Archiv für 31.3.2005

Das Meer in mir

Normalerweise ist die Botschaft eines Filmes für alle verständlich. Bei „Das Meer in mir“ scheint das definitiv nicht so zu sein. Zumindest habe ich den Eindruck, dass ich in meinem Umfeld die Einzige bin, die die Botschaft „Barrierefreiheit schafft Lebensqualität“ in diesem Film entdeckt hat.

Der Inhalt in Kurzfassung: Ramon Sampedro hat Anfang 20 einen Badeunfall und ist seitdem ab Hals querschnittgelähmt. Er liegt den ganzen Tag im Bett, einen Rollstuhl lehnt er ab. Das erinnere ihn zu sehr an den Rest der Freiheiten, die er früher hatte. Sein Bruder, seine Schwägerin und sein Neffe kümmern sich um ihn. Er lebt in seinem Zimmer im 1. OG eines alten Hauses mit Wendeltreppe. Ramon hält sein Leben für „unwürdig“, wie er sagt, und kämpft vor Gericht für die aktive Sterbehilfe. Ohne Erfolg. Mit Hilfe von Freunden nimmt sich Ramon mit Zyankali das Leben. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte.

Schon zu Beginn des Films wird klar und deutlich gesagt, dass er einen Rollstuhl ablehnt. Damit schränkt er seine Möglichkeiten mehr ein als notwendig. Als ihn ein Pfarrer, der selbst nur noch den Kopf bewegen kann, besuchen kommen will, scheitert das daran, dass der Rollstuhl zu breit für die Wendeltreppe ist. Die tragisch-komische Szene führt dazu, dass ein Assistent des Pfarrers die Botschaften der beiden vermitteln muss. Er rennt zwischen beiden hin und her. Im Gegensatz zu Ramon ist der Pfarrer, trotz ähnlicher Behinderung, mobil, kommt mit dem eigenen Auto, das seine Assistenten fahren und er hat Assistenz. Ramon dagegen ist auf seine Familie angewiesen, die die Pflege zwar ganz selbstverständlich leistet, aber dafür selbst zurückstecken muss.

Ramon bemängelt seine fehlende Intimsphäre – er kann wirklich nichts alleine machen. Er hat keinen E-Rolli, den lehnt er ja ab. Das heißt, er kann sich nicht alleine bewegen, nicht alleine sein. Er hat keinen Computer – im Gegensatz zu seinem Neffen. Er lässt den Neffen tippen statt selbst den Computer zu nutzen.

Ich habe noch nie einen Film gesehen, bei dem so viele Szenen vorkamen, bei denen ein Rollstuhlfahrer mühselig die Treppe hochgetragen wird. Und ich gebe Ramon recht – das ist entwürdigend. Aber es ist nichts, was man nicht ändern kann. Warum muss ein Querschnittgelähmter im 1. OG mit Wendeltreppe ohne Fahrstuhl leben? Warum findet die Gerichtsverhandlung nicht in einem barrierefreien Gericht statt? Warum muss er zu seiner eigenen Verhandlung getragen werden? Warum ist die Assistenz nicht unabhängig von der Familie gesichert? Warum kann er sich seine Assistenten nicht aussuchen?

Die Antwort auf diese Fragen heißt nicht, weil er behindert ist. Die Antwort lautet, weil sich die Gesellschaft – in diesem Fall die spanische – nicht auf die Bedürfnisse behinderter Menschen eingestellt hat. Vielleicht hat er auch deswegen resigniert und verweigerte, im Rollstuhl durch die Gegend zu fahren. In einer barrierefreien Umgebung macht es Spaß, Rollstuhl zu fahren. Anderswo nicht so sehr.

Was ich sehr bedauere ist, dass viele Kritiker und auch einige Kinobesucher aus dem Film gehen mit dem Gedanken „In seiner Situation kann ich verstehen, dass er sich umbringt“. Kaum jemand sieht, dass diese Situation in erster Linie ein gesellschaftliches Problem ist, kein behinderungsbedingtes. Um das aber aus diesem Film zu schließen – und dazu braucht es eigentlich nicht viel – muss man aber bereit sein, sich einzugestehen, dass man selbst zur Lebensqualität behinderter Menschen beitragen kann und auch Verantwortung diesbezüglich hat: Organisiere ich eine Veranstaltung so, dass alle, die möchten, daran teilnehmen können oder findet die Veranstaltung im 3. OG ohne Fahrstuhl statt? Ist die Kneipe, die ich eröffne, für Rollstuhlfahrer zugänglich oder nicht? Stelle ich als Arbeitgeber behinderte Menschen ein oder nicht? Verkaufe ich meine Dienstleistung auch an behinderte Menschen oder lieber nicht? Ist meine Internetseite barrierefrei oder nicht?

