das Verladen meines Rollstuhls und das Handgas angeht. Ich fahre bislang einen Audi A3. Der ist unterdessen 11 Jahre alt und die Automatik funktioniert derzeit nur noch, wenn das Auto kalt ist – also die ersten 10 Kilometer. Dann schaltet er nicht mehr. Ich musste jetzt also etwas tun.
Bislang nehme ich die Hinterräder am Rollstuhl ab, klappe die Rückenlehne des Rollstuhls nach vorne und hebe die Räder und den Rest des Rollstuhls über mich drüber. Das war auch okay als ich Anfang 20 war. Nur langsam mag mein Rücken das ständige Heben mit gedrehtem Rücken nicht mehr so sehr. Zudem machen die Räder im Winter ständig dreckige Klamotten.
Dann hatte ich die Idee, einen Van mit Rampe zu kaufen. Diese Idee fand ich so lange gut, bis ich mir die Autos ansah und merkte, wie lang die sind. Damit kriege ich in der Innenstadt Londons niemals einen Parkplatz, schon gar nicht einen, wo hinten noch Platz für die Rampe wäre. Dann hatte ich die Idee, eine Hebebühne an der Seite anbringen zu lassen, aber das fand ich auch zu viel. Und was, wenn die Hebebühne kaputt ist oder sie mir beim Aussteigen auf die Straße jemand abfährt? Noch mehr Technik im Auto? Ich war also nicht mehr so überzeugt.
Dann war ich im Sommer auf einer Hilfsmittelmesse in London. Dort hatte Ford einen Stand. Ich habe mich noch nie sonderlich für Ford-Fahrzeuge interessiert. Ich bin bislang nur Golf und Audi gefahren. Made in Germany und so. Ford stellte dort ein Modell aus, das gerade auf den Markt gekommen war. Den Ford B-Max.
Ich sah das Auto und wusste, das könnte mein Verladeproblem lösen, denn es ist der erste Minivan ohne B-Säule. Da er hinten Schiebetüren hat, bildet sich eine Einstiegsbreite von 1,50 Meter. Ich muss den Rollstuhl nicht mehr über mich drüber heben, sondern kann ihn hinter mich legen. Vorher musste ich immer einen Dreitürer fahren, damit die Einstiegsbreite groß genug war, um den Rollstuhl noch reinzukriegen.
Ich hebe zwar immer noch, aber nicht mehr im gedrehten Zustand und auch nicht mehr über mich drüber sondern lege den Rollstuhl hinter mich. Dafür setze ich mich im rechten Winkel auf den Fahrersitz.
Ich habe mir auch ein neues Handgassystem ausgesucht. Das war insofern etwas schwierig, weil der Handgasmarkt in Großbritannien ganz anders ist als in Deutschland. Das hat auch damit zu tun, dass die Kosten der Staat trägt über ein Programm namens Motability. Die Leute suchen hier die Handgasgeräte aus dem Katalog aus, aber das wollte ich nicht. Ich wollte es zumindest einmal ansehen bevor ich es kaufe. Das war gar nicht so einfach – ein klarer Fall von Cultureclash, aber ich habe letztendlich doch einen Einbauer gefunden, der mich empfangen hat, mir alles erklärt hat und der hat dann auch den Auftrag bekommen. Wie das Handgas aussieht, sieht man hier:
Wenn ich den Hebel drücke, bremst das Auto, wenn ich ihn anziehe, gibt es Gas. Dieser Hebel ist letztendlich eine Verlängerung der Pedale. Die sind auch noch da. Das Auto kann also auch von nicht behinderten Personen gefahren werden.
Ganz interessant fand ich, wie Ford in Großbritannien für das Auto wirbt – als hätten sie behinderte Menschen zumindest ein bisschen im Hinterkopf gehabt: „No pillars. No barriers. Life is an open door.“ (Keine Pfosten. Keine Barrieren. Das Leben ist eine offene Tür.)
Wenn das keine Rollstuhlfahrer anspricht, dann weiß ich auch nicht.
