Archiv für 23.5.2006

Flughafen Köln/Bonn

Ich möchte ja nicht unken, aber ich bin gespannt, ob nachher, wenn ich in Köln aus dem Flugzeug steige, meine Rollstuhl an der Flugzeugtür steht. Ich hatte die gleiche Auseinandersetzung, die ich derzeit mit dem Flughafen Düsseldorf habe, vor drei Jahren mit dem Flughafen Köln/Bonn. Auch dort verweigerte man den Rollstuhlfahrern die Mitnahme des eigenen Rollstuhls bis zum / ab Gate.

Am 30.3.2004 teilte mir der Flughafen nach meiner und anderen Beschwerden aus dem Jahr 2003 mit: „Am Köln Bonn Airport wird das Verfahren – der Umsetzung von Rollstuhlfahrern – geändert.“ Anbei war ein internes Schreiben des Flughafens an das Deutsche Rote Kreuz. Darin heißt es: „In letzter Zeit haben sich Beschwerden von Rollstuhlfahrern mit eigenem Rollstuhl gehäuft. Diese Beschwerden waren zum Teil sehr massiv, verständlicherweise emotional verfasst und sind in Kopie sogar an den Behindertenbeauftragten des Bundes gegangen. Sie zwingen uns jetzt von dem bestehenden Verfahren des Umsetzens in einem Flughafen eigenen Rollstuhl abzurücken. Daher bitten wir Sie ab sofort, alle Fluggäste, die mit eigenem Rollstuhl anreisen, auf den Besitz des Rollstuhls beharren, nicht mehr umzusetzen.“

Das ist jetzt aber schon zwei Jahre her und ich war zwischenzeitlich nicht wieder da. Ich hoffe, die erinnern sich noch an ihre eigenen Anweisungen. Ich habe den Brief vorsichtshalber mal ins Handgepäck gesteckt – zur Gedächtnisstütze für die Mitarbeiter.

Senfparkplatz

Dieses und andere Blogs werden in wenigen Jahren in die Eigentümerschaft von Ehrensenf übergehen. Behindertenparkplatz heißt dann Senfparkplatz- so jedenfalls die Vision von Wortfeld. Respekt, richtig klasse gemacht!

Film und Text: Alexander Svensson
Sprecher/Ton: Jo Larsson

Inspiriert durch EPIC

Ende der Jahrestagung

Die Jahrestagung des Netzwerk Recherche (nr) ist zu Ende. Ich konnte nicht mehr mitbloggen, denn es gab weder Steckdosen noch WLAN und nach 2 1/2 Stunden war der Akku meines Notebooks leer. Ich habe noch eine Diskussion über die Rolle der Nachrichtenagenturen gehört. Weitere Diskussionsrunden drehten sich um Kartellrecht und Medienjournalismus. Ein großes Thema war der aktuelle BND-Skandal. Ein Teil der Protagonisten war anwesend. Leider wiederholte sich vieles, was schon am Vorabend gesagt wurde. Trotzdem war das mit die interessanteste Runde.

Was habe ich auf der Jahrestagung gelernt? Quellenschutz ist wichtig, Quellenschutz ist wichtig, das Mediengewerbe treibt manchmal komische Blüten und Quellenschutz ist wichtig. Also nichts, was ich nicht auch schon vorher gewusst hätte. Bedauerlich finde ich, dass das nr die Blogs entweder ignoriert oder verteufelt statt sich mal damit auseinander zu setzen, was Blogs für die Recherche bedeuten. Außer Bildblog gilt keines als hoffähig und dennoch hatte ich den Eindruck, dass viele das Projekt und die Macher ein wenig belächelten. Schade.

Diskussion um Lobbyismus

Viel interessanter als die Diskussion um den Medienkodex verläuft die Diskussion um Lobbyismus. Es moderiert Leo Busch von n-tv. Auf dem Podium sitzen Jürgen Hogrefe von EnBW, Ulrich Müller von Lobbycontrol, Thomas Leif vom Netzwerk Recherche und Hermann Hofmann von Pro Generika e.V.

Hogrefe spricht davon, dass Lobbyisten die Arbeit von Beamten in den Experten in den Ministerien unterstützen – dem Gemeinwohl zu liebe. Ja, das Wort Gemeinwohl fiel wirklich. Der Fall Röttgen ist Thema und natürlich die Gesundheitspolitik. Leif fürchtet eine Gefahr für die Demokratie. Dies sei auch nicht im Interesse der Industrie. Sorry, war so spannend, da habe ich lieber zugehört als gebloggt.

