Archiv für 31.8.2005

Ruhe vor dem Sturm

IFASchriftzug vor der Messe

Frage des Tages

Liebe Bahn,
warum muss ich mich Tage vorher anmelden, wenn mein Zug dann doch auf einem Gleis einfährt, bei dem der Fahrstuhl ausser Betrieb ist?

Ab zur IFA

Blick aus dem Zugfenster

Kanzlerduell nicht in Gebärdensprache

Der Fernsehsender Phoenix setzt sich für Gebärdensprache beim Wahlduell ein und scheitert an den Privatsendern.

Zufall oder nicht? Vorausgegangen war eine Mailaktion des Deutschen Gehörlosenbundes an die Fernsehsender und die Politik. Vielleicht haben diese Briefe dem Sender in der Argumentationslinie für die Übertragung des Kanzlerduells ein wenig geholfen. Es zeigt aber, dass die Behindertenverbände durchaus Gehör finden, wenn sie die gleichen Interessen wie ein Big Player haben. Es stellt sich zudem die Frage, warum die Privatsender, wenn sie sich denn an Phoenix stören, nicht gleich selbst Gebärdenspracheinblendungen machen.

Und nebenbei: Google News liefert derzeit 40 Artikel zum Thema Gebärdensprache. Danke Phoenix!

Google Talk spricht nicht mit jedem

Manchmal möchte ich gerne Leute herbeamen können. Heute abend hätte ich gerne mal die versammelte Google-Entwicklungsabteilung in mein Arbeitszimmer gebeamt, um ihnen mal zu zeigen, in welch skurile Situationen ihre Software die User bringt. Nur mit Hilfe von Skype konnte ein blinder Freund Google Talk überhaupt starten. Ich wollte zusammen mit ihm Google Talk testen und wir waren auch noch guter Dinge als die erste Hürde auftrat: Das Captcha, dessen Buchstabenfolge abgelesen und eingeben werden muss, bevor die Software startet. Er schaffte es, mit der Anleitung, die ich ihm via Skype gab, einen Screenshot zu machen und mir zu mailen. Ich schickte ihm dann via Skype, das ziemlich gut mit der Sprachausgabe funktioniert, das Captcha-Wort von Google Talk. An der Hürde Windows 98 scheiterten wir allerdings. Google Talk läuft nicht unter Windows 98 – im Gegensatz zu Skype (wenn auch nicht offiziell).

Nun wollte ich aber doch wissen, ob Google Talk unter Windows XP mit Sprachausgabe läuft, wenn man das Captcha-Problem gelöst hat. Fehlanzeige. O. und ich haben es getestet. Meldungen verschicken funktioniert einigermassen, ein Gespräch noch einmal nachzulesen, zu scrollen etc. geht nicht. Auch Anrufe zu tätigen ist eher Glückssache. Die Knöpfe sind nicht per Tab zu erreichen und werden auch nicht vorgelesen. Einen Anruf blind anzunehmen, scheiterte ebenfalls. Kurzum: Das Programm ist so mit Sprachausgabe nicht nutzbar. Damit bleibt Google Talk, was die Barrierefreiheit betrifft, weit hinter Skype zurück.

Fünf Fragen am 28. August

Gimme5

1. Was hörst du lieber: Pop oder Rock?
Beides. Kommt auf meine Stimmung an.

2. Nenne einen Lieblingssänger.
Emilio Regueira Pérez.

3. Nenne eine Lieblingssängerin.
Judith Holofernes.

4. Wie heisst die unbekannteste Band, die du kennst?
The Brothers

5. Wozu tanzt du am liebsten?
Ich tanze für mein Leben gern. Da muss die Musik schon sehr schlecht oder die Tanzfläche nur über Stufen erreichbar sein (hatte ich diese Woche leider schon *grummel*), damit ich nicht tanze. Rock, Pop, alles egal. Latin ist auch nicht schlecht.

JoNet-Tag

Anmelden, Marsch Marsch…
Blogger? Blattmacher? Bestseller? jonet-Tag 2005

Schule

Neun Jahre ist es jetzt her, dass ich mein Abitur gemacht habe – nach dem Besuch eines regulären Gymnasiums, einer regulären Grundschule und zwei stinknormalen (okay, eines katholischen und eines evangelischen) Kindergartens. In gewisser Weise dachte ich auch, dass das normal ist. Ich habe lange Zeit gedacht, dass alle behinderten Schüler auf ganz normale Schulen gehen wie ich – bis ich auf einer Freizeit andere behinderte Kinder traf, die auf eine Körperbehindertenschule gingen. Aber auch da dachte ich noch, das sei eine Minderheit. Als ich an die Uni kam, dachte ich, jetzt treffe ich all die anderen rollstuhlfahrenden, nix sehenden oder nix hörenden Leute, die bislang andere normale Schulen besucht haben. Aber die Ausbeute war relativ gering. Obwohl die Uni Hamburg 45 000 Studenten hat, wimmelt es da nicht an behinderten Studenten. Im Gegenteil, ich fiel nicht nur in der Schule, sondern sogar an der Massenuni auf.