Ich hasse nichts mehr als Ablage zu machen – also dieses Ordner aufschlagen, Blatt lochen, abheften. Gruselig. Es hat nichts mit Computer oder Internet zu tun. Seit meine Buchhaltung in der Cloud liegt und ich zumindest eingehende Rechnungen alle einscanne bzw. gleich per E-Mail anfordere, ist es besser geworden. Ja, britische Finanzämter akzeptieren im Gegensatz zu deutschen, Rechnungen per E-Mail, aber ich schweife ab…
Diese Idee einen Scanner zu haben, den ich mitnehmen und gleich das Papier in die Dropbox senden kann, fand ich großartig. Nach zwei Wochen warten, war Doxie Go endlich wieder bei Amazon verfügbar und ich bestellte sofort. Dass Doxie ein ziemlich gutes Marketing hat, bemerkte ich schon als ich mit Nico twitterte und man sich in unsere Diskussion einschaltete – und das obwohl wir Deutsch sprachen.
Das Gerät Doxie Go kam und es machte nur Probleme. Dahin ist mein Traum vom papierlosen Büro, dachte ich. Es verlor Scans, egal ob ich es per Wifi oder USB anschloss und die Batterielampe blinkte schon nach 10 Seiten. Das Gerät lädt über USB, aber man kann nicht während des Ladens scannen, was ewige Wartezeit zwischen dem nächsten Scanvorgang verursachte. Ich stand in Kontakt mit dem (wirklich erstklassigen) Support, aber nach zwei Tagen platze mir der Kragen. Ich packte alles wieder ein und schickte es zu Amazon zurück, aber nicht ohne eine Bewertung zu hinterlassen. Und ich bestellte das Konkurrenzprodukt: Fujitsu ScanSnap S1100.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich Doxie bei mir. Jemand in der Geschäftsführung schrieb mir eine lange E-Mail und bedauerte meine schlechten Erfahrungen mit Doxie. Sie seien sich sicher, dass ich ein fehlerhaftes Gerät bekommen habe. Er habe Amazon beauftragt, mir ein neues Gerät zu schicken. Kostenfrei und man habe ein Ladegerät, was bei der Standardausstattung enthalten ist, hinzugelegt, damit ich auch scannen kann, wenn die Batterie leer ist, etwas was ich beim Support kritisiert hatte.
Nun bin ich seit heute im Besitz von zwei Scannern und habe sie beide getestet und für gut befunden. Ich dachte, ich lasse die Welt mal an meinen Erfahrungen teilhaben:
Doxie Go
Tatsächlich waren die oben beschriebenen Probleme mit dem neuen Gerät verschwunden und ich bin jetzt ziemlich happy mit dem Gerät. Die neue Batterieleistung konnte ich noch nicht testen. Sie soll bei etwa 100 Seiten liegen, etwas weniger, wenn man Wifi benutzt. Da ich jetzt aber ein Ladegerät habe, ist das nicht mehr meine Sorge.
Das Gerät wirkt optisch als sei es von Apple. Einfaches aber schickes Design, in weiß gehalten. Das Gerät hat nur einen Knopf, der gleichzeitig optisch anzeigt, wenn das Gerät gerade Daten überträgt, Strom braucht oder ein Problem hat. Das funktioniert über verschiedene Farben und Blinken oder Nicht-Blinken. Ich musste die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen, um zu kapieren, was dem Gerät fehlt oder auch nicht. Leute, die farbenblind sind, werden damit ihre Probleme haben. Mal bedeutet Blinken etwas Gutes (Datenübertragung), mal etwas Schlechtes (Batterie leer). Finde ich nicht so gut gelöst.
Das Scannen aber könnte nicht einfacher gehen. Mit dem Einlegen des Blattes erkennt der Scanner, dass er scannen soll und tut das auch. Dann überträgt er die Datei per Wifi (wenn man eine entsprechende Karte dazu gekauft hat) oder USB an den Rechner.
