Archiv für 11.9.2005

Fünf Fragen am 11. September

Gimme5

1. Hast du Freund(e) im Ausland?
Ja, auf der ganzen Welt.

2. Wenn ja, welches Land davon liegt am weitesten weg?
China zum Beispiel.

3. Woher kennst du ihn/sie?
Ich habe ihn bei einer Konferenz in Oslo kennen gelernt.

4. Hast du ihn/sie schonmal besucht oder planst du, ihn/sie zu besuchen?
Ja, ich war in Hongkong. Da waren wir gemeinsam Dim Sum essen.

5. Könntest du dir vorstellen, auch in diesem Land zu leben?
In Hongkong schon, MainlandChina kenne ich nicht.

Netzwerk Recherche III

Das Netzwerk Recherche veranstaltet wieder ein Seminar. Es richtet sich mal wieder nur an Journalisten, die laufen können. Es ist das dritte Seminar innerhalb von neun Monaten, an dem ich nicht teilnehmen kann, weil es in nicht barrierefreien Räumlichkeiten stattfindet. Ich habe den Verein bereits zwei Mal darüber informiert, dass ich gerne an ihren Seminaren teilnehmen würde. Sogar Mitglied würde ich werden. Es wurde mir jedes Mal versprochen, dass es beim nächsten Mal klappt. Und jetzt kann ich wieder nicht hin.

Aber ich habe einen super Themenvorschlag für die nächste Recherche: Vielen behinderten Menschen werden in Deutschland durch mangelhafte Strukturen und Ignoranz die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten verwehrt. Wer ist dafür verantwortlich? Was müsste passieren, damit sich das ändert? Und was hat das Behindertengleichstellungsgesetz mit der finanziellen Förderung nicht barrierefreier Veranstaltungen durch Einrichtungen des Bundes zu tun?

Die IFA aus Sicht eines Rollstuhlfahrers

Die Netzwelt hat einen ungewöhnlichen Artikel über die IFA geschrieben. Ein nicht behinderter Journalist hat sich einen Tag in den Rollstuhl gesetzt und beschrieben, was er so erlebt hat – und ich muss sagen, es ist gelungen.

Ich war eigentlich auch für den Sony-Standrundgang, den er beschreibt, eingeteilt, hatte aber in weiser Vorahnung extra gebeten, den Termin mit jemandem tauschen zu können. :-)

Schade, dass er nicht, wie ich, versucht hat, den Presse-Shuttle zu benutzen (riesen Stufe, kein Stellplatz und Diskussionen mit den Fahrern). Aber auch ein Lob an die Messe: Das Pressezentrum hatte eine Rollstuhltoilette. Das sieht auf der CeBIT schon ganz anders aus. Und auch wenn die Wege ewig lang sind und ich nach drei Tagen IFA sechs Blasen an den Fingern hatte: Man kommt auch als Rollstuhlfahrer überall hin – von ein paar Ständen abgesehen. Das Hauptproblem für mich auf der IFA sind keine baulichen Gegebenheiten, sondern das Verhalten der Leute. Das hat der Gelegenheits-Rollifahrer schon sehr treffend beschrieben. Aber ich kann herzlich über jede Messehostess lachen, die mir sagt, ich sei falsch, denn „hier findet eine Pressekonferenz statt“. Wenn ich sie dann aufkläre, dass ich Redakteurin etc., versinken sie meist im Boden und ich habe ein bisschen das Gefühl, die Welt verändert und Horizonte erweitert zu haben.

Hotelbuchung

Ein Hotelzimmer zu buchen ist ansich ziemlich einfach – ein rollstuhlgerechtes Hotelzimmer zu buchen ist nicht ganz trivial – die Hotels machen es einem nicht leicht.

Wir sind am Wochenende auf einer Hochzeit in Neuss eingeladen. Neuss hat eine nicht kleine Auswahl an Hotels. Auch große Ketten sind vertreten. Nur die wenigsten Hotels sind barrierefrei.