Nur 9 Prozent aller behinderten Schüler in Deutschland werden integrativ beschult, das heißt sie gehen in die Schule, in die auch der Nachbarsjunge geht. Es gibt Körperbehindertenschulen, Gehörlosenschulen, Schwerhörigenschulen, Blindenschulen, Schulen für Sprachbehinderte… Ein riesen System! Und die wenigsten finden aus diesem System den Weg zum Abitur oder sogar an die Uni. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele dieser Schulen bieten schonmal gar kein Abitur an. Wer wirklich Abitur machen will, muss sich irgendwie zu einer Schule durchkämpfen, die Abitur anbietet. Oft heißt das Internat. Es wird auch vielfach selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Eltern grundsätzlich bereit sind, das behinderte Kind im hunderte Kilometer entfernten Internat zur Schule zu schicken, statt im Nachbarort. Gefragt werden sie übrigens in den wenigsten Fällen. Im Gegenteil, Eltern, die ihr Kind in eine Regelschule schicken wollen, müssen kämpfen bis zum Umfallen. Sie müssen eine barrierefreie Schule finden, einen Schulleiter, der das mitmacht, ist das Kind auf Assistenz angewiesen entweder selber zahlen oder wieder kämpfen. Einen Rechtsanspruch gibt es in den meisten Bundesländern nicht.

Neun Jahre habe ich also keine Schule mehr von innen gesehen und ich dachte während meiner Abizeit, dass in zehn Jahren schon viel mehr behinderte Schüler ganz normal wie ich zur Schule gehen können. Tsja, da habe ich mich wohl geirrt. Denn warum finden im Jahr 2005 immernoch Tagungen wie diese statt?

Die Gesellschaft schadet sich, meines Erachtens, selbst, wenn sie behinderte Kinder in Sonderschulen schickt. Wie soll eine Gesellschaft lernen mit behinderten Menschen umzugehen, wenn sie sie frühstens im Beruf kennenlernt? Eine Personalchefin, die einen Klassenkameraden hatte, der im Rollstuhl saß, wird viel eher einen Rollstuhlfahrer einstellen als jemand, der als Personalchef Berührungsängste hat.

Mir hat es enorm geholfen, dass ich von Kind an gelernt habe, mich in einer nicht behinderten Umgebung durchzusetzen, Barrierefreiheit einzufordern und in einem nicht behinderten Umfeld zu meiner Behinderung zu stehen. Schwimmen lernt man auch nicht auf dem Trockenen. Und nach der Schulzeit den Umgang mit nicht behinderten Leuten zu lernen, ist schwer. Dabei geht es gar nicht um Anpassung, sondern darum, sich durchzusetzen.

Wer behinderte Kinder von Anfang an ausgrenzt, in dem man sie separiert, der darf sich nicht wundern, wenn später die Integration nicht klappt. Und vielfach kommt dann das Argument, dass man behinderte Kinder vor der „Grausamkeit“ der anderen Kinder schützen will. Das impliziert, dass Erwachsene später weniger grausam sind. Mitnichten. Aber man ist viel besser im Training, wenn man den grausamen Erwachsenen schon als Kind begegnet ist. Und die Kinder sind vielfach gar nicht so schlimm, wie einige meinen. Außerdem: Wenn es normaler wird, dass auch behinderte Kinder in der Schule sind, verliert sich auch der Sonderstatus in der Schule.

„Ja, bei Dir ist das was anderes,“ höre ich manchmal, insbesondere von der Spezies der Sonderpädagogen. Ich kann dem nur widersprechen. Es ist die klassische Huhn-Ei-Frage. Nicht, weil ich selbstbewusst bin, bin ich in der Regelschule nicht untergegangen. Ich bin dort selbstbewusst geworden und zweifele daran, ob ich das in der Sonderschule geworden wäre.

Maria und Jesus

Aus einer Rundmail: „Leider mußten wir Anfang dieser Woche erfahren, dass Maria und Jesus (…) Ihr Restaurant schließen.“ Was wohl Josef dazu sagt?

Fünf Fragen am 17. August

Gimme5

1. Kino: Die ganze Werbung am Anfang oder in der Mitte?
Am Anfang natürlich, sonst kann ich gleich Fernsehen schauen.

2. Welchen Film hast du dir zuletzt angesehen?
Äh, ist schon länger her. Ich gehe im Sommer viel seltener ins Kino als im Winter. Ich glaube es war im Mai in New York und wir haben „Die Dolmetscherin“ gesehen.

3. Welchen Film hast du mal fast alleine im Kino gesehen?
Vom Fliegen und anderen Träumen, trotzdem einer meiner Lieblingsfilme.

4. Lieber Kino oder DVD?
Kino. Ich schaue so gut wie nie DVD, außer ich muss den Film vorab besprechen und es gibt keine Pressevorführung.

5. Welchen Film würdest du gerne (normal) auf der Kinoleinwand sehen?
Ocean’s Eleven. Habe ich nur im Flugzeug und später auf DVD gesehen.