Es gibt im Alltag Tausende dieser Fragen. Wenn sich mehr Menschen diese Fragen stellen würden, würde sich die Lebenssituation behinderter Menschen erheblich verbessern ohne dass die Behinderung oder gar das Leben bekämpft werden müsste.

Paradox

Die Aktion Mensch finanziert die Kampagne „Marsch aus den Institutionen: Reißt die Mauern nieder“. ForseA kämpft mit dieser Kampagne für den Abbau von stationären Einrichtungen für behinderte Menschen und für mehr ambulante Angebote. „Sorgen Sie zusammen mit uns dafür, dass kein Cent mehr für die Aussonderung behinderter Menschen investiert wird“, wirbt ForseA um Unterstützung. Gleich darunter das Logo der Aktion Mensch.

Noch während die Kampagne läuft, gehen Behindertenverbände wie ForseA gerade gegen den Bau eines neuen Behindertenheims in Frankfurt auf die Barrikaden – völlig zu Recht, wie ich finde.
Paradox: Ein Teil der Kosten für das Heim trägt die Aktion Mensch, berichtet die Frankfurter Neue Presse. kobinet schreibt von einer Förderung in Höhe von 271 975 Euro. Somit finanziert die Aktion Mensch eine Kampagne gegen sich selbst. Das hat schon was… :-)

Noch mehr Begeisterung meinerseits käme allerdings auf, wenn die Aktion Mensch diese Einrichtungen gar nicht mehr mitfinanzieren würde. Dann müsste man auch keine Kampagnen dagegen anstrengen.

Terri Schiavo

Der behindertenpolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, Hubert Hüppe, hat im Deutschlandfunk ein sehr interessantes Interview zu dem Ringen um Terri Schiavo gegeben. Er sieht die Wachkoma-Patientin als behinderte Frau und nicht als Sterbende.

Er weist darauf hin, dass niemand sicher weiß, ob Terri Schiavo nicht ein Locked-In-Syndrom hat. Mir ist der Gedanke auch schon gekommen. Mehr zum Locked-In-Syndrom gibt es bei Anama Kristin Fronhoff. Das Buch „Schmetterling und Taucherglocke“ ist ebenfalls sehr lesenswert.

Das „schwache Geschlecht“

„Das Antidiskriminierungs-Gesetz ist ein Diskriminierungsgesetz“, sagt Regina Seidel, Präsidentin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen (VDU), dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Der Entwurf sei nicht mehr zeitgemäß.

Dass nach wie vor die Quote der selbstständigen Frauen (28 Prozent) oder Frauen in Führungspositionen (zehn Prozent) niedrig ist, liegt Seidel zufolge nicht nur an den Umständen: „Es sind in erster Linie die Frauen selbst, die nicht die Energie haben, sich in die erste Reihe vorzukämpfen.“

Da bin ich aber froh, dass angesichts der kampfschwachen Frauen in diesem Land, wenigstens Frau Seidel mit 23 die Firma ihres Vaters geerbt hat und sich nicht in die erste Reihe vorkämpfen musste. Sonst wäre die Quote ja noch schlechter…