Zuerst versuchte ich mein Glück beim Dorint-Novotel. Hürde Nummer 1 ist schonmal, dass ich barrierefreie Zimmer selten online buchen kann – zumindest nicht ohne Risiko. Sie werden vom Buchungssystem nicht angezeigt und es gibt nicht viele von ihnen pro Hotel (von den mehr als 200 Zimmern hat das oben genannte Hotel nach eigenen Angaben ein einziges rollstuhlgerechtes Zimmer). Ich kann also nicht wissen, ob ein rollstuhlgerechtes Zimmer wirklich frei ist. Ich muss fast immer anrufen und nachfragen. So auch diesmal. Aber dieses Hotel ist wieder eines, wie es sie bei der Accor-Gruppe leider viele gibt: Es gibt nur ein rollstuhlgerechtes Einzelzimmer. Wir reisen aber zu zweit und wir haben auch nicht vor, getrennt zu wirklich wahnsinnig entspannend schlafen. Wenn man nur ein rollstuhlgerechtes Zimmer hat, muss dieses doch logischerweise ein Doppelzimmer sein. Als Einzelzimmer kann man es doch immernoch anbieten. Wer so baut, verliert Gäste. Wir wohnen jetzt stattdessen bei der Konkurrenz – im Holiday Inn.

Aber auch da verlief die Buchung nur mit Tücken. Ich konnte nicht, wie in den USA, das rollstuhlgerechte Zimmer online buchen. Wieder musste ich anrufen. Da ich aber nicht online buchen kann, wollte man 15 Euro mehr für das Zimmer. Denn: Online-Raten gibt es nur im Internet. Haha, selten so gelacht! Wäre das Antidiskriminierungsgesetz nicht gekippt worden, wäre das ab Januar untersagt. Das ist nämlich eine Benachteiligung behinderter Kunden. Bislang ist das aber rechtlich okay und das wird wohl auch erstmal so bleiben.

Natürlich habe ich mich nicht darauf eingelassen, 15 Euro mehr zu bezahlen. Stattdessen habe ich jetzt online ein Standardzimmer gebucht und als Hinweis in die Buchung geschrieben, dass sie ein rollstuhlgerechtes Zimmer buchen sollen. Dass das Zimmer frei ist und sogar über ein Doppelbett verfügt, weiß ich seit dem Anruf ja. Jetzt darf nur niemand den Hinweis übersehen…

Schild in einer Rollstuhltoilette

Hinweisschild, dass die Spülung nur mit dem Fuss zu bedienen ist
Gesehen bei Dunkin Donuts am Bahnhof Zoo in Berlin

Gestern

Eigentlich hätte ich gestern schon umkehren müssen als der Fahrstuhl zum Gleis defekt war, auf dem mein Zug nach Berlin einfahren sollte. Das war kein gutes Omen und so ging der Tag weiter. Bereits im Zug war ich einem Anfall nahe als ich meine Hirnzellen nicht dazu brachte, mir die richtige PIN für meine UMTS-Karte auszuspucken. Ich stellte mich auf eine IFA-Berichterstattung ohne UMTS-Karte ein. Musste ich halt immer zurück ins Messebüro, um meine Meldung abzusetzen. Als ich vor dem Netzwerkkabel stand bemerkte ich, dass ich nicht nur meine PIN, sondern auch den Portreplikator vergessen hatte. Das ist ein Teil, das ich brauche, um mein Subnotebook ans ein Netzwerkkabel anzuschliessen. Ich wäre am liebsten wieder ins Bett gegangen. Als dann noch der erste Termin völlig chaotisch ablief, dachte ich, ich sei vom Pech verfolgt.

Aber heute sieht die Welt schon wieder anders aus: Ich habe meine PIN wieder, eine Bekannte hat sie in einem Ordner zu Hause rausgesucht. Und auch der Portreplikator ist in Berlin – ein Lob auf die Transportwirtschaft mit ihren Kurierdiensten. Nur ein bisschen kühler könnte es sein, wir gehen hier ein.