Was mir auffällt ist, dass Themen wie Blogs, Wikis, etc. mit Ausnahme der lobenden Erwähnungen des Bildblogs wenig erwähnt werden. Manchmal fällt im Halbsatz ein Spitze dagegen, ständig mit dem klassischen Vorwurf Blogger recherchierten nicht. Ich muss sagen, manche Journalisten offensichtlich auch nicht, wenn sie solche Pauschalurteile fällen.

Diskussion um Medienkodex

Das Netzwerk Recherche (nr) hat vor einigen Monaten einen Medienkodex veröffentlicht. Insbesondere das „Gebot“ „Journalisten machen keine PR“ hat zu umfangreichen und zum Teil scharfen Diskussionen geführt. Bei der Jahrestagung des Netzwerks Recherche sitzen jetzt einige der Diskutanden zusammen: Lutz Tillmanns von Deutschen Presserat, Eva Kohlrusch von Journalistinnenbund, Sebastian Esser von der Zeitschrift V.i.S.d.P. und Professor Rainer Burchardt vom Netzwerk Recherche. Es moderiert Peter Grabowski, ebenfalls Netzwerk Recherche. Ich werde diesen Beitrag im Laufe der Diskussion aktualisieren.

Rainer Burchardt hat zu Beginn erläutert, die Formulierung „Journalisten machen keine PR“ sollte unmissverständlich sein.
„Es sind nicht nur jüngere Kollegen, die uns nach Leitlinien fragen, es sind auch ältere.“ Burchardt kündigt an, er werde diesen Kodex verteidigen. „Der Kodex war überfällig“. Er meint, das Berufsbild der Journalisten sei ziemlich verhunzt. Der Kodex des nr sei nicht auf dem „Olymp irgendwelcher Hohenpriester unseres Gewerbes“ entstanden. Er findet die Sanktionsmöglichkeiten des Deutschen Presserats zu schwach.

Sebastian Esser sagt, natürlich müsse es eine journalistische Ethik geben. Natürlich sei es zu begrüßen, dass es eine ethische Diskussion gibt. „Du sollst nicht Töten“ sei viel einfacher zu befolgen als „Journalisten machen keine PR“.

Stellungnahme Eva Kohlrusch habe ich verpasst, weil ich gerade mit der Technik kämpfte.

Lutz Tillmanns meint, der Kodex des nr sei therorielastig. Der Pressekodex des Presserats sei praxisorientiert, habe sich aus der Beschwerdearbeit herausgebildet. Er verstehe sich als Regeln für guten Journalismus.

Sebastian Esser meint, obwohl in seinem Verlag Zeitungen für PR-Leute und Lobbyisten erscheint, arbeite er unabhängig. Grabowski wird sarkastisch und verlässt ein bisschen die Moderatorenfunktion, finde ich. Vielleicht wäre es besser gewesen, einen neutraleren Moderator auf dieses Podium zu setzen.

Eva Kohlrusch kritisiert die Aussage von einer anderen Diskussion „Ein Journalist, der PR macht, ist anschließend nicht mehr brauchbar“. Sie kritisiert das Vokabular. Sie verstehe den Satz „Journalisten machen keine PR“ nicht.

Rainer Burchardt meint: „Zugeben, der Begriff PR ist unscharf. Ich mache keinen großen Unterschied zwischen Werbung und PR.“ Er zitiert Friedrichs, dass Journalisten sich nicht einer Sache gemein machen sollte. Er spricht vom Einspannen als „PR-Vehikel“. Man sei sich darüber im klaren, dass gegen sämtliche Artikel des nr-Kodex ständig verstoßen wird.

Eva Kohlrusch erzählt, dass sie früher PR gemacht hat und fragt ob sie jetzt „verbraucht“ sei. Burchardt spricht von Grauzonen. Esser spricht von jungen Journalisten, die auch für das ADAC-Magazin schreiben oder andere Kundenzeitschriften. Er sehe nicht, wieso jemand nicht auch mal im Bahn-Magazin schreiben darf, wenn die anderen Einnahmen sonst nicht reichen.

Burchardt meint, er könne das nachvollziehen. Kernproblem sei, das Berufsbild werde verwischt. Dem müsse man entgegen halten, man müsse das Berufsbild wahren. Die Verleger müssten ihren Teil dazu beitragen, dass Journalisten nicht auch noch als „PR-Lümmel“ arbeiten müssten. Esser meint, der Kodex richte sich nicht an die Verleger, sondern an die Schwächsten der Kette. „Warum richtet sich der Medienkodex an das Schwächste Glied der Kette?“

Lutz Tillmanns meint auch, der Kodex greife zu kurz, wenn er sich nur an Journalisten richtet. Man habe mehr davon, wenn Verleger wie beim Presserat Verpflichtungen abgeben. Er hätte auch etwas dagegen, dass jetzt ständig neue Kodexe (was ist die Mehrzahl von Kodex?) entwickelt würden.

