Archiv für 27.2.2006

Weltkarte mit besuchten Ländern

Welkarte mit besuchten Ländern

Thomas‘ Angeberei konnte ich ja nicht unbeantwortet lassen. ;-)
Bei World 66 kann man eine eigene Karte bauen.

IT-Journalisten mit Fahrstuhlliebe

Es gibt einen neuen Trend: IT-Journalisten, die keine Treppen gehen können. Wir sind schon zu zweit – ich bin entzückt! Danke an Peter Glaser, der im SpOn-Interview ein Loblied auf seinen neuen Treppenlift singt. Also, liebe CeBIT-Standbauer, Eventmanager, Pressestellen und PR-Agenturen, den Trend wollt Ihr doch sicher nicht verschlafen, oder?

Für Vielfalt – gegen Diskriminierung

Martin Langeder hat in Österreich den EU-Journalistenpreis „Für Vielfalt. Gegen Diskriminierung“ gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, Martin!

In Pantoffeln zum Gepäckband

Liebe Organisationstalente vom Flughafen Düsseldorf,

stellt Euch vor, ein Flughafen würde von seinen Fluggästen verlangen, die Schuhe beim Check-In abzugeben und die Passagiere müssten stattdessen in Pantoffeln zum Gate gehen. Stellt Euch zudem vor, dass sie den Fluggästen für dieses Prozedere nicht Pantoffeln in ihren Größen geben, sondern alle mit Pantoffeln der Schuhgröße 44 zum Flugzeug schlurfen müssen. Stellt Euch weiter vor, dass sie das nicht nur beim Abflug machen, sondern auch bei der Ankunft. Bei der Ankunft kriegen die Passagiere ihre Schuhe erst am Gepäckband wieder. „Unerhört“ werdet Ihr jetzt sagen. Und „sowas würden wir nie tun“.

Ja, unerhört finde ich das auch. Aber genau das macht Ihr. Nicht mit Passagieren, die Schuhe anhaben, aber mit Rollstuhlfahrern. Denen gebt Ihr den eigenen Rollstuhl nicht am Flugzeug. Nein, nein. Ihr setzt sie in einen flughafeneigenen Rollstuhl. Mit dem müssen sie dann zur Gepäckausgabe rollen bzw. sich schieben lassen. Denn der Rollstuhl ist so schlecht, dass nur wenige selbst mit dem Ding fahren können. Dass das an mehr als 40 Flughäfen, die ich weltweit kenne, ganz anders läuft, interessiert Euch nicht. Rollstuhl ist Rollstuhl, denkt Ihr. Ist aber nicht so.

Die Krankenkassen zahlen zwar immer weniger, aber eines zahlen sie: auf behinderte Menschen angepasste Rollstühle, wenn das denn nötig ist. Und warum? Weil die Krankenkassen, im Gegensatz zu Euch, begriffen haben, dass angepasste Rollstühle zum Beispiel Druckstellen verhindern und viele behinderte Menschen auch nur in ihren eigenen Rollstühlen sitzen können. Für viele Menschen ist es sogar schmerzhaft und äußerst unangenehm, in einem nicht angepassten Rollstuhl zu sitzen. Es ist einfach ein Unterschied, ob jemand einfach aus Altersgründen nicht so weit laufen kann oder querschnittgelähmt ist, MS oder sonst was hat.

Ihr aber erklärt mir, dass das alles Sicherheitsgründe habe. Sehr interessant. Worin liegt denn das Sicherheitsrisiko, wenn Ihr mir meinen Rollstuhl, der immerhin schon von Hamburg nach Düsseldorf im Flugzeug war, ans Gate bringt? Meint Ihr ernsthaft irgendwer kommt auf die Idee und fliegt von Hamburg nach Düsseldorf mit Sprengstoff im Rollstuhl und lässt das erst in Eurem schönen Flughafen hochgehen? Einen Eurer Mitarbeiter mit dieser Frage konfrontiert antwortete der: „Ja, aber dann müssen wir den die Treppe hochtragen.“ Richtig. Das müsst Ihr dann auch. So machen das tausende Flughäfen auf der Welt. Ich bin zuversichtlich, dass das auch Eure Mitarbeiter schaffen. Aber Ihr habt sogar noch etwas, was viele andere Flughäfen nicht haben: Fahrstühle zu den Gates in nächster Nähe. Da könnte man die Rollstühle sogar einfach hochfahren.