Eine wirklich gute Bedienbarkeit hat die mitgelieferte Software. Die kann man einfach von der Webseite runterladen. Ich fand sie sehr einfach zu bedienen und zu verstehen. Man muss allerdings den Import in die Software per Mausklick starten. Ein Schritt, den ich überflüssig finde, denn die Software merkt, dass gescannt wurde, möchte aber bestätigt haben, dass man die Dokumente importieren möchte. Aber alles andere danach ist gut durchdacht. Nach dem Import kann man auswählen, ob man Seiten „zusammenheften“ möchte und kann dann z.B. ein PDF generieren, das sogar durchsuchbar ist. Wenn man das alles kabellos tun möchte, benötigt man zusätzlich eine Eye-Fi-Karte von SanDisk. Man muss Doxie Go vorher über Kabel verbunden haben, bevor man Eye-Fi nutzen kann. Immer darauf achten, dass die Karte richtig weit im Doxie Go steckt, sonst geht es nicht. Es gibt auch eine Schnittstelle zu Evernote und die Möglichkeit, Daten zum iPhone zu übertragen, ich nutze aber Dropbox und das funktioniert super.
Fujitsu ScanSnap S1100
Der Coolnessfaktor bei Fujitsu ScanSnap S1100 ist nicht zu vergleichen mit Doxie. Das ist ein Scanner, kein hippes Gadget. Aber das Gerät wirkt hochwertiger, aber eben konservativer, was sicher auch einer anderen Käufergruppe geschuldet ist. Zum Scannen klappt man vorne eine Klappe auf und drückt auf den „Scan“-Knopf. Das Gerät wird über USB an den Rechner angeschlossen, nicht über Wifi. Die Software ermöglicht einem das „Zusammenheften“ von Dokumenten beim Import. Mehrseitige Dokumente kann man auch als solche speichern und wie bei Doxie z.B. als PDF ablegen. Man muss bei mehrseitigen Dokumenten nicht jedesmal den Scanknopf drücken, sondern das Gerät merkt, dass man weiterscannen möchte, sobald man ein neues Blatt einlegt. Allerdings hat das Gerät im Gegensatz zum Doxie keinen internen Speicher.
Die Software erinnert sehr an Windowssoftware, man findet sich recht schnell zurecht. Man kann sagen, wohin man das Dokument schicken möchte (in einen Ordner zum Beispiel oder sogar zu Google Docs). Was mich persönlich allerdings nervte, die Installation der Software funktioniert nur über CD-Rom. Wer hat noch ein CD-Rom-Laufwerk an seinem Laptop? Ich nicht. Also musste ich auf die Suche nach einem externen Laufwerk gehen. Auf der Webseite steht nur die Fujitsu-eigene Software zur Verfügung, aber aus Lizenzgründen nicht Abbyy Fine Reader, um durchsuchbare PDFs zu erstellen. Finde ich nicht mehr zeitgemäß und das sollte Fujitsu dringend ändern. „Do not lose this disk“ stand dann auch prompt auf der CD. Ich habe dann am Ende ein papierloses Büro, aber eine Software-CD-Sammlung?
Fazit
Beide Geräte sind durchaus zu empfehlen. Doxie Go hat den Vorteil, dass es auch per Wifi funktioniert. Die Software wirkt moderner, aber die Bedienbarkeit ist bei beiden gut. Die Scanqualität ist bei beiden Geräten gleich, mir ist kein Unterschied aufgefallen. Ich konnte auch bei der Scangeschwindigkeit keine großen Unterschiede feststellen. Der Doxie Go ist etwas schwerer als der ScanSnap, was ja bei Geräten, die man auch schon mal mitnimmt, von Bedeutung sein kann. Ich hatte mit beiden Unternehmen über Twitter Kontakt und muss sagen, beide machen einen guten Job, was Kundenbetreuung angeht. Zumindest in Großbritannien kosten beide Geräte fast das Gleiche (um die £150 – rund 177 Euro), mit Wifi für den Doxie Go kommt der Preis für die Eye-Fi-Karte hinzu. Meinem papierlosen Büro stehen jetzt jedenfalls zwei gute Geräte zur Verfügung.
Ich kann gar nicht glauben, dass dieses absolute megahammertolle Jahr 2012 in weniger als 24 Stunden vorbei sein soll. Das war mit Abstand das ereignisreichste und tollste Jahr meines Lebens – und wer mich kennt, weiß, dass ich vorher auch kein Kind von Traurigkeit war.