60 Fragen

1. Wie spät ist es jetzt?
20:26

2. Wie lautet dein Name, so wie er auf der Geburtsturkunde steht?
Christiane Link

3. Wie lautet dein Kosename?
Habe keinen.

4. Wann hast du Geburtstag?
An Weihnachten

5. Geburtsort?
Mainz

6. Welche Farbe hat deine Hose, die du gerade trägst?
Dunkelblau

7. Dein momentaner Liebessong?
Mamae eu quero (Choopeta) von T-Rio

8. Was hörst du gerade?
Den Ton aus dem Fernsehen (TV-Karte)

9. Welche ist deine Lieblingssendung?
Nachrichten

10. Was ist das letzte, das du gegessen hast?
Bohnen-Mais-Schafskäse-Tomaten-Salat

11. Hast du ein Lieblingstier?
Affen

12. Wenn du ein Buntstift wärst, welche Farbe wärst du?
Blau

14. Wie ist das Wetter gerade?
Es regnet.

15. Wer ist die letzte Person, mit der du telefoniert hast?
Meine Mutter

16.Was bemerkst du als erstes am anderen Geschlecht?
Die Ausstrahlung

17. Wie geht es dir heute?
Ganz gut

18. Was ist dein Lieblingsgetränk?
Bitter Lemon

19. Lieblings alkoholisches Getränk?
Alsterwasser (für die österreichischen Leser: Radler)

20. Bist du gepierct?
Nein

19. Hast du ein Tattoo?
Nein

22. Wie isst du ein Hanuta?
Ich beisse einfach hinein

23. Lieblingssport zum Zuschauen?
Fußball, live: Basketball

24. Welche CD wirst du dir als nächstes kaufen?
Die Neue von „Wir sind Helden“

25. Augenfarbe?
braun

26. Trägst du Kontaktlinsen?
Nein, eine Brille

27. Geschwister und Alter?
Andrea (25)
Matthias (22)

28. Letzter Film, den du geschaut hast?
Alles auf Zucker

29. Lieblingstag im ganzen Jahr?
Ich habe keinen Lieblingstag

30. Bist du zu schüchtern, jemanden zum Essen einzuladen?
Nein

31. Hattest du schon mal einen Autounfall?
Ja, aber immer nur ein kleiner Blechschaden

32. Magst du lieber lustige oder gruselige Filme?
Lustige

33. Dein Lieblingsfilm(e)?
Vom Fliegen und anderen Träumen
Bandits
Keiner liebt mich
Kubaner küssen besser
Ocean’s Eleven

34. Dein liebster Ferienort?
Hongkong

35. Sommer oder Winter?
Sommer

36. Umarmung oder Küsse?
Umarmung

37. Beziehungen oder One Night Stand?
Beziehungen

38. Hast du jemals einen Menschen so sehr geliebt, dass er dich zum
weinen gebracht hat?
Ja

39. An welchem Ort würdest du gerne mal geküsst werden?
Ich erfülle mir diesbezüglich alle Wünsche oder lasse sie erfüllen. :-)

40. Dein liebstes Fast Food Restaurant?
Mc Donalds

41. Dein Lieblingsbuch?
Mit Blindheit geschlagen

42. Deine Lieblings- disco/-kneipe/-café/-bar ?
Hamburg: Café Oktober, Big Easy, Plaza Hamburg
Berlin: Schwarzes Café, Barriton

43. Wie oft bist du schon durch die Führerscheinprüfung gefallen?
Noch nie

44. Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ich wäre schon froh, wenn ich wüsste, wie es bei mir in 10 Monaten aussieht. :-)

45. Von wem war die letzte E-Mail, die du bekommen hast?
Von einem Freund aus Österreich.

46. Bist du jemals für ein Verbrechen bestraft worden?
Nein

47. Was machst du, wenn du gelangweilt bist?
Ich surfe im Internet, lese Blogs oder ein Buch, schaue fern. Mir ist selten langweilig.

48. Welche Phasen sind typisch für dich?
„Das-ist-ja-genial-Phase“, „Das-lass-ich mir-nicht-gefallen-Phase“

49. Welcher Freund/Freundin wohnt am weitesten entfernt?
Elia in Toronto wahrscheinlich

50. Was wäre das Schlimmste, das dir passieren könnte?
Ich habe bis jetzt noch alles gemeistert

51. Wann ist deine Zu-Bett-Geh-Zeit?
Zu spät, meist gegen 0.30 Uhr

52. Was ist im Moment das Beste in deinem Leben?
Meine Partnerschaft

54. Wie sehr liebst du deinen Job?
Sehr. Ich wollte schon immer Journalistin werden.

55. Möchtest du, dass deine Freunde dir antworten?
Hä?

56. In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte aufs Maximum
ausreizen?
Bei IKEA

57. Wer wird am wahrscheinlichsten nicht antworten?
Achso, der Fragebogen wird eigentlich per Mail versandt.

58. Wer wird zuerst eine Antwort auf diese Mail schicken? ?
Ich verschicke die Fragen nicht per Mail.

59. Und wer wird wohl zuletzt antworten?
Wie gesagt…

60. Wie spät ist es jetzt?
20:50

(via Labormaus69)