Burchardt meint, das sei nicht verboten, einen Kodex zu entwickeln. Man könne sich mit den verschiedenen Organisationen an einen Tisch setzen. Tillmanns erklärt, er sei das erste Mal nach drei Jahren zur Diskussion zum nr-Kodex eingeladen worden.

Jemand aus dem Publikum fragt, warum die neue Techniken eine Gefahr darfstellen.
Rainer Burchardt kritisiert Blogs. Was da an Schrott verbreitet werde, einschließlich Wikipedia, sei unglaublich. Man habe es mit knallharter Ökonomisierung der Ware Information zu tun. (Was das mit Blogs und Wikipedia zu tun hat, verstehe ich gerade nicht.) Die Diskussion dreht sich ein bißchen im Kreis.

Esser wirft dem nr PR vor. Der Medienkodex sei reine PR für das Netzwerk. Burchardt stimmt dem zu. Natürlich sei der Kodex eine Sache, die das nr stärker in die Diskussion gebracht hat.

Kohlrusch fragt, wo fängt PR wirklich an. Sie verstehe den Satz „Journalisten machen keine PR“ nicht. (Es wiederholt sich vieles gerade).

Grabowski bricht die Diskussion aus Zeitgründen ab und fordert dazu auf, sich weiter an der Diskussion um den nr-Kodex zu beteiligen.

Jahrestagung Netzwerk Recheche

Saal mit Publikum

Mathias Döpfner redet über Persönlichkeitsrechte.

Taxifahrer als Experten

Die BBC hat aus Versehen einen Taxifahrer Bewerber als Experten für Apple ins Studio geholt und ihn interviewt. Der wahre Experte saß in der Lobby und musst das Interview, das unter seinem Namen geführt wurde, mit ansehen und erzählt darüber in seinem Blog. Das Interview gibt es bereits online. Ganz großes Kino!

Update: Es war wohl kein Taxifahrer, sondern ein Bewerber, aber die Geschichte bleibt trotzdem lustig.

Die nächsten 10 Jahre

Nachdem ich das Wochenende bis jetzt dazu genutzt habe, mein in erster Linie durch SinnerSchrader entstandenes Schlafdefizit auszugleichen (diese Agenturen arbeiten mit allen Tricks), komme ich jetzt endlich dazu mal einen kleinen Rückblick auf den Kongress mit anschließender Party zu werfen:

  • Klein-Bloggersdorf war gut vertreten – ich kannte auf dem Kongress mehr Blogger als Journalisten
  • Blogger waren es auch, die die Abschlußrunde mit Yahoo nicht ohne das Wort „China“ zu Ende gingen ließen (Danke Johnny!).
  • Die New Economy trägt jetzt Anzug und Krawatte und sieht darin nicht schlecht aus. Die wirklich Erfolgreichen tragen weiße Anzüge.
  • Die Frage „Und was ist das Geschäftsmodell? Wie wollen Sie Geld machen?“ nervt genauso wie vor 8 Jahren.
  • SinnerSchrader hat sich von jetzt auf gleich mit dem Kongress das Tag „Web2.0“ angeheftet und fühlt sich ganz wohl dabei. Ich finde, es steht ihnen auch.
  • Den „Tschakka-Tschakka-Wäbbtuuuouuu“-Vortrag von Andreas Weigend fand ich eher anstrengend. Ich bin dafür zu bodenständig, glaube ich und ich wusste auch schon was Täääääcks und del.icio.us sind.
  • Sehr erfrischend fand ich Johnnys Musikeinlage. Johnny war es auch mit dem ich für Henning zu Mitternacht gemeinsam mit Werner ein Geburtstagsständchen sang.
  • SinnerSchrader ist bereits die zweite Agentur, die ich in Hamburg kenne, die über eine Rollstuhltoilette verfügt. Das ist mal gelebte Barrierefreiheit2.0.
  • Achja, Essen und Getränke waren auch reichlich vorhanden. Man musste auch nicht, wie beim DLD, die Kellner bereits an der Küchentür abfangen (ja, wir waren das), um nicht den Kongress mit leerem Magen zu erleben.
  • Radio Hamburg konnte auf der Heimfahrt kein besseres Lied spielen als „Die perfekte Welle“.
  • Kurzum: Es war richtig nett! Wer wird nächstes Jahr 10?

Coremedia wird 10

Party

…und feiert in der Galerie der Gegenwart (Party Nummer 3 für diese Woche nach United Internet Media und SinnerSchrader)

Das Ich im Internet

Schriftzug Das Ich im Internet