Archiv für 11.4.2007

Mind the steps

Transport for London hat einen, ich zitiere, „bahnbrechenden“ neuen Dienst für Menschen mit Behinderungen gestartet. Zu jeder Station gibt es jetzt umfassende Informationen über die Zugänglichkeit. In der Praxis bedeutet das, es gibt Informationen über die Nicht-Zugänglichkeit. Unter www.directenquiries.com und später auch auf der TfL-Webseite, kann man nachlesen, wie viele Stufen man als Rollstuhlfahrer zu nehmen hätte, wenn man es denn könnte.

London Underground Logo

Nein, im Ernst, für Leute mit Gehbehinderungen ist der Dienst sicher ganz hilfreich und man findet so einfacher den Weg durch die verzweigten Stationen. Aber „bahnbrechend“ fände ich das alles erst, wenn ich die U-Bahn nutzen könnte. Nachzusehen wie viele Stufen mich daran hindern, nutzt mir nix.

Insight Magazin

Das Insight Magazin hat diverse Journalisten zu ihren Lieblingsweblogs befragt. Darunter auch mich. Nachzulesen in der April-Ausgabe des Magazins. Die Links zu dem Artikel gibt es auch online.

Schubladendenken

Ich bekomme hier in England erheblich weniger von der deutschen Politik mit als zu der Zeit als ich noch in Deutschland war. Allerdings haben sich die Forderungen des deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble auch bis zu mir herum gesprochen. Online-Durchsuchungen, Grundgesetzänderung etc. Ein Grund dafür, dass ich es mitbekommen habe ist, dass ich ein Alert auf Blogeinträge abonniert habe, in denen das Wort „Rollstuhl“ vorkommt. Viele Blogger schaffen es nicht, die Ansichten von Schäuble zu kritisieren ohne darauf abzuheben, dass er seit einem Attentat im Rollstuhl sitzt, schreiben sogar, dass so jemand „befangen“ sei und deshalb nicht Innenminstier sein könne.

Willkommen im Bloggerland der Schubladendenker! Weil Schäuble durch ein Attentat querschnittgelähmt ist, würde er solche Forderungen aufstellen. So ein Schwachsinn! Schäuble wurde auch nicht von einem Terroristen niedergestochenschossen (sorry, Verschreiber!), sondern von einem psychisch kranken Mann. Das hat mit Terror nichts zu tun. Und schon gar nichts mit Onlinedurchsuchungen. Die Wahrheit ist: Man kann solche übertriebenen Forderungen auch unterstützen, wenn man kein Attentatsopfer ist und keine Behinderung hat. Ich bin sicher, er würde solche Dinge auch fordern, wenn er nicht im Rollstuhl sitzen würde. Oder welche Behinderungen haben die Herren Bush, Beckstein, Stoiber und Schönbohm?

Defekte Kegel melden

Seit ich weiß, dass die Londoner Ampeln alle Kegel haben, die sich drehen, wenn es grün ist, um blinden Menschen einen Hinweis zu geben, wann es grün ist, checke ich jetzt immer, ob die Dinger auch funktionieren oder überhaupt noch da sind. Gerade in Touristenecken sind sie oft abgerissen. Das Schöne ist, dass man in London solche Defekte online melden kann, eine Nummer bekommt und checken kann, ob die Ampel bereits repariert ist. Ich werde berichten, ob das in der Praxis auch so gut funktioniert wie es im Internet aussieht. Als erstes habe ich mal die Ampel vor meiner Haustür gemeldet. Da dreht sich der Kegel nicht mehr.

Königliche Mittagspause

Als ich gestern zur Pret wollte, um mir mein Mittagessen zu kaufen, waren die Fahrstühle abgestellt. Genauer gesagt, man konnte nur nach oben fahren. Man wundert sich über solche Dinge hier irgendwann nicht mehr. Ich dachte, irgendein Defekt. Als ein Sicherheitsmensch auftauchte, fragte ich ihn, was das denn für ein Problem mit den Fahrstühlen sei. „Der Prinz ist da“, antwortete er ganz leise. Ich kapierte nix. Dachte, ich hätte mich verhört und fragte: „Was ist los?“ Er flüsterte geheimnisvoll: „Der Prinz ist da.“ Ach, DER Prinz. Nun, ich hatte immer noch nicht verstanden, warum mich das an meiner Mittagspause hindern sollte und fragte: „Und der braucht alle fünf Fahrstühle?“ „Sicherheitsgründe“, erfuhr ich. Ich versicherte, dass ich keinerlei böse Absichten gegen das britische Königshaus hege – jedenfalls so lange nicht, wie sie mich nicht an meiner Mittagspause hindern. Und dann erbarmte er sich und ließ mich nach unten fahren.