Vom Kampf und den Windmühlen

Ich dachte, der Mailwechsel mit dem Netzwerk Recherche im Januar hätte sich gelohnt: „Das Netzwerk Recherche habe ich gebeten, ihre Veranstaltungen zukünftig in barrierefreien Räumlichkeiten abzuhalten. Es ist alles eine Frage der Recherche nach barrierefreien Räumen“, habe ich damals in meinem Blogeintrag geschrieben und war ansich sehr zuversichtlich, zukünftige Veranstaltungen besuchen zu können.

Doch diese Rechercheleistung hat das Netzwerk Recherche abermals nicht erbracht. Dieses Seminar hätte mich wirklich sehr interessiert. Ich hätte gerne daran teilgenommen. Doch es findet in den Seminarräumen der Zentrale Fortbildung für ProgrammmitarbeiterInnen von ARD und ZDF in Wiesbaden statt.

Schon einmal wollte ich dort ein Seminar besuchen und weiß daher, dass das mehrstöckige alte Gebäude keinen Fahrstuhl hat, was von der Leiterin der Einrichtung auch zu tiefst bedauert wurde. Da es sich um eine Bildungseinrichtung von ARD und ZDF handelt, finde ich es schon den Hammer, dass die behinderten Mitarbeiter dieser Fernsehanstalten in die Röhre gucken, wenn sie sich da weiterbilden wollen – so wie ich jetzt.

Qual der Wahl

Sieben Kämpfe, die man nicht unbedingt führen muss, die aber häufig geführt werden. Sieben Antworten auf Sieben einfache Fragen von cult7:

1. Tee oder Kaffee?
Tee. Noch lieber Milchkaffee.

2. Wasser oder Cola?
Manchmal Cola, manchmal Wasser. Gerne Wasser mit Kräuterextrakten.

3. Vanille- oder Schokoladen-Eis?
Schoko.

4. Sonne oder Schnee?
Sonne. Sonne. Sonne. Ich habe nach diesem Winter genug Schnee für die nächsten 10 Jahre gesehen.

5. Spinat oder Poree?
Spinat.

6. Kino oder DVD?
Kino.

7. Kind oder Karriere?
Beides.

Webdesigner müssen noch viel lernen

„Die Webdesigner haben gelernt, für Sehbehinderte zu programmieren“, sagt Tim Berners-Lee. In einigen Jahren seien sie auch soweit, Webseiten für Menschen mit mobilen Geräten verfügbar zu machen, zitiert ihn Silicon.

Ich bin da ähnlich optimistisch. Allerdings würde ich nicht sagen, dass die Webdesigner so allgemein bereits gelernt haben, für Sehbehinderte zu programmieren. Zudem programmiert man ja längst nicht mehr für Sehbehinderte, Kopfmaus-Nutzer, Mantafahrer und mobile Endgeräte – sondern für alle. Aber auch das werden die Webdesigner noch lernen. Ich bin mir sicher, dass sich Qualität durchsetzt.

Spielereien

Patchwork bildet Schriftzug Christiane

(Gebaut von Amaztype, gefunden bei Spreeblick)

Originelle Alternativtexte

„Als erster Universalversender bietet OTTO seinen Kunden ab sofort einen weitgehend barrierefreien Web-Shop„, lobt sich das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Nicht nur, dass es sich dabei um eine Sonderversion für behinderte Kunden handelt – barrierefrei bedeutet nicht durch den Hintereingang ins Geschäft zu kommen – auch mit den Alternativtexten ist man „großartig“ umgegangen:

Unter http://www.einfach.otto.de/s/AC?session&a=11883876 einfach mal mit der Maus über die Mitte des Bildes fahren. Selten so einen passenden Alternativtext gesehen. :-)

Update: Auch diese sexy Hose hat einen passenden Alternativtext, zudem ist sie für Sehbehinderte geeignet: „Mit zwei verschiedenen Drucken und in Kontrastfarben.“

Otto-Shop