Willkommen im Bloggerrevier, Guido!
Archiv für 30.11.2006
I’m an alien
Wow, ich habe das erste Mal das Gefühl total ausländisch zu sein. Eigentlich müsste ich mich freuen: Ich habe tatsächlich einen Vorvertrag für eine Wohnung bekommen, aber ich fühle mich ziemlich überfordert. Ich kenne mich null mit britischem Vertragsrecht aus, über meinen Makler habe ich sauschlechte Kritiken ergoogelt, aber die Wohnung ist super – im 11. Stock mit Blick über London. So nobel wohne ich in Hamburg nicht – allerdings auch nicht so teuer. ;-)
Eine Hilfe ist mir das Deutsche in London-Forum. Die schreiben wenigstens alle, dass es ihnen genauso geht. Ich kann jetzt nur hoffen, dass ich nicht total übers Ohr gehauen werde – aber vielleicht ist das auch das typisch deutsche Misstrauen, das ich ablegen muss. Ansich müsste ich mich freuen, aber ich glaube, ich werde heute nacht ziemlich schlecht schlafen. Morgen schaue ich mir dann noch zwei Wohnungen an, im gleichen Gebäude. Aber 11. Stock ist schon ziemlich genial. Außerdem habe ich zwei Zimmer. Die „Erste Wahl“-Wohnung, die ich nicht bekommen habe, ist genauso geschnitten und liegt aber drei Stockwerke tiefer, aber in dem Gebäude ist „je höher je besser“ angesagt.
Das Hotel hat mir eine Mini-Flasche Wein geschenkt. Ich weiß noch nicht, ob es Freude- oder Frustsaufen wird. Alien sein ist ganz schön nervenaufreibend.
Auf dem Weg nach London
So, ich bin wieder auf dem Weg nach London, in der Hoffnung diese Woche einen Mietvertrag zu unterschreiben. Meine favorisierte Wohnung ist weg, aber ich schaue mir jetzt im gleichen Haus noch drei weitere an, die gleich sind: Heute abend, morgen früh, morgen nachmittag. Ich hoffe, es ist kein schlechtes Omen, dass die Straße zum Flughafen gesperrt war. Aber ich habe es ja noch geschafft.
Transparenz
Die Unterstützung der HAE-Vereinigung durch ZLB Behring, will das Unternehmen jetzt transparenter gestalten, haben sie Thomas Knüwer von Indiskretion Ehrensache geschrieben. *Hüstel* Na bitte, geht doch.
Um noch mehr Transparenz bemüht sich das Gesundheitsblog. Großes Lob! Und ich schließe mich Thomas‘ Einschätzung an: Das ist erst der Anfang und es werden immer mehr Blogger Spaß daran finden, Licht ins Dunkel so mancher Gesundheitsorganisationen zu bringen. Denn sowas zu recherchieren ist wie das Gefühl ein Sudokuspiel gelöst zu haben – eines passt zum anderen.
LinkedIn vs. Xing
Gestern habe ich eine Einladung zu LinkedIn erhalten. Das ist das Unternehmen, das mit OpenBC Xing auch auf dem deutschen Markt konkurrieren will. Nun habe ich mir LinkedIn mal angesehen und muss sagen „intuitive Benutzerführung“ ist definitiv etwas anderes. Ich verstehe nur die Hälfte der Funktionen und auch die Premiummitgliedschaften finde ich eher undurchsichtig. Derzeit bekommt jeder, der ein deutsches Mitglied wirbt, eine Premiummitgliedschaft. Das geworbene deutsche Mitglied angeblich auch. Ich kann aber immer noch keine Kontakte einpflegen, obwohl ich ein geworbenes deutsches Mitglied bin. Immer noch will LinkedIn Geld von mir – zum ganz normalen Kontakte einpflegen! Versteh ich nicht. Wieso soll ich dafür überhaupt bezahlen?
Ich bin seit ein paar Jahren Premiummitglied bei Xing und könnte auch darauf verzichten, wenn ich nicht so neugierig wäre und mir die erweiterten Recherchemöglichkeiten nicht auch bei der Arbeit helfen würden. Aber die Plattform wird nicht sinnlos, wenn man kein Premiummitglied mehr ist. Bei LinkedIn wirkt das auf mich aber schon so.
Ein weiterer Punkt, der mich an LinkedIn stört: Die Plattform ist sehr amerikanisch aufgebaut, fragt nach „Honors and Awards“ und einem Lebenslauf-„Summary„, wie sie zwar in den USA üblich sind, aber nicht in Europa. Wenn die wirklich international werden wollen, müssen sie die Mitglieder auch so ansprechen. Dazu gehört auch ein Angebot in unterschiedlichen Sprachen. Ich bekomme zwar Werbung für die Premiummitgliedschaft auf Deutsch eingeblendet, aber alles andere ist Englisch. Auch wenn alle so kosmopolitisch tun – wer auf den deutschen Markt will, muss ein Angebot in deutscher Sprache haben. Das ist nun mal so.
Auch wenn die Benutzerführung bei Xing manchmal nicht so glücklich ist und es um das neue Design Diskussionen gab, fühle ich mich da besser aufgehoben. Ob die jetzt an der Börse sind oder nicht, ist mir als User erstmal völlig wurscht. Viel interessanter finde ich, dass deren Server in Deutschland stehen und somit dem deutschen Datenschutzrecht unterliegen, was wohl bei LinkedIn nicht der Fall ist.
Ich fühle mich schlecht informiert
Ich komme gerade vom Flughafen und bin seit 5 Tagen nicht wirklich auf dem Laufenden, was in Deutschland los ist, habe nur einmal online Nachrichten gelesen. Dass es in Deutschland einen Amoklauf gab, habe ich den britischen Abendnachrichten entnommen. Über Hintergründe war ich ahnungslos.
Als ich eben im Taxi die Nachrichten hörte, erfuhr ich als Ahnungslose über den Täter: Er war ein Waffennarr und hat gewaltverherrlichende Computerspiele gespielt, deshalb sei in Deutschland mal wieder eine Diskussion über das Verbot der Spiele entbrannt. Es äußern sich dazu Politiker A, B und C, während Experten Meinung D vertreten. Aha.
Dann habe ich mich an meinen Rechner gesetzt, bin auf Nachrichtenseiten gewesen. In Blogs lese ich Informationen zu der Tat, die ein anderes Bild zeichnen. Da gibt es einen Abschiedsbrief, dieser wird von den Medien teilweise falsch oder verfremdet zitiert. Dank einigen Bloggern kann ich ihn im Original lesen. Der Täter hatte massive psychische Probleme und war bereits 2004 auf der Suche nach Hilfe in einem Forum. Da die Polizei die Seiten systematisch mit Passwörtern versehen oder löschen lässt, finde ich, was ich suche im Google Cache und wiederum in Weblogs. Wer sich das alles mal durchliest, kann sich nur wundern, dass es hier angeblich um Computerspiele geht und es ist mir ein Rätsel, warum die Behörden die Seiten entfernen lassen.
Da hatte jemand massive psychische Probleme, war aggressiv. Die Ursache scheinen mir allerdings kaum die Computerspiele zu sein, sondern vielmehr sein nächstes Umfeld. Das Bild des Täters ist viel komplexer als das, was ich den Mainstreammedien entnehmen konnte. Dank Google Cache und Weblogs weiß ich das jetzt. Und wieder ist ein Stück Gatekeeper-Funktion der Medien abhanden gekommen…