„Aber der Check-In?“ werdet Ihr jetzt sagen. Wisst Ihr, dass Eure Kollegen in Hamburg, München und anderswo so kleine lustige Staubsauger haben? Damit saugen sie den Rollstuhl ab, legen den Staub unter ein Mikroskop und sehen sofort, ob ich auf Sprengstoff sitze. Das ganze dauert 2 Minuten. Warum in aller Welt schafft Ihr das nicht? Warum laßt Ihr die behinderten Fluggäste in Pantoffeln zum Gate? In Schuhgröße 44?

Habt Ihr eigentlich schonmal vom Behindertengleichstellungsgesetz gehört? Und von der neuen EU-Verordnung, die behinderten Reisenden mehr Rechte einräumt? Nein? Na gut. Mein Anwalt wird Euch das jetzt in aller Ausführlichkeit erklären. Vielleicht versteht Ihr dann, warum es eine bodenlose Frechheit ist, Rollstuhlfahrern die eigenen Rollstühle wegzunehmen.

Willkommen in Düsseldorf

Palme in der Kö-Galerie

Flugbuchung

Ich: „Ich habe im Internet einen Flug gebucht und möchte gerne anmelden, dass ich Rollstuhlfahrerin bin – WCHC.“

WCHC ist der internationale Code für Passagiere, die nicht laufen können.

Hotline: „Was ist denn die Buchungsnummer?“

Ich nenne die Buchungsnummer.

Hotline: „Trifft die Angabe WCHC auch auf den Rückflug zu?“

Ich: „Ich rechne nicht damit, dass in Düsseldorf ein Wunder passiert.“

Blogroll

Ich habe die Disability Blogroll aktualisiert. Einige Blogs sind rausgeflogen, weil sie nicht mehr existieren. Neu aufgenommen wurden: Der zweite Aufguß, Beyond the ramp, Disabled Hands, Deaf Today, In the name of the quad, Jochens Weblog, Konkurrenzlos-oder.net, Marmiteboy on toast, MyHandicap, Nikos Weblog, Ragged Edge Online, Sarinas Blog, The Handicapped Computerist und Wheelz Life Notes.

Warum ich die Berliner mag

Wir haben in Sydney in einem Restaurant richtig gut thailändisch gegessen und hatten Lust, auch in Hamburg thailändisch essen zu gehen. Nun gibt es in Hamburg nicht so wahnsinnig viele thailändische Restaurants, aber am Gänsemarkt wurden wir fündig. Leider war das Restaurant schon relativ voll und auf diversen freien Tischen standen Reservierungsschilder.

Zuerst ignorierte man uns als wir reinkamen. Dann irgendwann erbarmte sich doch jemand, und fragte, ob wir reserviert hätten und sagte dann, als wir die Frage verneinten, es sei nichts mehr frei. Ich hatte in dem Moment schon eine leise Vorahnung, dass irgendwas nicht stimmte. Aber okay, wir wollten schon den Rückzug antreten als ein Mann mit starkem Berliner Dialekt sagte: „Sie können sich zu uns setzen, wenn sie wollen.“ Wir nahmen das Angebot gerne an.

Es war das erste Mal, dass mir das in Hamburg passierte – und ich lebe jetzt 10 Jahre hier. Ich habe sehr schnell gelernt, dass es in Hamburg nicht üblich ist, sich zu fremden Leuten an den Tisch zu setzen – zumindest nicht im Restaurant. In Süddeutschland geht das eher. Und in Berlin offensichtlich auch.

Am Gesicht der Bedienung war geradezu abzulesen, was sie von dem Berliner Angebot an uns hielt: Nichts. Und mein komisches Gefühl verwandelte sich in Gewissheit als sie dem Paar, das direkt hinter uns wartete sagte, sie hätte einen Tisch für sie. Und auch die blockierten Tische wurden an dem Abend nicht alle besetzt. Wir ließen uns aber gar nicht verunsichern und bestellten. Das Berliner Paar hatte schon vor unserer Ankunft bestellt, was aber nicht dazu führte, dass sie ihr Essen eher bekamen als wir. Im Gegenteil. Als wir schon bei der Hauptspeise waren, warteten die Berliner noch auf ihre Vorspeise. Die Bedienung strafte uns auch den ganzen Abend mit Nichtbeachtung. Es gipfelte dann aber darin, dass die Berlinerin einen Nachtisch bekam, bei dem die Soße sauer war.