VIP versus disabled

Die Behindertenbewegung Englands hat es auf die Promis abgesehen. Nach Heather Mills ist jetzt Victoria Beckham dran. Die fuhr am Flughafen Heathrow wohl mit Wagen, der eigentlich für den Transport für behinderte Fluggäste vorgesehen ist. Ich verstehe mal wieder die Aufregung nicht. Ich meine, das heißt doch, dass VIPs in Heathrow genauso behandelt werden wie behinderte Fluggäste. Ich habe übrigens wirklich schon relativ viele VIPs getroffen, die mit mir zum Flugzeug gebracht wurden. Aber behinderte Fluggäste dürfen trotzdem eher boarden. Ich erinnere mich noch gut an das entsetzte Gesicht eines Mitarbeiters als es hieß, dass ich zuerst einsteige und der Herr VIP warten muss. Es handelte sich dabei um den Flughafenchef von Düsseldorf, der an seinem eigenen Flughafen warten musste, was offensichtlich als mittelschweres Drama angesehen wurde. Ich fand in dem Moment, dass es nach diesem Erlebnis am Flughafen Düsseldorf wohl doch noch ausgleichende Gerechtigkeit gibt.

Ich bezweifele allerdings, dass Victoria Beckham genauso lange auf den Service beim Aussteigen warten musste, wie es sonst so in Heathrow üblich ist, wenn man als behinderter Fluggast auf Assistenz angewiesen ist.

Journalistendossiers

Microsoft hat wohl über einen Wired-Journalisten, der über Microsoft eine größere Geschichte schrieb, ein Dossier anfertigen lassen. Darin finden sich Passagen wie: „Er braucht ein bisschen lange, um sich verständlich zu machen – man sollte also versuchen, geduldig zu bleiben.“

Ob es wohl ein Microsoft-Dossier über mich gibt? Ich will es ja wohl hoffen. Ich meine, man kann sich als Journalist dann richtig wichtig fühlen. Ich hoffe darin steht, „stellt viele kritischen Fragen, kommt schnell auf den Punkt“. :-) Ich glaube übrigens kaum, dass solche Dossiers wirklich hilfreich sind. Selbst wenn der Interviewpartner weiß, dass ich diese und jene Eigenschaft habe, weiß er immer noch nicht, wie der Artikel am Ende aussieht. Ich meine, das weiß ich ja selbst meist erst wenn ich fertig bin.

Ich habe nach einer Pressereise die interne Presseauswertung von Microsoft gesehen. Dort fanden sich auch einige meiner Blogeinträge wieder. Okay, nicht wirklich überraschend und wer seine Blogstatistik hin und wieder anschaut, findet durchaus interessante Dinge. Allerdings wäre es mir damals lieber gewesen, wenn meine Blogeinträge in der Presseauswertung von Jet Airways aufgetaucht wären…

„Access to work“-Erfahrungen

Also, am Freitag bekam ich endlich den Bescheid, dass ich mit dem Taxi zur Arbeit fahren kann. Wie ich die Abrechnung funktioniert, war dem Brief nicht zu entnehmen. Jedenfalls habe ich es nicht kapiert. Nach x Telefonaten war ich dann schlauer. Ich muss bei einem Taxiunternehmen meiner Wahl einen Account eröffnen. Leichter gesagt als getan. Dafür brauchen die Unternehmen abermals ein paar Wochen. Also habe ich wieder die Behörde angerufen und ihnen mein Leid geklagt. Ich trete jetzt in Vorleistung und sie zahlen mir das Geld zurück bis mein Taxiaccount eröffnet ist. Danach bekomme ich die Rechnungen, ich reiche die an „Access to work“ durch und die bezahlen. So weit die Theorie.

Heute morgen scheiterte ich prompt bei meiner ersten Taxibuchung. Das erste Taxiunternehmen, ComputerCab, wollte die Buchung nicht annehmen. Das heißt der Computer, mit dem ich mich so nett unterhalten habe, meinte, er habe kein Taxi. Es war leider nicht möglich, ihn dazu zu bewegen, es weiter zu versuchen. Also habe ich die Konkurrenz angerufen. Radiotaxi heißen die und die waren umgehend da, der Fahrer war nett und auf dem Rückweg hat es genauso gut geklappt. Damit ist meine Wahl jetzt auf Radiotaxi gefallen. Da eröffne ich meinen Account und die werden gut an mir verdienen. ComputerCab sind übrigens die, die auch die Taxicard abrechnen können. Mit denen quäle ich mich schon anderweitig rum.