Natürlich waren die Olympischen und Paralympischen Spiele ein Erlebnis, das sehr schwer zu toppen sein wird. Ich sitze immer noch quiekend vor dem Fernseher, wenn ein Ausschnitt der Eröffnungsfeier gezeigt wird. Ich glaube, das wird auch noch eine Weile so bleiben. Ich bin immer noch stolz, mit Danny Boyle gearbeitet zu haben, der gerade einen Ritterschlag durch die Queen abgelehnt hat.
Es war einfach eine ganz tolle Zeit, diese „größte Show“ der Welt vorzubereiten. Ich war gerade mit einem Großteil „meines Bettes“ – also der Gruppe mit der ich als Krankenschwester um ein Bett getanzt habe – zum Weihnachtsessen und wir waren uns alle einig, was für ein unglaubliches Glück wir hatten, dabei gewesen zu sein und dann noch in einer so tollen Rolle.
Zwei Choreographen von London2012 Ceremonies haben die „Post Olympic Dance Group“ (POD) gegründet, in der ich seit Sommer tanze. Das ist ein richtig tolles Projekt, an dem etwa 200 ehemalige Ceremonies-Tänzer teilnehmen – aus allen vier Ceremonies ganz unterschiedliche Leute. Ich bin übrigens die einzige Rollstuhlfahrerin und es macht viel Spaß. Unser erster Auftritt war zum Auftakt der Weihnachtsshopping-Saison auf der Kreuzung Oxford Street / Regent Street zusammen mit McFly.
Überhaupt kann ich mich über mangelnde Bühnenpräsenz dieses Jahr nicht beklagen. Das Jahr endete mit einem Konzert in der Royal Albert Hall. Über meinen Chor, mit dem ich auch bei der Paralympics Opening Ceremony gesungen habe und der im März ein Konzert in der Royal Festival Hall gegeben hat, bekam ich eine E-Mail, ob einige von uns Lust hätten, bei einem Wohltätigkeitskonzert in der Royal Albert Hall zu singen. Ich habe sofort zugesagt. Die Royal Albert Hall ist mein Lieblingskonzertsaal und ich fand toll, da mal auf der Bühne zu stehen. Das war ein super Abschluss des Jahres.
Auch erfreulich ist, dass ich nur eine Woche vor Weihnachten meine Zeitung verkauft habe. Ich habe fünf Jahre lang die einzige deutschsprachige Zeitung in Großbritannien herausgegeben. Ich hatte nach diesem so ereignisreichen Jahr das Gefühl, dass es Zeit ist, die Zeitung abzugeben. Ich fühle mich nicht mehr als Einwanderin, ich bin Teil der britischen Gesellschaft geworden und wenn dann jemand da ist, der die Zeitung gerne übernehmen würde, umso besser.
Aber keine Angst, mir wird nicht langweilig 2013. Ich habe die letzten Jahre schon für deutsche Medien gearbeitet und aus UK berichtet, vor allem für die Nachrichtenagentur epd. Und wenn die britische Regierung weiter um die Homo-Ehe streitet, ein Untersuchungsausschuss nach dem anderen Medienskandale unter die Lupe nimmt und die Church of England zum x-ten Mal Frauen als Bischöfe ablehnt, gehen mir auch die Themen nicht aus.
Außerdem bin ich seit ein paar Wochen im Vorstand von „Transport for All„, einer Organisation, die sich für barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel in London einsetzt und den Verkehrsunternehmen ordentlich Dampf macht.
Was wünsche ich mir für 2013?
Dass die Post Olympic Depression nicht gar so schlimm wird – weder für UK und noch für mich persönlich. Und dass es weniger regnet als 2012. Und dass ich genauso viele nette Stunden mit tollen Menschen verbringen kann wie 2012. Am besten sogar mehr.
So, jetzt ist sie vorbei, die re:publica. Ich sitze im Flugzeug zurück nach London und versuche, die Eindrücke auf mich einwirken zu lassen. Mein Brainstorming:
Es war viel barrierefreier als in den letzten Jahren. Man kam auch als Rollstuhlfahrerin in jede Session – ja, es gab auch einen Lift nach oben (das haben mich ganz viele Leute gefragt). Und eine barrierefreie Toilette gab es auch. Man hätte sie vielleicht ausschildern sollen, aber es gab sie.