Wir hatten jedenfalls einen großen Spaß mit unseren netten Nachbarn. Wenn doch nur mehr Hamburger öfter mal einen Platz an ihrem Tisch anbieten würden, wenn nichts mehr frei ist (oder so getan wird).

Achja, und wer einen gutes thailändisches Restaurant (in Hamburg und anderswo) kennt, darf es mir gerne verraten. Ich möchte die Besitzer nicht ein weiteres Mal mit meiner Anwesenheit belästigen.

Urlaubsende

Ja, auch der längste Urlaub muss einmal zu Ende gehen und ich war heute nach sechs Wochen wieder arbeiten. Ganz ohne Schreiben habe ich es aber dann doch nicht ausgehalten in den vergangenen Wochen. Aber auch schön zu sehen, dass sich gar nicht so viel ändert, wenn man mal längere Zeit nicht da ist. Aber man merkt, dass die CeBIT vor der Tür steht: Ich habe heute mehr als 1500 Mails gelöscht (und die meisten davon vorher gelesen).

Zurück aus Wien

Ich habe eine kleine Blogpause eingelegt, weil ich in den vergangenen Tagen in Wien war und das Wetter keine Lust aufs Mobloggen gemacht hat.

An der Uni Wien habe ich mich meine Dissertation angemeldet, das heißt, ich habe es versucht. Österreich hat derzeit ein Thema auf den Titelseiten der Zeitungen: Deutsche Studenten nehmen den Österreichern die Studienplätze weg. Nun soll es eine Quote richten – zumindest in bestimmten Fächern. Es ist allerdings fraglich, ob die EU diese Idee so toll findet. EU ist EU – mitgehangen, mitgefangen. Ich bin ja nun schon stolze Besitzerin eines Diploms und will ja „nur“ promovieren. Man wird mich also lassen. :-)

Ich war also das erste Mal in meinem Leben in einem Studentensekretariat für Ausländer. Und man fühlt sich wirklich richtig ausländisch – vor mir stand jemand aus der Türkei, hinter mir eine Frau aus Ghana. Das Zimmer für ausländische Doktoranden war schon gar nicht besetzt. So musste ich zu den Studienanfängern – den ausländischen natürlich. An der Uni Wien ist das schon räumlich getrennt: Österreicher gehen in den Flur nach rechts, Ausländer geradeaus weiter. Nur Rollstuhlfahrer dürfen den Treppenlift bei den Inländern nutzen und dann den Flur wechseln.

Während die „Bildungsinländer“ Ruckzuck in das für sie vorgesehene Zimmer durften, dauerte das bei uns Ausländern länger. Irgendwann war ich dran. Ich kam in ein Großraumbüro mit x Schreibtischen. Hinter jedem Schreibtisch saß ein Uni-Mitarbeiter, auf der anderen Seite Studenten aus der ganzen Welt. Der Mann hinter meinem Schreibtisch war nur mit Mühe dazu zu bewegen, aufzuschauen. Meinen Gruß erwiderte er nicht. Er schrieb die ganze Zeit SMS während er mit mir sprach. Ich bombadierte ihn mit Fragen: „Muss ich mein Diplom wirklich im Original einreichen?“ – „Ja.“ – „Reicht nicht eine beglaubigte Kopie?“ – „Doch.“ – „Kann ich das postalisch machen?“ – „Ja.“ – „An wen schicke ich die Unterlagen?“ etc.

Er sagte mir noch, dass ich eine notarielle (!) Vollmacht erteilen muss, wenn jemand anderes als ich die Unterlagen abholen soll. Für die Notargebühr kann ich auch schnell einen Flug nach Wien buchen, dachte ich noch so bei mir. Mindestens sechs Wochen benötige man für die Einschreibung. Ok, bis dahin ist auch das Wetter wieder besser und ich bin ja auch ganz gerne in Wien.