Archiv für 5.6.2007

Intelligente Architektur

Eine Rampe verlaeuft diagonal zur Treppe

Gesehen in der Nähe der Paul’s Cathedral in London

Kein Alien mehr

Ich gehe fast jeden Mittag in einem Café auf dem BBC-Gelände Mittagessen. Das Café ist im Erdgeschoss des Television Centre und nur Mitarbeiter (und wenige Gäste) haben Zugang. Also nicht die Besuchergruppen normalerweise. Und dennoch bin ich sehr selten der einzige Gast mit einer sichtbaren Behinderung. Es ist immer mindestens noch ein anderer Rollstuhlfahrer da oder Kollegen, die zwar laufen, aber stark gehbehindert sind. Auch auf den Fluren begegne ich anderen Leuten im Rollstuhl. Auch blinde und gehörlose Kollegen habe ich schon getroffen. Und das sind keineswegs immer nur die gleichen Leute. Ich habe in dem Café bislang nur wenige behinderte Kollegen zwei Mal getroffen. Es waren immer andere. Die meisten von ihnen tragen einen Presseausweis, das heißt sie arbeiten im redaktionellen Bereich und nicht in der Poststelle oder an der Pforte. Ich schreibe das, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass in vielen deutschsprachigen Medienunternehmen behinderte Mitarbeiter – wenn überhaupt – da anzutreffen sind.

Für mich ist das eine völlig neue Erfahrung. Ich bin nicht mehr der Alien. Nicht mehr die einzige Rollstuhlfahrerin und niemand zweifelt an, dass ich meinen Job genauso gut mache wie alle anderen auch. Und ich merke immer noch, was Sozialisierung ausmacht, auch bei mir selbst: Ich habe vor kurzem einen blinden Kollegen kennengelernt, der mir erzählte, dass er Parlamentskorrespondent in Millbank ist. Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass er fürs Radio arbeitet und habe gar nicht mehr nachgefragt. Als ich beim Mittagessen saß und News24 schaute, sah ich den Kollegen, der aus dem Parlament berichtete. Und natürlich hatte das Thema nichts mit Behinderung zu tun. Es ging um innenpolitische Themen wie die Sicherheitslücken bei der Onlineregistrierung von jungen Ärzten. Es war offensichtlich, auch für Zuschauer die ihn nicht kennen, dass er blind ist. Aber bei einer Schalte kommt es ja nicht darauf an, ob der Korrespondent die Kamera sieht, sondern ob die Zuschauer ihn sehen können, was definitiv der Fall war. :-)

Park and Right

Ein Parlamentarier hat sein Auto auf einem Behindertenparkplatz geparkt. Jemand kam auf die Idee, nicht nur die Polizei, sondern auch gleich die örtliche Presse anzurufen. Bisschen fies ist das schon, dachte ich erst – bis ich die Einlassungen des Falschparkers las. Da wusste jemand sehr genau, wen er mit dieser Aktion trifft. Der Politiker wettert danach bei der Presse, es gebe sowieso zu viele Behindertenparkplätze blabla… Auch die Sprache, die er nutzt ist sehr aufschlussreich. Der Inhalt sowieso:

„Of course the handicapped have got to be given provisions, but not against the interests of the majority.“

Wenn man das ernst nimmt, muss man gleich alle Behindertenparkplätze abschaffen. Denn das wäre sicherlich im Interesse der Mehrheit, die da nicht parken kann. Und die Vokabel „Handicapped“ ist zwar im Deutschen chic, aber im Englischen ziemlich verpönt.

Falschparken ist schon dämlich, sich als Abgeordneter dabei erwischen zu lassen sowieso, aber sich danach derart behämmert zu äußern, grenzt an politischen Selbstmord. In die nationalen Medien hat er es damit jedenfalls geschafft. Glückwunsch!