Dass sich Barrierefreiheit bemerkbar macht, wenn man sie herstellt, zeigte die Anzahl der Leute, die eine Behinderung hatten. Es gab mal Zeiten, da war ich die einzige Teilnehmerin mit einer (sichtbaren) Behinderung. Das ist definitiv nicht mehr so. Und das ist toll. So sieht Inklusion aus, wenn man sie möchte.
Während die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer gut war, hatten die gehörlosen Teilnehmer mehr zu kämpfen. Ich fand gut, dass es Schriftdolmetscher gab. Die Qualität des Outputs lies aber zu Wünschen übrig, was sicher auch daran liegt, dass es diesen Beruf in Deutschland noch gar nicht so lange gibt und Übung natürlich auch dort den Meister macht.
Es gab aber nicht immer Schriftdolmetscher und viel zu wenig wurde in Gebärdensprache übersetzt. Eine Induktionsanlage für Schwerhörige und CI-Träger ist nicht nur richtig geekig, sondern sollte eigentlich bei jeder Konferenz Standard sein.
Klasse fand ich, dass es draußen am Grill einen Tisch zum Hinsetzen gab und keine Stehtische. Es gab sehr viele Sitzgelegenheiten. Das ist Barrierefreiheit XXL. Ich konnte mich so gut wie immer auf einer Augenhöhe mit Leuten unterhalten.
Ich fände toll, wenn das Thema Barrierefreiheit in Zukunft in Sessions behandelt wird, auf denen nicht das Label „Aktion Mensch“ klebt und nicht nur auf der hinterletzten Bühne. Dass ausgerechnet in der Session mit dem Regierungssprecher das Thema so prominent behandelt wurde, fand ich wiederum klasse.
Die Sessions selber fand ich mehrheitlich sehr gut. Ich nehme viele Anregungen mit. Zum Beispiel von der Session über die Blogger der EU, die sich mit EU-Politik befassen.
Den Vortrag von Sascha Lobo fand ich großes Kino wie immer. Weil der Vortrag sehr schlecht bzw. am Ende gar nicht geschriftdolmetscht wurde, habe ich für gehörlose Freunde auf meinem Laptop mitgeschrieben. Ich habe das noch nie gemacht. Ich kann sehr schnell tippen – Nachrichtenagentur lässt grüßen – und es hat besser geklappt als ich dachte. Ich bin sicher, es gibt noch mehr Leute, die das können. Vielleicht wäre das eine Anregung, um Konferenzen und Barcamps, die nicht so ein großes Budget haben, barrierefreier zu machen: Crowdsourcing zum Schriftdolmetschen.
Ich fand es zum Totlachen, dass ein Teilnehmer, der kleinwüchsig ist und im Rollstuhl sitzt, ständig für Raul Krauthausen gehalten wurde. Das war wirklich Realsatire. Ich frage mich, wie viele Rollstuhlfahrer täglich für Wolfgang Schäuble gehalten werden, weil sie den aus dem Fernsehen kennen. Ja, es gibt mehr von uns als man so glaubt.
Gelacht habe ich auch beim PoetrySpam. Laut. Und geweint vor Lachen habe ich auch. Danke sehr dafür! Das war großartig.
Ich möchte mich bei den Fernsehsendern bedanken, die nicht auf dem Gehweg zur re:publica geparkt haben und mich und andere nicht behinderten. Den anderen möchte ich sagen: Ich habe Euch durchschaut. Ihr wolltet testen, ob man auch mit einem Rollstuhl über ein Auto springen kann. Aber darauf falle ich nicht rein. Für solche Experimente habt Ihr ja jetzt Samuel Koch.
Was ich mir für die nächste re:publica sonst noch wünsche:
Mehr Internationalität. Ich glaube, dass es der deutschen Internetszene gut tun würde, sich mehr Impulse von außen zu holen.
Einen Geldautomat, an den ich auch ran komme. Das war der Geldautomat auf der re:publica:
Sowas ist in Deutschland immer noch ein strukturelles Problem. Denn der nächste Automat am Anhalter Bahnhof war kaum besser zu erreichen: